Sonntag, 28. Juli 2013
Pressefreiheit Made in Germany unter Oberbefehl des Großen Bruders
Von Günter Ackermann
Kommunisten-online vom 22. Juli 2013 – Performance von zwei Künstlern vor dem Generalkonsulat des Imperiums in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt am Main. Die wollten gegen die Schnüffelpraxis der USA protestieren und planten, gegen die Gebäudewand sogar zu schießen: Bilder – mit einer Kanone, einer Lichtkanone.
Auf der Fassade des Konsulats des Imperiums sollte eine Parole gegen die Schnüffelei projiziert werden. Die Sicherheit des freiesten der freien Länder der freien Welt war also akut in Gefahr. Kanonen sind Artillerie und somit gefährlich. Artillerie sind auch Lichtkanonen, Lichtartillerie folglich. Wie gefährlich die sind, kann jeder mehr oder weniger geistig beminderte US-Bürger, folglich auch die im Konsulat, in der Serie Star Wars mitverfolgen.
Aber die beiden Künstler schafften es nicht, den zur „Artillerie“ gehörenden Generator anzuwerfen und die wackeren Amis hatten Angst um ihr Leben.
Ein Sicherheitsbeamter des Konsulats geriet in Panik: „help, police“ schrie er verzweifelt und rannte die Straße herunter. Die „Police“ traf dann auch acht Minuten später ein – mit gezogener Waffe. Polizeisprecher Rüdiger Reges erklärte, die Polizei habe mit dem Schlimmsten gerechnet, also wohl einen Angriff aus der Kanone – äh: Lichtkanone – und, weil offensichtlich ein Anschlag bevor stand, sei „ ein Einschreiten unter größtmöglicher Eigensicherung erforderlich“ gewesen. Also: Schusswaffengebrauch.
Die sich auf der anderen Straßenseite befindenden zwei Kameramänner wurden bedroht mit: „Kamera aus oder wir Schießen.“ Die „Kanone“ war auf einmal nicht mehr gefährlich, sie hatte ja Ladehemmungen, es waren auf einmal nur die Kameras. Ein russischer Kameramann wurde festgenommen, sein – litauischer – Presseausweis für ungültig erklärt, die Kamera beschlagnahmt und er wurde mit der Pistole bedroht.
Die armen Amis, die werden ja auch weltweit diskriminiert und bedroht, ihre Geheimdienste missachtet, ihre Konsulate in die Luft gesprengt – neuerdings sogar mit Lichtkanonen. Würde Goethe heute leben, sagte der nicht:
„Amerika, du hast es besser
als unser Kontinent, der alte,
hast keine verfallenen Schlösser
und keine Basalte.
Dich stört nicht im Innern
zu lebendiger Zeit
unnützes Erinnern
und vergeblicher Streit.“
Nein, niemand liebt Amerika heute. Stimmt nicht, ein Mensch liebt die USA sehr, das Bundesengelchen Angie. Die sagte doch wirklich: „Amerika war und ist unser treuester Verbündeter“. Klar doch, deshalb muss das NSA doch wissen, was hier in Old Germany passiert, was die deutsche Industrie an Neuentwicklungen hat – die der USA muss das doch wissen, aus reiner Freundschaft und überhaupt nur zur Terrorismusbekämpfung.
Zwar, wie auch Frau Merkel treudoof sagte, gelte hier deutsches Recht, das aber bestreiten die Amis nicht und bauen ihrerseits bei Wiesbaden eine neue Abhörzentrale des NSA und in Frankfurt beschließt das USA-Generalkonsulat, dass es bedroht werde und die deutsche Polizei – ausgestattet mit deutschem Recht – zieht die Knarre und bedroht ihrerseeits deutsche und ausländische Pressevertreter.
Das ist eben die berühmte Pressefreiheit – weiter so Old Germany. Heute heißt es – in Abwandlung des bekannten Spruchs aus der glorreichen Zeit des Großen aus Braunau: „Obama, Bush oder sonst wer, befiehl – wir folgen.“ Davon ging schon Schröder 2001 aus, als er sagte, seine Regierung übe „uneingeschränkte“ Solidarität mit den USA. Der traf den Nagel auf den Kopf: „Führer befiehl – wir folgen“. Die Dame Merkel machts dann ebenso.
G.A.
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