Sonntag, 28. Juli 2013
Im Jahr 2013 jährt sich dieses Ereignis und die Gerichtsverhandlung „Causa 37“ zum sechzigsten Mal, und die Feierlichkeiten anlässlich des 160. Jahrestages der Geburt von José Martí sind bereits in vollem Gange.
Martí, der geistige Urheber des Angriffs auf die Moncada-Kaserne
MARTA ROJAS
aus Digital Gramma Internaticional
„ES gibt keinen Bug auf dieser Welt, der eine Wolke von Ideen zu zerschneiden vermag“, schrieb José Martí in einem im Jahr 1891 in der mexikanischen Zeitschrift Die Liberale Partei veröffentlichten Essay. Der junge Anwalt Fidel Castro und seine Mitstreiter gingen beim Angriff auf die Moncada-Kaserne am 26. Juli 1953 zwar nicht als Sieger hervor, aber ihre Ideen sollten sich später doch durchsetzen. Diese basierten zum Großteil auf den Ideen des selbigen José Martí. Deshalb erklärte der Anführer der revolutionären Bewegung während seiner Gerichtsverhandlung, die am 21. September jenes Jahres im Justizpalast von Santiago de Cuba begann, Jose Martí zum geistigen Urheber der Aktion und bekräftigte dies in seiner Verteidigung des Angriffes auf die Moncada-Kaserne – bekannt als Die Geschichte wird mich freisprechen - am 16. Oktober des gleichen Jahres im kleinen improvisierten Gerichtssaal im Zivilkrankenhaus Saturnino Lora.
Mit dem Angriff auf die zweitwichtigste militärische Festung der Diktatur bekannten sich die Revolutionäre im hundertsten Jahr nach seiner Geburt zu ihrem „Apostel“. Im Jahr 2013 jährt sich dieses Ereignis und die Gerichtsverhandlung „Causa 37“ zum sechzigsten Mal, und die Feierlichkeiten anlässlich des 160. Jahrestages der Geburt von José Martí sind bereits in vollem Gange.
Aber wie beabsichtigte damals die „de-facto-Regierung“, die aus einem von Fulgencio Batista am Morgen des 10. März 1952 von der Festung Columbia aus verübten Putsch hervorgegangen war, jenen Jahrestag zu begehen?
Die Feierlichkeiten zum hundertsten Jubiläum des Apostels begannen von Seiten des verhassten Regimes mit großem Prunk, wobei das Volk für die überzogenen und aberwitzigen Ausgaben aufkommen sollte, durch die sich das Regime die privaten Konten füllte. Eine der ersten Verordnungen aus dem Jahr 1952 war die Eintreibung des „Martí-Zuschlags“ zur Abdeckung der Kosten der Jubiläumsfeierlichkeiten: Die Steuer bestand aus einem Tagesgehalt eines jeden Beschäftigten im öffentlichen Dienst, zwei Peso von jedem Hochschulabsolventen und einem Centavo von jedem in einer öffentlichen Schule eingeschriebenen Schulkind, welcher direkt im Klassenzimmer bezahlt werden musste. Dies waren aber beileibe nicht die einzigen direkten oder indirekten Abgaben.
Der Gerechtigkeit halber muss gesagt werden, dass in jenem Jahr tatsächlich auch glühende Anhänger Martís Kuba besuchten, dass es patriotische Programme gab, die nichts mit jenem Prunk zu tun hatten, und dass neben anderen mutigen Aktionen und allen Bedrohungen zum Trotz die Bürgerfront der martianischen Frauen öffentlich wirksam tätig wurde.
Seinerseits hatte der beste Teil der Jugend bereits begonnen, entschlossen vorzugehen:
Das von Studenten an der Universität von Havanna gegründete „Komitee 10. Januar“ – benannt nach dem Datum, an dem Julio Antonio Mella in Mexiko erschossen worden war – hatte vor, die Autonomie des Universitätsgeländes auf die Außenbereiche des Campus zu erweitern, einschließlich des Platzes, auf dem die Büste Julio Antonio Mellas, des Gründers der ersten marxistisch-leninistischen Partei Kubas sowie des Studentenbundes der Universität, neben der von Carlos Baliño stand, eines Freundes José Martís. Neben anderen jungen Leuten gehörten zu diesem Ausschuss die Studenten Raúl Castro, Pedro Miret und Lester Rodriguez sowie ein Arbeiter der Markthalle „Mercado Unico“, Antonio (Ñico) Lopez, die später in Santiago de Cuba und Bayamo am 26. Juli dieses Jahres an den Kämpfen teilnahmen.
Im selben Januar 1953 nahm Fidel Castro an einer Sitzung des Martianischen Kongresses für die Rechte der Jugend im Sitz des Studentenverbandes teil, auf der vereinbart wurde, für den 28. Januar einen großen Marsch zu koordinieren, welcher am Nachmittag zu Ehren des einhundertsten Jubiläums des Apostels durchgeführt werden sollte. Am Vorabend sollte ein Umzug stattfinden, der als die Fackeldemonstration in die Geschichte einging, die von den Stufen der Universitätstreppe aus bis zur Fragua Martiana (Schmiede Martís) verlief, wo eine Menge von Studenten und Bevölkerung im Allgemeinen die Jährung des Geburtstages von José Martí erwarten.
(Aufgrund der notwendigen Verschwiegenheit, im Einklang mit der martianischen Maxime: “stillschweigend musste es geschehen, denn es gibt Dinge, die, um sie zu verwirklichen, verdeckt vor sich gehen müssen“, war lange nicht bekannt – bis Fidel es beim Moncada-Prozess aussprach – dass unter den Teilnehmern beider Massendemonstrationen, sowohl des Fackelzuges als auch jenes Aufzuges zur Marti-Statue im Parque Zentral am Nachmittag des 28.1., rund 1200 junge Menschen dabei waren, die den revolutionären Untergrundzellen angehörten, die sich unter seiner Führung auf den bevorstehenden Sturm auf die Moncada-Kaserne vorbereiteten.)
Zu einem verhängnisvollen Ereignis war es bereits gekommen, als am 10. Januar die Büste von Julio Antonio Mella besudelt vorgefunden worden war. Bei der Protestaktion gegen diese Provokation wurde ein Student von der Polizei tödlich verwundet und starb nach Tagen der Agonie und des Kampfes zwischen Leben und Tod im Studentensaal des Krankenhauses Calixto Garcia. Rubén Batista wurde somit zum ersten Märtyrer im Jubiläumsjahr von Martí.
Die traditionelle politische Opposition sprach sich zwar gegen das „de-facto-Regime“ aus, das den verfassungsmäßigen Präsidenten vertrieben und die Verfassung außer Kraft gesetzt hatte. Allerdings wollten diese Politiker einen ihren Machtinteressen entsprechenden Prozess in die Wege leiten, der weder an sich gegen die Korruption in der Verwaltung gerichtet war, die das Land untergrub, noch die gerechten sozialen Interessen vertrat. Offensichtlich standen auch die Postulate Martís nicht auf ihrer Tagesordnung. Martí war für sie nur ein Aushängeschild.
Einige aufrichtige Führer hielten die Bedingungen für noch nicht reif, um weiter zu gehen, d.h. bewaffnete Aktionen gegen das herrschende Militärregime vorzunehmen.
Der junge Anwalt Fidel Castro jedoch, der bis dahin dem radikalsten Flügel der kubanischen Volkspartei „Die Orthodoxen“ angehörte, die tief in der Bevölkerung verwurzelt war, sowie viele andere junge Leute, wendeten die Gedanken Martís in der Praxis an und handelten konsequent nach seinem Gedankengut, das von anderen nur hohl im Mund geführt wurde. „In jedem Moment ist das zu tun, was in jedem Moment notwendig ist.“ Dieser Ausspruch des Apostels, den Gonzalo de Quesada y Miranda niederschrieb, war entscheidend (…) „Aufschieben heißt sich nicht, sich niemals zu entscheiden“ (…) „Um anderen voran zu gehen, muss man mehr sehen als sie.“ (…) „Die Freiheit ist teuer und es ist notwendig, sich entweder damit abzufinden, ohne sie zu leben, oder zu entscheiden, sie zu ihrem Preis zu kaufen“:
In diesem Sinne wurde die Devise von Fidel und seinen Kameraden im Angriff auf die Moncada-Kaserne bald verwirklicht.
Im Gefängnis der Isla de los Pinos schrieb Fidel später während seiner politischen Gefangenschaft eine Broschüre, die im Verborgenen kursierte und den Titel Für das leidende Kuba trug. Er bat darum, sie mit einem Foto von José Martí zu versehen und einen weiteren Gedanken des „Apostels“ zu zitieren, welcher besagt:
„Ehe wir in unserem Bestreben nachlassen, ein freies und blühendes Vaterland zu erreichen, wird sich das Südmeer mit dem Nordmeer vereinen.“
Diese kleine Broschüre, die dem Werk „Die Geschichte wird mich freisprechen“ vorausging, griff das Denken Martís wieder auf. In ihr wurden die Verbrechen angeprangert, die am 26. Juli 1953 und an den nachfolgenden Tagen in der Provinz Oriente begangen worden waren.
Kehren wir zurück zur Antwort Fidels bei der Gerichtsverhandlung wegen der Ereignisse des 26. Juli, als er versicherte, dass der geistige Urheber des Angriffes auf die Moncada-Kaserne José Martí sei. Ein weiterer Ausschnitt aus den Ideen des Vorkämpfers soll genügen, um zu konstatieren, wie treffend die Worte des Angeklagten waren:
„Es gibt eine Grenze des Wehklagens über den Abschied von den Toten, und sie liegt in der über ihren Leichnamen geschworenen unendlichen Hingebung zum Vaterland und zur Ehre; die nichts fürchtet, noch verzagt, noch jemals schwach wird; denn die Leichname der Märtyrer sind der schönste Altar des Ehrgefühls.“
- José Martí.
Und Fidel vervollständigt mit Nachdruck:
„Es schien, als würde der Apostel im Jahr seines hundertjährigen Jubiläums sterben, als würde sein Gedächtnis für immer ausgelöscht, so groß war die Schande! Aber er lebt, er ist nicht tot, seine Volk ist rebellisch, sein Volk ist würdig, sein Volk ist seinem Andenken treu, es gibt Kubaner, die bei der Verteidigung seiner Lehren gefallen sind, es gibt junge Menschen, die mit großartiger Genugtuung kamen, um neben seinem Grab zu sterben, ihm ihr Blut und ihr Leben zu geben, damit die Seele des Vaterlandes weiterlebt. Kuba, was wäre aus Dir geworden, hättest du deinen Apostel sterben lassen!“
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