Montag, 5. November 2012
Soliparty anlässlich der Mexiko-Tagung in Berlin (1.12.2012)
Soli-Fiesta für Projekte in Mexico: C.A.C.I.T.A. (Centro Autónomo para la
Creación Intercultural de Tecnologías Apropiadas) & Tribunal Permanente
de los Pueblos (TPP)
1.12. K9 (Kinzigstr. 9), 21.30Uhr
Die Soliparty findet statt im Rahmen des Kongresses „Rechtsstaat Mexiko?
México – Estado de Derecho?" vom 30. November 2012 bis 2. Dezember 2012
in Berlin.
www.mexiko-koordination.de
Mit:
Lucha Amada
Intiche (link)
djane La Vaca Loca
Dj garbanzis
Live:
Josue Avalos (Chupacabras)
Paco Mendoza (angefragt)
Electrocumbia.Electronativo.Reggae.Raggamuffin.Latin-Ska.Hip
Hop.Salsamuffin Sounds.
k9
CACITA aus Mexiko ist ein kostenloses Lern-Center und fördert die
Herstellung und den Eigenbau von Maschinen zur Stärkung und Verteidigung
der Autonomie und Unabhängigkeit von Gemeinden in Oaxaca, Chiapas oder
Guerrero. Durch Workshops und Kurse sollen Techniken erlernt werden, um sie
anschließend selbst anzuwenden. Die Gruppen arbeiten bewusst unabhängig
von staatlicher und institutioneller Unterstützung. In der Kupferdiebe
Galerie im Hamburger Gängeviertel wird von Fr. den 14. – So. den 16.9.
ein Workshop durchgeführt, ein Film gezeigt und im Rahmen einer
Veranstaltung über alternative Projekte und die soziale Kämpfe in Mexico
informiert.
Das »Autonomous Center for Inter-Cultural Creation of Appropriate
Technology« strebt innovative Techniken an die nicht nur umweltfreundlich
sind, sondern auch sozial gerecht, kulturell angeeignet, bezahlbar und,
soweit möglich, technisch reproduzierbar durch die Wiederverwendung von
Ressourcen. Das Projekt will damit soziale Bewegungen stärken und
kollektive Technologien gegen globale Erwärmung und den Klimawandel
entwickeln. Ziel ist gegenseitige Unterstützung und die selbstorganisierte
Entwicklung angepasster Technologien für den Lebensunterhalt.
Im Zentrum steht die Entwicklung von Bicimaquinas, Fahradmaschinen die
über Kettenantrieb eine stromunabhängige Produktion möglich machen.
CACITA stellt Werkzeuge her für verschiedene Zwecke in den ländlichen und
städtischen Gebieten, u.a. Wasserpumpen, Maisrebler, Getreidemühlen,
Kaffeemühlen, Mixer, Waschmaschinen und elektrische Generatoren.
Darüberhinaus produzieren sie z.B. ökologische Trockentoiletten mit
alternativen Techniken.
cacita.org.mx
Das Tribunal Permanente de los Pueblos (TPP) – das Permanente
Völkertribunal – ist eine Initiative, die in der ausdrücklichen
Nachfolge der Russell-Tribunale steht. Letztere arbeiteten von 1966 bis
1967 die US-Verbrechen im Vietnamkrieg auf und hielten von 1974 bis 1976
über die lateinamerikanischen Diktaturen Gericht. Das Völkertribunal hat
seit 1979 in verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Themen fast 40
Sitzungen durchgeführt. Ihm gehören 130 angesehene und oft hochrangige
Persönlichkeiten aus aller Welt an. Da seine Urteile keinen rechtlich
bindenden Charakter haben, setzt das Tribunal auf seine moralische
Autorität und seine Wirkung in der Öffentlichkeit.
Hier ein Text aus der ila über das TPP:
Das schlimmste Verbrechen ist das Schweigen
Das Permanente Völkertribunal (TPP) blickt auf Mexiko
von Gerold Schmidt
Es ist mehr als eine Ironie der Geschichte: 1981 hielt das Permanente
Völkertribunal (TPP) seine Sitzungen über die in El Salvador im Rahmen
der Aufstandsbekämpfung verübten Menschenrechtsverletzungen in Mexiko ab
und wurde von den dortigen Behörden unterstützt. 30 Jahre später stehen
Mexikos Machteliten selbst am Pranger. Das TPP eröffnete am 21. Oktober
auf dem Gelände der mexikanischen Nationaluniversität UNAM das Kapitel
Mexiko. Zwei Jahre lang hatten soziale Bewegungen Überzeugungsarbeit beim
Tribunal leisten müssen. Kein einfaches Unterfangen. Denn es gibt
praktisch kein internationales Menschenrechtsabkommen, das Mexiko nicht
unterschrieben hat. Dazu hat es eine Tradition als Asylland für politisch
Verfolgte. Das internationale Image des Landes ist weiterhin nicht
schlecht, selbst wenn die von der Regierung so genannten Kollateralschäden
des „Drogenkrieges", der seit 2006 schon über 50 000 Tote gekostet hat,
im Ausland Besorgnis wecken.
Dennoch ließen sich die Mitglieder des Tribunals überzeugen. Bis
voraussichtlich Ende 2013 oder Anfang 2014 ist nun Zeit, die krude
Realität des Landes anhand verschiedener Themenfelder aufzuzeigen. Dann
werden die Schlussanhörung des TPP und ein Urteil erfolgen. Mit dem
späten Termin soll vermieden werden, dass das Tribunal für
Wahlkampfzwecke instrumentalisiert wird. Im Sommer 2012 stehen in Mexiko
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an.
Das TPP wurde 1979 in Italien gegründet. Es steht in der Nachfolge der
Russell-Tribunale, die von 1966 bis 1967 die US-Verbrechen im Vietnamkrieg
aufarbeiteten, von 1974 bis 1976 über die lateinamerikanischen Diktaturen
Gericht hielten und 1977/78 die politische Repression in der BRD
untersuchten. Dem Völkertribunal gehören 130 oft hochrangige Mitglieder
aus aller Welt an. Sie werden vom Vorstand der „Lelio-Basso-Stiftung für
Menschenrechte und Freiheit der Völker" ernannt. Seit 1979 hat das TPP in
verschiedenen Ländern 35 Sitzungen durchgeführt. Es verschreibt sich
dabei der Aufgabe, als ständige Instanz den Völkern, die Opfer von
Menschenrechtsverletzungen wurden, eine Stimme zu geben und begangene
Verbrechen sichtbar zu machen.
Die Urteile des TPP haben keinen bindenden Charakter. Deshalb wird es auch
als Ethik- oder Gewissenstribunal bezeichnet. Immer dann, wenn der
Rechtsmissbrauch durch den Staat die Verteidigung der Menschenrechte nahezu
unmöglich macht und die Versuche der kollektiven und individuellen Opfer,
diese Rechte wirksam vor staatlichen Instanzen einzuklagen, scheitern,
sieht sich das Tribunal potenziell gefordert. Es geht dabei um eine
Hilfestellung, „damit die Wahrheit ans Licht kommt", wie es TPP-Mitglied
Philippe Texier in Mexiko ausdrückte. Texier ist Richter am französischen
Kassationsgerichtshof und leitete unter anderem die UN-Ausschuss für die
WSK-Rechte. „Das schlimmste Verbrechen ist das Schweigen", so Texier. In
diesem Sinne versteht sich das Völkertribunal auch als ein potenzielles
Instrument für soziale Bewegungen, das Schweigen zu durchbrechen.
Die Menschenrechtsverletzungen in Mexiko werden in sieben
Schwerpunktbereichen behandelt: 1. Schmutziger Krieg und fehlender Zugang
zur Justiz; 2. Migration, Flucht und Vertreibung; 3. Feminizide und
Gendergewalt; 4. Gewalt im Arbeitssektor und Verletzung kollektiver
Arbeitsrechte; 5. Gewalt gegen die Ernährungssouveränität; 6.
Umweltzerstörung; 7. Falschinformation, Zensur und Gewalt gegen
Medienschaffende. Möglicherweise wird noch der Punkt „Gewalt gegen die
indigene Bevölkerung" hinzukommen. Dies hängt davon ab, ob auch die
aufständischen Zapatisten und der Nationale Indígenarat (CNI) bereit
sind, sich am TPP zu beteiligen. Ihre Antwort steht noch aus.
Bei den ersten Anhörungen im überfüllten Auditorium Alfonso Caso der
UNAM gaben sieben VertreterInnen aus sozialen Bewegungen einen Überblick
zu jedem Schwerpunktthema. Auch ohne Details vermittelten ihre
Präsentationen ein erschreckendes Bild. Drogenkrieg, der Umgang mit
MigrantInnen und die Feminizide wurden in den letzten Jahren bereits über
Mexikos Grenzen hinaus thematisiert. Dagegen werden die anderen Themen
weniger schnell mit Mexiko in Verbindung gebracht. Die brutale Aushöhlung
der Arbeitsrechte, die zunehmende Zerstörung der kleinbäuerlichen
Landwirtschaft, die massive Umweltzerstörung und die Journalistenmorde
sind nur einem kleinen Teil Mexikointeressierter bekannt.
Auf Workshops und regionalen Foren sollen die Informationen über die
Menschenrechtsverletzungen in den kommenden zwei Jahren diskutiert und
dokumentiert werden. Diese Arbeitsweise macht deutlich, dass es für das
breite Bündnis der Gruppen, die das TPP nach Mexiko geholt haben, um eine
möglichst umfassende Mobilisierung der verschiedensten Initiativen und den
ständigen Austausch geht. Dies wird mindestens so wichtig sein wie das
Urteil in gut zwei Jahren.
Es gehört zur Vorgehensweise des Tribunals, den Angeklagten – in diesem
Fall der mexikanische Staat – in der Schlussanhörung Gelegenheit zur
Stellungsnahme und Verteidigung zu geben. Wie wenig die MexikanerInnen
jedoch glauben, dass die politische (und wirtschaftliche) Elite zu einem
Umdenken bereit sein könnte, machte Bischof Raúl Vera zum Abschluss der
Anhörung deutlich. Vera ist nach dem Tod von Bischof Samuel Ruiz García
im Januar 2011 die Symbolfigur für die kritischen Restbestände in der
katholischen Kirchenhierarchie und ein Referenzpunkt als soziales Gewissen.
Der Bischof geißelte den „despotischen Zynismus, die Habgier und
Unehrlichkeit auf allen drei Regierungsebenen". Mit Bezug auf die
Bekämpfung der Drogenkartelle durch die Regierung sprach er von einem
„idiotischen Krieg, weil es keine Justiz und keinen Zugang zur Justiz
gibt". Die Militärs hätten in diesem Zusammenhang die „Lizenz zum
Töten".
www.tppmexico.org
Die Soliparty findet statt im Rahmen des Kongresses „Rechtsstaat Mexiko?
México – Estado de Derecho?" vom 30. November 2012 bis 2. Dezember 2012
in Berlin.
www.mexiko-koordination.de
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