Montag, 26. November 2012
Renault Trucks: Betriebsrat kämpft für Standort Brühl
Der Schrecken sitzt tief bei den Mitarbeitern der Renault Trucks Deutschland GmbH. Die Zentrale an der Renault-Nissan-Straße in Brühl soll geschlossen werden. Der Betriebsrat will die Entscheidung nicht hinnehmen und kündigt Verhandlungen an. Von Britta Havlicek / Norbert Kurth
Die Zentrale an der Renault-Nissan-Straße in Brühl soll geschlossen werden, erfuhren die Mitarbeiter vergangenen Dienstag im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung. Im Zuge einer umfangreichen Umstrukturierung würden die Brühler Zentrale und deren Beschäftigte überflüssig, heißt es. Konkrete Zahlen, wie viele Arbeitsplätze betroffen sind, und einen genauen Termin für die Schließung des Standortes gebe es noch nicht, so Unternehmenssprecher Gregor Jentsch. „Die Gespräche zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung haben gerade erst begonnen.“ In der Zentrale in Brühl arbeiten nach Angaben von Renault Trucks derzeit 80 Mitarbeiter. In Brühl wird die gesamte Organisation für den Lastwagenvertrieb und Service der Marke Renault in Deutschland abgewickelt. Die Mitarbeiter sind im Bereich Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, im Vertrieb für private Kunden und Händler tätig.
Renault-Trucks gehört seit dem Jahr 2000 zum schwedischen Volvo-Konzern. Vor gut zwei Jahren trennten sich die Franzosen von einem Großteil ihrer Beteiligungen an Volvo. Seither laufen die beiden Marken Renault und Volvo getrennt unter dem Konzerndach in Göteborg. Renault Trucks betreibt bundesweit elf Niederlassungen, eine davon ist in Frechen, die nächste liegt in Bochum. Volvo betreibt eine Niederlassung in Köln-Rodenkirchen. Jetzt will der Konzern unter dem Namen Volvo Group Trucks Central Europe GmbH eine neue Organisation für beide Marken in drei regionalen GmbHs schaffen und deren Zentrale am bisherigen Standort in Ismaning bei München ansiedeln. Das Unternehmen gehe offenbar davon aus, dass es sich um eine Betriebsänderung handele und denn Mitarbeitern zum 30. Juni betriebsbedingt gekündigt werden kann. Der Betriebsrat will die Entscheidung, die offenbar „fest und beschlossen ist“, so allerdings nicht hinnehmen, stellte der stellvertretende Vorsitzende des Gremiums, Wolfgang Berlin, fest. Er und Vertreter der IG Metall gehen davon aus, dass der Zweck des Betriebs übergeht und die Belegschaft somit Anspruch auf einen Interessenausgleich hat.
Der Betriebsrat und die Kölner IG-Metall-Sekretärin Kerstin Klein kündigten intensive Verhandlungen mit dem Unternehmen an. Ziel sei es, Kündigungen zu verhindern und den Standort Brühl zu erhalten. Erst in zweiter Linie sollen Lösungen über einen Sozialplan gefunden werden. Denkbar sei auch der Abschluss eines Tarifsicherungsvertrags, bei dem betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden können, wenn die Mitarbeiter dafür auf Geld oder andere Leistungen verzichten. Wolfgang Berlin sieht in der Umstrukturierung eine Reaktion auf den Absatzrückgang bei Lkw und vermutet, dass es auch darum geht, den Markt zu bereinigen – zulasten von Renault.
„Bedauerliche Nachricht“
„Es war keine leichte Entscheidung für das Unternehmen, Arbeitsplätze abzubauen“, sagt Unternehmenssprecher Jentsch. „Diese Nachrichten sind sehr bedauerlich“, sagte Gerd Schiffer, Dezernent der Stadt Brühl. „Ich hoffe sehr, dass die betroffenen Mitarbeiter aufgefangen werden und dass, falls die Arbeitsplätze abgebaut werden, dies sozialverträglich passiert.“ Renault Trucks hat im vergangenen Jahr in Deutschland einen Umsatz von 171 Millionen Euro erzielt und mehr als 2800 Fahrzeuge produziert. In den elf Niederlassungen sind derzeit rund 340 Mitarbeiter beschäftigt.
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