Montag, 26. November 2012

Medien ignorieren Verschaerfung des Klimawandels

Propaganda zugunsten von Konzerninteressen Mehr und mehr scheinen sich die Interessen der großen Energiekonzerne bei der Berichterstattung der Mainstreammedien durchzusetzen, um die Bemuehungen fuer wirksamen Klimaschutz auf Sparflamme zu setzen. Die Ergebnisse einer neuen Studie reputierter amerikanischer Wissenschaftler wurden nur in wenigen Ausnahmefaellen der Oeffentlichkeit mitgeteilt, obwohl das Thema derzeit auf der Agenda der Redaktionen obenan steht anlaesslich der aktuellen Verhandlungen in Doha. Aktuell berichtet nur der Focus ueber die Ergebnisse einer Studie der amerikanischen Klimaforscher John Fasullo und Kevin Trenberth vom National Center for Atmospheric Research (NCAR) der USA in Boulder, Colorado. Die beiden Wissenschaftler hatten in ihrer Studie, deren Ergebnisse sie am 9.11. im Wissenschaftsmagazin "Science" veroeffentlichten, den Einfluß der Wolkenbildung auf die Entwicklung des Klimas untersucht: Wolken schirmen die Sonneneinstrahlung mehr oder weniger ab und reduzieren damit die Waermemenge, mit der am Boden zu rechnen ist. Insgesamt ist nach ihrer Analyse von einer Verringerung der Wolkenbildung auszugehen, was insbesondere die subtropischen Regionen trifft, die bereits gegenwaertig vielfach unter Wassermangel und Duerre leiden. Waehrend bisher im Mainstream der Medienberichterstattung und der klimapolitischen Diskussion von einer Erwaermung im Umfang von 2 - 2,5 Grad bis zur Mitte des Jahrhunderts ausgegangen wird, erklaeren Fasullo und Trenberth, dass eine Groeßenordnung von 4,5 Grad eher der realen Entwicklung entspricht. Dies ist nach ihren Erkenntnissen auch der Entwicklung der klimastatistischen Daten zu entnehmen. Eine Erwaermung, wie von den Forschern des NCAR prognostiziert, haette fatale Konsequenzen: große Teile der Erde - in erster Linie der subtropischen Regionen - wuerden aufgrund der resultierenden Austrocknung nahezu unbewohnbar werden und als Lebensraeume ausfallen. Medien als Interessensvertretung von Konzerninteressen Von den deutschen Medien wurden die Ergebnisse der amerikanischen Klimawissenschaftlern außer vom Fucus nur in einem kleineren Artikel der Sueddeutschen Zeitung mitgeteilt. Ansonsten dominieren die Bemuehungen um Beschwichtigung, die den Interessen der Oel-Konzerne und der mit ihnen verbundenen Automobilindustrie entgegenkommen. Die ZEIT etwa veroeffentlichte ein Plaedoyer fuer mehr Wirtschaftswachstum: durch ein staerkeres oekonomisches Potenzial ließen sich die Konsequenzen von Naturkatastrophen besser abfangen. Auch wird in einer Vielzahl von Artikeln implizit davon abgeraten, den Betrieb des Autoverkehrs umzustellen auf nicht-fossile Energietraeger: das alles sei zu aufwaendig, nicht funktional und stecke noch in den Kinderschuhen. Elektromobilitaet sei noch weit von einer praktischen Anwendbarkeit entfernt. Fraglos ist hier eine Henne-Ei-Problematik im Spiel: abgehalten werden Interessenten meist durch fehlende Versorgung durch Ladesaeulen fuer Elektroautos Diese wiederum werden nicht installiert, da noch zuwenig Elektrofahrzeuge im Betrieb sind und sich deshalb die Installation der Infrastruktur nicht lohnt. Insgesamt werden die Bedrohungen durch den Klimawandel kleingeschrieben, das Sponsoring von Klimaskeptikern durch die großen Oel- und Energiekonzerne erweist sich als fruchtbar, unter anderem mit der Konsequenz, dass inzwischen eine Mehrheit der Bevoelkerung der Energiewende kritisch gegenueber steht. Stattdessen werden triumphierende Meldungen und Artikel verbreitet, in denen die - der Industrie verbundene - Internationale Energie Agentur (IEA) erklaert, dass die Oelvorkommen der Erde noch fuer lange Zeit ausreichend seien und dass bald die USA in absehbarer Zeit wieder zur groeßten Oelfoerdernation weltweit aufsteigen werde und sich damit unabhaengig von Energieimporten machen koenne (SPIEGEL.SZ ZEIT ) Alle Warnungen vor "peak-oil" also kalter Kaffee und umstaendliche Elektromobilitaet ueberfluessig. Verschwiegen wird dabei meist, dass sich eine solche Perspektive - insofern ihr ein Realitaetsgehalt zuzumessen ist - stuetzt auf neue Foerdertechniken, die noch weit umfassendere Verwuestungen der Umwelt anrichten, als die konventionellen Foerdertechnologien: unter anderem durch das sogenannte "Fracking", das in der Konsequenz den Boden mit vielfach giftigen Chemikalien verseucht. Zu beobachten ist gleichzeitig in der Medienberichterstattung und -Diskussion, dass dieselben Medien, die heikle Informationen verschweigen, vorgeben, sich um Oekologie und Klimaschutz zu bemuehen, immer wieder Beitraege zu einschlaegigen Themen veroeffentlichen. Es wird der Eindruck erzeugt, der Komplex des Umwelt-und Klimaschutzes erfahre umfassende Beruecksichtigung und werde von ihnen angemessen diskutiert. Vielfach werden dabei die Bemuehungen deutscher Politiker - insbesondere von Kanzlerin Merkel - herausgestellt. Vermieden wird dabei, eine klare Bilanz zu ziehen, die Ergebnisse "unterm Strich" zu bewerten: dass etwa die Bemuehungen fuehrender Politiker - besonders auch Angela Merkels - sich am durchsetzungsfaehigsten zeigen, wenn es gilt, Massnahmen des Klimaschutzes zu blockieren, etwa Abgasverordnungen im Interesse der Automobilindustrie zu entschaerfen oder große Energieverbraucher der Industrie auf Kosten der Verbraucher zu sponsorn. Die krasse Luecke zwischen wortreichen Bekundungen, sich fuer Umwelt- und Klimaschutz einzusetzen und der politischen Realitaet, die sich darauf fokussiert, Lobbyinteressen zu bedienen, wird meist gnaedig in den journalistischen Beitraegen der großen Medien zugedeckt und uebertuencht. Eine hohle Unterstuetzung oekologischer Belange, die Vorschub leistet fuer das zunehmende Misstrauen in der Bevoelkerung gegenueber den ausgegebenen Losungen etwa der Energiewende, die sie mit immer hoeheren Stromrechnungen belastet (waehrend die großen Konzerne die Vorteile einheimsen koennen). Dass die erheblichen Kosten der regierungsamtlichen Energiewende ebenfalls der Bedienung von Konzerninteressen zu verdanken ist - etwa durch die umfassende Beguenstigung der Offshore-Windparks sowie der Planung kostspieliger Ueberland-Stromtrassen anstelle der Umsetzung regionaler, dezentraler Loesungen, wird in den Beitraegen der Presse ebenfalls nur ausnahmsweise erwaehnt. Ebenso werden immer wieder Mythen produziert oder aufrechterhalten, etwa der ueberteuerten Stromerzeugung durch Photovoltaik, obwohl nach aktuellem Stand der Technik und der Marktsituation Solarstrom mittlerweile kostenguenstiger ist, als Strom, der durch den Einsatz von Kohle oder Atomkraft erzeugt wird. Die Bemuehungen der Medien - im Dienst der Konzernlobby und in Kooperation mit der Regierungspolitik - koennen dabei als erfolgreich betrachtet werden: es gelang, der Bevoelkerung ein Gefuehl des Ueberdrusses gegenueber kostspieligen Energiewendemassnahmen einzuimpfen. Ebenso gelang es der Automobilindustrie im Verbund mit den Oelkonzernen, die letztlich die Unterstuetzung der großen Medien zur PR ihrer Interessen nutzen, den Eindruck zu erwecken, dass eine Abkehr vom Oel nicht wuenschbar und als fataler technischer Rueckschritt zu betrachten ist: massive Einbussen an Komfort, unzumutbar geringe Reichweiten von Elektrofahrzeugen bei gleichzeitig uebermaeßigen Kosten ist das Resumee, das hier immer wieder in Medienbeitraegen gezogen wird. Erfolgreiche Initiativen von Entwicklern und Erfindern hingegen werden meist totgeschwiegen oder alsbald ueberschuettet mit Skandalberichterstattung, wie etwa der Erfinder leistungsfaehiger Batterien, dem es gelang, einen Serien-PKW mit einer Reichweite von mehr als 500 Kilometer vorzufuehren und seine Funktionen - etwa durch Gutachten der Dekra und der Bundesanstalt fuer Materialforschung - unter Beweis zu stellen. Gefoerdert wird der Effekt der Medienpropaganda zugunsten der Konzerninteressen dabei auch durch nicht wenige NGOs im Kontext des Klimaschutzes: diese verschließen meist die Augen gegenueber der Macht der Medien zu ungunsten des Umwelt- und Klimaschutzes: besonders die groeßeren dieser Organisationen sehen sich selbst in der Abhaengigkeit der Medien und einer freundlichen Berichterstattung durch sie, als dass sie riskieren, ein moegliches Entgegenkommen von journalistischer Seite zu gefaehrden durch eine Kritik der Mainstreammedien - obwohl die Bilanz insgesamt negativ fuer Umwelt-, Klimaschutz und Oekologie ausschlaegt um stattdessen die wirtschaftlichen Interessen der Konzerne zu bedienen. http://www.sciencemag.org/content/338/6108/792.abstract http://www.focus.de/wissen/klima/klimaprognosen/tid-28228/wissenschaftler-veroeffentlichen-juengste-daten-neue-warnungen-vor-dem-klima-gau-verschiedene-studien-kommen-zu-unterschiedlichen-ergebnissen-_aid_866053.html http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-10/klimawandel-wachstum-fortschritt http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/energieagentur-iea-sieht-usa-2017-als-groessten-produzenten-von-oel-a-866723.html http://www.sueddeutsche.de/K5D38S/962535/Amerika-wird-weltgroesster-Oelproduzent.html http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-11/usa-erdoel-iae http://www.heise.de/tp/blogs/2/153178 Fuer vollständige Info / Quellen / Bildmaterial / Videos usw. den nachfolgenden angegebenen Link zum Beitrag aufrufen! ================ globalisierungskritische Nachrichten WWW.Meta-Info.De Link zum Beitrag / Hintergrundinfo, Quellen oder Pressehinweis: www.meta-info.de?site=metainfo&lid=33769 Redaktionspool - metainfo hamburg - www.meta-info.de ___________________________________________________________________ attac-D: die unmoderierte Attac-Diskussionsliste Die hier vorgetragenen Meinungen stammen oft (aber nicht immer!) von Personen, die sich Attac verbunden fühlen. 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