Montag, 5. November 2012

Mit Puppen Frieden lernen

VON HOLGER ZIMMER, 31.10.12, 16:05h, aktualisiert 31.10.12, 16:48h WEISSENFELS/MZ. Heike Kammer erzählt im Weißenfelser Schloss vom Traum der Lupita. Da geht es um Kinder in Mexiko, die schon arbeiten müssen und nicht so viel Zeit zum Spielen und für einen Schulbesuch haben. Und plötzlich bricht es aus Oskar Lehmann, der im Kunterbunten Integra-Kinderhaus in der Hortbetreuung ist, heraus und er bietet der Puppe an, dass er mal mit ihr tauschen und an ihrer Stelle arbeiten würde. Der Siebenjährige, der sonst vor allem mit der Playstation spielt, beklebt später einen Strumpf mit zwei Pappen, die der Mund für eine einfache Puppe werden sollen. Heike Kammer war als Friedensfachkraft selbst lange in Mexiko. "Die Puppenbühne war eine Möglichkeit, um zu Konfliktlösungen beizutragen." Dort, wo die Regierung Zwietracht gesät hat, indem sie den einen Privilegien gegeben und andere damit benachteiligt hat. Natürlich sei Theater nur eine Möglichkeit, deeskalierend zu wirken und vor Ort zu helfen, wenn die Menschen es wollen. Und es habe nur eine Dorfgemeinschaft gegeben, die da die Hände gehoben hat. Mit Vorträgen und Theater will sie nun in Deutschland auf die Probleme aufmerksam machen. Bei den Kleinen kommt ihre Botschaft gut an, die Frieden, Essen und Schulbesuche für alle Kinder fordert. Noch besser ist es laut Frau Kammer aber, wenn Eltern und Lehrer auch nach der Veranstaltung mit den Mädchen und Jungen über das Gehörte sprechen. Während Heike Kammer anschließend mit den Kindern Puppen bastelt, berichtet Yariela Badtke über Mexiko. Dabei sensibilisiert die 43-Jährige die Grundschüler auch für ihre spanische Muttersprache und lässt sie sich mit dem Wort "Arriba" erheben. Sie erfahren außerdem, dass es schon damals Kakao zwar nicht mit Milch, aber mit Wasser gab und es ein Getränk für mutige Krieger war. In einem anderen Raum hat Susana Fernández in ihrer bunt bestickten Bluse, mit Weste und Hut eine farbige Decke ausgebreitet, liest eine Geschichte vor und lässt die Kinder mit Fingerpüppchen mitspielen. Celine Hildebrandt findet es einfach schön, "Mutter" und "Nachbarn" entsprechend des Gehörten zu platzieren. Die Weißenfelser erfahren etwas über Peru, Frau Fernández zeigt Tänze und summt dazu die Melodie des berühmten Liedes "El Condor Pasa". Anschließend können die Kinder Figuren ausschneiden, einen Holzstiel ankleben und haben ihre eigenen Stabpuppen. Susana Fernández und Yariela Badtke sind bereits vor der Jahrtausendwende nach Deutschland gekommen. Beide betonen, wie wichtig es für sie ist, die deutsche Sprache zu beherrschen und den Kindern nun über ihre Heimat zu berichten, etwas von ihrer Identität weiterzugeben. Yariela sagt, dass ihr Mann kein Spanisch konnte, sie Deutsch lernen musste und ihr das die Chance eröffnete, bei einem Reiseveranstalter zu arbeiten. Sie äußert: "Manche wissen hier über andere Menschen wenig. Man muss aber auch über den eigenen Tellerrand schauen." Anderswo sei manches anders als hier, dürfe man nicht in Klischees verfallen. Für Susana Fernández ist ihre jetzige Arbeit Teil ihres Ichs. Sie möchte zeigen, dass das Leben nicht immer einfach ist und kann das aufgrund ihrer Herkunft gut vermitteln. Leider wüssten viele Kinder gar nicht, wo der Kakao herkomme und denken sogar, dass selbst die Kartoffel eine deutsche Frucht wäre. URL: http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1349164480444 _______________________________________________ Chiapas98 Mailingliste JPBerlin - Mailbox und Politischer Provider Chiapas98@listi.jpberlin.de https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/chiapas98

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