Freitag, 26. Oktober 2012
Minengegner in Mexiko weiter unter Druck
Widerstand gegen soziale und ökologische Folgen des Minenbergbau in Mexiko ist staatlicher Repression ausgesetzt. Mehrere Tote...
Auseinandersetzung um Wasser für Mine in Oaxaca: Ein Anwohner von Magdalena Ocotlán wurde verletzt
Chihuahua/Oaxaca, Mexiko. Polizeieinheiten haben im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua erneut Proteste gegen die sozialen und ökologischen Folgen des Silberbergbaus niedergeschlagen. Am Montag dieser Woche hatten soziale Bewegungen und die lokale Bevölkerung in Oaxaca und Chihuahua gegen den Baubeginn einer ungenehmigten Wasserleitung zur Mine Cuzcatlán in San José del Progreso demonstriert.
Die darauf entstehende Auseinandersetzung zwischen Mitarbeitern der Mine und den Minengegnern wurde durch eine Hundertschaft der Staatspolizei beendet, welche sich anschließend vor die Baumaschinen der Minenfirma stellte. Die Mine hatte aufgrund des Widerstands der Landbesitzer von Magdalena Ocotlán bisher nur beschränkten Zugang zum in der Region knappen Wasser und musste dieses täglich mit Tanklastwagen zuführen. Der Betreiber der Mine, die multinationale Firma Fortuna Silver Mines, hatte den Bau ohne die Zustimmung der Lokalbehörden des Nachbardorfes Magdalena Ocotlán begonnen.
Der Konflikt um die seit September 2011 betriebene Silbermine von San José del Progreso hat in den letzten zwei Jahren vier Menschenleben gekostet. Nachdem der Gouverneur der Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI), Ulises Ruiz, die Mine mit Polizeigewalt durchgesetzt hatte, wird diese auch von der lokalen Mitte-Links-Regierung unter Gabino Cué weiter protegiert. Allein dieses Jahr waren fünf Gewaltakte gegen die Minengegner zu verzeichnen, darunter am 15. März die Ermordung des Sprechers des Minenwiderstandes, Bernardo Vázquez Sánchez. Am 17. Oktober gab die Staatsanwaltschaft Oaxacas bekannt, dass drei der Attentäter von Vázquez festgenommen wurden. Die Minenbefürworter, angeführt vom lokalen PRI-Bürgermeister Mauro Sánchez, drohten daraufhin mit "Krieg".
Am Montagnachmittag wurde bekannt, dass im nördlichen Bundesstaat Chihuahua Ismael Solorio Urrutia und seine Ehefrau Manuela Martha Solís entführt und anschließend ermordet wurden. Solorio war der lokale Anführer der Bauernorganisation El Barzón und wehrte sich gegen die zur kanadischen Mag-Silver-Gruppe gehörende Silbermine El Cascabel in Benito Juárez. Als Reaktion auf den Doppelmord wurden Gebäude der Lokalregierung besetzt. Der lokale PRI-Gouverneur, César Duarte Jáquez, gab tags darauf bekannt, dass die Lizenz des Minenbetreibers suspendiert werde.
Gemäß den mexikanischen Behörden schafft der boomende Minensektor zahlreiche neue Arbeitsplätze. Inzwischen seien 332.000 Personen in diesem Bereich beschäftigt. Die beiden Regierungen der konservativen PAN haben Konzessionen für ein Viertel der gesamten Landesfläche (52 Mio. Hektar) an Minenunternehmen vergeben. Im Durchschnitt kosten die Lizenzen weniger als einen US-Dollar pro Hektar. Die Anwohner der Projekte bemängeln insbesondere die fehlende Mitbestimmung über Projektentscheide und beklagen gravierende Umweltschäden auf viele Jahre hinaus. Einer der Hauptkonflikte ist der Kampf um das knappe Wasser in den ariden Gegenden Mexikos, was auf das Hochland Oaxacas und den Wüstenstaat Chihuahua besonders zutrifft.
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