Sonntag, 17. Juni 2018

Vollender des Tages: Michael Müller


Von Alexander Reich
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Ihm leuchtet’s: Berlins Bürgermeister Michael Müller
»Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran«, sang Udo Jürgens, und wenn es nach dem Berliner Bürgermeister geht, soll das erst recht für das Gedenken an den 17. Juni 1953 in der DDR gelten. »Die Männer und Frauen des Volksaufstandes haben mit ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit Zeichen gesetzt, die immer noch leuchten«, erklärte Michael Müller vor einem »zentralen Gedenken«, bei dem er am Sonntag im Wedding (Friedhof Seestraße) mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) Blumen niederlegen wird. Im Vorgefühl des Großereignisses ließ der Sozialdemokrat sich zur Ergänzung hinreißen, das damals Begonnene sei 1989 mit dem Fall der Mauer »vollendet« worden. Das war wohl etwas vorschnell. Ob Bürgermeister Müller schon mal von Stephan Hermlins Novelle »Die Kommandeuse« gehört hat, in der Altnazis am 17. Juni eine ehemalige »Lagerführerin« des KZ Ravensbrück aus dem Zuchthaus befreien? Oder von deren historischem Vorbild Erna Dorn?
Gegen die DDR werden auch bei diesem Jubiläum vorneweg die »Dissidenten« der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen marschieren. Die sind gerade im Gerede. Seit einer aus dem harten Kern, Siegmar Faust, in der Berliner Zeitung vom 31. Mai gefragt wurde, ob er Björn Höcke wirklich nicht für einen Nazi halte. Er hatte im Prinzip zwei Gegenfragen: »Nö, wieso?« Und: »Ist die Zahl sechs Millionen heilig?« Dann hat er noch »beteuert, dass es unter den Exdissidenten nicht zuletzt in Hohenschönhausen ›wenige‹ gebe, ›die anders denken‹. Anders als er.«
Eigentlich sei es ihm ja nur darum gegangen, dass Holocaustleugner Horst Mahler im Vergleich zu einem »Mörder wie Erich Mielke« zu hart bestraft werde, erläuterte Faust später in der Jungen Freiheit: »So etwas muss man doch wenigstens ansprechen (…) dürfen. Wir leben doch nicht mehr in der DDR.«

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