Von Alexander Reich
Ihm leuchtet’s: Berlins Bürgermeister Michael Müller
Foto: Hannibal Hanschke/REUTERS
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»Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran«, sang Udo Jürgens, und wenn es
nach dem Berliner Bürgermeister geht, soll das erst recht für das
Gedenken an den 17. Juni 1953 in der DDR gelten. »Die Männer und Frauen
des Volksaufstandes haben mit ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit
Zeichen gesetzt, die immer noch leuchten«, erklärte Michael Müller vor
einem »zentralen Gedenken«, bei dem er am Sonntag im Wedding (Friedhof
Seestraße) mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) Blumen
niederlegen wird. Im Vorgefühl des Großereignisses ließ der
Sozialdemokrat sich zur Ergänzung hinreißen, das damals Begonnene sei
1989 mit dem Fall der Mauer »vollendet« worden. Das war wohl etwas
vorschnell. Ob Bürgermeister Müller schon mal von Stephan Hermlins
Novelle »Die Kommandeuse« gehört hat, in der Altnazis am 17. Juni eine
ehemalige »Lagerführerin« des KZ Ravensbrück aus dem Zuchthaus befreien?
Oder von deren historischem Vorbild Erna Dorn?
Gegen die DDR
werden auch bei diesem Jubiläum vorneweg die »Dissidenten« der
Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen marschieren. Die sind gerade im
Gerede. Seit einer aus dem harten Kern, Siegmar Faust, in der
Berliner Zeitung
vom 31. Mai gefragt wurde, ob er Björn Höcke wirklich nicht für einen
Nazi halte. Er hatte im Prinzip zwei Gegenfragen: »Nö, wieso?« Und: »Ist
die Zahl sechs Millionen heilig?« Dann hat er noch »beteuert, dass es
unter den Exdissidenten nicht zuletzt in Hohenschönhausen ›wenige‹ gebe,
›die anders denken‹. Anders als er.«
Eigentlich sei es ihm ja nur darum gegangen, dass Holocaustleugner
Horst Mahler im Vergleich zu einem »Mörder wie Erich Mielke« zu hart
bestraft werde, erläuterte Faust später in der
Jungen Freiheit: »So etwas muss man doch wenigstens ansprechen (…) dürfen. Wir leben doch nicht mehr in der DDR.«
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