Montag, 4. Juni 2012

Sinkende Kaffepreise stoßen Bauern bitter auf

Von LESLIE JOSEPHS und JEAN GUERRERO Ein Preissturz der Arabica-Kaffee-Futures stößt Produzenten der weltweit begehrten Kaffeebohnen sauer auf. Plantagenbesitzer vom grünen Anden-Hochland bis nach Mexiko, wo die meisten der Gourmet-Sorten wachsen – beschweren sich über die niedrigen Preise. Sie könnten jetzt weniger Geld in ihre pflegeintensiven Produktionsstätten und Plantagen investieren, was für Kaffetrinker weltweit Folgen hat: Bei der kommenden Ernte dürften Kaffeebohnen kleiner und minderwertiger ausfallen. Außerdem dürften Ende des Jahres die Kaffeepreise steigen. Kaffeebohnen: Brasilianische Bauern wollen in diesen Wochen eine Rekordernte pflücken. Das dürfte den Preis für Arabica-Kaffee weiter unter Druck setzen. Luis Gonzaga Ordonez, Manager der Association of High-Quality Coffee Producers, einem Verband von 250 Kaffeebauern mit Anbaugebieten im Südwesten Kolumbiens, schätzt, dass die Kaffeeernte mit Beginn des kommenden Geschäftsjahres am 1. Oktober um 30 Prozent einbrechen wird. Bauern würden weniger Geld für ihre Produktionsstätten ausgeben, einige würden ganz aufgeben, sagt er. Düngemittel kosten bereits 10 Prozent mehr Geld In Costa Rica drängt der Branchenverband Instituto del Café de Costa Rica (Icafe) Bauern dazu, ihre Plantagen weiterhin zu düngen, obwohl der Preis für Düngemittel in diesem Jahr schon um 10 Prozent gestiegen ist. „Wenn das nicht ausreichend getan wird, könnte die mögliche Ernte der Pflanzen stark beeinträchtigt werden", fürchtet Icafe mit Blick auf die kommende Erntesaison. Die höheren Ausgaben, mit denen Bauern zurzeit konfrontiert sind, könnten nicht ungelegener kommen. Arabica-Futures sind seit Anfang des Jahres bereits um 26 Prozent gefallen, was Kaffeefarmern geringere Ernteerträge beschert. Am Dienstag lag der Juli-Preis für Arabica-Bohnen an der amerikanischen Rohstoffbörse ICE mit 1,6915 um 0,8 Prozentpunkte höher als am Freitag. Nach Angaben von Gabriel Barreda, Präsident der National Coffee Growers' Union in Mexiko, müssen Bauern im südöstlichen Hochland des Bundesstaates Chiapas derzeit 1.800 Dollar investieren, um 23 Säcke à 60 Kilogramm mit Kaffebohnen füllen zu können. Damit seien die Produktionskosten gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel gestiegen, und Chiapas sei bereits die preisgünstigste Region für Produzenten. Am Ende sei es doch wieder nur „der kleine Produzent", der den Kostenanstieg schultern müsse, sagt Agapito Hernandez, der auf seiner kleinen, knapp 1000-Quadratmeter-Farm im zentralmexikanischen Staat Puebla Arabica-Bohnen anbaut. Er sagt, die Kleinbauern würden in der jetzigen Lage systematisch den Kürzeren ziehen: „Das Einkommen reicht gerade mal, um die Familie zu ernähren." Für die weitere Pflege der Kaffeepflanzen fehle das Geld. Frühestens Ende des Jahres steigt der Preis Und Analysten rechnen nicht vor Ende des Jahres mit einem neuen Preisanstieg bei Arabica-Futures. Erst dann würden sich das gesunkene Angebot und der Mangel an Investitionen auch im Preis durchschlagen. Der Markt „unterschätzt um ein Vielfaches", wie stark Farmer auf Preisschwankungen reagierten und im Geschäft neu einsteigen oder aussteigen, warnt Keith Flury, ein Rohstoffanalyst bei der Rabobank. „Im Allgemeinen ist die Reaktion verzögert." Vor allem das Spitzenanbau-Land Brasilien, wo in diesen Wochen die Erntesaison beginnt, hat den Kaffeepreis gedrückt. Brasilien stellt rund ein Drittel des weltweiten Angebots an Kaffeebohnen, aber seine Kaffeebäume produzieren satte und dürftige Ernten im jährlichen Turnus und dieses Jahr steht wieder eine fette Ernte ins Haus. Die brasilianische Regierung rechnet mit einem Rekord von 50,45 Millionen Säcken à 60 Kilogramm. Im nächsten Jahr steht dann wieder ein „kleineres" Erntejahr an, was das Angebot verknappt und die Preise in die Höhe treiben wird – genau dann, wenn der Investitionsmangel und die magere Pflege der Plantagen am Markt spürbar werden dürfte, sagen Analysten und Händler. URL: http://www.wallstreetjournal.de/article/SB10001424052702303674004577434270966411812.html?mod=WSJDE_latestheadlines

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