Dienstag, 23. Juni 2020

Branchengrößter (doch) nicht der Branchenbeste: Corona-Fälle nun auch bei Tönnies


Dossier

Buch "Das Schweinesystem", herausgegeben von Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg bei Die BuchmachereiIm Kreis Gütersloh wurden zum Stand 8. Juni, 0 Uhr, 705 (7. Juni: 695, 6. Juni: 694) laborbestätigte Coronainfektionen erfasst. Die Zahl der bestätigten Neuinfektionen hat sich damit seit Freitag um 13 erhöht. (…) Der Anstieg um zehn Fälle von Sonntag auf Montag stehe überwiegend im Zusammenhang mit Infektionen von Personen, die bei Tönnies tätig seien beziehungsweise die in deren Umfeld leben, teilt die Kreisverwaltung mit.” Meldung “Überwiegend Tönnies-Mitarbeiter: 13 neue Corona-Fälle übers Wochenende” vom 08.06.2020 im Haller Kreisblatt online externer Link – wir erinnern an “Tönnies Schlachthof, April 2020. Tausende Arbeiter – null Infektionsschutz.” Video vom 15.05.2020 bei youtube vom arbeitsunrecht TV externer Link . Siehe dazu:
  • [Mehr als 1300 positive Tests, die komplette Belegschaft in Quarantäne] Heil will Tönnies für Corona-Ausbruch zahlen lassen / Tönnies und Corona: “Ein Staat im Staat” / … New
    • [Mehr als 1300 positive Tests, die komplette Belegschaft in Quarantäne] Heil will Tönnies für Corona-Ausbruch zahlen lassen7000 Menschen sind bereits isoliert, Kitas und Schulen geschlossen: Der Corona-Ausbruch im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück beschäftigt die Behörden vor Ort – aber auch die Politik in Berlin. (…) Nach Angaben des Kreises Gütersloh, in dem Rheda-Wiedenbrück liegt, wurden die Reihentests auf dem Tönnies-Gelände am Samstag abgeschlossen. Demnach lagen zunächst 5899 Befunde vor. Davon waren 1331 positiv, also mehr als ein Fünftel. Die komplette Tönnies-Belegschaft steht derzeit unter Quarantäne…” Artikel vom 22.06.2020 beim Spiegel online externer Link
    • Tönnies und Corona: “Ein Staat im Staat”Die Arbeitsbedingungen in vielen Fleischbetrieben sind ein Problem, nun leiden Arbeiter auch noch unter wachsendem Rassismus. Zwei Tönnies-Mitarbeiter berichten. Nach wenigen Minuten ploppt die erste Whatsapp-Nachricht auf, sie kommt von einem Mann, der hier Marius Popescu* heißen soll. Die SZ hat in einer Facebook-Gruppe für Rumänen in Nordrhein-Westfalen nachgefragt, wer über die Arbeit in der Fleischindustrie sprechen will. Seit 2015 hat Popescu für die Firma Tönnies gearbeitet, bis er vor rund drei Wochen in Quarantäne musste. Auf das Fleischunternehmen blicken nun viele im Land, weil sich mehr als 1000 Mitarbeiter mit Covid-19 infiziert haben. Popescu spricht ruhig und abgeklärt. Es sei ja nicht alles an der Branche schlecht, sagt er. Vieles, was er berichtet, erklärt allerdings, warum kaum jemand in Schlachtfabriken arbeiten will. Für Tönnies hat Popescu erst Fleisch verpackt, später selbst geschnitten. Er berichtet von 200 Stunden Arbeit im Monat und Unterkünften, in denen sich vor der Pandemie drei bis sieben Personen ein Zimmer teilten. Beides scheint ihn nicht zu schockieren. “Natürlich ist die Arbeit hart.” Früher war Popescu Soldat, das sei leichter gewesen. Er habe vielleicht ein Zehntel so schwer gearbeitet wie bei Tönnies. Anfangs habe er geglaubt, die Arbeit nicht zu schaffen – das industrielle Schlachten erschien ihm zu brutal. Mittlerweile sieht er seinen Job bei Tönnies als Rampe. Über die Arbeit dort will er in Deutschland einen besseren Job in einer anderen Branche finden. Wirklich verwundert klingt Popescu nur bei einem Thema. Schon vor rund sechs Wochen seien er und seine Frau auf Corona getestet worden. Danach seien sie weiter zur Arbeit gegangen. Erst zwei Wochen später hätte ihnen jemand die Ergebnisse mitgeteilt: Popescus Frau war positiv. Warum die Auswertung so lange dauerte, kann er nicht verstehen. Auch nicht, dass es danach keine weiteren Tests gegeben habe, und auch keine Informationen. (…) Auch andere Arbeiter sagen der SZ und der Beratungsstelle Faire Mobilität, dass es schon seit Längerem einzelne Corona-Fälle bei Tönnies gegeben habe. Nach Marius Popescu melden sich weitere Arbeiter bei der SZ, die meisten sind aufgebracht. Andrei Amariei* schreibt, er wolle Menschen warnen – vor der Ausbeutung auf Schlachthöfen wie dem von Tönnies. Amariei ist aus dem Geschäft ausgestiegen. (…) Besonders empört seien die Betroffenen in Quarantäne jetzt über die Behauptung, sie seien am langen Wochenende verreist und hätten so bei ihrer Rückkehr das Virus eingeschleppt. De facto hätten viele gearbeitet: “Es gab kein langes Wochenende für die Fleischindustrie”, sagt Sepsi. “Die Aussage ist einfach falsch und sie schürt Rassismus.” Schon jetzt gebe es mehr Ausgrenzung: Menschen berichteten ihm, dass Arztpraxen keine Tönnies-Mitarbeiter mehr hinein ließen. Supermärkte sollen Menschen abgewiesen haben, die sie für Rumänen hielten. “Auch in Cosfeld war das schon so”, sagt Sepsi. Für Andrei Amariei ist das keine große Überraschung. Er sagt: “Rumänen standen immer schon am untersten Ende der sozialen Leiter, auch Polen und Türken schauen auf uns herab.”…” Artikel von Lina Verschwele vom 21. Juni 2020 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link
    • Das Tönnies-DesasterMehr als 1000 Infektionen, fehlende Adressen und verlorenes Vertrauen: Nach dem Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik lassen die Behörden ihrem Ärger über den Konzern freien Lauf. Chef Clemens Tönnies versucht die Vorwärtsverteidigung. (…) Am Donnerstag hatten die Behörden alle Kräfte und sogar die Bundeswehr mobilisiert, um der Masseninfektion in dem Schlachthof Herr zu werden. Am Freitag verfügte der Kreis, dass alle rund 6500 Tönnies-Mitarbeiter am Standort Rheda-Wiedenbrück mitsamt allen Haushaltsangehörigen in Quarantäne müssen – auch die Verwaltung, das Management und die Konzernspitze. (…) Der Krisenstab, das ist zumindest die Version von Kuhlbusch, bat die Werksleitung um eine komplette Liste. Sie kam wohl am Freitag um die Mittagszeit. Doch es fehlte ein Drittel. Was folgte, war “gutes Zureden”, das aber zu nichts führte. “Irgendwann sagt man so: Feierabend”, poltert Kuhlbusch. Man habe sich die nötigen Befugnisse gesichert, den Werkschutz mitgenommen und sei in die Verwaltung eingedrungen. Um 1.30 Uhr in der Nacht fanden Kuhlbuschs Mitarbeiter in den vorhandenen Unterlagen schließlich die gesuchten Adressen. Ein seltsamer Vorgang. Warum fehlten die Adressen? Waren sie nicht zu finden, oder wollte man sie nicht hergeben? Handelte es sich bei den Betroffenen überhaupt um festangestellte Mitarbeiter, oder nicht vielmehr um jene mobilen Fleischhauer-Truppen, die an mehreren Orten in Nordrhein-Westfalen gleichzeitig arbeiten und eher verstreut wohnen? Allerdings könnte der ostentative Zorn der Behörden auch dazu dienen, eigene Versäumnisse zu übertünchen…” Artikel von Thomas Kirchner vom 20.6.2020 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link
    • Tönnies: NRW-Mitarbeiter dürfen nicht in Sachen-Anhalt aushelfen
      “Der Schlachthof des Tönnies-Konzerns in Weißenfels (Burgenlandkreis) darf vorerst keine Mitarbeiter des stark von Corona betroffenen Standorts in Nordrhein-Westfalen bei sich arbeiten lassen. Das teilte der Landkreis am Freitag mit. Das Verbot betreffe alle Arbeitskräfte, die seit dem 5. Juni in dem Tönnies-Schlachthof im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück gearbeitet hätten. Bis zum 3. Juli dürften die Betroffenen die Schlachterei in Weißenfels nicht betreten. Ziel sei es, Menschen im Burgenlandkreis vor einer potenziellen Infektion mit dem Coronavirus zu schützen, teilte der Landkreis mit. (…) Auch in Weißenfels gab es vor knapp einem Monat knapp 1200 Tests für die Mitarbeiter, die beim Fleischkonzern in Weißenfels oder Subunternehmern angestellt oder zur Veterinär- und Lebensmittelüberwachung unmittelbar im Schlachtbetrieb tätig waren. Damals verliefen alle Tests negativ.“ Beitrag vom 19.06.2020 bei Tag24 externer Link
    • Corona-Ausbruch bei Tönnies: Druck auf Fleischindustrie wächst“… Nach der vorübergehenden Schließung des größten deutschen Schlachtbetriebs von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück nach einem Corona-Ausbruch mit aktuell 730 Infizierten geraten die Fleischproduktion und ihre Arbeitsbedingungen stärker in die Kritik. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil nannte die Nachrichten aus Rheda-Wiedenbrück “schockierend”. Dort sei zu erleben, was passiere, “wenn mit Arbeitnehmern aus Mittel- und Osteuropa bei uns nicht fair umgegangen wird”. In der ARD sagte er, die Branche müsse Verantwortung übernehmen “für anständige und menschenwürdige Arbeitsbedingungen”. Er fühle sich bestätigt, den Kurs, in der Fleischindustrie aufzuräumen, konsequent umzusetzen, so der SPD-Politiker. Werk- und Leiharbeitsverträge werde es in den Fleischfabriken nicht mehr geben. “Wir werden das Grundübel beenden”, so Heil. Im Sommer wolle er auch ein Gesetz vorlegen, das eine digitale Erfassung der Arbeitszeit in der Fleischindustrie vorschreibt. (…) NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann kündigte an, die Branche wissenschaftlich untersuchen zu lassen. “Mein Ministerium wird eine wissenschaftliche Expertise auf den Weg bringen, die den Ursachen des Ausbruchs in Gütersloh epidemiologisch auf den Grund geht”, so der CDU-Politiker. Ausgewertet wurden nach Informationen vom Donnerstag bisher 1106 Ergebnisse eines von den Behörden angeordneten Reihentests. Im Tönnies-Stammwerk müssen in den nächsten Tagen noch rund 5300 Mitarbeiter getestet werden…“ Beitrag vom 19.06.2020 bei tagesschau.de externer Link
  • Pressekonferenz und Buchvorstellung am 18.6.2020 in Rheda-Wiedenbrück: Nicht nur Clemens Tönnies steht am Pranger sondern auch das „System Tönnies“ / Tönnies: Corona-Fälle im Kreis Gütersloh kein Wunder. Jetzt Ursachen bekämpfen! 
    • Pressekonferenz und Buchvorstellung am 18.6.2020 in Rheda-Wiedenbrück: Nicht nur Clemens Tönnies steht am Pranger sondern auch das „System Tönnies“
      Die Stadt Rheda-Wiedenbrück war am Donnerstag in ziemlichem Aufruhr. Die Zentrale des Tönnies-Werkes ist in Rheda-Wiedenbrück, mit 7.000 Beschäftigten, in der Mehrzahl WerkvertragsarbeiterInnen. Der Landrat Adenauer hatte die Schließung der Schulen und Kitas verfügt, weil über 6.000 Corana-Infizierungen festgestellt worden waren, und längst noch nicht alle waren getestet worden! Kinder und Eltern aus Rheda-Wiedenbrück machten zwei Protestaktionen gegen Tönnies, einmal vor den Toren des Betriebes und eine zweite im Zentrum der Stadt. Die Wut auf Tönnies ist groß. Schon wieder dürfen die Kinder nicht zur Schule und in die Kitas! Und dem Kreis droht womöglich ein neuer lock down. Clemens Tönnies hat in seiner Villa Polizeischutz bekommen! Am Donnerstag war auch die Buchvorstellung und Pressekonferenz zum Buch: Das Schweinesystem. Aufhebung der Werkverträge und des Subunternehmertums! Zu zweit fuhren wir von Hamburg nach Rheda-Wiedenbrück. Wir waren ja Herausgeber dieses Buches. Schon die Taxi-Fahrerin sagte: Ich hasse Tönnies! Bisher war Clemens Tönnies sehr beliebt als großer Mäzen und großzügiger Spender, mit Ehrungen der Stadt und des Kreises überhäuft! Aber die Stimmung ist umgeschlagen…” Bericht von Dieter Wegner vom 19.6.2020 bei Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg externer Link von Pressekonferenz und Buchvorstellung am 18.6.2020 in Rheda-Wiedenbrück von “Das Schweinesystem”, herausgegeben von Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg bei Die Buchmacherei externer Link (Details zum Buch folgen)
    • Tönnies: Corona-Fälle im Kreis Gütersloh kein Wunder. Jetzt Ursachen bekämpfen!
      Mietwucher, Schein-Werkverträge und industrieller Rassismus / Kriminogenen Sumpf jetzt austrocknen: Illegale Arbeitnehmerüberlassung und Mietwucher bekämpfen! / Warum unternehmen die zuständigen NRW-Behörden nichts? / Industrieller Rassismus: Wir verurteilen die Äußerungen des Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU). Die Aktion gegen Arbeitsunrecht wundert sich nicht über die Corona-Fälle rund um den Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück. Im Gegenteil: Wir wundern uns darüber, wie es dem größten europäischen Schweineschlachter gelungen ist, solange ohne registrierte Corona-Fälle durch zu kommen. Wir fragen uns warum die zuständigen Behörden nichts gegen die zu Grunde liegenden Vergehen unternehmen: illegale Arbeitnehmerüberlassung und Mietwucher. Armin Laschet traut sich offensichtlich nicht, dem Schalke 04-Boss und Schweine-Baron Tönnies den Kampf anzusagen. Wir haben bereits am 15. Mai 2020 ein Video auf youtube externer Link  verbreitet, das die Kantine im Tönnies-Stammsitz Rheda-Wiedenbrück zeigt. Mitten im Lock-down lässt man die Leute weiter arbeiten, als wäre nichts geschehen. Das zu Grunde liegende Problem ignorieren die zuständigen Behörden: illegale Arbeitnehmerüberlassung (Schein-Werkverträge) und Mietwucher. Am 23.4.2020 haben wir über unseren Anwalt Eberhard Reinecke Anzeige beim Hauptzollamt Bielefeld Anzeige wegen illegaler Arbeitnehmerüberlassung gestellt. Zuvor haben wir den NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann informiert. (…) Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass rund um die industrielle Fleisch-Produktion in Deutschland ein kriminogenes Milieu aus General-Unternehmern und Sub-Unternehmern wuchert. Rund um deutsche Schlachhöfe geschieht systematische Ausbeutung von Menschen, denen Grundrechte aufgrund ihrer Herkunft verwehrt bleiben – weil sie aus abgehängten Regionen in Osteuropa stammen. Wir vermuten, dass dieser industrielle Rassismus durch Sonntagsreden, antrainierte Toleranz-Gesten und Multi-Kulti-PR lediglich verdeckt wird…” Pressemitteilung der aktion ./. arbeitsunrecht vom 18. Juni 2020 externer Link
  • [Mindestens 730 Tönnies-Mitarbeiter in Rheda-Wiedenbrück mit dem Coronavirus infiziert] Wut auf TönniesMindestens 730 Tönnies-Mitarbeiter in Rheda-Wiedenbrück haben sich mit dem Coronavirus infiziert – die industrielle Fleischproduktion bietet gute Bedingungen für die Viren. Die Wut der Menschen in der Region wächst. (…) “Stoppt die Ausbeute bei Tönnies”, steht auf dem Schild, das Ritschel an ihr Lastenrad geklebt hat. Dutzende weitere Menschen halten Plakate hoch, “Wir woll’n zur Schule” ist darauf zu lesen. Oder “Clemens spielt Onkel Dagobert, wir spielen wieder allein.” Denn die Schulen und Kitas im Kreis sind geschlossen. Wegen Tönnies. Wegen seines Schlachthofs, derzeit Corona-Hotspot Nummer eins in Deutschland. (…) Der Ausfall in Rheda lässt sich womöglich kompensieren; andere Tönnies-Werke sollen nun umso mehr Tiere töten und verarbeiten. Und in manchen Schlachthöfen von Konkurrenten, die auch schon Masseninfektionen erlebt haben, wird inzwischen wieder gearbeitet. Doch der extrem große Corona-Ausbruch bei Tönnies wirft Fragen auf: Was, wenn sich die Beschäftigten nicht so stark in den Unterkünften anstecken, sondern in der Fabrik? Wie infektionssicher sind Schlachthäuser überhaupt noch, so wie sie derzeit betrieben werden?…” Reportage von Claus Hecking und Florian Gontek aus Rheda-Wiedenbrück vom 18.06.2020 beim Spiegel online externer Link
  • 657 Tönnies-Mitarbeiter in Rheda mit Corona infiziert – (bisher nur) der Schlachtbetrieb eingestellt 
    • [Ticker] Corona-Ausbruch bei Tönnies: Die Entwicklung und die Reaktionen“+++18:07+++ Kreis bestätigt: 657 Tönnies-Mitarbeiter mit Corona infiziert +++17.30+++ 7000 Mitarbeiter bei Tönnies in Quarantäne. Reaktion von NRW Gesundheitsminister Laumann erwartet. Eltern und Kinder im Kreis enttäuscht und traurig. Kreis will Shutdown unbedingt verhindern. (…) +++ 13.17 Uhr +++ Massenhafter Corona-Virus-Ausbruch bei Tönnies in Rheda. Wie der Kreis Radio Gütersloh bestätigt hat, ist bei 400 Mitarbeitern des Fleischkonzerns das Virus nachgewiesen worden. Der Krisenstab des Kreises tagt und sucht nach Lösungen. Landrat Sven-Georg Adenauer will alles dafür tun, um einen Shutdown zu verhindern. Der Betrieb bei Tönnies wird so weit wie möglich heruntergefahren. Nach HK-Informationen sollen Schulen und Kitas im Kreis Gütersloh wieder geschlossen werden. Um 15 Uhr wollen Landrat Adenauer, der Leiter des Krisenstabes und Vertreter von Tönnies in einer Pressekonferenz Einzelheiten schildern. Bei 400 von 500 getesteten Tönnies Mitarbeitern ist das Coronavirus nachgewiesen worden. 500 weitere Testergebnisse sollen noch folgen. Die Tönnies-Krisennachricht trifft nicht nur die Stadt Rheda-Wiedenbrück. Viele Tönnies-Fleischarbeiter sind auch in Unterkünften in Nachbarkommunen untergebracht: Zum Beispiel in Gütersloh, Herzebrock-Clarholz, Harsewinkel oder Langenberg. Was für Konsequenzen die aktuelle Entwicklung hat, auch darüber wird der Kreis in seiner Pressekonferenz ab 15 Uhr informieren…“ Ticker bei Radio Gütersloh ab dem 17.06.2020 externer Link
    • Corona-Ausbruch bei Tönnies: Mehr als 600 Infektionen in FleischfabrikBeim Fleischverarbeiter Tönnies in Rheda-Wiedenbrück sind in der Produktion mehr als 650 Menschen positiv auf das Corona-Virus getestet worden. In manchen Teilen geht der Betrieb aber erst einmal weiter. Beim Fleischverarbeiter Tönnies in Rheda-Wiedenbrück sind in der Produktion mehr als 650 Menschen positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Das hat der Kreis Gütersloh am Mittwochabend (17.06.2020) mitgeteilt. Rund 7.000 Mitarbeiter müssten in Quarantäne. (…)Der Kreis Gütersloh hatte am Mittwochnachmittag (17.06.2020) die Schließung des Betriebs verfügt. Schlachtschweine werden zwar nicht mehr angenommen. Die Zerlege-Abteilung ist geschlossen. Dennoch läuft die Produktion vorerst weiter. Am Mittwochabend erschienen mehrere hundert Beschäftigte zur Spätschicht. Sie sollen das in den Kühlhäusern gelagerte Fleisch verarbeiten. Das geschehe in Absprache mit dem Gesundheitsamt, sagte ein Konzernsprecher. Dies könne zwei Tagen dauern. Erst dann werde das Tönnies-Werk komplett geschlossen. Ob diese Mitarbeiter auch infiziert sind, müssen neue Tests ergeben…” Beitrag vom 18.06.2020 beim WDR externer Link
    • Nach Corona-Ausbruch bei “Tönnies”: Laschet irritiert mit Aussagen über “Rumänen und Bulgaren”Schleppen “Rumänen und Bulgaren” den Corona-Erreger ein? So wird eine Äußerung von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet nach einem Ausbruch in einem “Tönnies”-Schlachthof verstanden. Sein Gesundheitsminister muss ihm beispringen. (…) Im Fall des Ausbruchs bei “Tönnies” ist noch vollkommen ungeklärt, wie “lokal” das Geschehen bleibt und auch wie das Virus in den Schlachtbetrieb eingetragen wurde und sich dort ausbreiten konnte. Ob es beispielsweise an der Missachtung von Hygiene- oder Abstandsregeln durch Schlachthof-Mitarbeiter oder das Unternehmen lag, muss noch untersucht werden. “Tönnies” selbst geht bislang davon aus, dass osteuropäische Beschäftigte das Virus aus ihrer Heimat mitgebracht haben könnten. Ein weiterer Faktor für die Verbreitung seien die niedrigen Temperaturen in den Zerlegebereichen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) schloss sich dem Konzern an und legte sich bei der Ursache für den Ausbruch schon einmal fest – eine Äußerung von ihm sorgte für Irritationen, bisweilen sogar für Empörung. Am Rande eines Treffens in Berlin machte er auf eine Frage nach der Rolle der bisherigen Lockerungen für das Infektionsgeschehen bei “Tönnies” die aus seiner Sicht Verantwortlichen aus: “Das sagt darüber überhaupt nichts aus”, sagte Laschet zu den Lockerungen. “Weil Rumänen und Bulgaren da eingereist sind und da der Virus herkommt. Das wird überall passieren. (…) Das hat nichts mit Lockerungen zu tun, sondern mit der Unterbringung von Menschen in Unterkünften und Arbeitsbedingungen in Betrieben.”…” Artikel vom 18. Juni 2020 beim Stern online externer Link (siehe das Laschet-Video bei Twitter externer Link  )
    • Tönnies muss Produktion teilweise runterfahren“Der Fleischkonzern Tönnies muss in Teilen seines Betriebes die Produktion herunterfahren. Das ist das Ergebnis eines Krisengesprächs zwischen Konzernchef Clemens Tönnies und Güterslohs Landrat Sven-Georg Adenauer am Dienstag (16.06.2020). Anlass ist die hohe Zahl an Corona-Infektionen im Werk Rheda – mittlerweile etwa 100. Das Corona-Virus hatte sich offenbar bei der Arbeit in der Schweinezerlegung und nicht, wie erst gedacht, in den Unterkünften der Werksarbeiter verbreitet. (…) Außerdem soll es weitere Massentests auf dem Firmengelände geben. Der Kreis Gütersloh will das alles beobachten und bei einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen zusätzliche Maßnahmen ergreifen. (…) Sei ein Lockdown nötig, wenn Tönnies “die Dinge nicht in den Griff bekommt, dann würde ich einen Lockdown ins Auge fassen für die Firma Tönnies, aber nicht für Kommunen im Kreis”, ergänzte Adenauer.“ Beitrag bei WDR vom 16.06.2020 externer Link
    • Coronavirus in Tönnies-Fleischfabrik: “Unsere Betriebe sind nicht für die Pandemie gebaut”Mit über 650 Corona-Fällen ist ein Tönnies-Schlachthof bei Gütersloh zum Hotspot geworden. Anwohner protestieren, Manager versuchen zu beschwichtigen – doch der Fleischfabrikant bleibt für deutsche Supermärkte unentbehrlich…” Artikel von Claus Hecking und Florian Gontek, Rheda-Wiedenbrück, vom 17.06.2020 beim Spiegel online externer Link
  • Siehe zum Hintergrund unser Dossier: Corona-Infektionen: Politiker kritisieren Ausbeutung in Schlachthöfen – Verschärfung der Arbeitsschutzgesetze gefordert sowie das Dossier Fallen Werkverträge (leider nur) in der Fleischindustrie Corona zum Opfer?
  • Und zur Konkurrenz:
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=174190

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