Donnerstag, 25. August 2016

Olaf Standke über exzessive Gewalt und staatliche Schuld

Neues Deutschland v. 20.08.2016

Todeszone Mexiko

 

Glaubt man den Menschenrechtlern, waren es willkürliche Hinrichtungen. Natürlich bestreitet das die mexikanische Bundespolizei - alles nur Drogendealer, die da im Vorjahr in Michoacán bedrohlich zur Waffe gegriffen haben und die man deshalb erschießen musste. Und die Folterspuren, die bei den 22 gefunden wurden? Die Aussagen von Angehörigen, wonach viele der Getöteten Bauern aus dem benachbarten Bundesstaat Jalisco gewesen seien?
Fue el estado - Es war der Staat, diese Losung hört und liest man in Mexiko bei Protestveranstaltungen immer wieder. Ja, in dem mittelamerikanischen Land tobt ein regelrechter Drogenkrieg. Aber Untersuchungen zeigen auch, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse schon lange verwischt, dass staatliche Sicherheitskräfte Teil einer allgegenwärtigen strukturellen Gewalt sind. Gerade hat Amnesty International den Behörden die in ihrem Ausmaß schockierende Misshandlung von inhaftierten Frauen vorgeworfen. Und nicht selten macht die Polizei gemeinsame Sache mit den mächtigen Drogenkartellen und paramilitärischen Einheiten.
Seit Beginn der Amtszeit von Präsident Peña Nieto Ende 2012 sind fast 100 000 Menschen getötet worden, doch blieben 98 Prozent der Verbrechen ungeahndet. Über 25 000 Menschen sind verschwunden, so wie die 43 Studenten aus Ayotzinapa. Diese mexikanische Schreckensbilanz ist auch Folge eines desaströsen politischen Versagens.

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