Sonntag, 8. März 2015
Open Data in Mexiko: Wie bekämpft man Korruption?
Huffington Post Deutschland v. 06/03/2015
von Ben Mason
Über Mexiko gibt es in Europa verschiedene Bilder. Einige treffen eher zu als Andere. Dass das Land von Kartell-Gewalt und verbreiteter Korruption geplagt ist - stimmt eigentlich schon. Die Vorstellung eines rückständiges Landes, von schläfrigen Wüstenstädtchen, in denen alte Männer Tequila schlürfen - eher nicht.
In Mexiko-Stadt gehen soziale Hackathons gerade völlig ab. Dort kommen Tech-Entwickler für ein bis zwei Tage zusammen um Apps für soziale Zwecke zu programmieren. Und im Zentrum steht auch der Kampf gegen Korruption.Dort kommen Tech-Entwickler für ein bis zwei Tage zusammen um Apps für soziale Zwecke zu programmieren. Und im Zentrum steht auch der Kampf gegen Korruption.
Open Data - und warum Manche das nicht wollen
„Korruption ist allgegenwärtig in Mexiko," erzählt mir Juan Casanueva von NGO SocialTIC. Von skrupellosen Beamten bis zu Kunden, die das Geld nehmen und nichts liefern: Jedes Jahr verschwindet so eine Menge an öffentlichen Fonds in ein schwarzes Loch.
Laut einer Umfrage von Transparency International halten 87% der Mexikaner Staatsbeamte für korrupt und die Mehrheit glaubt es wird schlimmer.
Die „Open Data"-Bewegung steuert dagegen, in dem sie für die Veröffentlichung von staatlichen Information kämpft - denn wenn alles offen ist, fällt es schwerer, die fehlenden Millionen zu verbergen.
Natürlich wollen das Viele, die davon profitieren, nicht. „Gewählte Bürgermeister haben mir gesagt, ich sei naiv," sagt Juan, „weil das so stark gegen die bisherige Kultur der Politik geht."
Direktes Dekret zur Offenheit
Trotz solcher Skepsis haben die Open-Data-Aktivisten in letzter Zeit Erfolg. Immer mehr Datenbanken werden von Ministerien veröffentlicht. Das Finanzministerium hat sogar auf einer Plattform Daten über seine Auslagen mit Visualisierungen zur Verfügung gestellt.
Zwar liegt Mexiko immer noch mehrere Plätze hinter Deutschland in der Open-Data-Rangliste, aber das wird sich vielleicht ändern. Vor zwei Wochen hat der Präsident ein Dekret ins Leben gerufen, welches besagt, dass alle staatlichen Daten offen gelegt werden sollen, solange Sicherheitsgründe nicht dagegen sprechen. Allerdings ist es nicht verbindlich. Aber es ermutigt die Minderheit innerhalb der Regierung, die für Offenheit kämpft.
Wo ist unsere Brücke?
Data-Hackathons tragen auch dazu bei, Druck zu machen. Teilnehmer und Journalisten ziehen aus der Datenmasse relevante Einsichten und aufschlussreiche Visualisierungen, die der Bevölkerung den Mehrwert von Open Data beweist.
Am „International Open Data Hackathon" im Februar nahmen in Mexiko-Stadt mehr als 100 Leute teil und haben versucht darzustellen, wie qualifiziert Wahlkandidaten waren.
Es gibt auch andere Projekte, die länger als 48 Stunden dauern. OPI: Inteligencia Participativa ist ein soziales Unternehmer, das Datenanalyse-Werkzeuge baut. Es arbeitet bereits mit verschiedenen Ministerien zusammen, um anhand statistischer Aussagen Strategien zu verbessern.
Gerade entwickeln sie eine Smartphone-App, die mit Lokationsdaten des Handys nach finanzierten Infrastrukturprojekten in der Nähe sucht. Nutzer der App können dann die Pläne - für eine Brücke oder Straße oder wie auch immer - mit der Realität vergleichen.
Das Reservoir der offene Daten wächst
Mexikos Reservoir der offene Daten wächst also. Es gibt noch viel zu tun, aber man kann optimistisch sein. Je mehr das System beleuchtet wird, desto geringer ist die Korruption.
Und zum Thema Hackathon: Von heute bis Sonntag findet Mexikos bisher größtes soziales Hackathon statt. Die Veranstalter rechnen mit 800 - 1000 Teilnehmern, die für gute Zwecke coden, kreieren und analysieren.
Ich gehe auch hin und berichte nächste Woche, wie es war.
URL http://www.huffingtonpost.de/ben-mason/opendata-mexiko-korruption_b_6814360.html?utm_hp_ref=good
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