Wenn's draußen schön warm geworden ist, will die Welt und hat einen Brauch, das Stadtteilfest. Nachbarn sitzen zusammen im Bierzelt und trinken diverse Alkoholika... Solcherart begibt sich heute (16.6.) z.B. in Coswig... aber es gibt auch das berühmt-berüchtigte Neustadtfest, berüchtigt aufgrund vergangener Auseinandersetzungen zwischen Polizei und diversen notorisch Nicht-Einverstandenen... Alles halb so wild, sollte man meinen. Aber der Mythos des alternativen Stadtteilfestes, "Bunte Republik Neustadt" benötigt solches zur Hebung der Getränkepreise in's Unermessliche... Gestern begab ich mich also nachmittags mittels meines geliebten schwarzen Hollandfahrrades in die verbotene Zone, mit Absperrungen und Polizeiwannen an allen Zufahrten vom Ghetto zum Superghetto befördert... Freitagnachmittag, alles noch im Aufbau, und mich trieb's doch zeitig zu meinen Kumpels im Dunstkreis des Fiasko, jene aufgrund geringer Quadratmeterzahl chronisch überfüllte Konzertkneipe für unpopulärere Konzerte zur Zerstörung herkömmlicher Musik. Düngte mich Hunger, verließ ich das zum netten kurdischen Strassenhändler und seinem Dönerstand ohne Preisauszeichnung, ohne Schafskäse glatt mal 3 Euro 10! Ja, vielerlei beginnt, an's Stadtfest Dresden zu erinnern... Während auch auf der Hauptbühne im Alaunpark etliche Punkbands spielen, machen wir unseren Musikkonsum auf freier Fläche neben dem Fiasko. Der Anfang allerdings war mir persönlich etwas zu soft, eine Band namens "mister singing sunshine club" würde einem freundlicheren Rezensenten vielleicht den Begriff "Indy" o.ä. entlocken, mir kommt da eher "Steppenwolf zu langsam..." Doch immerhin, erste gute Laune vom Sänger in Richtung Publikum, französische Crustpunker in schwarzem Dress werden zu Rock'n'Roll-Tanzschritt-Imitationen motiviert... Und dann, als sich die ersten schwarzen Wolken näherten, die ersten Tropfen Sorgenfalten zauberten und riesige Kondome über die Lautsprecherboxen stülpten, da sah es schon nach Ende aus. Aber im Gegenteil, das Unwetter benötigte noch einige Stunden Pause! Und schon ging es ab, röchelte und röhrte in bester Crustmanier; Human Compost, ein Geheimtip für jeden Freund des Crustpunk: http://www.myspace.com/humancompost Tjä. Danach die obligatorische Umbaupause, auf und ab auf der Konsummeile und unverständiges Begaffen der pseudoalternativen Prolltouris- eine Büchse Red Bull im Spätshop nur noch 2 Euro 50?? Bin ich Rockefeller?? Nja, nee... Die göttlichen Rattenpisse hatten einen eher kurzen Auftritt, schlecht ausgesteuert und daher leider eher unverständliche Texte und zusammengeschrumpftes Publikum... Schade, schade, das Konzert dereinst in der Chemiefabrik ist mir positiv in Erinnerung! Richtig ab hingegen ging es wieder mit Lethargie aus Leipzig, ab ging hier auch erstmalig nennenswert der Pogo! Fetzig und hart, Bombenstimmung! Da nun gegen eins in der Früh gegen Ende der dritten Zugabe sah ich auch die Zeit herangereift, nach Hause zu radeln... Überraschenderweise entschied sich die Feuerwehr, mit Einsatzfahrzeug ohne Martinshorn mitten durch die Menschenmenge (100 Leute) zu müssen, ich also mit Fahrrad hinterher. Nun ganz einfach nach Hause? Pustekuchen! Spätestens da, wo die Technojünger ihre Bodies zu Klanggebräu vom Balkon runter verdrehn, ist mit Fahrrad kein vor und zurück... und nur der ganz lange Umweg, vorbei an Sambatänzerinnen, zwischendurch betrunkene Frauen auf dem Vorderrad, deren Gesichtsausdruck vermuten lässt, sie ihren tatsächlichen Aufenthaltsort vergessen haben... an jeder Strassenecke SEK in Fünfergruppen mit grauen Helmen in der Hand und ratlosem Gesichtsausdruck... Da hilft dann nur noch der ganz große Umweg! Tja, dann die näxte Überraschung in Tolkewitz, das Unwetter bricht los, die guten Turnschuhe brauchen zwei Minuten zur Durchweichung, der Taxifahrer so nett, zusätzlich vollzusauen, mit Karacho vorbeirauschend... husch, zum nächsten Strassenbahnhäuschen und unterstellen! Auch die Polizei macht sich Sorgen, dass man den Heimweg findet und fährt mal bißchen hin und her...*lol* Tja, und nun? Wieder Samstagnachmittag, allmählich höchste Zeit, die Tastatur in die Ecke zu schütten und weiteres BRN-Feeling zu tanken... heut spielen beim Fiasko die bla bla bla's, skr8 (GEIL!!), wake the dead... auf der Hauptbühne als BRN-Höhepunkt zum Schluss wohl Venusshells. Weitere Highlights diesen Monat: Sa. 30.06. in der Chemiefabrik Pogotowie Seksualnie, Feministinnenpunk aus Polen und Roadkillzombies, Trashpunk aus Berlin. ABER: das Ereignis schlechthin, die legendären BRUTAL TRUTH aus NYC in der Chemiefabrik am 10.07. - see ya...
Kleiner Nachtrag: am Samstag bin ich nur bis ca. 22 Uhr geblieben, hab mir nur skr8 angeguckt, beim ersten Lied mit zwei Schlagzeugern, danach mit zwei sich gegenseitig besingenden oder besser: gegeneinander angrunzenden Sängern. Fetzt ohne Ende... Dann am Sonntag zur Abwechslung "Stadtfest Pirna", ganz normales Bratwurstfest... Die 500 "Hooligans", von denen der Polizeisprecher im TV sprach (die die Polizei angegriffen haben sollen...), konnt ich beim besten Willen nicht entdecken. Aber vielleicht liegt das ja daran, dass ich kein Fußballfan bin?? Oder das ich nur einmal an der Hauptbühne war, dieses Wochenende? Jedenfalls kam man Samstag nur nach Taschenkontrolle an den Strassensperren in die Neustadt, ob man da Glasflaschen mitschleppt...
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