Montag, 7. September 2009
Thelemitisches...
"Love is just a paradox; he loves me - he loves me not." Anne ClarkIn seinem Buch "Götterdämmerung - Aufbruch in das Wassermannzeitalter" löste Michael D. Eschner das Lügner-Paradox auf, indem er das Problem hierarchisierte, mit Einführung einer Meta-Ebene, der Sprachebene: "Mit dieser Hierarchisierung lösen sich viele Wahrheitsparadoxien, wie z.B. die bekannte Lügner-Paradoxie. Wenn ich sage: Ich bin ein Lügner! Ist diese Aussage wahr oder falsch? Wenn sie wahr ist, dann bin ich ein Lügner und der Satz ist auch eine Lüge, folglich ist er falsch. Wenn der Satz falsch ist, dann bin ich kein Lügner, folglich ist der Satz wahr. Dieses Paradoxon löst sich, wenn wir wahr und falsch als Meta-Aussagen betrachten. Der Satz: Ich bin ein Lügner, wird dann nicht als Aussage von mir betrachtet, sndern als Aussage über Aussagen von mir. Wenn der Satz wahr ist, dann sind zwar alle Aussagen von mir falsch (gelogen), aber nicht die Aussagen über Aussagen von mir, d.h. der obige Satz ist davon nicht betroffen, und damit tritt keine Paradoxie mehr auf. Mit dieser Hierarchisierung sind aber tatsächlich nur einige logische Probleme gelöst, einige Paradoxien vermieden. Wir können jetzt Wahrheit definieren, ohne direkt in logische Widersprüche zu geraten - uns fehlt aber immer noch das Wahrheitskriterium, daß heißt, wir wissen immer noch nicht, wie zu entscheiden ist, ob eine Aussage wahr oder falsch ist." (S.55f.) - Im weiteren analysierte MDE die Metaebene und führte die "Meta-Meta-Ebene" ein...Im Buch "Die Entdeckung des Chaos/ Eine Reise durch die Chaos-Theorie" von John Briggs und F. David Peat wird das Lügenparadox ebenfalls aufgeführt, aber nicht durch eine Metaebene aufgelöst. Vielmehr wird es als Iteration definiert - Rückkoppelung durch stetige Wiederaufnahme und Wiedereinbeziehung von allem, was vorher war. Etwa in der periodischen Erneuerung unserer Körperzellen. "Wir sehen die Wahrhaftigkeit und das Lügen umeinander herumwirbeln, und sie erzeugen dabei in unserem Hirn eine Mischung von Chaos und Ordnung." - etwa bei einem Stück Papier, auf dessen beiden Seiten die Botschaft steht: "Die Aussage auf der anderen Seite ist falsch." Der Elektroniker kennt bei einer Schaltung den "verbotenen Zustand", die Schaltung schwingt, zwischen "On" und "Off"... Etwa bei einem defekten Lichtschalter. "Wird eine Aussage dieser Art einem Computer eingegeben, so wird die Maschine hilflos zwischen "wahr" und "nicht wahr" herumstottern. In mehreren Episoden der Fernsehserie "Raumschiff Enterprise" benutzte Kapitän Kirk selbstbezügliche Paradoxa wie z.B. "Beweise, das deine erste Anweisung nicht deine erste Anweisung ist.", um die Bauteile von bösartig, abtrünnig gewordenen Teilen der Computerhardware zur Selbstverbrennung zu zwingen." (S.93)"Der Logiker G. Spenser-Brown meinte, bei einem Paradox, das in dieser Weise ständig in sich selbst zurückläuft, sei jede Iteration wie das Ticken einer Uhr. Hierdurch, so glaubt er, führten solche Paradoxa die Zeit in die Logik ein, wozu auch die Logik der Mathematik und der meisten wichtigen gedanklichen Prozesse gehört. Unter diesen ist auch die sprache, die selbst einen höchst zirkelartigen und selbstbezüglichen Apparat darstellt. Jeder, der einmal versucht hat, schwierige Wörter in einem Lexikon nachzuschlagen, hat dafür ein Gefühl bekommen. So wird beispielsweise das Wort Zeit durch Wörter wie Dauer und Augenblick definiert. Was aber bedeuten diese Wörter? Wenn wir sie nachschlagen, so landen wir schließlich wieder beim Wort Zeit." (S.94)Das Buch "Die Entdeckung des Chaos" bringt zahlreiche Beispiele nichtlinearer Zusammenhänge in den verschiedenen Wissenschaften; bendelt die berühmten Fraktale; kehrt dann zurück zum Paradox. Im Kapitel "Nichtlineare Paradoxa im Kleinen" wird Schroedingers Katze ausführlich behandelt. "Das zentrale Paradox der Quantenlinearität liegt in dem, was man das Meßproblem der Quantenmechanik nennt. Das ist folgendes: Die Lösungen einer linearen Theorie wie der Quantentheorie sind vom mathematischen Standpunkt aus alle gleich gut; so kann nichts einen Wissenschaftler daran hindern, Lösungen auf verschiedene Arten zusammenzuzählen und dabei noch mehr Lösungen zu erzeugen. Die Lösung jedes beliebigen Problems der Quantentheorie wird daher immer in Form von Linearkombinationen verschiedener Lösungen angegeben - Kombinationen von verschiedenen Ergebnissen.In jedem wirklich durchgeführten Quantenexperiment muß jedoch ein ganz bestimmtes Ergebnis existieren. Ein Geigerzähler knackt, ein Teilchen hinterläßt eine Spur auf einer Photoplatte; all dies sind vorbestimmte und eindeutige Ergebnisse. Wie aber kann eine Theorie zu eindeutigen Ergebnissen führen, wenn sie auch alle möglichen Linearkombinationen von Ergebnissen zulässt? Dies ist das Quantenrätsel.Der Physiker Erwin Schrödinger veranschaulichte dieses Paradox in besonders einleuchtender Weise. Er stellte sich ein Experiment vor, in dem der "Detektor" des Durchgangs eines Quantenteilchens nicht ein Geiger-Zähler ist, sondern eine Katze in einer Kiste, in der sich eine Blausäurekapsel befindet, sowie ein Schaltgerät mit Zufallscharakteristik, das mit 50% Wahrscheinlichkeit aktiviert wird, wenn ein radioaktives Isotop ein Elektron aussendet. Würde man viele Versuche machen, so würde also die Hälfte aller Elektronen dazu führen, daß die Blausäurekapsel zerbricht und die Katze tötet. (Lassen Sie uns gleich hinzufügen, daß Schrödinger niemals daran dachte, dieses Experiment mit einer wirklichen Katze auszuführen; es ist nur eine bizarre Illustration der seltsamen linearen Eigenschaften der Quantentheorie.)" (S.277)"Betrachten wir nun wieder den Quantenfall, wo ein zerfallendes Atom das Brechen der Blausäurekapsel auslöst. Wieder wissen wir nichts über das Schicksal der Katze, bevor wir die Schachtel öffnen. Und wieder wissen wir, daß sie entweder lebt oder tod ist. Oder etwa nicht? Das Problem liegt darin, daß wir nun die Mathematik der Quantentheorie benutzen müssen - eine lineare Mathematik. Diese Mathematik sagt uns, daß eine lebendige Katze und eine tote Katze beide gleichermaßen Lösungen der quantenmechanischen Gleichung darstellen, die man die Schrödinger-Gleichung nennt. Da aber die Gleichung rein linear ist, ist auch eine Kombination der beiden Möglichkeiten eine gültige Lösung - also eine Katze, die teilweise lebt und teilweise tot ist! Genaugenommen läßt Schrödingers Gleichung alle denkbaren Linearkombinationen der lebendigen und der toten Katze zu. Nach den Regeln der Mathematik sind alle diese Lösungen gültig - und wirklich. Bevor die Kiste geöffnet wird, muß sich die Katze in einem seltsamen Quantenzustand befinden, in dem die Frage nach ihrem Lebenszustand offen ist.Natürlich sagt uns die Erfahrung, daß wir beim Öffnen der Kiste keineswegs eine Menge von Katzen in verschiedenen Kombinationen von Leben und Tod finden werden. Das Experiment ergibt eine eindeutige Lösung - eine Katze, die entweder lebt oder tod ist. Die vielfältigen Lösungen der Schrödinger-Gleichung sind also, wie man sagt, in einen einzigen, eindeutigen Zustand "kollabiert" - eine tote oder eine lebende Katze. (Wie dieser Kollaps vor sich geht, ist ein anderes Problem, über das sich die Quantenphilosophen streiten. Liegt es am Bewußtsein des menschlichen Beobachters, an den Nichtlinearitäten, die aus der Außenwelt hereingelangen, oder daran, daß man sich unendlich viele Universen vorstellen kann, in denen die Katze lebt oder tod ist?)Das Paradox von Schrödingers Katze beleuchtet die Kluft zwischen unserer eigenen nichtlinearen Welt der eindeutigen Ergebnisse und der merkwürdigen Linearität der Quantentheorie. Solange die Kiste versiegelt ist, verlangt die Quantentheorie eine lineare Beschreibung, also eine Überlagerung der lebenden und der toten Katze. Beim Öffnen der Kiste kehren wir in die vertrautere Welt der eindeutigen, nichtlinearen Ergebnisse zurück. Wie aber lassen sich diese beiden Beschreibungen vereinen? Muß irgendwie die Nichtlinearität in die Quantenwelt eingefügt werden? Wir haben schon etwas von Prigogines Antwort gehört. Prigogine versucht die Nichtlinearität, die im klassischen Bereich der Realität von Sturmflut und Herzschlag gefunden wurde, in den Quantenbereich des unsichtbar Kleinen auszudehnen, weil er glaubt, daß die Irreversibilität und der zugehörige Pfeil der Zeit auf allen Ebenen existieren müssen. Für Prigogine stellt Nichtlinearität die Kreativität des Universums dar. An der Nichtlinearität hoffte er die Fruchtbarkeit des kosmischen Chaos zu beweisen. Durch Nichtlinearität und Irreversibilität will er uns zu einem Denken über das Universum verlocken, das zu einer "Wiederverzauberung der Natur" führt.David Bohm, ein weltberühmter Physiker vom Birkbeck College in London, hat ebenfalls versucht, die Nichtlinearität bis zu den Quanten hinunter einzuführen, jedoch aus anderen Gründen. Für Bohm ist die Nichtlinearität im Reich der Quanten, wie wir bald sehen werden, der mathematische Schlüssel zur inhärenten Unteilbarkeit und Ganzheit der Natur, die in seiner Theorie eine wesentliche Rolle spielt. Durch die Nichtlinearität hofft Bohm, die Fruchtbarkeit der kosmischen Ordnung zu zeigen, die seiner Meinung nach in einer unendlich komplexen Bewegung liegt. Er nennt diese Komplexität die "implizite Ordnung" - das ist die Ordnung des Ganzen, die in der Bewegung jedes seiner "Teile" enthalten ist. Bohm hat über 30 Jahre damit zugebracht, seine Theorie der impliziten Ordnung und andere damit zusammenhängende Theorien zu entwickeln, um damit aus dem Reduktionismus auszubrechen, der eng mit der linearen Betrachtungsweise verbunden ist." (S.278f.)"Unser Ziel muß deshalb der ganze Mensch, der Homo Creator sein. Der rationale, kreative und energisch handelnde Mensch. Nur dieser vollständige Mensch kann die Verheißung der Aufklärung erfüllen. Die anderen wollen wir wenigstens benennen, damit wir unterscheiden können - Nennen wir die Unwissenden und Irrenden: Normopathen!" Michael D. Eschner: Götterdämmerung, S. 43
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