Samstag, 14. Dezember 2019

Zustände „wie bei uns“: Die besondere Ausbeutung thailändischer Pflücker bei der schwedischen Beeren-Ernte

„… Chang ist einer von mehr als 6.000 thailändischen Saisonarbeitern, die in den schwedischen Wäldern nach Beeren suchen. Statt auf dem Reisfeld zu schuften, pflückt er jetzt täglich bis zu zwölf Stunden Blau- und Preiselbeeren. Viel weiß er nicht über das skandinavische Land, aber für ihn ist es eine Riesenchance: “In Thailand würde ich jetzt nur auf die Reisernte warten, aber hier in Schweden kann ich hoffentlich viel Geld machen!” Chang ist das erste Mal in Schweden. Eine Leiharbeitsfirma hat ihn angeheuert und ihm das Arbeitsvisum und Flugticket besorgt. Dafür hat sich Chang hoch verschuldet. Und auch in Schweden muss er zunächst die Kosten für Unterbringung und Verpflegung abarbeiten, bevor er überhaupt etwas verdient. Die Skandale in den vergangenen Jahren haben ihn nicht abgeschreckt. Thailändische Arbeiter wurden um ihren Lohn geprellt. Im Jahr 2013 beging ein Pflücker sogar Selbstmord in Schweden. Zu groß war seine Verzweiflung, ohne Geld nach Hause fliegen zu müssen. Eine besondere Regelung hat den Kampf um die Beeren erst möglich gemacht. In Schwedens Wäldern herrscht „Jedermannsrecht“. Der kostbare Rohstoff gehört dem, der ihn zuerst erntet. Unternehmen haben daraus ein Riesengeschäft gemacht. Doch gleichzeitig hat das mancherorts zu Verhältnissen wie im Wilden Westen geführt…“ – aus dem Begleittext zum Video „Traumjob oder Ausbeutung?“ seit dem 21. November 2019 bei Arte externer Link  über Zustände in Schwedens Agrobusiness, die in der BRD keineswegs unbekannt sind – die PflückerInnen müssen ja nicht aus Thailand sein… Und wie lange das schon so geht, kann anhand des folgenden Beitrags aus dem Jahr 2013 nachvollzogen werden:
  • „Blutige Beeren“ von Anna Lehmann am 18. September 2013 im Handelsblatt online externer Link berichtete unter anderem: „… Zwei Monate schon sammelt er täglich zehn bis zwölf Stunden Beeren im Wald, und zwei Monate hat er keine Krone Lohn erhalten, berichtet Windi Kawkebkam. Seine Augen sind rotgeädert, trotz der warmen Witterung trägt er Steppjacke und Skihose. Wie die anderen 50 thailändischen Pflücker wirkt er erschöpft. Sie sind aus dem Wald in die Stadt gekommen und campieren seit einer Woche in Autos auf einem leerstehenden Grundstück der Universitätsstadt Umeå im Land Västerbotten. „We want help“ steht auf einer LKW-Plane. Die thailändischen Beerenpflücker in Schweden sind die polnischen Spargelstecher in Deutschland. Sie erledigen Arbeiten, für die sich keine einheimischen Arbeitskräfte finden. Doch das Image der schwedischen Beerenpflückerindustrie ist noch schlechter als das der deutschen Spargelwirtschaft. Regelmäßig zur Beerensaison protestieren in Schweden Pflücker, die unter sklavenähnlichen Bedingungen schuften und dann um ihren Lohn geprellt werden…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=159228

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