Hartz-Demokraten in Aktion
»Lebendig« und »Energieschub« sind die neuen Schlagwörter der SPD: Andrea Nahles und Lars Klingbeil beim »Debattencamp« der Partei am vergangenen Wochenende in Berlin
Foto: Christoph Soeder/dpa
|
Strafen und streichen
Dürfen Jobcenter Bedürftigen das Existenzminimum bis auf Null kürzen, wenn diese gegen Auflagen verstoßen oder Termine verpassen? Damit wird sich das Bundesverfassungsgericht voraussichtlich im Januar befassen. Das Sozialgericht Gotha wertet die Strafpraxis als Verstoß gegen die Grundrechte auf Menschenwürde, Gesundheit und Berufsfreiheit. Derweil sanktionieren die Ämter munter weiter.
Komplett anzeigen
»Lebendig« wolle man sein, die Basis habe der Spitze einen »Energieschub« verpasst, zitierte Spiegel online am Sonntag aus der Berliner Runde. Man brauche eine komplett neue Grundsicherung, verkündete Nahles demnach und fügte hinzu: »Die Hilfen für Kinder müssen bedingungslos werden.« Das sind sie längst, sieht man davon ab, dass bereits 15jährige bis zu 100 Prozent sanktioniert werden können, wenn sie nicht zur Schule gehen und Anweisungen des Jobcenters nicht befolgen. Allerdings leiden sie mit, wenn Jobcenter ihren Eltern die als Existenzminimum erklärten Leistungen kürzen.
Auch der Vorstoß von SPD-Generalsekretärs Lars Klingbeil wenige Tage zuvor hatte sich auf Reförmchen innerhalb der Reform beschränkt. Die Partei müsse ihre Sozialpolitik neu ausrichten, erklärte er. Hartz IV sei nämlich »von gestern«. Klingbeil versprach gegenüber dem Focus: »Wir arbeiten an einem neuen Konzept.« Und entschuldigte sich: Die SPD habe das Gesetz damals unter Schröder »in dem Glauben eingerichtet, dass es für jeden schnell wieder Arbeit gibt«. Durch die Digitalisierung verlören aber auch Hochqualifizierte ihre Jobs. »Das führt zu einer enormen Abstiegsangst«, so der SPD-Generalsekretär. Diese könnten vielleicht weiterhin Arbeitslosengeld I erhalten, wenn sie an Qualifizierungsmaßnahmen teilnähmen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen