Die Tötung von drei palästinensischen Demonstranten durch israelische Soldaten am Wochenende, neue Bombenangriffe der israelischen Luftwaffe auf den Gazastreifen und eine Raketenattacke aus dem palästinensischen Gebiet auf ein Wohnhaus nordöstlich von Tel Aviv haben im Nahen Osten die Sorge vor einer weiteren Eskalation der Gewalt geschürt.
Die am Montag aus Rafah im südlichen Gazastreifen abgefeuerte Rakete habe in Mischmeret, rund 30 Kilometer von der Küstenmetropole Tel Aviv entfernt, großen Schaden angerichtet, sagte eine Armeesprecherin. Nach Angaben von Sanitätern wurden sieben Menschen verletzt, unter ihnen ein Baby, ein dreijähriges Kleinkind und eine Zwölfjährige. Das Gebäude wurde bei dem Einschlag weitgehend zerstört. Der Familienvater erzählte dem israelischen Fernsehen, die Familie sei nach dem Heulen der Alarmsirenen in einen Luftschutzraum gerannt. »Wir stehen alle unter Schock.«
Die israelische Regierung kündigte eine noch schärfere Abriegelung des Gazastreifens an. Eine Infanterie- und eine Panzerbrigade sollen an die Demarkationslinie verlegt werden. Zudem werde man Reservisten in verschiedenen Einheiten einberufen. Außerdem wurden die Grenzübergänge in den Gazastreifen gesperrt und palästinensischen Fischerbooten das Auslaufen untersagt. Zudem bombardierten israelische Flugzeuge erneut Ziele im Gazastreifen.
Israel machte die dort regierende Hamas für den Angriff verantwortlich. Der frühere US-Botschafter in Israel, Daniel Shapiro, spekulierte bei Twitter, die islamische Organisation wolle eine neue Eskalation herbeiführen, um von zunehmenden Protesten gegen ihre Herrschaft abzulenken und die Wut der Menschen auf Israel zu lenken. Dem widersprach der palästinensische Politikexperte Mustafa Al-Sawaf. Die Hamas habe kein Interesse an einem neuen Krieg mit Israel, sagte er der Deutschen Presseagentur. Die Proteste zeigten jedoch den Ernst der Lage im Gazastreifen, die wegen der harten Bedingungen jederzeit explodieren könne. In dem Küstengebiet leben rund zwei Millionen Menschen unter schwierigsten Bedingungen. Aufgrund der Blockade durch Israel und Ägypten mangelt es unter anderem an Trinkwasser und Strom.
Interesse an mehr Gewalt könnte allerdings der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu haben, der bei den Parlamentswahlen am 9. April um sein Amt kämpft. »Es gab hier einen bösartigen Angriff auf den Staat Israel, und wir werden mit Nachdruck reagieren«, sagte er am Montag am Rande eines Besuchs in den USA. Er kündigte an, seine Visite abzukürzen und direkt nach dem für Montag (Ortszeit) vorgesehenen Treffen mit US-Präsident Donald Trump nach Israel zurückzukehren. Der erkannte am Montag offiziell die Zugehörigkeit der Golanhöhen zu Israel an.
Die deutsche Bundesregierung stellte sich einmal mehr an die Seite der israelischen Regierung. Das Auswärtige Amt in Berlin forderte »von allen Zurückhaltung« und ein Ende der Gewalt. »Wir rufen die Hamas und alle anderen militanten Gruppen auf, ihre Angriffe einzustellen. Dazu zählt auch, dass die Lage bei den Demonstrationen am Grenzzaun, wo am Wochenende drei Palästinenser ums Leben kamen, nicht weiter angeheizt wird.« Bei den wöchentlichen Protesten an der Demarkationslinie wurden in den vergangenen zwölf Monaten nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza mehr als 260 Palästinenser von israelischen Soldaten getötet und Tausende verletzt. Am Freitag, dem ersten Jahrestag der Proteste, wird mit neuen Großkundgebungen gerechnet.(dpa/AFP/Maan/PNN/jW)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen