Wiedermal ist Olympia vorbei, wenn auch Rio de Janeiro ein wenig im Schatten von Rio de Reiser stand.
Sei‘s drum. »Im Sommer der verbreiteten Angst«, bewertete das im neuen deutschland zitierte italienische Blatt Corriere della Sera die Olympischen Spiele als »eine Chance für Brasilien und für uns«. Das traf nicht nur den sprichwörtlichen Nagel, sondern auch den leichtathletischen Hammer auf den Kopf. Wer in olympischen Schießwettbewerben seine Kräfte misst, zielt zwar auf einen sportlichen, nicht aber auf einen politischen, ökonomischen oder ideologischen Gegner – zumindest nicht vordergründig.
In der Bewertung der Spiele schwanken die Medien zwischen dem Lob für die Sieger, dem Mitgefühl für die Nichtplatzierten, der Begeisterung einer vom überbordenden Temperament und von markanten Gegensätzen geprägten Großstadt, der Herzlichkeit zwischen bisher einander unbekannten Weltenbürgern und dem kritischen Zustand von Quartieren und Toiletten.
Der brasilianische Organisationsleiter quoll bei der Abschlussveranstaltung schier über vor Begeisterung und hatte Mühe, das in seinen Händen zitternde Manuskript im umblätterbaren Zustand zu halten, und IOC-Präsident Thomas Bach war gut beraten, in seinem Abschlusskommuniqué die positiven Faktoren überwiegen zu lassen.
Es wird Fachleuten vorbehalten sein, die Spiele im Nachhinein gründlich und in sportartspezifischen und anderen Nuancen zu analysieren und zu bewerten. Was dabei weniger Beachtung finden kann und wird, sind »die kleinen Dinge am Rande«, von denen ich lediglich zwei herausgreifen will.
Ein Geschehnis erinnerte mich an die in den 1970er und 1980er Jahren kursierenden »Anfragen an den Sender Jerewan«. Es handelt sich dabei um den Kriminalfall mit und um den US-Schwimmer Ryan Lochte und seine Sportgefährten.
In der Radio-Jerewan-Interpretation hätte das ungefähr so lauten können:
Anfrage an den Sender Jerewan: Stimmt es, dass russische Schwimmstars an einer Tankstelle in der Olympiastadt Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls wurden? Antwort des Senders: Im Prinzip ja. Aber es handelte sich nicht um russische Athleten, sondern um US-Schwimmer. Und die Stars wurden auch nicht von Vermummten überfallen, sondern sie haben selber randaliert und in angetrunkenem Zustand an die Toilettenwände uriniert. Sie haben an der Tankstelle zwar getankt, es handelte sich dabei aber um Alkohol, den sie wieder von sich geben wollten. Und die Vermummten waren auch keine Kriminellen, sondern Sicherheitsbeamte. Es handelte sich, wie die Berliner Morgenpost am 20. August vermeldete, auch nicht um das Leid unschuldiger Opfer, sondern um »spätpubertäre Ausfälle«. Nach einer Pressekonferenz in einem Theatersaal, die der Polizei die Möglichkeit gab, den Sachverhalt richtigzustellen, bat der Chef des US-Olympiakomitees »die Menschen in Brasilien« um Verzeihung.
Es ist verständlich, dass sich jede Region freut, aus der ein Einwohner medaillenbeschwert in seine Heimat zurückkehrt. Man sollte dabei aber auch nicht übertreiben. Als der Reiter Michael Jung aus dem Kreis Freudenstadt Gold geholt hatte, schwoll nicht nur den Freudenstädter Mitbürgern der stolze Kamm. Laut Sonntagsausgabe des Berliner Kurier vom 21. August (Journal) erwarteten »fünf Spanferkel und 800 Gäste« den Sieger.
Es freut mich, dass auch die Haus- und Nutztiere nicht außen vor bleiben und das Nationalbewusstsein teilen. Denn weiter heißt es: »Seine [Michael Jungs; W. H.] stolzen Fans schmückten zudem einen Anhänger mit einem Glückwunschplakat plus Deutschlandfahne.«
Sei‘s drum. »Im Sommer der verbreiteten Angst«, bewertete das im neuen deutschland zitierte italienische Blatt Corriere della Sera die Olympischen Spiele als »eine Chance für Brasilien und für uns«. Das traf nicht nur den sprichwörtlichen Nagel, sondern auch den leichtathletischen Hammer auf den Kopf. Wer in olympischen Schießwettbewerben seine Kräfte misst, zielt zwar auf einen sportlichen, nicht aber auf einen politischen, ökonomischen oder ideologischen Gegner – zumindest nicht vordergründig.
In der Bewertung der Spiele schwanken die Medien zwischen dem Lob für die Sieger, dem Mitgefühl für die Nichtplatzierten, der Begeisterung einer vom überbordenden Temperament und von markanten Gegensätzen geprägten Großstadt, der Herzlichkeit zwischen bisher einander unbekannten Weltenbürgern und dem kritischen Zustand von Quartieren und Toiletten.
Der brasilianische Organisationsleiter quoll bei der Abschlussveranstaltung schier über vor Begeisterung und hatte Mühe, das in seinen Händen zitternde Manuskript im umblätterbaren Zustand zu halten, und IOC-Präsident Thomas Bach war gut beraten, in seinem Abschlusskommuniqué die positiven Faktoren überwiegen zu lassen.
Es wird Fachleuten vorbehalten sein, die Spiele im Nachhinein gründlich und in sportartspezifischen und anderen Nuancen zu analysieren und zu bewerten. Was dabei weniger Beachtung finden kann und wird, sind »die kleinen Dinge am Rande«, von denen ich lediglich zwei herausgreifen will.
Ein Geschehnis erinnerte mich an die in den 1970er und 1980er Jahren kursierenden »Anfragen an den Sender Jerewan«. Es handelt sich dabei um den Kriminalfall mit und um den US-Schwimmer Ryan Lochte und seine Sportgefährten.
In der Radio-Jerewan-Interpretation hätte das ungefähr so lauten können:
Anfrage an den Sender Jerewan: Stimmt es, dass russische Schwimmstars an einer Tankstelle in der Olympiastadt Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls wurden? Antwort des Senders: Im Prinzip ja. Aber es handelte sich nicht um russische Athleten, sondern um US-Schwimmer. Und die Stars wurden auch nicht von Vermummten überfallen, sondern sie haben selber randaliert und in angetrunkenem Zustand an die Toilettenwände uriniert. Sie haben an der Tankstelle zwar getankt, es handelte sich dabei aber um Alkohol, den sie wieder von sich geben wollten. Und die Vermummten waren auch keine Kriminellen, sondern Sicherheitsbeamte. Es handelte sich, wie die Berliner Morgenpost am 20. August vermeldete, auch nicht um das Leid unschuldiger Opfer, sondern um »spätpubertäre Ausfälle«. Nach einer Pressekonferenz in einem Theatersaal, die der Polizei die Möglichkeit gab, den Sachverhalt richtigzustellen, bat der Chef des US-Olympiakomitees »die Menschen in Brasilien« um Verzeihung.
Es ist verständlich, dass sich jede Region freut, aus der ein Einwohner medaillenbeschwert in seine Heimat zurückkehrt. Man sollte dabei aber auch nicht übertreiben. Als der Reiter Michael Jung aus dem Kreis Freudenstadt Gold geholt hatte, schwoll nicht nur den Freudenstädter Mitbürgern der stolze Kamm. Laut Sonntagsausgabe des Berliner Kurier vom 21. August (Journal) erwarteten »fünf Spanferkel und 800 Gäste« den Sieger.
Es freut mich, dass auch die Haus- und Nutztiere nicht außen vor bleiben und das Nationalbewusstsein teilen. Denn weiter heißt es: »Seine [Michael Jungs; W. H.] stolzen Fans schmückten zudem einen Anhänger mit einem Glückwunschplakat plus Deutschlandfahne.«
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