Donnerstag, 30. Juli 2020

‚VW versus Prevent‘: Klarstellungen zum Outsourcing-Geschäftsmodell der Automobilbranche


Just-in-Time-Produktion: Stramme Ketten können brechen... Fotomontage: LabourNet Germany“Im August eskaliert ein Streit des Volkswagen-Konzerns mit Zulieferbetrieben, die der bosnischen Prevent-Gruppe angehören. Nach und nach ermittelt die Öffentlichkeit die Hintergründe: Weil VW einen projektierten Großauftrag, für den der Zulieferer Car Trim bereits Investitionen getätigt hat, einseitig kündigt, fordert der Betrieb Schadenersatz. Nachdruck bekommt die Forderung, als neben Car Trim noch ein weiterer Zulieferer – ES Automobilguss – die Lieferungen an VW bis auf weiteres einstellt. Bis die Parteien sich wieder handelseinig werden, fallen für ein paar Tage Lieferungen von Sitzbezügen und Getriebeteilen aus, weshalb die Autoproduktion bei VW an mehreren Produktionsstandorten ins Stocken gerät. 22 000 Autos können nicht planmäßig vom Band gehen, und Experten schätzen den finanziellen Schaden, der VW aus dem Produktionsausfall entstanden ist, auf über 100 Millionen Euro. Angesichts dieses „bizarren Streits“ (fr-online.de, 19.8.16) zwischen dem Weltkonzern und der „350-Mitarbeiter-Bude aus Sachsen“ (manager-magazin.de, 23.8.) rechtet die Öffentlichkeit ausgiebig über die Frage, wer hier der eigentliche Täter und wer das Opfer der Erpressung ist …” Chronik von und bei GegenStandpunkt 4-16 vom 16.12.2016 externer Link und neu dazu:
  • VW-Tapes: Die brisanten Tonbänder erschüttern die Glaubwürdigkeit des Auto-Giganten / Prevent droht mit Klage: VW-Spitzelaffäre könnte vor Gericht landen New
    • VW-Tapes: Im Machtkampf mit einem Geschäftspartner wurden geheime Sitzungen mehr als ein Jahr lang abgehört – die brisanten Tonbänder erschüttern die Glaubwürdigkeit des Auto-Giganten“Jahrelang lieferte sich Volkswagen mit der bosnischen Prevent-Gruppe einen erbitterten Machtkampf, der bis heute die Gerichte beschäftigt. Nun enthüllt Business Insider, dass die interne Strategie-Runde von VW über Jahre abgehört worden ist. Die fast 50 Stunden an Ton-Aufnahmen zeigen eindrücklich: Der größte Autobauer der Welt bewegte sich bei der Auseinandersetzung nicht selten am Rande der Legalität. Der Leiter von „Projekt 1“ wirkt in der Sitzung ratlos. Der mächtige Volkswagen-Konzern hat gerade erst die geheime Sondereinheit gegründet, um sich eines unliebsamen Geschäftspartners zu entledigen – der bosnischen Prevent-Gruppe, die Sitzbezüge und Getriebeteile liefert. Doch viele Maßnahmen in der Auseinandersetzung seien bislang verpufft, berichtet der hochrangige VW-Manager. Selbst eine bessere Öffentlichkeitsarbeit wäre hoffnungslos. Erst mit der Ankündigung, dass VW nun prominente Verstärkung erhalten habe, kehrt die Heiterkeit in die Runde zurück. „Der Herr Gerhard Schröder hat sich eingeschaltet“, verkündet der Projektleiter. „Ach schön“, sagt ein Teilnehmer. Für oder gegen VW, wird gefragt. Die Antwort: Der Altkanzler und ehemalige VW-Aufsichtsrat würde sich als Lobbyist mit besten Kreml-Kontakten für den Autobauer einsetzen. Die Stimmung wird immer besser. Eine Managerin schlägt schließlich vor, dass Schröder bei der Gelegenheit seine Putin-Nähe nutzen sollte, um Prevent den Geldhahn in Russland abzudrehen. Ein durchaus heikler Gedanke für einen Konzern, an dem das Land Niedersachsen zu 20 Prozent beteiligt ist. Für gewöhnlich dürften solche Inhalte aus internen Sitzungen nicht öffentlich werden. Schröder sagt auf Anfrage gar nichts. VW bestreitet, dass er in der Sache kontaktiert oder beauftragt wurde. Nur in diesem Fall ist jedes Wort aus der Krisenrunde auf einer Audio-Datei dokumentiert: Dass Schröder aktiv sei, dass er seine Russland-Beziehungen für VW spielen lassen sollte. Und es ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einer der größten Abhöraffäre der deutschen Wirtschaftsgeschichte. (… ) Aus den VW-Tapes geht zudem hervor, dass VW seine Anti-Prevent-Strategie mit Daimler und BMW abgestimmt hat. (…) Dagegen wirft Prevent dem Volkswagen-Konzern „kriminelles Verhalten“ vor. „Volkswagen war in den vergangenen Jahren offenbar besessen von dem Gedanken, Prevent und seine Tochterunternehmen um jeden Preis zu vernichten“, sagt ein Unternehmenssprecher. „Volkswagen hat dazu seine extreme Marktmacht rücksichtslos eingesetzt. Insgesamt sind wir überzeugt, dass Volkswagen an Prevent ein öffentliches Exempel statuieren wollte, wie man mit unabhängigen Zulieferern umgeht. “Das System Volkswagen sei grundsätzlich nicht an einer partnerschaftlichen Kooperation mit seinen Zulieferern interessiert. „Es lässt jedem Zulieferer so viel Luft zum Atmen, dass er gerade nicht pleite geht und in maximale Abhängigkeit gerät“, so der Prevent-Sprecher…” Artikel von Philip Kaleta, Kayhan Özgenc und Jan C. Wehmeyer vom 27. Juli 2020 bei Business Insider online externer Link, siehe auch:
    • Prevent droht mit Klage: VW-Spitzelaffäre könnte vor Gericht landenEin Mitschnitt interner Gespräche sorgt bei Volkswagen für Ärger. Der in Ungnade gefallene Zulieferer Prevent wirft den Wolfsburgern darin illegale Absprachen vor und prüft nun rechtliche Schritte. Wohl nicht zum ersten Mal, denn alleine in Deutschland streiten sich beide Unternehmen derzeit in zehn Verfahren. Der Abhöraffäre bei Volkswagen könnte zu weiteren rechtlichen Auseinandersetzungen mit dem ehemaligen Lieferanten Prevent führen. “Da die Aktionen von VW Prevent gezielt geschadet haben, prüfen wir derzeit selbst rechtliche Schritte gegen Volkswagen”, teilte ein Sprecher der Zulieferergruppe in Frankfurt mit…” Agenturmeldung vom 27. Juli 2020 bei ntv.de externer Link, siehe ähnlich im manager magazin online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=109270

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