Donnerstag, 30. Juli 2020
Von Bosch über Continental bis ZF: In der Zulieferer-Branche steht ein massiver Jobabbau an, Fabriken droht die Schließung. Gegen die Krise werden klassische Rezepte nichts helfen
Best Owner Consulting GmbH (BOG): Beteiligungsgesellschaft für kleine
Autozulieferer gegründet - mit "ein paar hunderttausend Euro aus der
Gewerkschaftskasse" von IG Metall und IG BCE!
"Nicht alle Kapitalisten sind böse. Das wissen auch die
Gewerkschaften. Es wird viel Kapital von Investoren gebraucht, damit
die Wirtschaft die Corona-Folgen bewältigt. IG Metall und IG BCE haben
deshalb Geld in die Hand genommen, um privates Kapital für den
Mittelstand zu mobilisieren. Der Name ist Programm: Die Best Owner
Consulting GmbH (BOG) wird als eine Beteiligungsgesellschaft für den
Mittelstand eingerichtet. Vor allem die vielen tausend kleinen
Autozulieferer hat die IG Metall im Blick. Die sind schon länger unter
Druck im Transformationsprozess der Branche, und nun kündigt sich in
der Corona-Rezession für den kommenden Herbst eine Pleitewelle mit
Massenkündigungen an. (...) Parallel zu den Bemühungen der Politik hat
der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann mit ein paar hunderttausend
Euro aus der Gewerkschaftskasse und einem etwas kleineren Zuschuss von
der IG BCE die BOG auf die Beine gestellt. „Wir sind Geburtshelfer“,
sagte Hofmann dem Tagesspiegel. Um das eigentliche Geschäft kümmern
sich zwei Prominente: Frank-Jürgen Weise, ehemals Chef der
Bundesagentur für Arbeit und des Bundesamtes für Migration, leitet die
BOG mit Bernd Bohr, der einst die Kraftfahrzeugsparte von Bosch führte
und sich im Zuliefergeschäft auskennt. Die erste Aufgabe des Duos:
Geld auftreiben. Und zwar nicht nur bei Vermögenverwaltern und Fonds,
die mit ihrem Investment die Industrie stützen wollen, sondern auch in
der Industrie selbst. Weise und Bohr besuchen auf ihrer Roadshow
Autohersteller und große Zulieferer. Das Kalkül: Die Konzerne brauchen
stabile Lieferketten und zahlen deshalb Geld in den BOG-Topf, den die
Initiatoren mit mindestens 500 Millionen Euro füllen möchten. Bereits
im vergangenen Jahr hatte die IG Metall Arbeitsgruppen auch mit
Investmentbankern initiiert, um Hilfsinstrumente für die vielen
tausend kleinen und mittelgroßen Betriebe zu entwickeln, die im
Strukturwandel der Autoindustrie Liquiditätsprobleme haben, weil
Kreditinstitute der Branche zunehmend misstrauen. Doch es geht Jörg
Hofmann und dem IG BCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis nicht allein
um Geld. Viele KMU wissen nicht so recht, wie sie sich auf
Digitalisierung und Dekarbonisierung einstellen sollen. Ein
Know-how-Transfer und Managementunterstützung im
Transformationsprozess wären hilfreich..." Artikel von Alfons Frese
vom 13.7.2020 im Tagesspiegel online mit dem Titel "Frank-Jürgen Weise
leitet neuen Beteiligungsfonds. Hilfe für kleine Autozulieferer in der
Coronakrise. Die Gewerkschaften gehen voran: Mit Startkapital von IG
Metall und IG BCE wird ein Fonds für Eigenkapitalhilfen aufgebaut"
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/hilfe-fuer-kleine-autozulieferer-in-der-coronakrise-frank-juergen-weise-leitet-neuen-beteiligungsfonds/26001140.html
Diese Initaitiven ist innerhalb der Strategie der IG Metall (und IG
BCE) zur Standortsicherung und Pflege nationaler (!)
Wertschöpfungsketten vollkommen logisch und daher nicht überraschend.
Eine Beteiligungsgesellschaft für - egal wie kleine - Kapitalisten aus
der Gewerkschaftskasse stellt jedoch eine neue Qualität der
"Sozialpartnerschaft" dar - was sagen die Beitrag zahlenden
Gewerkschaftsmitglieder dazu???? Wird hier die Streikkasse für
potenzielle Arbeitsplätze verwendet?
Fragen über Fragen - wir freuen uns über Antworten! Zu den
Hintergründen der angeblich notwendigen Rettung der Autozulieferer
siehe unser Dossier
https://www.labournet.de/?p=156397
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