Donnerstag, 30. Juli 2020

Der Prozess gegen den Nazi-Mörder von Halle beginnt. Mit: Einer Bühne für die Hasstiraden des Mörders



„... Nun beginnt der Gerichtsprozess gegen Stephan B. vor dem 
Oberlandesgericht Naumburg. 43 Nebenkläger*innen haben sich dem 
Verfahren angeschlossen. Angeklagt ist der Attentäter u.a. wegen des 
Mordes in zwei Fällen, des 68-fachen versuchten Mordes sowie der 
gefährlichen Körperverletzung und versuchten räuberischen Erpressung 
mit Todesfolge. Darüber hinaus hat die Bundesanwaltschaft  Anklage 
erhoben wegen besonders schwerer räuberischer Erpressung, 
Volksverhetzung und fahrlässiger Körperverletzung. Neben dem 
NSU-Prozess ist es eines der größten Gerichtsverfahren der deutschen 
Nachkriegsgeschichte im Bereich Rechtsterrorismus, das mit erheblichem 
internationalem Interesse begleitet werden wird. (...) Fraglich bleibt 
auch, warum das Imageboard „Meguca“, auf dem der Täter das Attentat 
angekündigt hatte, so lange von den Behörden ignoriert wurde. Noch 
Tage nach dem Anschlag waren der entsprechende Post sowie B.s 
Nutzerdaten abrufbar. Erst später wurden sie durch einen Administrator 
des Forums gelöscht. Alle Daten von B., inklusive seiner 
Privatnachrichten und seiner Beiträge, die ein Schlaglicht auf seine 
Ideologie hätten werfen können, sind verloren. Wie konnte es zu einer 
solchen Panne kommen? Auch mit Blick auf die Behörden stellt sich die 
Frage, inwieweit Stephan B. schon vor der Tat hätte bekannt sein 
können. 2014 soll er an einer Veranstaltung in der ehemaligen 
NPD-Parteizentrale in Leipzig teilgenommen haben, seine Kontakte in 
die rechtsextreme Szene waren also offenbar nicht nur virtuell. Auch 
unmittelbar nach der Tat scheint es zu einigen Pannen gekommen sein. 
Beispielsweise zeigt das Video einer Überwachungskamera, dass die 
ermordete Jana L. auch nach dem Eintreffen der Polizei minutenlang 
ignoriert wurde. Weder kam es zu Wiederbelebungsmaßnahmen, noch zur 
Feststellung des Todes. Stephan B. soll auf dem Rückweg vom Kiez-Döner 
sogar nochmals an der Synagoge vorbeigefahren sein, vor der zu diesem 
Zeitpunkt Polizist*innen standen. Nach seinem Auto wurde zu diesem 
Zeitpunkt bereits gefahndet. Gestoppt wurde es nicht...“ – aus dem 
Beitrag „Viele Fragen sind offen“ am 21. Juli 2020 bei den Belltower 
News zum Prozessbeginn. Siehe in der kleinen Materialsammlung dazu 
auch einen Betrag über die Tiraden des Täters, einen Überblick über 
den ersten Prozesstag, eine Tweet-Sammlung zu Aktionen vor dem 
Gerichtsgebäude, ein ausgesprochen interessantes Video zur Begründung 
einer Nebenklage und den Hinweis auf einen neuen Blog, auf dem 
Beteiligte über den Fortgang informieren wollen
https://www.labournet.de/?p=175865

Siehe auch: Europameister! Disziplin: Nazi-Terror
https://www.labournet.de/?p=175862

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