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Dossier
“Der Autobauer Daimler trimmt sein weltweites Netz von Produktionsstandorten auf mehr Effizienz. Deshalb will der Konzern das Werk Hambach im Département Moselle verkaufen. An dem französischen Daimler-Standort sind 1600 Mitarbeiter beschäftigt. Dort wird bisher noch der Kleinwagen Smart gebaut, den Daimler von der nächsten Modellgeneration an zusammen mit seinem Großaktionär Geely in China produzieren will. Die beiden Konzerne hatten dazu gemeinsam ein neues Unternehmen gegründet, um der Marke neuen Schwung zu geben. Hambach hätte laut früheren Ankündigungen im Gegenzug einen Kompaktwagen aus der neuen Elektro-Modellreihe EQ von Mercedes-Benz bekommen sollen. Angaben zu einem Zeitplan für mögliche Verkaufsgespräche machte Daimler nicht. (…) “Die Beschäftigten haben immer den sozialen Dialog vorgezogen, um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Fabrik zu gewährleisten”, sagte der französische Wirtschaftsminister…” Meldung vom 03.07.2020 bei sr.de – siehe dazu auch:
- SMART: Belegschaft streikt und demonstriert – Sindelfinger Kollegen mit dabei
“Verschiedene Gewerkschaften haben für den gestrigen Freitag, den 24. Juli 2020, in Sarreguemines zu einer Demonstration auf. Die Vereinigung FO de la Moselle (Force Ouvrière) unterstützte diesen Appell. Eine Delegation aus Sindelfingen, vom Verein der Freunde der Internationalen Automobilarbeiterkonferenz, nahm ebenfalls teil. (…) Entsprechend schlossen sich gestern viele Menschen aus der Bevölkerung der Demonstration der 1600 Smart-Beschäftigten an, um ihre Solidarität zu bekunden. „Diese Demonstration ist nur der Beginn eines langen Kampfes“, sagten Gewerkschafter. „Einer der reichsten und mächtigsten Automobilhersteller“ verhalte sich „wie ein Freibeuter“, so der Vorwurf der Gewerkschaften. Momentan baut Daimler in Hambach noch den Smart, dessen Produktion 2022 nach China verlagert werden sollte. Die Fertigung eines Elektro-SUV von Mercedes sollte stattdessen nach Lothringen kommen. Eine Investition von 500 Millionen Euro wurde vor zwei Jahren versprochen. Die Kolleginnen und Kollegen hatten sich für diese Zusage zu Lohnkürzungen und unentgeltliche Mehrarbeit erpressen lassen. (…)Eine Delegation von Vertrauensleuten der IG Metall im Sindelfinger Daimler-Werk und Freunde der Internationalen Automobilarbeiterkonferenz nahm an der Demonstration ihrer Kolleginnen und Kollegen teil. Im Video-Bericht des Saarländischen Rundfunks kommt ein Kollege aus Sindelfingen zu Wort, der sich entschieden für den Kampf um jeden Arbeitsplatz positioniert: “Die Angriffe, die Daimler derzeit auf die Beschäftigten fährt, müssen wir gemeinsam zurückschlagen. Hambach ist unser kleinstes Werk mit dem kleinsten Auto, aber so, wie man mit seinem kleinsten Finger umgeht, so geht man mit der ganzen Belegschaft um, im ganzen Konzern, und da werden wir uns solidarisch dagegen wehren.”…” Bericht vom 25.07.2020 bei Rote-Fahne-News (MLPD), siehe auch Fotos und Berichte auf der Facebook-Seite der FO de la Moselle - [24.Juli 2020] SMART: Gewerkschaftlicher Aktionstag – Delegation aus Deutschland nimmt teil
“Verschiedene Gewerkschaften rufen am Freitag, dem 24. Juli 2020, in Sarreguemines zu einer großen Demonstration auf. Die Vereinigung FO de la Mosel unterstützt diesen Appell und lädt alle Gewerkschaften und Gewerkschaftsgruppen ein, an dieser Mobilisierung teilzunehmen, um den Daimler-Standort in Hambach und alle Arbeitsplätze zu erhalten. Rote Fahne News berichtete mehrfach, u.a. über den Dank aus Frankreich für die Solidarität des Vereins der Freunde der Internationalen Automobilarbeiterkonferenz in Sindelfingen. In dieser solidarischen Verbindung entstand auch der Gedanke, dass ein gemeinsamer Aktionstag ein wichtiger nächster Schritt im Kampf um jeden SMART-Arbeitsplatz sein kann. Auch die frankreichweite Vereinigung FO unterstützt die Demonstration. Sie hat übrigens, so berichten die französischen Kollegen, per Post den Wirtschaftsminister Bruno Le Maire angesprochen und daran erinnert, dass Unternehmen, die viele Beihilfen erhalten haben, nicht von ihrer Verantwortung entlastet werden können. Mal sehen, ob dieser Appell des Ministers Gehör findet und er aktiv wird. Aus Sindelfingen haben Kollegen ihre Teilnahme angekündigt: “Wir wollen mit einer kleinen Delegation von Daimler-Kollegen und Freunden der Internationalen Automobilarbeiterkonferenz an eurem Aktionstag am Freitag teilnehmen. Teilt uns bitte Zeit- und Treffpunkt mit. Wir kommen! Dann können wir euch auch persönlich unsere Solidarität ausdrücken. Mit solidarischen und kämpferischen Grüßen!” Der Aktionstag startet am Freitag, dem 24. Juli 2020, um 9 Uhr vor der Gemeinde Sarreguemines (99 rue du Marschall Foch).” Meldung vom 21.07.2020 in Rote Fahne News , siehe:- den Aufruf französischer Gewerkschaften und
- die Soli-Erklärung der IGM Vertrauensleute Daimler Deutschland
- Internationale Automobilarbeiterkoordination Sindelfingen schreibt dazu am 22.7.20 (per e-mail):
“Wir lassen unsere Smart Kollegen nicht im Stich. Wie schon in der Tagespresse berichtet wurde, soll das Smart Werk Hambach verkauft werden. Mit Millionen Steuergeldern finanziert wurde in Hambach das Werk errichtet und tausende Kollegen inkl. Zulieferer verdienen ihr Geld für sich und ihre Familien. Noch vor zwei Jahren verkündete der Daimler Vorstand Millionen Investitionen für den Bau des EQB ( B Klasse elektrifiziert ) in Hambach. Und jetzt, was wird ? Als Smart von Daimler an seinen Aktionäre Geely verkauft wurde, war es beschlossene Sache dass zukünftig der Smart aus China kommt. Längst vor der Corana Pandemie die scheinbar jetzt für alles herhalten muss, mit Beginn der weltweiten Wirtschaftskrise 2018, hat der Daimler Konzern die Weichen gestellt. Es geht nicht nur um den Standort Sindelfingen, Stuttgart und andere Standorte, sondern es geht um jeden Arbeitsplatz im Konzern. Jeder Arbeitsplatz der weg fällt, fehlt für die Zukunft der Jugend. Der Plan zum Abbau von 20.000 Plätzen den Vorstand Porth auch mit Entlassungen angekündigt hat, stößt vielen Ortes auf Widerstand. Für Freitag den 24.Juli 2020 ruft der Gewerkschaftsübergreifende Zusammenschluss von Smart-Unternehmen am Standort Smartville, SAS Automobil und Logistik, Faurecia, Thyssenkrupp, Magna Uniport und Chassis, Seifert, MCT Mosolf…, alle Mitarbeiter, ihre Familien und ihre Angehörigen, die Bevölkerung, sowie die gewählten Vertreter aller Seiten, ihre Kräfte zu bündeln und Solidarität für die Erhaltung von Industriearbeitsplätzen auf dem Gelände zu entwickeln und es findet eine Demonstration statt… Kolleginnen und Kollegen aus Sindelfingen werden hinfahren zur gemeinsamen Solidarität. Der ” Verein der Freunde der Internationalen Automobilarbeiterkonferenz Sindelfingen ” Sindelfingen e.V. steht von Anfang an, an der Seite der Hambacher Belegschaft. Auch die IGM Vertrauensleute Daimler Deutschland sind solidarisch , ebenso wurde das Thema auf der virtuellen Betriebsversammlung im Werk Sindelfingen angesprochen.”
- Daimler verkauft Smart-Fabrik in Hambach: 1600 Arbeitsplätze bedroht
“Wie ein Blitz traf die Beschäftigten von Smartville die Mitteilung, dass die Smart-Produktion nach China verlagert wird. In der verarmten, grenznahen französischen Region Grand Est, wo der Ort Hambach gelegen ist, schlug die Nachricht ein wie eine Bombe. Die etwa 800 Arbeiter im Montagewerk Smartville und die in unmittelbarer Nachbarschaft beschäftigten weiteren 800 Arbeiter der Zulieferindustrie sind wieder mit der Vernichtung ihrer Existenzgrundlage konfrontiert. Bereits im März vergangen Jahres hatte der damalige Daimler-Chef Dieter Zetsche die Gründung eines Joint Ventures mit dem chinesischen Partnerunternehmen Geely angekündigt, das die Produktion der Elektroversion des Stadtautos Smart in China ab 2022 produzieren soll. Damals wurde die Hambacher Belegschaft noch mit dem Versprechen vertröstet, dass die Produktion der Modelle mit Verbrennungsmotoren bis dahin in Smartville erhalten bleibe und nahezu 500 Millionen Euro investiert würden, um danach einen Kompaktwagen der Marke Mercedes, ein Electro-SUV, zu bauen. (…) Dass der Standort erhalten bleibe, sei auch dem „Paket 2020“ zu verdanken. Die Arbeiter des Werks hatten einer Rückkehr zur 39-Stunden-Wochen zugestimmt, von denen nur 37 bezahlt wurden. Eine Rückkehr zur 35-Stunden-Woche war für das Jahr 2020 vorgesehen. „Wir versuchen es zu glauben“, lautete der Kommentar eines Kollegen. Die Beschäftigten der benachbarten Zulieferindustrie, die völlig von Smartville abhängig sind, waren schon damals besorgter. Bei der geringen Fertigungstiefe des Modells, bei dem bis zu 90 Prozent der Produktionsschritte von Zulieferern erbracht werden, ist ihre Zukunft völlig abhängig von den Entscheidungen des Daimler-Konzerns. (…) „Im Rahmen des Transformationsprozesses wollen wir die hohe Flexibilität unseres globalen Produktionsnetzwerks nutzen und unsere Kapazitäten an die zu erwartenden Marktentwicklungen anpassen“, heißt es in der Pressemitteilung von Daimler. „Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Wirtschaft führen auch zu neuen Marktbedingungen, weshalb wir unser globales Produktionsnetzwerk optimieren“, gab Ola Källenius, Vorsitzender der Konzernleitung, zu verstehen. Aus diesem Grund werde beabsichtigt, Gespräche über den Verkauf des Standortes Hambach zu führen. Diese Vorgeschichte beweist, dass der Einbruch der Absatzzahlen im zweiten Quartal 2020 durch die Corona-Pandemie nur dazu dient, eine schon lange geplante Verlagerung der Produktion zum Niedriglohnland China durchzusetzen, das gleichzeitig der größte Absatzmarkt ist. Auch die neuen EQ-Modelle sollen in China produziert werden. (…) Falls Ratcliffe tatsächlich den Kauf der Hambacher Smartville durchzieht, wird es nicht nur auf Kosten weiterer Senkung des Lohn- und Arbeitsniveaus der dortigen Arbeiter, sondern auch zu Lasten der Arbeiter in Portugal und Wales gehen, wo die Bevölkerung schon unter der Schließung eines Ford-Werkes Ende 2020 leidet. (…) So beschwerte sich der CGT-Funktionär des Sozial- und Wirtschaftsausschusses der Region um Hambach, Jean-Luc Bielitz, im Gespräch mit der Zeitung Le Monde darüber, dass Daimler in Deutschland wegen der Vereinbarungen mit der IG Metall die Hände gebunden seien. „Es liegt also an uns“, klagte er, und schilderte dem Magazin Capital, dass die CGT bereit war, allen geforderten Zugeständnissen zuzustimmen. Sein Gegenpart von der Gewerkschaft CFE-CGC, Mario Mutzette, blies gegenüber Capital ins gleiche Horn. Die Gewerkschaft habe immer wieder Opfer gebracht und Sozialabbau zugestimmt, um den Standort zu verteidigen…” Artikel von Gustav Kemper vom 11. Juli 2020 bei wsws - Wie geht es weiter bei Smart in Hambach?
“Im französischen Hambach in der Nähe von Saargemünd haben die Gewerkschaften mit der Unternehmensleitung von Smart darüber diskutiert, ob und wie die Produktion weiter laufen kann. Daimler, der Eigentümer des Kleinwagenherstellers, hatte überraschend angekündigt, das Werk zu verkaufen. Rund 500 Produktions-Mitarbeiter von Smart warteten am Donnerstag vor Konferenzgebäude des Unternehmens in Hambach. Dort trafen sich die Gewerkschaften mit der Unternehmensleitung von Smart und Daimler, um über den geplanten Verkauf des Werks mit seinen 1600 Mitarbeitern zu diskutieren. (…) Nach dem Treffen waren die Gewerkschaften jedoch unzufrieden. Sie fordern Verhandlungen auch mit anderen potentiellen Kaufinteressenten. Alles deutet aber darauf hin, dass das Smart-Werk in Hambach an Ineos geht. Die Briten kennt der smart-Eigentümer Daimler gut. Sie arbeiten schon im Motorsport bei der Formel eins zusammen.” Meldung vom 09.07.2020 bei sr.de - Politik und Gewerkschaften gegen Smart-Werksverkauf“Gegen den geplanten Verkauf des Smartwerks in Hambach regt sich Widerstand. Mehrere Politiker haben sich zusammengetan, um den Verkauf doch noch zu verhindern. Vor den Toren von Smart in Hambach (Département Moselle) protestierten am Mittwoch die französischen Gewerkschaften CGT und FO sowie weitere Arbeitervertreter. Sie sind sauer, dass Daimler den Verkauf des Kleinwagenherstellers angekündigt hat – möglicherweise an die britische Firma Ineos . Vor zwei Jahren wurden größere Umbauten begonnen, Investitionen von 500 Millionen Euro versprochen. Ein neuer Mercedes sollte hier gebaut werden . Eine Erklärung für die Kehrtwende haben die Gewerkschafter nicht bekommen. „Wir fordern eine Versammlung mit der Geschäftsführung, um zu erfahren, wo es hingeht“, sagte Jean-Marc-Filippigh von der Gewerkschaft FO. „Denn die Arbeiter haben ja schon bisher auf Vieles verzichtet.“ (…) 1600 Arbeitsplätze im Werk und weitere 1400 bei Zulieferern hängen von Smart ab. Am Donnerstag soll es eine Gewerkschaftsversammlung geben. Die Gewerkschaften fürchten den Wegfall von Arbeitsplätzen. „Wir werden ein starkes Zeichen setzen“, stellte Thomas de Francesco von der Gewerkschaft CGT klar. „Und wenn wir nach Deutschland gehen müssen, werden wir dies tun, auch nach Stuttgart, Sindelfingen oder Rastatt…” Beitrag vom 08.07.2020 bei sr.de mit Informationen von Lars Ohlinger mit einem Video der Proteste vor dem Smart-Werk in Hambach
- Siehe die PM der Fédération des travailleurs de la métallurgie CGT vom 6.7.2020 : Communiqué de presse FTM-CGT concernant la situation du site SMART à Hambach
- Daimler will Smart-Werk in Hambach verkaufen – französische Regierung schaltet sich ein“Der Autobauer passt seine Kapazitäten der schwachen Marktlage an. Der Smart, der bisher in Hambach produziert wird, soll künftig in China gebaut werden. (…)Die aktuellen Elektromodelle des Smart sollen Daimler zufolge weiter in Hambach vom Band laufen. Die nächste Generation des Stadtflitzers wird das Gemeinschaftsunternehmen von Daimler mit Großaktionär Geely in China bauen. Daimler und Geely wollen ab 2022 neue vollelektrische Smart-Modelle auf den Markt bringen und weltweit vertreiben. Nur wenige Minuten nach der Bekanntmachung der Daimler-Pläne reagierte Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire. „Der Standort Hambach ist ein Symbol für die deutsch-französischen industriellen Beziehungen“, sagte der Minister über das Werk nahe der deutschen Grenze. Die Beschäftigten hätten sich immer für den sozialen Dialog eingesetzt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Werkes zu sichern. Le Maire ging den Autobauer frontal an und forderte: „Daimler muss alle Optionen offenhalten – einschließlich der, das Werk weiterzuführen.“ Das Smart-Werk in Hambach ist für Frankreichs Regierung nicht irgendeine Fabrik. Das Werk hat in gewisser Weise Industriegeschichte geschrieben. Als Daimler vor wenigen Jahren von den Mitarbeitern einen finanzielles Opfer verlangte, um den Standort weiterzuentwickeln, kam es zu einem harten internen Konflikt. Nicht nur die radikalen, sondern auch die gemäßigten Gewerkschaften wandten sich gegen die Absicht von Daimler – mit dem Hinweis, dass die Beschäftigten bereits Opfer gebracht hätten. Der damalige Werksleiter, inzwischen ausgeschieden, organisierte eine Urabstimmung im Werk. Dabei entschied sich die Mehrheit der Beschäftigten für eine Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich. Nach mehrwöchiger Auseinandersetzung wurde das Abstimmungsergebnis umgesetzt. Hambach ist in Frankreich damit in gewisser Weise zu einem Symbol dafür geworden, dass die Bereitschaft von Arbeitnehmern zu Zugeständnissen zur Sicherung von Arbeitsplätzen führt. Die Absicht von Daimler, das Werk nun abzustoßen, wirkt deshalb wie eine Provokation auf die Franzosen…” Artikel vom 03.07.2020 im Handelsblatt online – siehe zur angesprochenen Vorgeschichte von 2015: Daimler erpresst – auch in Frankreich
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