Dienstag, 7. Juli 2020

Raus aus der Latenzphase. Jonas Berhe über institutionellen Rassismus und deutsche Abwehrreflexe


"Im August 1987 starb der 19jährige Kiomar Javadi im Hinterhof eines 
Tübinger Supermarktes. Aufgrund eines vermeintlichen Ladendiebstahls 
wurde er von mehreren Angestellten in dem Hof mit dem Gesicht zu Boden 
gedrückt und gewürgt. Der Würgegriff dauerte 18 Minuten. Obwohl Kiomar 
Javadi schon nach wenigen Minuten bewusstlos und nach 4-6 Minuten tot 
war, ließen die Beschäftigten nicht von ihm ab. Einige PassantInnen 
protestierten während der Tötung, schritten aber aufgrund der 
Einschüchterungen seitens der Mehrheit nicht ein. Die nach 18 Minuten 
eintreffenden Polizisten legten dem Toten Handschellen an. Im Januar 
2005 verbrannte Oury Jalloh in einer Zelle des Dessauer 
Polizeireviers. Ein forensisches Gutachten aus dem Jahr 2019 
bestätigte den Verdacht von Familie und Schwarzer Community, dass Oury 
Jalloh vor seinem Tod brutal misshandelt wurde. Nach wie vor gibt es 
berechtigte Zweifel an der offiziellen Erklärung, dass er gefesselt 
seine eigene Matratze angezündet haben soll. Durch mehrere 
Gerichtsverfahren stellte sich zudem heraus, dass es noch zwei weitere 
ungeklärte Todesfälle bei der Dessauer Polizei gibt. In Anlehnung an 
den Tod von George Floyd zeigen beide Fälle, dass auch hierzulande 
Brutalität gegen Schwarze Menschen und MigrantInnen sowie rassistische 
Polizeipraxis keine Ausnahme sind. Das Netzwerk »Death in Custody« 
hält 159 Fälle von Toten in Polizeigewahrsam seit 1990 fest. Wie 
reagiert die deutsche Politik auf die Kritik?..." Artikel von Jonas 
Berhe, erschienen in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- 
und Gewerkschaftsarbeit 6/2020
https://www.labournet.de/?p=174810

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