Vorfeld & Mobilisierung
Im Vorfeld wurde konzentriert antiimperialistische und revolutionäre Propaganda in den Neuköllner Kiezen, aber auch anderen Stadtteilen Berlins wie dem Wedding, betrieben. Hunderte Plakate die zur roten 13-Uhr-Demonstrationen mobilisierten hingen in verschiedensten Geschäften der Sonnenallee aber auch anderen Neuköllner Straßen aus. Tapeten, Transparente, Graffiti und Plakate ergänzten das ganze.
In Briefkastensteck- und Verteilaktionen wurden außerdem insgesamt 10.000 Flugblätter an die Neuköllner Einwohnerschaft gebracht.
Da der Blutmai, der vor allem in Neukölln und Wedding Opfer unter der Arbeiterschaft forderte, sich an diesem 1. Mai zum 90. mal jährt gab es auch eigene Plakate, die an dieses Verbrechen gegen unsere Klasse erinnerten. Und auch auf der roten 13-Uhr-Demonstration selbst wurde mit Parolen wie "90 Jahre Blutmai - wir vergessen nicht - Widerstand ist unsere Pflicht!" und "Trotz Verbot nicht tot - KPD" darauf eingegangen und ihr Opfer im Kampf für den Sozialismus hochgehalten.
Vorabenddemo im Wedding
Am Vorabend des 1. Mai fand im Stadtteil Wedding eine kiezpolitische Bündnis-Demonstration unter den Slogans "Hände weg vom Wedding" und "Gegen die Stadt der Reichen" statt, bei der 3000 Menschen gegen Gentrifizierung, also Mietwucher, Verdrängung und die systematische Zerstörung der Arbeiter- und Migrantenviertel, auf die Straße gingen. Wir beteiligten uns mit Hammer-und-Sichel-Fahne an der Demonstration und verteilten Flugblätter für die rote 13-Uhr-Demonstration am Folgetag in Neukölln.
Rote 13-Uhr-Demonstration in Neukölln
Am 1. Mai sammelten sich ab 13 Uhr Sympathisanten und Unterstützer, palästinensische Genossen, Anwohner und Leute aus dem Viertel auf dem Neuköllner Karl-Marx-Platz. Wie in den Vorjahren, vor allem auch junge Arbeiter und Auszubildende. Es wurden Reden vorgetragen, die neben der Bedeutung des Kampftages und des proletarischen Internationalismus auch Stadtteilthemen aufgriffen, wie z. B. die drastischen Investorenpläne und Veränderungen in der Braunschweiger Straße. Auch revolutionäre Kultur wurde in Form eines kurzen Auftritts der Rapper Camaro und Taktikka bereits hier genutzt, bevor die Demonstration Aufstellung nahm.
Mit knapp über 200 Teilnehmern nahmen dieses Jahr einige dutzend Menschen mehr teil, als im Vorjahr. Dafür, dass Mobilisierung und Demonstration komplett aus eigener Kraft gestemmt wurden, viele Genossen und Freunde aus privaten und Arbeitsgründen nicht teilnehmen konnten, während antikommunistische Hetze, Lügen und Spaltung durch verschiedene Reaktionäre im Verlauf des letzten Jahr nochmal massiv zunahmen und ihr langsam wirkendes Gift verströmten, sind wir sehr zufrieden. Ebenso mit der Resonanz und dem Feedback auf Mobilisierung und Demonstration im Viertel.
Geordnetes Auftreten ohne zu geschlossen einheitlich zu wirken, viele seitlich aufgereihte Fahnen mit Hammer und Sichel, Fahnen Palästinas und auch Algeriens, Sinnbildlich für alle unterdrückten Nationen, Fahnen der Antifaschistischen Aktion und Front- sowie Hochtransparente die sich gegen Ausbeutung, Unterdrückung und imperialistischen Krieg richteten, bestimmten den optischen Ausdruck der Demonstration. Kräftig mitgetragene Parolen der roten Jugend und der revolutionären antiimperialistischen Bewegung schallten durch unsere Straßen.
Vom Lautsprecherwagen wurde mit kurzen Redebeiträgen und Wortmeldungen zu verschiedenen Thematiken die unserer internationalen Klasse und der Neuköllner Bevölkerung unter den Nägeln brennen agitiert.
Bei der Abschlusskundgebung auf dem Hermannplatz gab es dann weitere kurze Reden und Kulturbeiträge, neben den Rappern Taktikka, KGB und Disorder auch durch eine palästinensische Dabke-Gruppe.
Die Demonstration konnte ohne jede Provokation, Störung oder Zwischenfälle durchgesetzt werden und ist als roter, agitatorischer Marsch dem Kampftag unserer Klasse würdig und dienlich. Die Rote Fahne weht in Neukölln und wird nicht aufhören dies zu tun.
HipHop-Bühne auf dem Myfest in Kreuzberg
Danach statteten wir der HipHop-Bühne auf dem Kreuzberger "Myfest" einen Besuch ab. Dort traten dann die roten Rapper Taktikka und Detweiler vor mehreren hundert Jugendlichen auf, stachelten zum Klassenhass an und gaben dem Tag auch hier einen würdigen politischen Ausdruck. Auch wenn das Myfest eine negative Rolle zur Befriedung des widerständischen Kreuzberger 1. Mai einnimmt, ist diese HipHop-Bühne ein authentischer Ausdruck der (Jugend)Kultur der Kreuzberger Straßen, und sie neben verschiedenen anderen guten Künstlern zur Agitation nutzen zu dürfen, eine gute Sache.
18-Uhr-Demonstration in Friedrichshain
Im Anschluss nahmen mehrere Dutzend unserer Genossen an der abendlichen linksradikalen 18-Uhr-Demonstration durch Friedrichshain teil. Wir begrüßen den selbstkritischen Schritt der Organisatoren sich von Überkommenem und vom befriedeten Touristenkarneval in Kreuzberg zu lösen und auch inhaltlich waren einige Aufrufe (z. B. durch Bezugnahme auf den Volkskrieg der indischen Genossen) und Interviews ein guter Fortschritt. Insgesamt war die Demonstration allerdings nicht besonders "anders" als sonst, trotz einiger mal mehr mal weniger sinnvoller Dachaktionen und Feuerwerke und vieler tausend Teilnehmer. Im Hauptteil des Demozuges gab es wenige Parolen, und wenn, dann waren es oft kindische oder falsche. Und auch die überlegene Einsatztaktik der Bullen sowie ihr obligatorischer Kessel auf der Warschauer Straße und das darauf folgende sinnlose Geplänkel mit Angriffen auf Demoteilnehmer und unnötigen Festnahmen waren vorausschaubar. Das sehen wir ganz so wie die Aktiven der Rigaer94 - allerdings haben wir zu keinem Zeitpunkt die Dreistigkeit besessen und die "Demospitze übernommen" wie sie in ihrer Auswertung behaupten und weisen dementsprechend ihre Kritik wir hätten "keinerlei taktisches und politisches Verständnis" entschieden zurück. Das ist nicht auf unserem Mist gewachsen.
Fazit
Die intensiven Tage um den 1. Mai waren für uns in der Hauptstadt aus politischer und organisatorischer Hinsicht ein Erfolg. Alles geplante konnte ohne Probleme durchgesetzt werden und es wurden neue Sympathisanten und Unterstützer gewonnen. Unsere Kritik und Begründung "Warum 13-Uhr-Demo?" bleibt inhaltlich – auch mit veränderten Vorzeichen im Hinblick auf Friedrichshain – korrekt und aktuell.
Und auch wenn in Hamburg bei einer vermeintlich "antiautoritären" 1. Mai-Demo als Seiten- und teilweise sogar Frontbanner statt einer massentauglichen, anarchistischen Parole ein Transparent mit dem Slogan "Destroy JW & RK" und zerschlagenen Hammer-und-Sicheln getragen wurde, mit dem man sich zu der aktuellen Serie von feigen Angriffen auf antiimperialistische und internationalistische Genossen in Hamburg bekennt, bleibt das trotz blumigen Fantasien von "blutenden Maoam-Fressen" von Berliner Social-Media-Szeneseiten in der Hauptstadt eine gänzlich un-antiautoritäre Wunschvorstellung einiger Antikommunisten.
Überall im Bundesgebiet und darüber hinaus waren auf korrekten Demonstrationen und Kundgebungen zum 1. Mai von uns entwickelte und verbreitete Parolen wie "Straße frei der roten Jugend!", "Nur der Griff der Massen zum Gewehr, schafft den Sozialismus her" und "Die BRD ist nicht unser Staat – alle Macht dem Proletariat!" zu hören. Längst nicht mehr nur im gelungenen Roten Block unserer Genossen von der Roten Einheit Düsseldorf, sondern überall von Hamburg über Magdeburg und Waiblingen bis Zürich. Das freut uns und stimmt uns optimistisch für die Zukunft. Die neue Welle der politische Widerstandsbewegung arbeitet an ihrer Schärfe – inhaltlich und vom Ausdruck – die rote Jugend übernimmt! Daraus kann, wird und muss großes entstehen. Nicht erst mit der zunehmenden Faschisierung der BRD wird klar: wir brauchen eine einheitliche, entschlossene und antiimperialistische Bewegung unter proletarischer Führung, die die Reihen mit den kämpfenden Völkern der Welt schließt.
Video von Left Report mit Aufnahmen der DGB- und der 13-Uhr-Demonstration:
https://vimeo.com/333724064
Video der Berliner Morgenpost zum 1. Mai in Berlin:
https://www.youtube.com/watch?v=dRvin-6T6Kk
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