Trump, US-Militärs und »Verbündete«
Von Arnold Schölzel
Al Asad Air Base im Irak, 26. Dezember 2018: Donald Trump und First Lady Melania bei US-Soldaten auf Kurzbesuch
Foto: Andrew Harnik/AP Photo/dpa
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Donald Trump hat seinen Anhängern als verlässlich zu erscheinen. Das schließt ein, unberechenbar für die Welt zu sein. Es erhöht Druck auf Verbündete wie auf Gegner, und wenn das die Gefahr eines großen Krieges steigert – na und? Mögliche Opfer interessieren einen sozialdarwinistischen Kotzbrocken nicht. Schon wer nicht genug auf dem Konto hat, ob Staat oder Privatperson, ist für den von Milliardären umstellten mutmaßlichen Milliardär ein Versager und darf sich nicht wundern, wenn ihm mehr genommen wird als die Existenz. »Voilà des crapauds – sehen Sie die Kröten!« soll Napoleon I. bei der Flucht aus Russland über die in der eisigen Beresina ertrinkenden Soldaten bemerkt haben. Wer in imperialen Feldzügen untergeht, bekommt von seinen Oberkommandierenden Hohn nachgeworfen.
Trump ist nicht auf der Flucht, mag aber wie seine Wähler verlorene Kriege nicht. Am 19. Dezember räumte er seinem Militär 30 Tage ein, um die in Syrien stationierten 2.000 US-Soldaten abzuziehen, am Montag wurden daraus vier Monate. Eine neue Terminsetzung kann morgen folgen, Grundsatzlosigkeit ist Grundsatz – es sei denn, es geht um Extraprofit. Trumps Ziel ist nicht etwa ein Ende von Krieg, sondern Teilrationalität: Die Kastanien sollen andere aus dem Feuer holen. Das kratzt nicht an der militärischen Überlegenheit der USA, die, bekundete er vor einem Jahr, stützt sich vor allem auf »meinen Atomknopf«, den »größeren«. Seine Wahlkampagne bestritt der Kandidat Trump 2016 u. a. mit Liebeserklärungen an die Army, und die Militärs in seinem Kabinett waren »meine Generäle«. Jetzt twittert er den »gescheiterten Generälen« hinterher, sie hätten den Schlamassel angerichtet, den er beseitigt. Jeder andere außer ihm wäre »Nationalheld«.
Die präsidiale Groteske kann aber noch gesteigert werden: Der scheidende Verteidigungsminister James Mattis schrieb am Montag seinen Kollegen im Pentagon in einer Kopf-hoch-Botschaft, sie sollten sich an die Verfassung halten. Wenn der Angriffskrieg nicht so läuft wie geplant, sollen Regeln Ordnung ins durch Regelbruch selbstfabrizierte Chaos bringen. Eine Art juristischer Aberglaube. An dem hat Trump noch nie gelitten. Insofern ist er der ideale Kommandeur der USA und ihrer Verbündeten, die Bundesrepublik inbegriffen, die in den Kriegen der Jahrzehnte nach dem Untergang der Sowjetunion Verfassungen oder völkerrechtliche Verpflichtungen als Fetzen Papier behandelten. Trump setzt mit anderen Mitteln fort, was die als Wertegemeinschaft firmierende Henkergemeinschaft fast ungestraft 28 Jahre lang praktizierte.
In Syrien ist sie gescheitert. Nun werden die »Verbündeten« ebenso wie die US-Militärs als »Kröten« behandelt. Noch funktionieren die Beißhemmungen untereinander im Aggressorrudel, Trumps Zickzack wird kaum kritisiert, aber aus Berlin ist schon das Liedchen von »mehr Verantwortung« in Syrien zu hören. Sie können es nicht lassen.
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