Dienstag, 30. Juni 2020

Egetürk: Patriarchales Familienunternehmen gegen Tarifvertrag und Gewerkschaften


Dossier

Das stinkt nach Unionbusting! Egetürk geht gegen Betriebsrätin vorWir sind eine Familie. Wir regeln unsere Probleme ohne Gewerkschaften.Solche oder ähnliche Sätze hören die Mitarbeiter beim türkischen Fleischverarbeitungsunternehmen Egetürk Wurst- und Fleischwarenfabrikation GmbH & Co. KG in Köln-Feldkassel immer wieder, wenn sie Probleme im Betrieb ansprechen. (…) Der Name der Firma entspringt dabei im übrigen dem nationalistischen türkischen Spruch „Ege Türk‘tür!“ (Die Ägäis ist türkisch!) wie das Unternehmen auf seiner Homepage stolz präsentiert. Dies prägt bis heute die Stimmung im Unternehmen. Man möchte eine eingeschworene Belegschaft, welche nur für die Interessen des Unternehmens arbeitet und die eigenen hinten anstellt. So scheint es für Geschäftsführer Eden vollkommen selbstverständlich zu sein, dass eine Gewerkschaft nichts in seinem Betrieb verloren hat. Die Bezahlung seiner Angestellten nach einem Tarifvertrag oder Gespräche über die Situation am Arbeitsplatz kommen für ihn nicht in Frage. (…) Anstatt auf die Forderungen aus der Belegschaft einzugehen und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie eine einheitliche Bezahlung nach einem Haustarifvertrag einzurichten, verstärkt Ahmet Eden seine gewerkschaftsfeindliche Haltung und droht Mitarbeitern mit Arbeitslosigkeit. (…) Die Belegschaft soll gespalten werden. Die Gefährdung der Firma wird nicht dem miserablen Management, sondern den demokratisch gewählten Vertretern der Belegschaft angelastet. (…) Seit Monaten versucht die Gewerkschaft NGG mit der Geschäftsführung von Egetürk ins Gespräch zu kommen und über einen Haustarifvertrag zu verhandeln. Doch alle Gesprächsangebote und vorgeschlagenen Termine wurden durch Egetürk bisher unbeantwortet verstreichen lassen. (…) Da der Firmenpatriarch Eden sich stur stellt, rief die Gewerkschaft NGG die Mitarbeiter für den 27.08. und 08.10.2019 jeweils zu einem Warnstreik auf. Beim ersten Warnstreik haben die Mitarbeiter nur einige Stunden gestreikt, Anfang Oktober legten sie den ganzen Tag die Arbeit nieder. An beiden Tagen konnte die NGG jedoch jeweils nur weniger als die Hälfte der Arbeiter zum Streik motivieren. Dies hängt sowohl mit der Hetze gegen die Gewerkschaft und den Betriebsrat im Betrieb zusammen, als auch mit einer ausgelobten Streikbrecherprämie zusammen. Jedem Arbeiter der nicht am 08.10. am Warnstreik teilnahm, versprach die Geschäftsführung eine 100 € hohe Streikbrecherprämie. Leider nahm ein Teil der Belegschaft diese Prämie dankend an. (…) Die NGG wird der Egetürk Geschäftsführung nun weitere Gesprächsangebote unterbreiten. Sollten diese weiter unbeantwortet bleiben, soll es zu weiteren Streiks kommen. …“ Beitrag von Kevin Hoffmann vom 01.11.2019 bei Arbeitsunrecht externer Link und neu dazu:
  • Gütetermin wegen der 2. fristlosen Kündigung: Beide Kündigungen werden zusammen am 4. September 2020 verhandelt New
    Heute fand der Gütetermin wegen der 2. fristlosen Kündigung beim Arbeitsgericht Köln statt. Spontan gab es viel Unterstützung für unsere engagierte Betriebsratskollegin. Heute entschied das Arbeitsgericht Köln, dass beide Kündigungen zusammen am 4. September 2020 verhandelt werden. Bis dahin wird Egetürk nicht aufhören, ihre Rückkehr in den Betrieb und den Betriebsrat zu verhindern. Doch Gülden ist nicht allein! Die Gewerkschaft NGG und viele weitere Unterstützer*innen stehen an ihrer Seite. Wir sind solidarisch und fordern die Rücknahme der Kündigungen! Bitte verbreitet und verlinkt die Petition und unterstützt uns auf diesem Weg.” Mitteilung der Gewerkschaft NGG, Region Köln, vom 26.6.2020 zur Petition externer Link
  • [Petition an Egetürk] Sucuk mit fadem Beigeschmack: Fristlose Kündigungen einer Betriebsratsvorsitzenden! 
    Wir fordern von Egetürk: Rücknahme der fristlosen Kündigungen gegenüber der Betriebsratsvorsitzenden; Ungehinderte Ausübung der Betriebsratsarbeit;  Verhandlungen über einen Haustarifvertrag…” Petition der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten Region Köln an die Geschäftsführung Fa. Egetürk bei openPetition externer Link
  • Das stinkt nach Unionbusting! Egetürk geht gegen Betriebsrätin vor – Unterschreibe jetzt die Soli-Erklärung für die gekündigte Betriebsrätin von Egetürk 
    “… Seit 2019 kämpfen die Beschäftigten mit ihrer Gewerkschaft NGG für einen Haustarifvertrag. Weil der Egetürk-Geschäftsführer nicht mit der NGG sprechen will, streikten die Beschäftigten zweimal. Das stört Herrn Eden nicht – Verhandlungen mit einer Gewerkschaft über einen Tarifvertrag will er weiterhin nicht – basta! Dafür gab es freiwillige Lohnerhöhungen von mehr als 10 Prozent. Die Situation im Betrieb spitzte sich zu, als im Frühjahr 2020 die engagierte Betriebsratsvorsitzende durch zwei fristlose Kündigungen vor die Tür gesetzt wurde. (…) Die Betriebsrätin ist jetzt einigen Gerichtsverfahren ausgesetzt. Zudem werden die Beschäftigten unter Druck gesetzt, sie werden an unbeliebte Arbeitsplätze versetzt, wenn sie sich nicht unterordnen und ihnen wird mit Verlust des Arbeitsplatzes gedroht. Wir fordern von Egetürk: 1. Rücknahme der fristlosen Kündigungen gegenüber der Betriebsratsvorsitzenden 2. Ungehinderte Ausübung der Betriebsratsarbeit 3. Einen Haustarifvertrag für Egetürk” NGG-Meldung externer Link (ohne Datum) und die Soli-Erklärung auf Deutsch externer Link  und auf Türkisch externer Link  – Solidaritätserklärungen bitte an: region.koeln@ngg.net
  • Egetürk: Angriff auf Betriebsratsvorsitzende. Am 4.9. wird die 2. fristlose Kündigung von G. vor Gericht verhandelt – Aufruf zur Solidarität 
    Seit 27 Jahren arbeitet G. bei der Kölner Firma Egetürk, nach eigenen Angaben europäischer Marktführer für Halal Fleischprodukte. Grund für Kritik der Geschäftsführung an ihrer Arbeit gab es nie. Bis sie Ende 2018 zur Betriebsratsvorsitzenden gewählt wurde und sich intensiv für die Interessen der 170 Beschäftigten einsetzte. (…) Der Betriebsrat entwickelte daraufhin eine Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit. Und rief die Einigungsstelle an, weil sich die Geschäftsführung auf den Vorschlag nicht einlassen mochte, sondern eine 48 Stundenwoche durchsetzen wollte. Aus Angst, die Einigungsstelle könne das Unternehmen zwingen, mit den undurchschaubaren und kurzfristig festgelegten Arbeitszeiten Schluss zu machen, ging die Geschäftsführung in die Offensive und organisierte eine Protestaktion mit 100 Beschäftigten gegen den eigenen Betriebsrat. Ihr Argument um die Arbeitnehmer aufzuhetzen: der Betriebsrat verweigere die Erhöhung der Löhne gestaffelt nach der Betriebszugehörigkeit. Was die Geschäftsführung verheimlichte: sie wollte den Betriebsrat zwingen, gleichzeitig mit der Betriebsvereinbarung zu den Lohnerhöhungen auch die zur Arbeitszeit zu unterzeichnen. Diese Erpressung lehnte der Betriebsrat ab. Auch wenn viele Mitarbeiter gar nicht wussten, für welche Tricks sie ausgenutzt und weshalb sie Ende November 2019 vor das Betriebsratsbüro geholt wurden – die Spaltung der Belegschaft war erst einmal gelungen. Und es folgte der zweite Streich: der Geschäftsführung gelang es, die Mehrheit des Betriebsrats auf ihre Seite zu ziehen und das Gremium im März 2020 zur Zustimmung zu einer fristlosen Kündigung von G. zu bewegen. Unmittelbar nach ihrer Kündigung ließ die Geschäftsführung ihre Arbeitszeitvereinbarung mit einer Wochenarbeitszeit bis zu 48 Stunden vom „geköpften“ Betriebsrat unterschreiben. (…) Unter dem Druck ihrer Vorgesetzten unterschrieben über hundert Mitarbeiter die Liste mit der Forderung, G. aus dem Betriebsrat zu entfernen. Viele haben sich dafür geschämt. Dennoch hat die Geschäftsführung Sorge, dass sie mit diesen Erpressungsmanövern und ihrem Kündigungsversuch vor Gericht nicht durchkommt. Sie hat deshalb vor wenigen Tagen eine zweite fristlose Kündigung von G. nachgeschoben. Die Begründung dafür ist ebenso so absurd wie die erste. (…) Die Solidarität mit G. wächst, kürzlich hat sich Günter Wallraff, Autor von „Ganz unten“ für die Kollegin eingesetzt. Gewerkschafter*innen aus anderen Betrieben diskutieren bereits den Vorgang und denken über eine Intervention nach. Am 4.9. wird die Kündigung von G. vor Gericht verhandelt. Bis dahin ist noch jede Menge Zeit, um Egetürk zu zeigen: Wir nehmen ihre Attacken nicht hin! Wir solidarisieren uns! Wir fordern die sofortige Rücknahme der Kündigung und aller anderen Einschüchterungsmethoden!” Meldung vom 10. Juni 2020 bei work-watch externer Link – Artikel wird noch um eine e-Mailadresse für Solidaritätserklärungen ergänzt
  • Egetürk: Kölner Knoblauchwurst-Farbrikant gegen Betriebsrat + Tarifvertrag – Ehemaliger Job-Center-Mitarbeiter als Inhouse-Union-Buster bei Egetürk 
    “Der Kölner Fleischproduzent Egetürk zieht derzeit alle Register, um sich einen Tarifvertrag vom Leib zu halten und seinen aktiven Betriebsrat zu zerschlagen. Dazu gehören schmutzige Methoden wie Streikbrechergeld, Unterschriftensammlungen gegen den gewählten Betriebsrat und abstruse Kündigungsversuche. Wenn es so weiter geht, wird das Marken-Image von Egetürk schweren Schaden nehmen. Denn wer will schon Knoblauchwürstchen (Sucuk) essen, in denen Schweiß und Tränen der Beschäftigten stecken? (…) steht nun die Betriebsratsvorsitzende Gülden I. im Fokus der Angriffe. Egetürk konnte sie mit Hilfe substanzloser Kündigungsversuche vorläufig aus dem Unternehmen entfernen. Die Geschäftsführung will sie entweder kündigen oder so zermürben, dass sie das Handtuch wirft. Derzeit sitzt Gülden also gegen ihren Willen zuhause und hofft mit Hilfe des Kölner Arbeitsgerichts wieder an ihren Arbeitsplatz zu kommen. Doch dessen Mühlen mahlen langsam – zu langsam. (…) Dabei setzt Egetürk eines der schmutzigsten Mittel ein, um den Zusammenhalt innerhalb der Belegschaft zu untergraben: Ercan Türkoglu sammelte in der Belegeschaft Unterschriften für eine Amtsenthebung der BR-Vorsitzenden. Zeitgleich versucht das Management sie zu kündigen. Beide Verfahren sind derzeit von dem Kölner Arbeitsgericht anhängig. (…) Die zentrale Figur des Union Busting bei Egetürk ist der erwähnte Ercan Türkoglu. Laut Rheinischer Post arbeitete er in der Leistungsabteilung des Job-Center Köln-Mülheim. Dort hat der studierte Jurist, dem eine Anwaltskarriere verwehrt blieb, vermutlich das kaltherzige Drangsalieren gelernt. (…) Die angewandte Strategie im Fall Egetürk ist allerdings ein bisschen zu ausgefuchst für den gegelten Streber. Höchst wahrscheinlich ist ein externer, verdeckt agierender Union Busting-Berater vom Schlage des berüchtigten Helmut Naujoks oder der Kanzlei Schreiner + Partner am Werk. Derzeit brummt das Fleischgeschäft, so auch bei Egetürk. Weil Restaurants aufgrund von Corona geschlossen sind, kaufen die Leute die Regale leer. Die Beschäftigten ächzen unter Überstunden. Der Kölner Wurstfabrikant mag sich bereits wie der Sieger des Konflikts fühlen, doch er wird es in Zukunft nicht leicht haben, sollte Egetürk seine undemokratische Unternehmenskultur beibehalten…“ Beitrag vom 05.05.2020 bei der Aktion gegen Arbeitsunrecht externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=156778

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