Dienstag, 30. Juni 2020

Amazon: In Corona-Zeiten krank zur Arbeit? ver.di fordert mehr Rücksicht auf Gesundheit der Beschäftigten und tarifvertragliche Regelungen


Dossier

Coronavirus, die Hetze und der Ausnahmezustand: China im Shitstorm“Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert den weltgrößten Online-Händler Amazon auf, mehr Rücksicht auf die Gesundheit der über 20.000 Beschäftigten in Deutschland zu nehmen. „Die in einer PR-Aktion angekündigte Erhöhung der Stundenlöhne um zwei Euro wird nicht überall und nur als Anwesenheitsprämie bezahlt. Das führt dazu, dass sich Beschäftigte in dieser Corona-Krisenzeit krank zur Arbeit schleppen und damit eine Gesundheitsgefährdung für ihre Kolleginnen und Kollegen darstellen“, erklärte Orhan Akman, ver.di-Bundesfachgruppenleiter für den Einzel- und Versandhandel. Anstatt mit Anwesenheitsprämien erkrankte Beschäftigte zum Arbeiten anzuhalten, müsse das Unternehmen allgemein die Gehälter erhöhen, so dass auch arbeitsunfähige Kolleginnen und Kollegen höhere Einkommen haben. Ein Unding sei, dass es bei Amazon selbst unter den jetzigen Bedingungen krankheitsbedingte Kündigungen gebe. „Dieses Vorgehen zeigt den Zynismus eines Unternehmens, bei dem es vornehmlich um Profite, nicht aber um die Gesundheit der Beschäftigten und ihrer Familien geht“, so Akman. „Die Vorgehensweise des Konzerns zeigt, wie notwendig tarifvertragliche Regelungen über die Einkommen und den Gesundheitsschutz bei Amazon sind“, sagte Akman. Der Konzern weigert sich seit Jahren, mit der Gewerkschaft über einen Tarifvertrag rechtsverbindliche Arbeitsverhältnisse zu vereinbaren.“ verdi Pressemitteilung vom 20.03.2020 externer Link. Siehe international das Dossier: „Haltet das Maul und arbeitet mehr“ – die rücksichtslose Politik von Amazon ruft immer mehr Widerstand hervor: Weltweit und hier zur Corona-Lage in Deutschland:
  • [Ab 29.6.2020] Amazon-Beschäftigte lassen nicht locker: 48-Stunden-Streik an sechs Standorten für Tarifvertrag „Gute und gesunde Arbeit“ New
    Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat die Beschäftigten an sechs Standorten des Versandhandelskonzerns Amazon für Montag und Dienstag zum Streik aufgerufen. Sie setzt damit die Kampagne für den Abschluss eines Tarifvertrags „Gute und gesunde Arbeit“ fort, deren Auftakt in der vergangenen Woche bereits Aktionstage an mehreren Niederlassungen des Unternehmens bildeten. „Wir verschärfen die Gangart, denn Amazon zeigt bislang keine Einsicht und gefährdet die Gesundheit der Beschäftigten zu Gunsten des Konzernprofits“, erklärt dazu Orhan Akman, bei ver.di verantwortlich für den Einzel- und Versandhandel. Er verweist auf die jüngsten Coronavirus-Ausbrüche an Amazon-Standorten wie Bad Hersfeld. „Nach unseren Informationen haben sich dort mindestens 30 bis 40 Kolleginnen und Kollegen infiziert“, so Akman. „Wie schon im Fall der Ausbreitung von Covid-19 in Winsen (Luhe) mauert die Unternehmensführung auch diesmal und verweigert Aufklärung. Das gefährdet die Sicherheit und Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen, ihrer Familien und die der Anwohnerinnen und Anwohner.“ (…) Die Streiks in Leipzig, Bad Hersfeld (mit zwei Standorten), Rheinberg, Werne und Koblenz (Kobern-Gondorf) beginnen mit der Nachtschicht zum Montag und werden mindestens 48 Stunden andauern. Zudem sind an anderen Standorten des Unternehmens, an denen Streiks derzeit u.a. wegen der geltenden Auflagen zur Covid-19-Prävention nicht möglich sind, begleitende Aktionen geplant.” ver.di-Pressemitteilung vom 28.06.2020 externer Link
  • Coronafälle in Hersfeld-Rotenburg: „Alarmsignale“ bei Amazon 
     In Nordhessen soll ein Amazon-Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt sein, es gibt Gerüchte über weitere Fälle. Geschäftsleitung und Behörden wiegeln ab. Im nordhessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg sorgen hohe Corona-Infektionszahlen für Verunsicherung, vor allem bei den mehr als 3.000 MitarbeiterInnen der beiden Amazon-Logistikzentren in Bad Hersfeld. Im Kreis war die Maßzahl für Neuinfektionen zum Wochenbeginn mit 22 mehr als doppelt so hoch wie in allen anderen Kommunen in Hessen. „Es sind Alarmsignale da“, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke der taz; von 30 bis 40 Infektionen allein am Amazon-Standort „Blaue Liede“ habe sie gehört. Sowohl das Unternehmen als auch das Kreisgesundheitsamt verweigern konkrete, auf das Unternehmen bezogene Zahlen. Auch die Arbeitnehmervertretung beklagt Informationsmängel. „Man weiß nicht richtig, wo man dran ist“, sagt Betriebsrat Christian Krähling. „Es verschwinden immer mal wieder welche, man weiß nicht, ob sie sich infiziert haben oder in Quarantäne müssen“, sagt er. Der Vorsitzende des Betriebsrats will wegen der brisanten Situation nicht mit der taz sprechen. Immerhin war zu erfahren, dass der Betriebsrat eine Klage gegen das Unternehmen vorbereitet. Er sieht seine Mitbestimmungsrechte verletzt. „Es werden nur Durchsagen gemacht, dass es aktuelle Fälle gibt. Die Belegschaft ist hochgradig verunsichert. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung ist hochgradig gestört“, klagt ein anderes BR-Mitglied gegenüber der taz. (…) Doch auch diese Regeln sind nicht unumstritten. „Wer die schwere körperliche Arbeit mit Mundschutz nicht schafft, muss sich krankmelden oder unbezahlten Urlaub nehmen“, beklagt Gewerkschaftssekretärin Middeke; es gäbe vielleicht Bereiche, in denen man auf einen Mundschutz verzichten könnte, meint sie. „Nicht alle mit Corona Infizierten haben Fieber“, sagt ein Arzt aus einem Nachbarkreis der taz. Nach seiner Meinung müssten alle Verdachtsfälle den Behörden gemeldet werden. Der Allgemeinmediziner hatte sich an die Gewerkschaft Verdi gewandt. In der vergangenen Woche sei ein Amazon-Mitarbeiter in seiner Praxis positiv auf das Virus getestet worden, sagt der Arzt, der anonym bleiben möchte. Als seine Mitarbeiterin den Fall am Wochenende dem Gesundheitsamt habe melden wollen, sei ihr mitgeteilt worden, es bestehe kein Handlungsbedarf, „obwohl der Mann als Springer eingesetzt war“, sagt der Mediziner. Amazon und Behörde weisen seine Darstellung zurück. (…) Die Behörde signalisiert inzwischen sogar Entwarnung: „Die Ermittlungen des Gesundheitsamts im Landkreis Hersfeld-Rotenburg haben ergeben, dass die zuletzt bestätigten Infektionen im Landkreis mit Freizeitunternehmungen und Feierlichkeiten im privaten und familiären Umfeld in Verbindung zu setzen sind“, erklärt der Landkreis. Was man bisher wisse, deute nicht auf eine Ansteckung am Arbeitsplatz hin, einen „Corona-Hotspot“ im Landkreis gebe es nicht. Die bestätigten Fälle seien „über das gesamte Kreisgebiet“ verteilt, so der Landkreis. Einer der Amazon-Betriebsräte zweifelt im Gespräch mit der taz aber an dieser Darstellung: „Wie wollen sie das sicher festgestellt haben?“…“ Artikel von Christoph Schmidt- Lunau in der taz vom 24. 6. 2020 externer Link
  • Schluss mit Arbeit, die krankmacht: ver.di startet bundesweite Gesundheitswoche bei Amazon (22. – 26. Juni 2020) 
    Am Montag startet die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) an allen Amazon-Standorten ihre bundesweite Gesundheitswoche (22. – 26. Juni). Ziel ist die Durchsetzung eines Tarifvertrags zur guten und gesunden Arbeit bei dem Konzern. „Die Gesundheit der Beschäftigten wird bei Amazon in fahrlässiger Weise der Profitgier untergeordnet, auch und gerade während der Corona-Pandemie“, sagt Orhan Akman, ver.di-Bundesfachgruppenleiter Einzel- und Versandhandel. Viele Beschäftigte berichteten von fehlenden Abstandsvorkehrungen und zunehmenden Fällen von Corona-Positivtestungen. „Corona zeigt dabei nur die Spitze des Eisbergs. Gesundheitsschutz wird aber auch sonst nicht groß geschrieben bei Amazon“, wirft Akman dem Onlinehändler vor. Mit Beginn der Pandemie etwa habe der Online-Gigant einen befristeten Gehaltsaufschlag von zwei Euro für jede geleistete Arbeitsstunde in Aussicht gestellt. Mit dieser Neureglung hätten sich viele Beschäftigte unter Druck gesetzt gefühlt, auch krank zur Arbeit zu kommen. „Das genau war das Ziel von Amazon: Auspressen, wo es geht“, bewertet Orhan Akman die mittlerweile ausgelaufene Konzernregelung. Aktuell versucht Amazon, an mehreren Standorten Sonntagsarbeit durchzusetzen. „Obwohl Sonntagsarbeit dem Konzern in Gerichtsurteilen bereits wiederholt untersagt worden ist, versucht Amazon nun, die Verbote durch die Hintertür zu unterlaufen und die Arbeitsschichten so zu ändern, dass die Nachtschichten früher beginnen. Die Beschäftigten müssten dementsprechend bereits am Sonntagabend zur Arbeit erscheinen, wenn sie für die Nachtschicht eingeplant sind“, so Akman. Dafür seien Beschäftigte auch unter Druck gesetzt worden, ohne Bedenkzeit eine entsprechende Änderung ihrer Arbeitsverträge zu unterzeichnen, wie zum Beispiel in Winsen (Luhe). „Solche Arbeitsbedingungen machen krank und wir werden sie nicht hinnehmen“, sagt Akman. Mit den Aktionen in der Gesundheitswoche wollten die Beschäftigten dem Handelsriesen deutlich machen: ver.di fordert von Amazon, die Gesundheit seiner Beschäftigten endlich wirksam zu schützen…” ver.di-Presemitteilung vom 21.06.2020 externer Link
  • Minister Althuismann macht show-Besuch bei Amazon Winsen. Wut und Empörung bei Belegschaft über Sonntagsschicht und 6-Tage-Woche! 
    RTL Nord berichtet über den Besuch von Wirtschaftsminister Althusmann bei euch und wie toll doch die Maßnahmen umgesetzt wurden und die Zusammenarbeit mit dem BR funktioniert. [Video externer Link ] RTL macht sich zum Lautsprecher von Amazon-Chef Brandau (früher Chef in Bad Hersfeld). Minister Althusmann spricht natürlich mit Brandau, fällt wie RTL auf dessen Darstellung rein. (…)Vor einer Woche ordnete Brandau eine Sonntags-Nachtschicht an, Beginn 20 Uhr! Dauer 10,5 Stunden. 6 Tage-Woche! Der Betriebsrat stimmte zu! Ohne die KollegInnen zu informieren. Die Wut ist groß! Wie zu hören ist, soll die Nachtschicht an weiteren Standorten eingeführt werden.” Meldung  des Jour Fixe der Gewerkschaftslinke Hamburg vom 9.6.2020 in JFI 30-2020 externer Link – wir erinnern: Über 50 Corona-Fälle in Amazon-Logistikzentrum Winsen (weiter unten)
  • Nebenbei den erkämpften Corona-Bonus streichen: Da bekommt Amazon Protest – in den USA, wie in der BRD 
  • 6 Neue Corona-Fälle im Amazon-Lager Bad Hersfeld: Angst vor einem Hotspot 
    In Amazons Logistiklager in Bad Hersfeld haben sich sechs weitere Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. Die Angestellten kritisieren auch die Schutzmaßnahmen. (…) „Wir haben Angst, dass wir ein neuer Corona-Hotspot werden, so wie das UPS-Verteilzentrum in Niedersachsen“, sagte ein Amazon-Mitarbeiter aus Bad Hersfeld. An besagtem UPS-Verteilzentrum in Langenhagen gab es zuletzt 72 bestätigte Coronafälle. Im Amazon-Lager in Winsen an der Luhe hatte es mindestens 53 bestätigte Fälle gegeben. Das Problem: Die von Amazon auferlegten Schutzmaßnahmen könnten gar nicht überall eingehalten werden, berichten Mitarbeiter. Ein „neuralgischer Punkt“ seien etwa die Umkleidekabinen am Schichtende: „Hier ist es nicht möglich, Abstand zu wahren, selbst wenn man es versucht“, so ein Mitarbeiter. Amazon hatte jedoch ursprünglich erklärt, die Schichtzeiten so angepasst zu haben, dass sich weniger Mitarbeiter begegnen. Doch durch die Neueinstellungen in der Coronakrise gibt es jetzt auch noch mehr Personal in den Logistikzentren. „Jetzt wird es noch voller“, so die Kritik eines Amazon-Arbeiters. Ein anderer Angestellter bemängelt, dass Amazon in Bad Hersfeld keine Möglichkeit anbiete, sich auf das Coronavirus testen zu lassen. „Jetzt geht die Frage um: Haben sich noch viel mehr von uns angesteckt?“…” Beitrag von Markus Gärtner vom 2. Juni 2020 beim Amazon-Watchblog externer Link
    • Unternehmen bestätigt Infektion: Corona-Infektionen bei Amazon-Standort in Bad Hersfeld 
      “… Amazon-Sprecher Michael Schneider bestätigte Informationen unserer Zeitung, dass es am Standort FRA 3 „Blaue Liede“ (2700 Mitarbeiter) Corona-Infektionen gegeben habe. Der zweite Standort in Bad Hersfeld, FRA 1 am Eichhof, sei nicht betroffen. „Wir unterstützen die Personen, die sich jetzt in Quarantäne befinden“, sagte Schneider. Angaben zur Anzahl der betroffenen Mitarbeiter machte er nicht, versicherte aber, dass Amazon alles tue, um Mitarbeiter zu schützen…” Meldung vom 29.05.20 bei hna.de externer Link
  • Amazon-Lager Duisburg: Kritik an Mitarbeiterbefragungen zu CoronaMitarbeiter im Amazon-Lager Duisburg DNW4 können nicht anonym Feedback geben, kritisiert ein Insider. Verdi NRW prangert darüber hinaus Amazons Umgang mit den Lohnerhöhungen in der Coronakrise an. Ein Arbeiter des Amazon-Lagers in Duisburg hatte sich anonym beim Amazon Watchblog gemeldet und über die Vorgänge bei der dortigen Mitarbeiterbefragung geklagt. Amazon führt derartige Befragungen – das sogenannte Connections-Programm – standardmäßig an allen Standorten durch, seit März liegt der Fokus dabei auf dem Coronavirus und den Maßnahmen. Die Mitarbeiter füllen dabei auf dem Smartphone bzw. den Arbeitsscannern einen Fragebogen aus. Der Mitarbeiter behauptet, dass die Befragungen seit einigen Wochen unter Aufsicht stattfinden würden: „Es wird erwartet, das man die Fragen vor den Augen eines anderen Mitarbeiters, der hinter einer Plexiglasscheibe steht, beantwortet. Von einer anonymen Mitarbeiterbefragung kann also nicht mehr die Rede sein.“ Als Grund vermutet er, dass die Führung vor Ort mit den Befragungsergebnissen bezüglich der Maßnahmen gegen das Coronavirus unzufrieden sei, denn das Feedback sei nicht überdurchschnittlich gut ausgefallen. „Es gibt einen Wettbewerb der Standorte um die besten Ergebnisse bei Mitarbeiterbefragungen. Die Karriere der Vorgesetzten hängt davon ab“, so die Erklärung des Mitarbeiters. „Die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen sind nichts wert, falls Amazon sich jemals darauf berufen sollte“. (…) Dennoch gibt es weiterhin Kritik, dass Amazon vor allem seine Mitarbeiter in den Logistiklagern nicht ausreichend schütze – zuletzt sogar von den Amazon-Aktionären. Die Gewerkschaft Verdi hat in Deutschland zwischenzeitlich sogar die Schließung des Lagers in Winsen externer Link gefordert. Immer noch erhalte Verdi Meldungen von Amazon-Mitarbeitern über unzureichende Vorkehrungen gegen Ansteckungen, berichtet Lisa-Isabell Wiese, Verdis Sprecherin in Nordrhein-Westfalen. Darüber hinaus kritisiert sie auch die Bedingungen der in der Coronakrise von Amazon eingeführten Lohnerhöhung um zwei Euro pro Stunde. „In einigen Versandzentren wird dieses Geld nur als Anwesenheitsprämie gezahlt. Und das kann gerade jetzt fatale Folgen haben, weil sich erkrankte Beschäftigte zur Arbeit schleppen“, so Wiese. Zu dem konkreten Fall in Duisburg lägen bezüglich der Kritik an den Befragungen keine Informationen vor. Die Einschätzung des Mitarbeiters in Bezug auf den Kampfs um die besten Ergebnisse zwischen den Lagern sei jedoch zutreffend. „Wettbewerb zwischen einzelnen Lagern ist uns von anderen Standorten bekannt und durchaus üblich. Dabei werden beispielsweise Fehlerquoten sichtbar gemacht“, erklärt die Verdi-Sprecherin.” Beitrag von Markus Gärtner vom 28. Mai 2020 beim Amazon-Watchblog externer Link
  • Zu wenig Corona-Schutz? Aktionäre machen Druck auf AmazonJetzt machen auch Amazon-Aktionäre Druck auf den Online-Riesen: Sie wollen mehr Antworten über die Maßnahmen gegen das Coronavirus. Die Kritik an Amazons Schutzmaßnahmen gegen Corona wächst weiter. In mehreren Ländern gab es Proteste von Mitarbeitern in den Logistiklagern, Politiker machen Druck, jetzt werden auch die Aktionäre kritischer. Wie cnbc berichtet externer Link, wollen einige Shareholder in der Hauptversammlung am Mittwoch, den 27. Mai, mehr Transparenz einfordern. Die Anteilseigner wollen von Amazon etwas, das das Unternehmen eher ungern bekanntgibt: Konkrete Zahlen und Details – und zwar zu den Investitionen und Maßnahmen gegen die Infektionsgefahr mit dem Coronavirus. (…) Zwar bemüht sich der Konzern um ausreichenden Schutz – wie auch Amazons Deutschland-Chef Ralf Kleber externer Link zuletzt gebetsmühlenartig betonte –, demgegenüber stehen jedoch stets wiederkehrende Klagen und Angst der betroffenen Mitarbeiter vor einer Ansteckung in den Verteilzentren, sowohl in den USA, als auch in Deutschland und weiteren Ländern. Bereits in der vergangenen Woche gab es ein alternatives Treffen von Aktionären und Amazon-Arbeitern, das von der CtW Investment Group organisiert wurde. Das Unternehmen verwaltet gewerkschaftlich geförderte Pensionsfonds und hält rund 900.000 Amazon-Aktien. Bei dem Treffen kamen rund 260 Aktionäre mit Lagerarbeitern und Lieferfahrern zusammen, die über die Arbeitsbedingungen bei Amazon berichteten. Inzwischen gibt es in den Amazon-Lagern in den USA acht bestätigte Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus. Amazon selbst veröffentlicht keine Zahlen über mögliche Infektionen, eine Initiative sammelt über eine eigene Webseite externer Link aber mögliche Coronafälle aus den 175 Logistiklagern in den USA.” Beitrag von Markus Gärtner vom 27. Mai 2020 beim Amazon-Watchblog externer Link
  • Über 50 Corona-Fälle in Amazon-Logistikzentrum Winsen 
    Bei Amazon im niedersächsischen Winsen sind zahlreiche Corona-Infektionen festgestellt worden. In den vergangenen Wochen seien aber keine neuen Fälle mehr hinzugekommen, beteuert der Online-Händler und verweist auf zahlreiche Schutzvorkehrungen. In einem Logistikzentrum des Online-Händlers Amazon im niedersächsischen Winsen an der Luhe sind 53 Corona-Infektionen festgestellt worden. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung in Hannover auf eine Anfrage der Grünen hervor. Die Angaben beziehen sich auf den Zeitraum vom 16. März bis 29. April. Amazon zufolge sind im Mai keine weiteren Fälle hinzugekommen. Insgesamt sind an dem Standort rund 1800 Menschen beschäftigt. (…) Amazon zahlt seinen Versandmitarbeitern deutschlandweit darüber hinaus bis Ende Mai einen Zuschlag von zwei Euro pro Arbeitsstunde. Gleichzeitig werde den Mitarbeitern aber auch klar kommuniziert, dass sie zu Hause bleiben sollen, wenn sie sich krank fühlen. Die Landesregierung verwies mit Blick auf die Prämien darauf, dass ihr die konkrete Regelung bei Amazon nicht bekannt sei, Anwesenheitsprämien zur Vermeidung von Fehltagen laut Bundesarbeitsgericht aber grundsätzlich zulässig seien.” Meldung vom 20.05.2020 in Neue Presse online externer Link
  • Amazon und das Virus: Profit auf Kosten der Beschäftigten?Bei Amazon klingeln trotz Corona die Kassen. Doch bei einigen Beschäftigten geht die Angst um, sich mit Corona zu infizieren. In einem Amazon-Versandlager südlich von Hamburg sind mehrere Dutzend Mitarbeiter*innen an Covid-19 erkrankt. Warum gibt es keine offiziellen Zahlen? Und wie konnte es soweit kommen? Die STRG_F-Reporter*innen Sebastian Friedrich und Simone Horst gehen dem Fall nach und wollen wissen: Wie behandelt Amazon seine Beschäftigten in der Krise?” Video des STRG_F-Beitrags von Sebastian Friedrich und Simone Horst vom 12.05.2020 des NDR bei youtube externer Link 
  • [Bis zu 68 Corona-Fälle] Bei Amazon zu arbeiten ist lebensgefährlich – Welche Strategie wählt die Gewerkschaft? 
    Amazon profitiert von der Pandemie und wälzt die Gefahren auf seine Beschäftigten ab. Wie kann die Gewerkschaft die Belegschaften schützen? Warum sie einen Streik wagen sollte. (…)Nicht nur über Medienberichte, auch über Kontakte des Streik-Soli-Bündnisses zu Beschäftigten in verschiedenen Warenlagern erreichten uns in den letzten Wochen erschreckende Informationen bezüglich der Arbeitssituation in den Standorten. Als Mitte März in allen Teilen Deutschlands Auflagen für den Aufenthalt im öffentlichen Raum erteilt wurden, kamen in Amazons deutschen Logistikzentren weiterhin täglich über 1.000 Menschen am selben Ort zusammen, mussten sehr beengt in den Regalgängen kommissionieren und an den Packstationen arbeiten. Mittlerweile hat Amazon – auch auf Druck der Betriebsräte – mit verschiedenen Maßnahmen reagiert. So wurden Anfang und Ende der Schichten verlegt, um den physischen Kontakt zwischen den Beschäftigten zu reduzieren, Desinfekstionsmittelspender aufgestellt und Kantinen, Spindräume sowie Raucherecken geschlossen. An einigen Standorten führte das Unternehmen Fiebermessstationen mit Infrarotkameras ein. Arbeitende mit erhöhter Temperatur werden für 72 Stunden bezahlt nach Hause geschickt. Amazon versucht die Arbeitsabläufe außerdem so abzuändern, dass Beschäftigte im Zwei-Meter-Abstand arbeiten können. Zusätzlich überwachen externe Sicherheitsunternehmen die Einhaltung der Distanzregeln in den Warenlagern. Und Eltern, die ihre Kinder versorgen müssen, weil Kitas und Schulen geschlossen bleiben, erhalten fünf Tage bezahlten Urlaub. Schließlich führte Amazon eine Stundenlohnerhöhung von zwei Euro und einen Überstundenzuschlag von 100 Prozent ein. Der erhöhte Stundenlohn wird allerdings nur für anwesende Beschäftigte und nicht im Krankheitsfall bezahlt. Die Maßnahmen sind absolut notwendig – aber unter den derzeitigen Bedingungen schlicht nicht ausreichend. Die Betriebsräte kritisierten zu Recht, dass die Lohnerhöhung in dieser Form als Anreiz dient, auch krank zur Arbeit zu kommen. Denn Amazon hat durch die zahlreichen krankheitsbedingten Entlassungen in den letzten Jahren ein Klima der Angst geschaffen: Beschäftigte kommen nicht zuletzt auch deswegen angeschlagen zur Arbeit, weil sie befürchten müssen, entlassen zu werden. Die bezahlten Freistellungen wiederum gehen an einigen Standorten zu Lasten der Urlaubstage und des Überstundenkontos. Auch die Entzerrung der Arbeitsabläufe wird nur dann gewährleistet, wenn dadurch nicht die Lieferfristen gefährdet sind. In den Warenlagern kommt es notwendigerweise zu Situationen, in denen der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann. Dies passiert insbesondere während der Cut-Off-Zeiten, also den Momenten, in denen die Pakete aus dem Warenlager geholt werden müssen, um bestimmte Lieferfristen einzuhalten. (…) Aus einem der Taz vorliegenden externer Link internen Schreiben geht hervor, dass es im Winsener Logistikzentrum bereits zwölf COVID-19-Erkrankungen gab. Dennoch wurde das Werk bislang nicht stillgelegt. Das Manager-Magazin externer Link spricht mittlerweile sogar von 68 Fällen. Weder informierte Amazon die Öffentlichkeit, noch kommunizierte es, wie weiteren Infektionen vorgebeugt werden soll. Es herrscht eine gefährliche Intransparenz. Unter diesen Bedingungen könnte das Arbeiten im Werk für Risikogruppen lebensgefährlich sein. (…) Doch gerade jetzt müsste Ver.di mit weiteren Forderungen zum Schutz der Arbeitenden Druck ausüben. Denkbar wäre zum Beispiel, den Versand von nicht überlebensnotwendigen Gütern einzustellen, um die Zahl der Arbeitenden in einer Schicht zu reduzieren. Eventuelle Kurzarbeit sollte durch Amazon voll ausgeglichen werden. Kolleginnen und Kollegen, die Kinder haben, brauchen eine bezahlte Freistellung, bis eine reguläre Kinderbetreuung wieder stattfinden kann. Sowohl Beschäftigte mit Infektionsverdacht als auch Risikopersonen müssen auch ohne Krankschreibung eine bezahlte Freistellung erhalten können. Amazon könnte sich das durchaus leisten – immerhin profitiert das Unternehmen externer Link derzeit ungemein von der Corona-Pandemie. Ähnliche Forderungen externer Link werden auch in anderen Ländern aufgestellt. In Polen, den USA, Spanien, Italien und Frankreich fordern Amazon-Beschäftigte bezahlte Freistellungen bei Infektionsverdacht und die Einhaltung von Hygiene- und Distanzierungsmaßnahmen. Allen voran steht in diesen Ländern jedoch die Forderung, jene Logistikzentren zu schließen, in denen Beschäftigte positiv getestet wurden. Dass der Shutdown eines Standorts zur Minderung des Ansteckungsrisikos nicht völlig unrealistisch ist, zeigt die Entwicklung in Frankreich. (…) Für das zögerliche Handeln der Ver.di könnte es mehrere Gründe geben. So könnte eine Herabsetzung des Arbeitsvolumens in den Logistikzentren durch Einstellung des Versands nicht-notwendiger Güter einige Probleme mit sich bringen. Denn in Deutschland ist die Frage der Lohnfortzahlung in diesem Fall nicht eindeutig geklärt. In jenen Branchen, die von Konjunktureinbrüchen betroffen sind, können Unternehmen auf Kurzarbeitergeld zurückgreifen und damit eine virologisch sinnvolle Entzerrung der Arbeit staatlich subventionieren lassen. Bei Amazon, das gerade Konjunkturrekorde feiert, greift diese Regelung jedoch nicht. Hier wäre ein überzeugender Plan zur Finanzierung der Lohnfortzahlungen nötig. Es wäre an der Ver.di, Anwältinnen und Arbeitsrechtler zu mobilisieren und Lösungsvorschläge vorzulegen: Wie kann eine Arbeitsreduktion bei gleichzeitiger Lohnfortzahlung gewährleistet werden? Möglicherweise bieten Infektionsschutzgesetze und Arbeitsschutzbestimmungen bereits Hebel dafür. (…) Auch wenn ein Arbeitskampf im Moment diesen Unsicherheiten gegenübersteht, muss er von der Gewerkschaft in Erwägung gezogen werden. Dass ein Streik als Mittel in der Corona-Krise nicht völlig ausgeschlossen ist, zeigt wieder der Blick über die eigenen Landesgrenzen. (…) In Deutschland hingegen wurden die Pandemie-Einschränkungen des Versammlungsrechts von Ver.di direkt mit einem Streikverbot gleichgesetzt. Aber auch ohne die Aufstellung eines Streikpostens, für den die Anmeldung einer Versammlung notwendig wäre, könnten Streiks in Deutschland stattfinden: Die Kolleginnen und Kollegen könnten einfach nach Hause geschickt werden. Damit könnte der Forderung, die Beschäftigten vor dem Gesundheitsrisiko in den Fulfillment Centern zu schützen, Nachdruck verliehen werden. Auch vor der Pandemie kam es schon zu Streiks ohne Präsenz vor dem Werkstor. Die Eintragung in Streiklisten zum Zweck der Verteilung von Streikgeldern könnte auch digital organisiert werden. (…) Es müsste das Anliegen der Gewerkschaft sein, die Einschränkung des Streikrechts in diesen Zeiten zu problematisieren und alternative Formen von Arbeitskämpfen zu suchen, die den Distanzierungsgeboten entsprechen. Trotz aller Widrigkeiten, die ein Arbeitskampf bei Amazon im Moment überwinden müsste, sollte nicht vergessen werden, dass die mangelnde Präsenz der Ver.di in diesen Zeiten auch zu einem erheblichen Legitimitätsverlust unter den Beschäftigten führen kann. Für zukünftige Arbeitskämpfe bei Amazon wäre dies fatal. Und diese Kämpfe werden in jedem Fall nötig sein.” “ Artikel von Felix Gnisa und Hans Stephan vom 08.05.2020 im Jacobin externer Link – Die Autoren sind im Amazon-Streik-Soli-Bündnis aktiv
  • AMAZON WORKERS INTERNATIONAL: Offener Brief von Jeff Bezos und leitenden Mitarbeiter*innen 
    Wir dokumentieren einen offenenr Brief von AMAZON WORKERS INTERNATIONAL  an Jeff Bezos und Stefano Perego, der für die euorpäischen Fulfillment Center zuständig ist. Der Brief soll noch an weitere Mitarbeiter*innen in leitenden Funktionen und Politiker*innen geschickt werden. AMAZON WORKERS INTERNATIONAL im Anschreiben dazu: “… Wir fordern in diesem Brief die Fortführung bestimmter international gültiger Corona-Maßnahmen von Amazon über die Krise hinaus (Lohnerhöhung, längere Pausen…). Des Weiteren fordern wir mehr Transparenz hinsichtlich der Corona-Krisen-Politik der Unternehmens und der Zahl der Infizierten. Schließlich wollen wir, dass Amazon aufhört kritische Mitarbeiter*innen zu entlassen wie Chris Smalls oder Emily Cunningham. Ein weitere Forderung ist auch, dass Amazon endlich mit den Arbeiter*innen-Organisationen verhandelt. Der Brief wurde von Mitgliedern unserer Komittees (Lenkungsausschuss) verfasst und unterzeichnet. Das Komittee führt zwischen den halbjährlichen AWI-Hauptversammlungen die Geschäfte unserer gewerkschaftsübergreifenden Organisation. Es besteht aus  Vertreter*innen der polnischen, deutschen, französischen und US-amerikanischen Amazon Belegschaften. Des Weiteren nimmt eine Person aus dem Transnational Social Strike Network teil, die auch mit italienischen Arbeiter*innen in Kontakt steht sowie eine Person vom Streiksolibündis Leipzig.”
    • Siehe den offenen Brief in anderen Sprachen externer Link auf der Transnational Strike Platform der Amazon-Beschäftigten und siehe auch deren Twitter-Account: @AmazonWorkersIn
  • Corona-Fälle im Amazon-Lager Winsen: Verdi fordert Schließung / [Rheinsberg] Amazon-Betriebsrat erwirkt Beschluss wegen Corona-Überwachung 
    • Corona-Fälle im Amazon-Lager Winsen: Verdi fordert SchließungWegen überdurchschnittlich vieler Corona-Fälle im Logistikzentrum Winsen fordert Verdi die vorübergehende Schließung des Werks. Amazons Schutzmaßnahmen sind nicht ausreichend, so auch die Kritik von Mitarbeitern. (…) 68 der rund 1.800 Mitarbeiter des Amazon-Versandzentrums HAM2 hatten sich bis vergangenen Donnerstag nachweislich mit dem Coronavirus infiziert – das sei laut Manager Magazin „weit über dem Hamburger Durchschnitt“. Amazon-Mitarbeiter, die sich anonym geäußert hatten, gehen sogar von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus. Ob sich die Mitarbeiter im Versandzentrum angesteckt haben, ist allerdings unklar. Doch viele Angestellte üben anonym Kritik an den Schutzmaßnahmen ihres Arbeitgebers: Die Umsetzung sei zu zögerlich, Waschräume würden zu selten gereinigt, teilweise würden Kollegen – viele Geflüchtete aus umliegenden Unterkünften – die Sicherheitshinweise nicht verstehen. Dabei sind deutsche oder englische Sprachkenntnisse eigentlich Voraussetzung für die Arbeit als Versandmitarbeiter. (…) In Deutschland setzt das Unternehmen teils auch Überwachungskameras ein, um das Social Distancing der Mitarbeiter zu kontrollieren. Das Arbeitsgericht Wesel hat in einem solchen Fall gerade einen Beschluss gefällt externer Link. In Winsen müssen die Mitarbeiter seit Freitag, den 24. April, auch Masken tragen. Doch das ist der Gewerkschaft Verdi noch zu wenig, wie Sandra Schmidt, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi Niedersachsen-Bremen erklärt: „Ich verstehe nicht, warum man bei so vielen Infektionen den Laden nicht erstmal dichtmacht“. Die hygienischen Verhältnisse in Winsen seien angesichts einer grassierenden Pandemie nicht hinnehmbar.” Beitrag von Markus Gärtner vom 27. April 2020 im Amazon-Watchblog externer Link
    • [Rheinsberg] Amazon-Betriebsrat erwirkt Beschluss wegen Corona-ÜberwachungWegen der Verletzung von Mitbestimmungsrechten des Betriebsrates hat das Arbeitsgericht Wesel eine einstweilige Verfügung gegen Amazon erlassen. (…)Ob seine Arbeitnehmer in den Logistiklagern diesen empfohlenen Sicherheitsabstand einhalten, wollte Amazon offenbar mittels Videoüberwachung kontrollieren – das berichtet etwa rp-online externer Link und bezieht sich dabei auf einen Beschluss des Arbeitsgerichts Wesel. Der Betriebsrat des in Rheinsberg sitzenden Unternehmens sei insofern gegen dieses Vorhaben vorgegangen. Das Arbeitsgericht gab dem Unterlassungsantrag nun in Teilen statt. Bei der Kontrolle verwende Amazon im Rahmen der betrieblichen Videoüberwachung erstellte Aufnahmen, die es auf im Ausland gelegenen Servern mithilfe einer Software anonymisiere. Das Gericht ging bei seinem Beschluss davon aus, dass diese Datenübermittlung ins Ausland der eigentlich im Betrieb geltenden Vereinbarung zur Installation und Nutzung von Überwachungskameras widerspreche. Damit seien Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates verletzt worden. (…) CRN externer Link zufolge hatte Amazon die Maßnahme für deutsche Logistikzentren bereits Anfang April in einem Blogeintrag angekündigt. Im Leipziger Standort werde diese Maßnahme allerdings nicht eingesetzt, da der dortige Betriebsrat diese ablehne. Neben der Kameraüberwachung würden auch Temperaturmessungen eingesetzt, heißt es weiter…” Beitrag von Melvin Louis Dreyer vom 27. April 2020 im Amazon-Watchblog externer Link, siehe auch die PM des Arbeitsgerichts Wesel externer Link
  • Gewerkschafter fordern Schließung: Corona-Ausbruch in Amazon-Versandzentrum bei Hamburg 
    Der US-Konzern ist einer der größten Profiteure der Krise. Die Logistikzentren laufen auf Hochtouren. Am norddeutschen Vorzeigestandort gibt es nun Dutzende Covid-19-Fälle, die unter den Mitarbeitern für Unruhe sorgen. (…) Angesichts eines Covid-19-Ausbruchs unter Amazon-Mitarbeitern in Hamburg und Niedersachsen macht sich nun auch in Deutschland Unsicherheit breit: Im Versandzentrum „HAM2“ in Winsen an der Luhe solen sich bis Donnerstag 68 der rund 1.800 Mitarbeiter nachweislich infiziert haben. Bislang ist nicht abschließend geklärt, ob sich die Amazon-Beschäftigten während der Arbeit oder auf dem Weg dorthin angesteckt haben. Die hohe Fallzahl weit über dem Hamburger Durchschnitt ist jedoch sehr auffällig. Die Daten gehen nach Recherchen des manager magazins aus einer internen Auflistung des lokalen Managements hervor. Auf einem älteren Aushang für Mitarbeiter ist noch von 33 Infizierten und t Genesenen die Rede. Laut einer Führungskraft wurde der erste Fall Mitte März bekannt, 35 Beschäftigte haben die Infektion bereits überstanden. Ein Sprecher des zuständigen Landrats in Hamburg-Harburg bestätigt „mehrere“ positiv getestete Mitarbeiter. Amazon wollte sich auf Anfrage nicht äußern. (…) Im Gespräch mit manager magazin klagen Mitarbeiter etwa über die zögerliche Umsetzung der Sicherungsmaßnahmen oder über Waschräume, die zu selten gereinigt würden. Bei den Infiziertenzahlen befürchten sie eine hohe Dunkelziffer.In den engen sogenannten „Käfig-Stationen“ sei es nahezu unmöglich, den erforderlichen Abstand einzuhalten. Kollegen mit geringen Deutschkenntnissen würden die neuen Regeln und Symptome zudem nicht immer verstehen. Im Versandzentrum Winsen sind viele Geflüchtete aus umliegenden Unterkünften beschäftigt. Die Mitarbeiter wollen aus Angst um ihre Anstellung anonym bleiben. Fotos von Toiletten und Reinigungsplänen legen nahe, dass es in Winsen in der Tat ein Problem mit der Sauberkeit gibt. Laut Amazon werden die Waschräume jedoch dreimal täglich gereinigt. „Ich verstehe nicht, warum man bei so vielen Infektionen den Laden nicht erstmal dichtmacht“, sagt Sandra Schmidt, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi Niedersachsen-Bremen. Die hygienischen Verhältnisse in Winsen seien angesichts einer grassierenden Pandemie nicht hinnnehmbar. Auch zwei Landtagsabgeordnete der Grünen beschäftigen sich mittlerweile mit dem Fall und haben bei der Landesregierung in Hannover eine offizielle Anfrage gestellt…” Artikel von Philipp Alvares de Souza Soares vom 24. April 2020 im Manager Magazin online externer Link (im Abo)
  • Schützt Amazon seine Mitarbeiter ausreichend vor Corona?Amazon hat in Frankreich nach einem Urteil Lager schließen müssen. Auch an den Schutzmaßnahmen in Deutschland gab es Kritik, unter anderem in Graben. (…) Jetzt, in Zeiten der Corona-Krise, macht der US-Versandhändler Amazon glänzende Geschäfte. Die Nachfrage ist groß, viele Menschen bestellen von zu Hause aus am Computer oder per Smartphone, da viele Läden geschlossen haben. In den USA, aber auch in Deutschland sollen zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden. Wie ernst nimmt das Unternehmen aber den Schutz der eigenen Mitarbeiter gegen Corona? Nach Ansicht von Gewerkschaften nicht ernst genug. Die Arbeitnehmervertreter schlagen Alarm. (…) Auch in Deutschland hatte die Gewerkschaft Verdi Kritik an Amazon geäußert: „Aus mehreren Standorten werden nach wie vor unzureichende Vorkehrungen gegen Ansteckung berichtet“, schrieb die Gewerkschaft in einer Information. Die Gewerkschaft ärgerte auch eine befristete Lohnerhöhung um zwei Euro pro Stunde: „In einigen Versandzentren wird dieses Geld nur als Anwesenheitsprämie gezahlt. Und das kann gerade jetzt fatale Folgen haben, weil sich erkrankte Beschäftigte zur Arbeit schleppen“, bemängelte Verdi. (…) Das Unternehmen nennt eine lange Liste an Schutzmaßnahmen. (…)  Die Gewerkschaft Verdi bleibt aber skeptisch: „Auf dem Papier lesen sich die Maßnahmen schön“, sagt Gewerkschaftssekretärin Sylwia Lech in Augsburg. In der Praxis würden sie aber nicht optimal umgesetzt. Bei insgesamt 1800 Beschäftigten in Graben kämen in der Früh-, Spät- und Nachtschicht noch immer viele Menschen gleichzeitig an, sagt sie – auch wenn man den Schichtbeginn beispielsweise auf zwei Zeitpunkte entzerrt. „Wenn dann 400 statt 800 Menschen auf einmal ankommen, sind es immer noch zu viel“, sagt sie. An den Eingängen lasse sich dann schwer Abstand halten. „Die Zeitfenster sind zu klein, die Schichten zu groß.“ Und bei der Messung der Temperatur bilden sich ebenfalls „Trauben“ von Menschen, schildert es Sylwia Lech…” Artikel von Michael Kerler vom 16.04.2020 bei augsburger-allgemeine.de externer Link
  • Der Onlinehändler Amazon profitiert in der Coronakrise – doch wie geht es den Mitarbeiter:innen?
    “… Etwa 1.500 Menschen beschäftigt Amazon im Leipziger Lager. Mehrere hundert arbeiten gleichzeitig während einer Schicht. (…) Durch das metallene, mit Absperrband umwickelte Drehkreuz am Eingang müssen alle. Nur die wenigsten schieben es mit dem Ellbogen an. Die allermeisten fassen die Metallgitter mit den nackten Händen an und zwängen sich geübt durch den Eingang. Dutzende pro Minute. Bis zu 72 Stunden sollen sich Coronaviren auf Stahl und Kunststoff halten können. „Das ist der natürliche Reflex“, sagt Markus Hedrich*. Die Leute seien es durch ihre tagtägliche Routine nicht anders gewöhnt. Auch er kommt gerade von seiner Frühschicht in der Kommissionierung. „Picken“, wie er es nennt. Er sucht die bestellten Waren aus den Regalen und stellt sie für diejenigen bereit, die sie in die Pakete packen. (…) Hedrich wählt nun scharfe Worte: „Das Ziel von Amazon ist es nicht, in der Krise zu helfen, sondern die Produktivität zu steigern.“ Überall auf den Straßen würden die Menschen weniger werden, „außer bei uns im Werk“. Wie kaum ein anderes Unternehmen profitiert Amazon von der Coronakrise externer Link. Insgesamt 13 Logistikzentren mit mehr als 13.000 festangestellten Mitarbeiter:innen gibt es in Deutschland. Allein in den vergangenen zwei Wochen hat der Konzern weltweit rund 10 Milliarden Dollar Gewinn erzielt, die Amazon-Aktie ist mitten in einer der schwärzesten Börsenzeiten um 15 Prozent in die Höhe geschnellt. Das Unternehmen hält sich zu den genauen Zahlen des deutschen Umsatzmarktes zurück und spricht nur allgemein von „steigender Nachfrage“. Seit Ausbruch der Pandemie in Europa reagierte es auch in Deutschland mit verschärften Sicherheitsmaßnahmen: Meetings wurden abgesagt, später Zettel mit der Aufforderung zum Händewaschen verteilt, Desinfektionsmittel und Seife aufgestockt, Stühle aus den Pausenräumen entfernt, der Boden mit Zwei-Meter-Abstandshaltern beklebt. Bald sollen außerdem die Spinde, die noch dicht an dicht im Umkleideraum aneinander stehen, auf verschiedene Räume verteilt werden. Amazon bemüht sich um Entzerrung der Kontakte zwischen Arbeitenden. So sagen es Konzernsprecher:innen. Besichtigen darf man die Werke derzeit nicht, auch sonst hält sich Amazon mit Details bedeckt. (…) Markus Hedrich sieht das anders. Er sagt, man könne die Mitarbeitenden durchaus besser schützen. Zum Beispiel gebe es im Lager noch Atemschutzmasken, die die Mitarbeitenden aber erst bekämen „wenn es hart auf hart kommt“. Außerdem würden die Maßnahmen zur Entzerrung nur bedingt etwas nützen. Das Anfassen der Drehkreuze, die Schlange vor der Stechuhr, der rege Austausch von bloß mit Desinfektionstuch gereinigten Handscannern oder der Pausenbereich: In der Werksarbeit sei es kaum möglich, Kontakt zu vermeiden. „Schwer vorstellbar, dass bei uns im Werk niemand infiziert ist.“ Im Amazon-Werk in Winsen bei Hamburg ist die Lage eindeutiger. Es ist ein Vorzeigewerk, ein „Verkehrs- und wirtschaftlicher Knotenpunkt für Nordeuropa“, wie der Konzern es selbst nennt. Eine der wichtigen Nerven im System Amazon Deutschland. Doch einige Medien berichten, es habe in den vergangenen Tagen mindestens 3 bestätigte Coronafälle externer Link unter den knapp 1.800 Mitarbeitenden gegeben. Ein internes Schreiben, das an die Arbeiter:innen im Winsener Werk verteilt wurde und der taz vorliegt, belegt, dass es mehr sind: Insgesamt 12 Angestellte wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Das sind 0,6 Prozent der Belegschaft. (…) Über 300 Krankmeldungen habe es bis letzte Woche Donnerstag allein in Winsen gegeben. Auch Rast selbst hat sich krankschreiben lassen, aufgrund eines Infektes. Sie will so lange zu Hause bleiben, wie es geht. Denn die Stimmung im Werk sei miserabel. Fast 14 Tage habe man den ersten positiv getesteten Fall im Werk verheimlicht. Alle hätten Angst. (…) Amazon sagt, man würde die Reinigungsmaßnahmen erhöhen, öfter putzen, mehr desinfizieren. Rast sagt, ein Kollege aus der Nachtschicht habe ihr erzählt, er habe die ganze Nacht über keine Reinigungskraft gesehen. Den Managern wirft sie vor, sie würden sich aus der Verantwortung ziehen, „schön sicher in ihrem Homeoffice, während das Fußvolk sich infiziert“. (…) Zurückverfolgen ließe sich das jedoch nicht, sagt Hedrich. Zu viel Kontakt pro Tag. Der Leipziger Betriebsrat sagt, man warte auf den „worst case.“ Darauf, dass der Ernstfall eintritt. „Erst dann werden wir sehen, wie Amazon reagiert.“ Anika Rast aus Winsen sagt, sie sei froh, dass sie ihr eigenes Desinfektionsmittel habe. Und auch Andreas Gangl aus Bad Hersfeld wird nach dem Ende seiner zweiwöchigen Quarantäne wieder arbeiten gehen. Ebenso wie in der Gesamtbevölkerung ist es auch bei dem Onlinehändler unüberschaubar, wie hoch die Dunkelziffer der Infizierten tatsächlich ist. Klar ist nur: Das Coronavirus wird auch um Amazon keinen Bogen machen.“ Artikel von Sarah Ulrich vom 03.04.2020 bei der taz online externer Link
  • Coronakrise bei Amazon: Erste Krankheitsfälle in deutschen Verteilzentren [Winsen] 
    Das Coronavirus hält die Menschen auf Distanz: Um die Übertragungsrate zu verringern, sollen die Menschen in Deutschland ein bis zwei Meter Abstand halten, so die Vorgabe. An vielen Orten wird es aber schwer, diese Richtlinien einzuhalten, etwa in den Bussen des Nahverkehrs, wenn besonders viele Menschen an Bord sind. Dieses Problem hat auch Amazon bei den Wegen zu seinen deutschen Verteilzentren. Jetzt soll es auch die ersten Coronafälle im Logistiklager Winsen externer Link geben, berichtet der Spiegel. Der Spiegel hat laut eigener Angabe mit Mitarbeitern aus mehreren Amazon-Lagern in Deutschland gesprochen. Demnach haben mehrere Mitarbeiter aus dem Logistiklager Winsen bestätigt, dass es im Betrieb bereits mindestens drei Coronafälle gibt. Eine mögliche Übertragungsgefahr geht dabei vor allem von den Bussen aus, mit denen die Mitarbeiter zu den Amazon-Zentren fahren – denn dort stehen die Menschen zwangsweise teils dicht gedrängt, die Busse sind „rappelvoll“, wie Winsener Mitarbeiter berichten. Das bestätigen auch Mitarbeiter aus dem Logistiklager Frankenthal. „Zwei kleine Busse für 100 Personen“, kritisiert ein Amazon-Angestellter bei Mannheim24 externer Link. Man habe Panik, sich mit dem Coronavirus anzustecken, heißt es…” Beitrag von Markus Gärtner vom 26. März 2020 im Amazon-Watchblog externer Link
  • Schutzlos im Versandzentrum: Gewerkschaft fordert von Amazon in BRD Einführung umfangreicher Gesundheitsmaßnahmen“Während viele Beschäftigte außerhalb des Gesundheitssektors wegen der Coronaviruspandemie in Kurzarbeit geschickt worden sind, müssen andere zusätzlich schuften. So herrscht in den Versandzentren des Onlineriesen Amazon weiter Hochbetrieb. Dabei komme der Gesundheitsschutz zu kurz, warnt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. (…) Die Gewerkschaft hat eine ganze Reihe konkreter und vergleichsweise leicht umsetzbarer Maßnahmen zur Hygiene sowie zum allgemeinen Gesundheitsschutz vorgeschlagen. Sehr wichtig sei es auch, »ein möglichst ruhiges Arbeitsumfeld zu schaffen und einen Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern einzuhalten«. Die Beschäftigten müssten über die erhöhten Risiken für Menschen mit Vorerkrankungen informiert werden, und Amazon sollte gefährdeten Angestellten »den Wechsel zu einem Arbeitsplatz mit weniger Lieferanten- oder anderen Außenkontakten« anbieten. Sollten die Krankenzahlen auch in einem Amazon-Vertriebszentrum steigen, dürfte die komplette anfallende Arbeit keinesfalls den verbliebenen Beschäftigten aufgebürdet werden. Laut Mitteldeutscher Zeitung (Donnerstagausgabe) würden seit einigen Tagen wichtige Waren des täglichen Bedarfs im Wareneingang der Versandzentren und auch beim Versand an die Kunden priorisiert. In Italien und Frankreich soll Amazon demnach keine Bestellungen mehr für einige Artikel außerhalb des wichtigen täglichen Bedarfs annehmen. Hier hielten die Beschäftigten in den Versandzentren mittlerweile die Abstandsregeln ein. Warum an den Amazon-Standorten in der Bundesrepublik Schutzvorgaben für die Beschäftigten erst verzögert umgesetzt werden, erklärte das Unternehmen nicht.“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 30.03.2020 externer Link
  • Corona Prime bei Amazon – „Den Lohn jetzt zu erhöhen, ist zynisch“. Berichte aus Leipzig und Bad Hersfeld 
    • [Amazon-Logistiklager Leipzig] „Den Lohn jetzt zu erhöhen, ist zynisch“. Der Online-Händler Amazon könnte zum Profiteur der Corona-Krise werden – auch auf Kosten der Belegschaft, fürchtet ein BetriebsratSeit Jahren kämpfen die Beschäftigen von Amazon für bessere Löhne und eine Bezahlung nach dem Tarif von Einzel- und Versandhandel. In Zeiten der Corona-Pandemie zahlt der Konzern nun zwei Euro mehr pro Stunde, allerdings nur bis Ende April. Es ist ein Anreiz, die Produktivität zu steigern, während sich die Beschäftigten um ihre Gesundheit und den Arbeitsschutz sorgen. (…) Die Stimmung ist sehr angespannt, wir sind alle ziemlich fertig, können uns kaum auf die Arbeit konzentrieren und denken an fast nichts anderes mehr als Covid-19. Als Betriebsräte werden wir jeden Tag von Kollegen und Kolleginnen angesprochen, die fragen, was passiert, wenn sich der erste ansteckt, ob es einen Plan von Amazon gibt. Aber von Amazon hören wir nichts dazu! Wir fühlen uns alleine gelassen. (…) Wir sollen zwar Abstand einhalten, aber das ist nicht immer möglich. Wenn ich auf die Arbeit komme, verstaue ich meine Kleidung im Spind. Dort stehe ich dann auf engem Raum mit den Kollegen, die zur gleichen Schicht kommen. Als nächstes holen wir unsere Arbeitsmittel ab, bei mir der Warenscanner, die liegen in einem Regal, an das wir auch wieder alle zusammen müssen. Also stehen wir dort auch wieder in Trauben rum, ob wir wollen oder nicht. (…) Es geht den Amazon-Managern nur um die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Das merken wir als Betriebsräte in den Gesprächen. Sie sind überhaupt nicht an uns Mitarbeitern interessiert, damit beschäftigen sie sich gar nicht. (…) Wir haben lange diskutiert ob wir der Lohnerhöhung zustimmen oder nicht. Hätten wir das abgelehnt, wären die Kollegen richtig durchgedreht. Die können das Geld natürlich richtig gut gebrauchen. Also haben wir zugestimmt, das bedeutet aber, dass viele Kollegen gerade jetzt krank und bestimmt auch mit Covid-19-Symptomen auf die Arbeit kommen werden, weil sie das Geld ja bekommen, wenn sie auch arbeiten. [Bleibt die Lohnerhöhung denn auch über die Covid-19-Krise hinaus bestehen?] Nein. Die gilt nur vom 16. März bis Ende April. Amazon erhöht also nur um jetzt die Produktivität zu steigern und sendet damit das falsche Signal in Richtung Belegschaft. Seit sechs Jahren streiken wir und kämpfen wir für einen Tariflohn. Den Lohn jetzt zu erhöhen, in dieser Situation, ist zynisch und unangebracht. (…) Wir müssen jetzt Aktionen planen, die von den Medien aufgegriffen werden. Streiken ist gerade in Zeiten von Kontaktverboten nicht möglich…” Interview von Nina Scholz vom 25.03.2020 bei Der Freitag online externer Link
    • [Bad Hersfeld] Corona Prime bei Amazon: Damit das Geschäft läuftBei Amazon arbeiten trotz Coronavirus weiter Tausende Beschäftigte an den verschiedenen Standorten. Violetta Bock sprach mit Andreas Gangl, Amazonbeschäftigter in Bad Hersfeld und Gewerkschaftsaktivist der ersten Stunde, über das selbstorganisierte internationale Treffen von AmazonkollegInnen, das Mitte März in Spanien stattfand, und die aktuelle Situation mit Corona. (…) [Wurde bei euch in Bad Hersfeld wegen Corona etwas umgestellt?] Es gibt nur noch alle drei Tage Startmeetings, sie haben in der Kantine ein paar Stühle entfernt und gerade kam die Meldung, dass die Kantine in Bad Hersfeld komplett geschlossen ist. Das heißt, es gibt keine Essensausgabe mehr. Man kann seine Pause in der Kantine verbringen, aber man bekommt dort kein Essen mehr. [Aber es wird weiter gearbeitet?] Gearbeitet wird weiter. Der Kunde muss doch sein Päckchen bekommen… [Wurden Eltern oder Risikogruppen nach Hause geschickt?] Zu Risikogruppen weiß ich nichts. Eltern haben mit §616 frei genommen. Und es gibt eine Reihe von Leuten, die bezahlt freigestellt sind aufgrund von Verdachtsfällen. Ich geh mal davon aus, wenn man sagt, man hatte Kontakt zu einer Person, die positiv getestet wurde, oder man kommt, wie ich jetzt, aus einer Region, die vom Robert-Koch-Institut als Risikoregion eingestuft wird, kann man unkompliziert zu Hause bleiben. [Müsste man Amazon nicht komplett schließen oder inwiefern würdest du sagen ist z.B. euer Standort versorgungsrelevant?] Bad Hersfeld ist das definitiv nicht, wegen Klamotten und Alkohol muss man nicht weiterarbeiten. Man könnte das Lager hier komplett schließen. Viele von uns fordern, Amazon für die nächsten Wochen zu schließen und die Leute bezahlt freizustellen. Wir haben in den letzten Tagen viel mit den KollegInnen diskutiert, viele sind total verängstigt, wir arbeiten ja noch in großen Mengen zusammen. Das Management schweigt dazu, gibt so praktische Tipps wie Hände waschen, Abstand halten, die Regeln einhalten. Es wird nicht darüber geredet, dass Leute freigestellt werden. Wenn einer nichts sagt und trotzdem weiter arbeiten geht, würde auch keiner was sagen. Es ging jetzt rum, dass bis zum 30.4. 2 Euro mehr die Stunde gezahlt wird, aber nur für die, die arbeiten. Also eine Anwesenheitsprämie von 2 Euro die Stunde. (…) [Wie reagiert die Gewerkschaft?] Ver.di hat sich auch erstmal in die Coronakrise verabschiedet und alle Sitzungen abgesagt. Zur Situation bei Amazon wird es die Tage eine Presseerklärung geben, in der die Situation kritisiert wird.” Gespräch von Violetta Bock mit Andreas Gangl in der Soz Nr. 03/2020 externer Link
  • Siehe auch für dei Logistik: [Petition] Amazon und Co, leisten Sie Ihren Beitrag gegen Corona! Fahrer*innen sollen nicht krank arbeiten müssen! Garantieren Sie ihren Fahrer*innen bezahlte Krankheitstage!
  • Siehe auch unser Dossier zu Amazon international: „Haltet das Maul und arbeitet mehr“ – die rücksichtslose Politik von Amazon ruft immer mehr Widerstand hervor: Weltweit
  • Und zu Amazon in Frankreich:
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=164732

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