Nach Absage der Bauhausstiftung: Band »Feine Sahne Fischfilet« spielt in Brauerei, ZDF zeichnet Konzert auf. Antifaschisten wollen für Kunstfreiheit demonstrieren
Von Susan Bonath![]()
Sänger Jan »Monchi« Gorkow auf der Bühne beim Musikfestival Rock im Park (Nürnberg, 3.6.2017)
Foto: Daniel Karmann/dpa
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Nach der Absage vom Bauhaus Dessau will das ZDF ein Konzert der Band »Feine Sahne Fischfilet« wie geplant am 6. November in Dessau aufzeichnen. Neuer Spielort ist die Alte Brauerei. Dass sie dorthin ausweichen wollen, hatten die Musiker schon kurz nach der Absage unter dem Motto »Brauhaus statt Bauhaus« verkündet. Ausgestrahlt werde es am 1. Dezember ab 23.30 Uhr, teilte der Sender am Donnerstag mit. »Moderator Jo Schück wird im Gespräch mit der Band auch die aktuellen Geschehnisse thematisieren«, kündigte das ZDF an. »Finden wir stark, dass sie sich da nicht von der CDU, AfD und den Faschos beeindrucken lassen«, kommentierte die Band die Entwicklung.
Unterdessen rufen die Bündnisse »Dessau nazifrei« und »Halle gegen rechts« für Dienstag nachmittag zu einer Kundgebung vor dem Anhaltischen Theater Dessau auf, das seine Bühne ebenfalls nicht alternativ zur Verfügung stellen wollte. Ihr Motto: »Stabil bleiben. Gegen den Rechtsruck und für die Kunstfreiheit«. In ihrem Aufruf kritisieren sie die Stiftung Bauhaus und Sachsen-Anhalts Politik. Es müsse »mindestens befremden«, wenn eine staatlich getragene Stiftung mit Hilfe der Landesregierung in die Rundfunk- und Kunstfreiheit eingreift und den Auftritt einer Band verhindert, heißt es. Und: Neben der AfD habe auch die CDU von Neonazis die pauschale Einordnung der Band als »linksextrem« übernommen und für das Auftrittsverbot plädiert. Die Politik habe damit dem Druck neofaschistischer Gruppen nachgegeben, die zu Gegenaufmärschen mobilisiert hatten, und verhöhne die Geschichte das Bauhauses, das 1932 auf Druck der deutschen Faschisten schließen musste. Das sei »alarmierend«, denn Neofaschisten versuchten auf diese Weise, »die Gesellschaft, die Kunst und den Rundfunk rechtsextremer Ideologie unterzuordnen«.
Die Stiftung Bauhaus Dessau vermietet dem Sender aufgrund eines Vertrages zweimal pro Jahr ihre Bühne für die Aufzeichnung der Konzertreihe »zdf@bauhaus«. Nach der Bekanntgabe des Programms seien in den »sozialen Medien« Demonstrationsaufrufe rechter Gruppen aufgetaucht, hatte die Stiftung am 18. Oktober erklärt. Es folgte die Absage: Man wolle »nicht erneut zum Austragungsort politischer Agitation und Aggression« werden und müsse »rechtsextremistische Angriffe« befürchten. Nach massiver Kritik verteidigte Bauhausdirektorin Claudia Perren vor wenigen Tagen bei einer Gesprächsrunde die Entscheidung. Man wolle das Bauhaus schützen, erklärte sie. Der Kunsthistoriker und Journalist Günter Kowa nannte das Verhalten gegenüber dem MDR »schwach«. Es sei ein »Ausdruck mangelnder Haltung«.
Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU), der auch der Bauhaus-Stiftung vorsteht, verteidigte die Absage am 24. Oktober im Magdeburger Landtag vehement. Es gehe nicht um Zensur, doch schade eine solche Band dem Image des Bauhauses, so Robra. Darüber hinaus sei nicht nur Druck von rechts, sondern auch von links ein politischer Druck. Ähnlich äußerten sich Robras Fraktionskollege Detlef Gürth und Sachsen-Anhalts CDU-Generalsekretär Sven Schulze. Diese Band stelle sich gegen Staat und Polizei und sei in öffentlichen Einrichtungen nicht zu dulden, erklärten sie unter anderem. Und der AfD-Bundestagsabgeordnete Andreas Mrosek wetterte: Es sei »ein Skandal«, wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender »einer linksextremistischen Band ein solches Forum bietet«.
Die Musiker von »Feine Sahne Fischfilet« freuen sich derweil auf einen vollen Saal im Dessauer Brauhaus. »Wir dürfen verkünden, dass die zusätzlichen Karten, die heute in den Verkauf gingen, schon wieder nach ein paar Sekunden weg waren«, erklärte die Band am Donnerstag.

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