Von
Philipp Gerber [1]
amerika21
Mexiko-Stadt. Bei Protesten gegen
neoliberale Reformen im Bildungsbereich ist ein Lehrer
im südmexikanischen Chiapas getötet worden. Unter
welchen Umständen der Grundschullehrer David Gemayel
Ruiz Estudillo am Dienstag ums Leben kam, ist
umstritten. Während die oppositionelle
Lehrergewerkschaft CNTE die Polizei dafür verantwortlich
macht, behaupten die Behörden, der junge Lehrer sei beim
Versuch der Protestierenden, einen Bus gegen eine
Polizeireihe zu steuern, überrollt worden. Mehrere
Personen wurden bei den Auseinandersetzungen in
Ocozocoautla nahe der chiapanekischen Hauptstadt Tuxtla
Gutiérrez verletzt, sechs Lehrkräfte verhaftet. Der Tod
von Gemayel Ruiz führte zu neuen Mobilisierungen in
Tuxtla Gutiérrez, bei denen bis zu 50.000 Lehrkräfte
teilnehmen.
Seit drei Jahren hält der gewerkschaftliche Widerstand
gegen die Bildungsreform an. Diese beinhaltet
Privatisierungen, eine Beschneidung sozialer Rechte
sowie eine stärkere Bewertung der Leistung der
Lehrkräfte. Die Auseinandersetzung spitzte sich aufgrund
der obligatorischen Evaluierung der Lehrer in den
vergangenen Wochen zu. In zahlreichen Bundesstaaten
versucht die Regierung unter Einsatz von tausenden
Bundespolizisten, Spezialeinheiten und Helikoptern ein
Ende der Proteste durchzusetzen. Zudem droht
Bildungsminister Aurelio Nuño Mayer den oppositionellen
Lehrern mit Entlassungen. Der Erfolg dieses Vorgehens
ist mäßig, in mehreren Bundesstaaten sind weniger als
die Hälfte der Lehrer zum Test erschienen.
Am Montag kam es auch in der indigenen Region Meseta
Purépecha im Bundesstaat Michoacán zu Protesten gegen
die Reform, dabei wurden zahlreiche Personen verletzt
und verhaftet. 52
Pädagogikstudierende [3]wurden dem
Haftrichter vorgeführt und in Gefängnisse in andere
Bundesstaaten verlegt. In Oaxaca sind insgesamt 30
Aktivisten im Zusammenhang mit Lehrerprotesten
inhaftiert, acht von ihnen sitzen bereits seit einem
halben Jahr in Hochsicherheitsgefängnissen ein. In
Guerrero wurden dieses Jahr bei Demonstrationen bereits
ein pensionierter Lehrer und ein junger Aktivist
ermordet. Die Evaluierung in Acapulco am vergangenen
Wochenende musste wegen Störaktionen unterbrochen
werden.
Die oppositionelle Lehrergewerkschaft CNTE ruft das
mexikanische Bildungsministerium auf, sich einem
öffentlichen Dialog über die Reform zu stellen, um eine
politische Lösung zu finden. Doch Bildungsminister Nuño
Mayer lehnt
dies ab [4]
und sieht die von Unternehmerkreisen mitgestaltete
Reform auf gutem Wege.
Links:
[1] https://amerika21.de/autor/philipp-gerber
[2] https://www.youtube.com/watch?v=NS2Ctbw9Zxs
[3] http://www.proceso.com.mx/?p=423027
[4] http://www.jornada.unam.mx/2015/12/09/politica/006n1pol
[5] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2015%2F12%2F137621%2Flehrer-protesten-getoetet&title=Lehrer%20bei%20Protesten%20in%20Mexiko%20get%C3%B6tet&description=Mexiko-Stadt.%20Bei%20Protesten%20gegen%20neoliberale%20Reformen%20im%20Bildungsbereich%20ist%20ein%20Lehrer%20im%20s%C3%BCdmexikanis chen%20Chiapas%20get%C3%B6tet%20worden.%20Unter%20welchen%20Umst%C3%A4nden%20der%20Grundschullehrer%20David%20Gemayel%20Ruiz%20Estudillo%20am%20Dienstag%20ums%20Leben%20kam%2C%20ist%20umstritten.&language=de_DE&category=text
[1] https://amerika21.de/autor/philipp-gerber
[2] https://www.youtube.com/watch?v=NS2Ctbw9Zxs
[3] http://www.proceso.com.mx/?p=423027
[4] http://www.jornada.unam.mx/2015/12/09/politica/006n1pol
[5] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2015%2F12%2F137621%2Flehrer-protesten-getoetet&title=Lehrer%20bei%20Protesten%20in%20Mexiko%20get%C3%B6tet&description=Mexiko-Stadt.%20Bei%20Protesten%20gegen%20neoliberale%20Reformen%20im%20Bildungsbereich%20ist%20ein%20Lehrer%20im%20s%C3%BCdmexikanis chen%20Chiapas%20get%C3%B6tet%20worden.%20Unter%20welchen%20Umst%C3%A4nden%20der%20Grundschullehrer%20David%20Gemayel%20Ruiz%20Estudillo%20am%20Dienstag%20ums%20Leben%20kam%2C%20ist%20umstritten.&language=de_DE&category=text
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(https://amerika21.de)
Update zu den Ereignissen in Tuxtla Gutierrez: Am 10.12.
wurden fünf von den Gewerkschaftern festgehaltene
PolizistInnen (drei Männer und zwei Frauen) gegen die sechs
gefangenen Lehrer ausgetauscht. Auch die Ausrüstung, darunter
scharfe Munition, wurde den Behörden zurückgegeben. Die
festgehaltenen Polizisten wurden nicht misshandelt, die
gefangenen Lehrer hingegen befanden sich nach der Polizeihaft
in gesundheitlich kritischem Zustand, wie dieses Bild
dokumentiert (Quelle: Twitter):
Die Evaluation ist in Chiapas ohne Datumsangaben verschoben
worden. Die CNTE ruft zu weiteren Protesten auf.
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