"Dieser Tage wird häufig von den vielen Vorteilen der EU gesprochen.
Was in den letzten Jahren für die Menschen in Europa alles erreicht
wurde. (...) Doch dieses Europa hat vielerlei Gesichter, zahlreiche
Geschichten und unzählige Perspektiven. Während die moderne Technik
und die Medien ein von der Jugend geprägtes Bild an die Öffentlichkeit
bringen, das Europa jung, dynamisch, technikaffin und in die Welt
ausstrahlend präsentiert, wodurch sich die Politik profiliert, gilt
Europa rein demografisch als alternder Kontinent, der seine besten
Jahre hinter sich hat. Während man sich auf der einen Seite zu einem
gemeinsamen Europa bekennt, nützen die einzelnen Staaten die
ökonomische Schieflage zur Stabilisierung der eigenen nationalen
Wirtschaft und vor allem auch zur Entlastung der Sozialsysteme. Das
zeigt sich vor allem in so herausfordernden Bereichen wie der Pflege.
(...) Internationale gewerkschaftliche Bewegungen, die sich für die
Anliegen von Pflegepersonal einsetzen, konnten sich bisher kein Gehör
verschaffen. Vereinzelt gelangen Berichte an die Öffentlichkeit wie
jener der Elena Popa, einer mutigen 24h-Betreuerin aus Rumänien, die
von einer Vermittlungsagentur geklagt wird, weil sie sich gegen die
prekären Arbeitsbedingungen wehrte. Zwar gibt es immer einzelne und
leise Bestrebungen von kleineren gewerkschaftlichen Untergruppen, die
mehr Pflegepersonal fordern, eine bundeseinheitliche
Solidaritätsbewegung für mehr Gehalt und bessere Personalschlüssel für
stationäre und mobile Pflege konnten bis heute nicht durchgesetzt
werden. (...) Es gibt kein klares Bekenntnis für eine Ausfinanzierung
der Pflege (der Gesundheitssysteme überhaupt) von staatlicher Seite.
Am ehesten können die skandinavischen Länder als Vorbild dienen, wo
Gesundheits- und Pflegeleistungen steuerfinanziert sind. In
Mitteleuropa, insbesondere in Deutschland, in Österreich und der
Schweiz haben profitorientierte Investoren Interesse an
Pflegeheimbeteiligungen bzw. Übernahmen gefunden. (...) Es bleibt
abzuwarten, ob sich die Staaten der europäischen Union für eine
Sozialunion genauso einsetzen wie derzeit für Sicherheit und
Verteidigung..." Artikel von Sascha Amir vom 23.05.2019 - wir danken!
http://www.labournet.de/?p=149336
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen