Foto: EPA/FILIP SINGER/dpa
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Die ungarische Regierung hat in den letzten Jahren überzeugend ihren Anspruch angemeldet, Speerspitze der europäischen Reaktion sein zu wollen. Das muss selbstverständlich auch städteplanerisch untermauert werden. In diesem Sinne benennt die politische und architektonische Restauration heiter Straßen um, und auch der Kossuth-Platz vor dem Parlament soll wieder in seinem Glanz der Zwischenkriegszeit erstrahlen.
In der Nähe des Platzes wird jetzt auch das 1934 errichtete Denkmal für die »Opfer des roten Terrors« während der Räterepublik 1919 wiederaufgebaut, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Antifaschisten zerstört hatten. Platz machen musste dafür eine Statue des Kommunisten Imre Nagy. Der war 1956 während des Volksaufstandes zum Ministerpräsidenten ernannt worden und wurde 1958 hingerichtet. Nach 1989 wurde der »Reformer« als Nationalheld und Wegbereiter der »parlamentarischen Demokratie« gefeiert.
Wer sich ein Bild über den »roten Terror« oder den »patriotischen Widerstand« gegen ihn machen möchte, schaue sich die 1922 verfasste Bibel der ungarischen Konterrevolution an: »Die Opfer der roten Herrschaft in Ungarn«. Da wird beispielsweise der brave Bankangestellte Geza Herczeg aufgeführt, der umgebracht wurde, als er am »22. Juni 1919 in Budapest in der Basilika des Hl. Stephan judenfeindliche Flugblätter verteilte, um den Rechtszustand wiederherzustellen«.
Mit der »Rekonstruktion« des Denkmals, heißt es von der »Kommission für besondere nationale Gedenkstätten«, »werde die Heilung der von der kommunistischen Denkmalstürmerei verursachten Wunden abgeschlossen«. Vorsitzender der Kommission ist übrigens Parlamentspräsident Laszlo Köver, der die im Dezember gegen das »Sklavengesetz« protestierende Menge als »neobolschewistische Gesellschaft« bezeichnete, die genauso sei wie ihre »historischen Vorgänger«. Wie schön wäre es, würde er an diesem Punkt recht behalten.
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