Regierungstruppen beziehen Position bei strategisch wichtiger Stadt
Von Nick Brauns
Unter Kontrolle der Armee: Straßenschild in Richtung Manbidsch (Al-Bab, 1.3.2017)
Foto: Khalil Ashawi/REUTERS
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Die syrische Armee (SAA) hat am Freitag erstmals seit sechs Jahren Truppen in das Umland der nordsyrischen Stadt Manbidsch verlegt. Die Stadt westlich des Euphrat gehört zur Demokratischen Föderation Nord- und Ostsyrien, die von Damaskus nicht anerkannt wird. Über der Stadt sei die syrische Flagge gehisst worden, teilte das SAA-Generalkommando in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur SANA verbreiteten Erklärung mit. Die Armee komme damit ihrer Verpflichtung nach, die nationale Souveränität sicherzustellen, den Terrorismus zu zerschlagen, Invasoren und Besatzer zu vertreiben und die Sicherheit der Bürger sicherzustellen.
Vorangegangen war eine Aufforderung des Generalkommandos der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) an die Regierung in Damaskus, angesichts des angekündigten Einmarschs der Türkei in Nordsyrien und der drohenden Vertreibung der Bevölkerung »die Kontrolle über diejenigen Gebiete wie insbesondere Manbidsch zu übernehmen, aus denen sich unsere Kräfte zurückgezogen haben, und diese Gebiete vor einer türkischen Invasion zu beschützen«.
Die YPG erklärten, sich auf den Kampf gegen den »Islamischen Staat« (IS) östlich des Euphrat konzentrieren zu wollen. Ihre letzten Militärberater hatten die YPG bereits im Sommer aus der 2016 von der Herrschaft des IS befreiten, mehrheitlich arabischen Stadt Manbidsch zurückgezogen. Der dortige Militärrat ist aber weiterhin mit den um die YPG gebildeten Syrisch-Demokratischen Kräften (SDK) verbunden.
Die Stationierung von SAA-Einheiten in der Selbstverwaltungsregion war offenbar in den vergangenen Tagen in Moskau zwischen einer YPG-Delegation und der russischen Regierung, die als Schutzmacht der syrischen Regierung agiert, ausgehandelt worden. Der Sprecher für Außenbeziehungen der kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD), Salih Muslim, wies unterdessen Medienberichte als falsch zurück, wonach nun syrische Soldaten nach Manbidsch eingerückt seien. Die Regierungstruppen würden außerhalb der Stadt stationiert, während das Stadtgebiet unter Kontrolle des Militärrates bleibe, erklärte Muslim telefonisch gegenüber dem irakisch-kurdischen Sender NRT.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach daher von einer rein »psychologischen Aktion des syrischen Regimes«. Sollte Damaskus aber die Kontrolle über die bislang von den Kurden gehaltene Gebiete zurückerlangen, »dann gäbe es für uns in Syrien nichts zu tun«, erklärte Erdogan in Istanbul.
Die türkische Armee hatte nach der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, alle US-Truppen aus Syrien abzuziehen, an der Grenze schweres Kriegsgerät sowie 15.000 dschihadistische Söldner für einen Angriff auf Manbidsch zusammengezogen. Dort befinden sich derzeit neben den im Abzug begriffenen US-Truppen auch französische Spezialeinheiten.
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