Donnerstag, 23. Januar 2020

Rechtsextreme Gruppe »Combat 18« verboten

Durchsuchungen am Donnerstagmorgen in sechs Bundesländern bei Mitgliedern der Organisation / LINKE kritisiert: Das Verbot kommt zu spät

  • 23.01.2020, 07:37 Uhr
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    • Berlin. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat die rechtsextreme Gruppe »Combat 18« verboten. Das teilte der Sprecher des Ministeriums, Steve Alter, am Donnerstag mit. Die Polizei durchsuchte am Morgen in Hessen, Brandenburg, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mehrere Objekte. Stanley R., der als wichtige Figur in der Szene gilt, wurde den Angaben zufolge von der Polizei an seinem Arbeitsplatz angetroffen und zu seiner Wohnung gebracht, die durchsucht wurde.
      Nach Einschätzung der Innenexpertin der Linkspartei, Martina Renner, ist das Verbot lediglich ein »in symbolischer Schlag gegen die rechte Szene«. »Mehr nicht«, schrieb die Bundestagsabgeordnete und Vizeparteivorsitzende am Donnerstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Das Verbot habe sich über mehr als ein halbes Jahr abgezeichnet. »Genug Zeit für die militante Neonazi-Gruppierung, Waffen, Finanzunterlagen bei Seite zu schaffen und Kommunikation zu löschen.« Der Innenexperte der Grünen im Bundestag, Konstantin von Notz, nannte den Schritt »lange, lange überfällig«. »Und es bleibt ein Rätsel, warum er nicht vor vielen Jahren erfolgte«, schrieb der Vizefraktionschef auf Twitter.
      »Combat 18« ist aktuell im Visier der Ermittlungen des Mordes an Walter Lübcke in Kassel. Die Ermittler wollen überprüfen, inwieweit die mutmaßliche Tatwaffe von dem Pinneberger Ableger der extrem rechten Terrorgruppe stamme. Der Hauptverdächtigte Stephan E. hatte 2003 an einer Demonstration in Neumünster teilgenommen, die von dem damaligen NPD-Landeschef, Waffenhändler und »Combat 18 Pinneberg«-Mitglied Peter Borchert organisiert wurde. Im selben Jahr beschlagnahmten Ermittler während einer Razzia bei »Combat 18 Pinneberg« mehrere Revolver - baugleich mit der Mordwaffe aus Kassel.
      Die gewaltbereite rechtsextreme Organisation gilt als bewaffneter Arm des in Deutschland verbotenen Neonazi-Netzwerks »Blood and Honour« (Blut und Ehre). Sie hat ihren Ursprung in Großbritannien und ist in mehreren europäischen Ländern aktiv.
    • Die Zahl »18« ist ein Szenecode für den ersten und den achten Buchstaben im Alphabet, also A und H - die Initialen von Adolf Hitler. Symbol der Gruppe, die sich auf einen »Rassenkrieg« vorbereitet, ist der Drache. Neonazis, die sich »Combat 18« zugehörig fühlen, tragen häufig schwarze T-Shirts oder Jacken mit der Aufschrift »C 18«. dpa/nd

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