Folgende Zuschrift haben wir erhalten die wir gerne veröffentlichen.
Nachstehender Artikel wurde als
Flugschrift der in Österreich herausgegebenen marxistischen
Theoriezeitschrift „Vorbote“ im November 2018 erstmals veröffentlicht
und als Diskussionsbeitrag zur Debatte über die notwendige Haltung von
AntiimperialistInnen und RevolutionärInnen zum sogenannten Projekt
Rojava verfasst. Obwohl sich seit diesem Zeitpunkt die politische Lage
in Syrien, besonders in Nordsyrien, im Vergleich zum damaligen Zeitpunkt
in vieler Hinsicht verändert hat, die USA in diesem von ihr forcierten
Stellvertreterkrieg deutliche Niederlagen erlitt und demnach auch die
kurdischen Kräfte teilweise neue Wege eingeschlagen haben, halten wir
den Artikel nach wie vor für wichtig. Mit der erstmaligen
Onlineveröffentlichung wollen wir ihn auch breiter zugänglich machen als
bisher. Trotz der Veränderung der Kräftelage in Syrien ist der starke
Bezug auf Rojava von großen Teilen der antifaschistischen und besonders
der Frauenbewegung in Europa nach wie vor aufrecht und deshalb erscheint
uns die Veröffentlichung dieses Artikels auch als wichtiger Beitrag für
verstärkte Debatte innerhalb dieser Bewegungen zu sein. Vor allem der
vergangene 25. November, der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen
2019, an dem ein weiteres Mal deutlich wurde, dass das Projekt Rojava
starken Einfluss auf die Kräfte der Frauenbewegung in Österreich hat und
durchaus seine Auswirkungen zeigt, hat uns dazu veranlasst folgenden
Artikel auch öffentlich zur Debatte zu stellen. Auch die letzte
Aggression der Türkei gegen Nordsyrien, der Hunderte wenn nicht Tausende
zum Opfer gefallen sind, hat erneut eine Welle an Solidarität bis nach
Europa ausgelöst und die gerechtfertigte Frage was diese Lage nun von
den solidarischen Kräften erfordert ins Zentrum gerückt. In fester
internationalistischer Haltung drücken wir unsere Zuversicht gegenüber
den antiimperialistischen Kämpfen aus und wollen mit diesem Artikel dazu
beitragen, der Solidarität eine feste Grundlage und damit auch
Perspektive zu verschaffen! - Redaktion des Vorboten, Dezember 2019
Rojava: Revolution oder imperialistisches Aufmarschgebiet?
Kaum eine andere Region der Welt
schaffte es in den letzten Jahren so viel Aufmerksamkeit bei der
„linken“, demokratischen bis hin zur revolutionären Bewegung in Europa,
auf sich zu ziehen wie Nordsyrien, bzw. das sogenannte Rojava. Doch
nicht nur breite Teile der Volksbewegung, auch die Bourgeoisie vieler
europäischer Länder und auch der USA nahm über einige Jahre hinweg Teil
am allgemeinen Rojava-“Hype“. Ungewöhnlich, denkt sich nun manch
aufmerksamer Leser, gibt es doch einen Punkt wo sich die
fortschrittlichen Kräfte mit ihrer eigenen Bourgeoise einig werden
könnten? Oder ist alles ganz anders und Rojava ist doch keine
Revolution, ja nicht einmal ein „demokratischer Weg“? Von Absurditäten
wie der Hochstilisierung Rojavas zum „Zentrum der proletarischen
Weltrevolution“ bis hin zu sogenannten „marxistisch-leninistischen“ und
gar angeblich „maoistischen“ Kräften die Rojava als Vorbild und
wichtigen internationalen Bezugspunkt anerkennen – in dieser Frage
lassen sich scheinbar alle einen. Nicht weil wir Rojava als „Nabel der
Welt“ zum Ausgangspunkt nehmen, sondern gerade wegen dem besonderen
Widerhall den die sogenannte Rojava-Revolution unter breiten Teilen der
Volksbewegung Europa erfahren hat und teilweise noch erfährt, scheint
uns eine tiefere Auseinandersetzung mit der Lage in Nordsyrien, und
besonders mit dem Projekt „Rojava“ als notwendig. Nicht die „Kritik an
der kurdischen Bewegung“ ist unser Ziel mit diesem Artikel, sondern eine
korrekte Haltung im Rahmen der internationalen Solidarität und der
proletarischen Weltrevolution, welche den entschlossenen Kampf gegen
Reformismus und Chauvinismus beinhaltet.
Westasien (bekannt als Mittlerer
Osten[1]) liegt derzeit im Zentrum der imperialistischen Widersprüche
und der Stellvertreterkrieg in Syrien ist eine Fortsetzung des blutigen
Ringes der „westlichen“ Imperialisten USA und EU-Allianz zum russischen
Kontrahenten und teilweise Chinas um die Welthegemonie. Nordsyrien kann
in der derzeitigen Lage keinesfalls unabhängig vom imperialistischen
Stellvertreterkrieg in Syrien sowie den Widersprüchen in der gesamten
Region gesehen werden, welche sich verstärkt in den vergangenen Jahren
mit den Interventionen der US- , EU- und russischen Imperialisten in
Syrien auf einen hauptsächlichen Widerspruch zuspitzen: Jenem zwischen
Imperialismus und unterdrückten Völkern und Nationen. Die kurdischen
Massen und Kurdistan sind als eine der größten unterdrückten Nationen in
dieser Region ein objektiv wesentlicher Bestandteil dieses Kampfes,
doch wäre es falsch und einseitig die kurdische Frage als Hauptfrage in
Syrien oder gar in der gesamten Region zu begreifen. Vorderasien besteht
unter anderem aus einer Vielzahl unterdrückter Völker und Nationen die
in ihrer Gesamtheit eine lange Tradition des antikolonialen und
antiimperialistischen Kampfes haben.[2] Eine einseitige Reduzierung oder
ein einseitiger Fokus in Syrien auf die kurdische Frage kann besonders
in der derzeitigen Situation nur auf eine imperialistisch
chauvinistische Position hinauslaufen, missachtet sie dadurch ja gerade
die Notwendigkeit der Vereinigung aller unterdrückten Völker und
Nationen in Syrien in der neudemokratischen Revolution, im Kampf um die
Beendigung der imperialistischen Herrschaft in Syrien und damit ein Ende
des ungerechten Krieges, welcher in Syrien bis jetzt über eine halbe
Million Tote hinterließ und über 14 Millionen in die Flucht trieb[3].
Das muss unser Ausgangspunkt sein wenn wir uns der Frage „Rojavas“
widmen.
Nordsyrien
Nordsyrien umfasst so wie gesamt Syrien
unterschiedliche unterdrückte Nationalitäten und Völker, wobei die
größte Minderheit in Syrien die Kurden (ca. 10%) ausmachen. Anders als
in den unterdrückten Teilen Kurdistans in der Türkei, Iran und Irak gab
und gibt es in Syrien jedoch kein geschlossenes kurdisches
Siedlungsgebiet. Das Gebiet das im Jahr 2016 „Rojava“ genannt wurde
(oftmals auch als „Westkurdistan“ bezeichnet), umfasst insgesamt 25% der
syrischen Gesamtbevölkerung. Der größte Teil der syrischen Kurden lebt
in Nordsyrien (viele Kurden leben aber auch in anderen Gebieten Syriens,
vor allem in der Hauptstadt Damaskus), wobei die Kurden auch in
Nordsyrien bei weitem nicht die Mehrheit der Bevölkerung sind, wenn wir
beachten, dass die Kurden „nur“ ca. 10 Prozent der Gesamtbevölkerung
ausmachen. Dass Nordsyrien trotz dieser eindeutigen Realität ganz
selbstverständlich mit „Rojava“ (Kurdisch für Westen) oder
„Westkurdistan“ gleichgesetzt wird, spiegelt nicht nur den Chauvinismus
und auch anti-arabischen Einfluss in den Reihen der kurdischen Führer
und Repräsentanten wieder, sondern ebenso jenen in den Reihen der
sogenannten „Linken“ in Europa die diese Einschätzungen ganz
selbstverständlich zum Ausgangspunkt ihrer „Internationalen Solidarität“
genommen haben. Bezeichnend ist in diesem Fall auch, dass die
Bezeichnung „Westkurdistan“ erst mit dem imperialistischen Krieg in
Syrien verstärkt an Bedeutung gewonnen hat.[4] Auch der umfassendste
kommunistische Theoretiker über die kurdische Frage, Ibrahim Kaypakkaya,
sprach nur von der Dreiteilung Kurdistans[6] (auf ein Türkisch-,
Irakisch- und Iranisch- Kurdistan) die im Vertrag von Lausanne von den
imperialistischen Mächten erzwungen wurde und einen fundamentalen Bruch
mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker und Nationen markiert.
Hingegen gibt es in Syrien „lediglich“ kurdische Gebiete die durch
mehrheitlich arabische Gebiete voneinander getrennt sind (weshalb diese
Region oftmals als „kurdische Gebiete unterhalb Kurdistans“ bezeichnet
werden, was uns als wesentlich korrektere Bezeichnung als
„Westkurdistan“ erscheint), da diese großteils stückweise, und nicht in
einem „einheitlichen“ historischen Prozess, durch Vertreibung aus
anderen Teilen Kurdistans (vor allem mit der Staatsgründung der Türkei)
entstanden sind. Das Gebiet „Rojava“ wie es heute konstituiert ist,
besteht seiner Bevölkerung nach mehrheitlich aus Arabern und Aramäern,
sowie Minderheiten wie Turkmenen, Assyrer, Armeniern und
Tscherkessen.[7] „Westkurdistan“ im Gebiet des ausgerufenen „Rojava“
entspricht nicht der Realität der unterdrückten Völker in Nordsyrien und
muss daher als ein potentielles Einfallstor für den Chauvinismus in der
kurdischen Bewegung gewertet werden, da es um ein geschlossenes
„Westkurdistan“ zu errichten, die Eroberung mehrheitlich arabischer
Gebiete zur Voraussetzung hätte, wie es im Verlauf der
„Rojava-Revolution“ mit Unterstützung der USA zur Realität wurde.[8]
Darüber hinaus darf auch nicht übersehen werden, dass die Proklamation
eines „Westkurdistans“ derzeit der imperialistischen Politik von „teile
und herrsche“ entspricht, in der die weitere Aufsplitterung Kurdistans
vor allem den imperialistischen Mächten (hauptsächlich dem
US-Imperialismus) als Einfallstor in eine Region dient, die zur
„traditionellen“ Einflusszone ihrer imperialistischen Konkurrenten
(hauptsächlich des russischen Imperialismus) gehört, wofür der kurdische
Teil des Iraks mit seinem Statthalter und US-Büttel Barzani (und sein
Nachfolger) ein mahnendes Beispiel sein sollte.
Ohne Zweifel begann das „Projekt“ Rojava
mit einer Rebellion der kurdischen Massen, vor allem der kurdischen
Jugend.[9] Erweckt durch die Auswirkungen des sogenannten „Arabischen
Frühlings“ in Syrien 2011 nahmen auch Teile der kurdischen Minderheit in
Syrien an Protesten gegen die syrische Regierung teil und schlossen
sich den Forderungen nach dem Sturz der Regierung an. Anders als in vor
allem Ägypten und Tunesien wo der sogenannte Arabische Frühling ein
gewaltiger Aufstand der Massen war, müssen die Ereignisse 2011 in Syrien
als zersplitterte Rebellionen eingeschätzt werden, die zum Teil von
Anfang an sehr stark von den imperialistischen Mächten beeinflusst waren
um jeweils ihren eigenen Einfluss in Syrien stärker geltend machen zu
können. Nicht unrelevant ist dabei, dass sich bis zu diesem Zeitpunkt
die politische Aktivität der Kurden in Syrien hauptsächlich auf die
Unterstützung der Kurden und besonders der Arbeiterpartei Kurdistan
(PKK) in der Türkei/Kurdistan beschränkte, weshalb die Führer der
syrischen PKK, der Partei der Demokratischen Einheit (PYD), zögerlich
reagierten als sich Teile der kurdischen Massen gegen Assad zu stellen
begannen.[10] Wesentlicher Grund für die unterschiedlichen Interessen
der kurdischen Massen und ihrer Führer waren die Zugeständnisse und
Abmachungen die Assad mit der PYD in den Jahrzehnten davor abgeschlossen
hat[11], nicht nur verfügten Kurden über wichtige Positionen der
Erdölförderung Nordsyriens, auch konnten sich kurdische Gebiete in
Teilen selbst verwalten und diese Region als wesentliches Rückzugsgebiet
für den Kampf der PKK in der Türkei/Kurdistan erhalten. Dass die
syrische Regierung in dieser Periode der drohenden Interventionen von
imperialistischen Mächten einem großen Teil der Kurden nach fast 60
Jahren auch die Staatsbürgerschaft übergeben wollte, konnte nur mit dem
Bestreben verbunden sein, die größte Minderheit in Syrien nicht den
imperialistischen Aggressoren zu überlassen oder zumindest die
kurdischen Gebiete in eine „neutralisierte“ Zone zu verwandeln um Syrien
so vor einer möglichen Aufsplitterung seines Territoriums zu
bewahren.[12]
Sowohl die „westlichen“ Imperialisten
USA und EU-Allianz nutzten diese Situation zum Versuch die Assad-Clique
in Syrien zugunsten der Ausdehnung ihres eigenen Herrschaftsbereiches zu
Fall zu bringen, und unterstützen verschiedenste oppositionelle Kräfte
wie die Freie Syrische Armee (FSA)[13] mit Geld und Waffen. Der
russische Imperialismus hingegen setzte alles daran seine Position in
Syrien und damit die Syrische Regierung zu verteidigen und
aufrechtzuerhalten und unterstützte wiederum die Kräfte des bürokratisch
kapitalistischen Staatsapparates in Syrien. Aufgrund der enormen
Zersplitterung der Arbeiter- und Massenbewegung in Syrien und vor allem
eines schwachen subjektiven Faktors für die neudemokratischen
Revolution, machte es den Imperialisten relativ leicht ihren Einfluss
auch auf die breite demokratische und antiimperialistische Bewegung
auszudehnen. Den IS/Daesch vor diesem Hintergrund flapsig als „wilde
islamofaschistische Horden“, ja sogar als Hauptfeind, zu
charakterisieren, während der US-Imperialismus (und teilweise dessen
Söldner aus der FSA) als Bündnispartner akzeptiert wird, so wie es von
den kurdischen Führern der PYD gemacht wurde und noch immer wird, ist
dabei nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver um die
antiimperialistischen Kräfte in Syrien in Marionetten der Imperialisten
zu verwandeln. Ein Repräsentant der Volksverteidigungseinheiten (YPG)
bezeichnete die Niederschlagung des IS in Syrien sogar als eine
strategische Achse zur Beendigung der Bürgerkrieges: „Der Krieg kann kein Ende nehmen, ohne den IS zu vernichten.“[14]
Abgesehen davon, dass sich diese Vermutung in der Realität mittlerweile
als falsch herausgestellt hat, und der Krieg trotz der Niederlage des
IS noch nicht beendet ist, liegt dieser Annahme eine völlig irrige
Einschätzung des IS zugrunde (die Nebenbei auch den westlichen
Imperialisten dazu dient ihre Intervention in Syrien zu legitimieren).
Manche europäischen angeblichen „Revolutionäre“ gingen sogar soweit den
Kampf der Kurden und der USA gegen den IS vor allem um die Eroberung
Kobanes mit dem Kampf gegen den Nazi-Faschismus in Stalingrad, dem Kampf
zur Verteidigung der Spanischen Republik gegen den Franco-Faschismus,
usw. zu vergleichen. Was dabei „übersehen“ wird ist, dass es sich sowohl
beim Franco-Faschismus als auch beim Nazi-Faschismus um die Herrschaft
von imperialistischen Ländern handelte, genauer gesagt den aggressivsten
Teilen des Finanzkapitals dieser Länder, und vor allem der deutsche
Faschismus die Speerspitze der weltweiten Konterrevolution darstellte.
Dass hier Vergleiche mit dem IS gemacht werden, wie es vor allem von der
Internationalen Koordination revolutionärer Parteien und Organisationen
(ICOR) und vielen ihrer Mitglieder praktiziert wird[15], weist nicht
nur auf ein vollkommenes Unverständnis gegenüber dem Faschismus hin,
sondern legt auch den eingefleischten Opportunismus der ICOR offen, der
sich besonders gegenüber „ihrer“ Bourgeoisie äußert. Wenn schon
Vergleiche gezogen werden, ist es eher der US-Imperialismus der nach der
Niederschlagung des „3. Reichs“ die Funktion als Führer der weltweiten
Konterrevolution vom deutschen Faschismus übernommen hat.[16] Ob gewollt
oder nicht, erfüllen solche Positionen eine ähnliche Funktion wie
Forderungen nach der Errichtung eines Kalifats, welche ebenso zum Ziel
haben antiimperialistische Bewegungen in reaktionäre Bahnen zu lenken,
und damit als potentielle Gefahr für die imperialistische Herrschaft in
Syrien zu neutralisieren oder abzuschwächen.
Dass die PYD im Zuge dieser
Entwicklungen einen großen Teil der Regionalverwaltung Nordsyriens
übernahm war kein Produkt einer „Revolution“ sondern viel eher eine
freiwillige Übergabe der geschwächten Assad-Regierung an die PYD. Es
gibt in diesem Zusammenhang nicht wenige Quellen drüber, dass der
Rückzug der syrischen Truppen aus großen Teilen Nordsyriens unter
Absprache mit der PYD erfolgte.[17] Die Vermutung liegt nahe, dass die
syrische Regierung die PYD in der Situation des Bürgerkriegs als
zuverlässigsten Partner in Nordsyrien einschätzte, womit diese sich
teilweise irrte, was vor allem die darauffolgende enge Kooperation der
Kurden mit den USA verdeutlichte.[18] Ganz Selbstverständlich wird
jedoch die Ausrufung „Rojavas“ als Revolution bezeichnet, nicht nur von
der PYD und deren kurdischen Repräsentanten in Nordsyrien, auch in der
„Linken“ in Europa gehen zwar die Einschätzungen über den Charakter der
Revolution auseinander, doch, dass es dort angeblich eine Revolution
gegeben habe, ist beinahe unumstritten. Westliche Liberale bejubeln
„Rojava“ als „Dritten Weg“, neben Kapitalismus und Sozialismus[19]. Die
Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) scheint überhaupt
von allen guten materialistischen Geistern verlassen zu sein und
bezeichnet Rojava als „Zentrum der Internationalen Sozialistischen
Revolution“. Die Marxistisch-Leninistisch Kommunistische Partei (MLKP)
aus der Türkei, die sich zugunsten „Rojavas“ als selbstständige Kraft in
der Türkei beinahe vollständig aufgelöst hat und sich unter das
Kommando der PYD gestellt hat, fantasiert von einer angeblichen „antikolonialistischen, nationaldemokratischen Revolution“[20] in der das „System der Ausbeutung abgeschafft wurde“ (Ebd.) und sieht dieses Projekt gar als „Beginn der demokratischen Revolutionen in der Türkei und im Nahen Osten“
(Ebd.) und als „Beweis“ dafür argumentieren sie mit dem Marxismus, der
jedoch von den kurdischen Repräsentanten selbst explizit abgelehnt wird.
Neben diesen Einschätzungen von selbsternannten „Marxisten-Leninisten“
sind jedoch jene Kräfte besonders bemerkenswert, die sich formal auf den
„Maoismus“ oder „Mao-Zedong-Ideen“, oder zumindest auf einige
Versatzstücke davon, wie beispielsweise der neudemokratischen
Revolution, beziehen, und gleichzeitig „Rojava“ als wichtigen
internationalen Bezugspunkt, als „Volksrevolution“[21], als „vorbildliche Region Syriens“ (Ebd.) als „gerechtfertigten nationalen und sozialen Freiheitskampf“[22]
einschätzen. Bevor wir im Anschluss genauer auf die unterschiedlichen
Einschätzungen des Projekt Rojavas eingehen wollen, wollen wir vor allem
einen Aspekt hervorheben der uns als besonders relevant erscheint.
Die internationalen Beziehungen der PYD zum US-Imperialismus
Es ist kein Geheimnis, dass der Kampf
gegen den IS in Nordsyrien unter Führung der USA stattgefunden hat und
die in diesem Kampf eroberten Städte zur Ausdehnung Rojavas auf
mehrheitlich arabische Gebiete geführt hat. Die Demokratischen Kräfte
Syriens (SDF) sind ein Militärbündnis das auf Initiative der USA
geschaffen wurde, und dessen militärische Hauptkraft an Bodentruppen von
der PYD gestellt wird. Nach der Eroberung Raqqas wurden die SDF
hauptsächlich zu einer Grenzschutzarmee von 30.000 Mann vor allem zur
Grenze zur Türkei umgerüstet. Es wäre jedoch Schwachsinn zu behaupten
die Zusammenarbeit der Kurden mit den USA hätte sich auf diesen Feldzug
beschränkt. Schon im Jahr 2016 errichtete der US-Imperialismus seinen
dritten (!) Militärstützpunkt in Nordsyrien, im Gebiet des sogenannten
„Rojava“, ebenso wird die YPG/YPJ im Rahmen der SDF von mindestens 2000
US-Spezialeinsatzkräfte unterstützt, die nicht selten sogar in
kurdischen Uniformen kämpfen.[23] Von der Unterstützung durch Waffen,
Munition, Uniformen, etc. noch gar nicht zu sprechen. Dass der
US-Imperialismus das alles nicht tut um „Freiheit und Demokratie“ zu
bringen oder „Syrien vor dem IS zu schützen“ brauchen wir nicht näher
ausführen. Nicht nur öffnet die PYD dem US-Imperialismus ein Einfallstor
in Syrien, sie stellten sogar die Bodentruppen im Feldzug zur Eroberung
der erdölreichsten Regionen Syriens. Wer unter diesen Umständen noch
immer von einem „antiimperialistischen Kampf in Rojava“ träumt, mit dem
angeblichen Argument der „taktischen“ Ausnützung
zwischenimperialistischer Widersprüche, sollte nachlesen wie das die
PYD/PKK selbst sieht: „Wie will Amerika seine Ziele im Nahen Osten
ohne die PKK erreichen? Ohne die Kurden? Das geht nicht. Wie will Europa
ohne uns seine Abhängigkeit vom russischen Gas beenden? Der Weg des
Erdöls und Erdgases zum Mittelmeer führt auch durch Rojava. Wenn dieser
Weg gesichert werden könnte, könnte auch Europa aufatmen.“ (…) Weiter meinte der PKK-Vertreter, dass die Türkei „zu
einer Last für die Amerikaner und Europa geworden ist. […] Um eine
Neugestaltung des Nahen Ostens zu erreichen, muss das Kurdenproblem
gelöst werden.“ Und weiter: „Die USA plant, sich in dieser
Region lange aufzuhalten und Rojava zu unterstützen. Das ist für PYD und
die Führung in Rojava ein wichtiger Schritt.“[24] Nach einer
„taktischen Ausnützung“ des US-Imperialismus sieht das nicht aus, viel
eher bietet sich die PYD/PKK den USA freiwillig als Stoßtrupp gegen die
Völker und Nationen Vorderasiens an und erhofft sich anscheinend ein
strategisches Bündnis. Dass die „Zusammenarbeit“ von Seiten der USA
jedoch eher auf eine taktische hinausläuft hat nicht nur der Kampf um
Afrin gezeigt, wo sich der US-Imperialismus zurückgehalten hat, sondern
ergibt sich hauptsächlich aus dem Vorhaben der Einkreisung des Irans.
Die selben oben genannten
„Marxisten-Leninisten“ oder gar „Mao Zedong Sympathisanten“ die sich
positiv auf die sogenannte „Rojava-Revolution“ beziehen, bezeichnen sich
im selben Atemzug als Antiimperialisten und entschiedene Gegner des
US-Imperialismus, ja geben sogar regelmäßig das Bekenntnis ab diesen als
Hauptfeind der Völker der Welt zu bekämpfen. Die MLKP behauptet, dass
ein wesentlicher Grund warum sie nach Rojava gegangen sind „der Kampf gegen den US-Imperialismus ist“[25] Wieder Andere meinen zu „wissen“ dass die PYD „keinen der beiden imperialistischen Blöcke im Ringen um die Weltherrschaft“[26] unterstütze. Die ICOR blendet den imperialistischen Stellvertreterkrieg in Syrien sogar vollkommen aus und meint, dass „der Krieg in Syrien, der Kampf zwischen der Dunkelheit des Faschismus und dem Licht der Revolution“[27]
ist und die USA keinerlei Einfluss in „Rojava“ habe. Wenn wir diesen
Kräften nun keine Schizophrenie unterstellen, können wir nur zu dem
Schluss kommen, dass diese in der Rojava-Frage objektiv einen
Schulterschluss mit „ihren“ Imperialisten suchen und damit dem
US-Imperialismus bei dem Versuch der Zersplitterung Syriens behilflich
sind. Auch wenn nicht jedes ICOR-Mitglied die Absurditäten der MLPD
vollständig mitträgt und verteidigt, spielen sie als Mitglieder der ICOR
– ob sie wollen oder nicht – natürlich eine gewisse Rolle in der
Verbreitung und Bekanntmachung der Thesen der MLPD. Auch jene Kräfte die
Aufrufe der MLPD oder der ICOR teilen und verbreiten, helfen damit nur
ein idealistisches Revolutionsbild aufrechtzuerhalten und damit durch
die Hintertüre den USA einen „fortschrittlichen“ Mantel umzuhängen.
Nichts dergleichen steht im Dienst der unterdrückten Völker und Nationen
in Vorderasien und ebenso wenig im Dienst der Befreiung der kurdischen
Nation.
Die sogenannten „Internationalen
Brigaden“ in Nordsyrien, die im „Kampf gegen den IS“ aufgebaut wurden
können dabei nicht als Ausdruck des „proletarisch-internationalistischen Geistes“[28]
eingeschätzt werden, so heldenhaft die persönlichen Intentionen der
einzelnen Freiwilligen teilweise auch sein mögen, sie dienten doch
hauptsächlich dazu ein US-Aufmarschgebiet in Syrien zu schaffen. Doch
nicht nur Einzelne sich subjektiv als Revolutionäre und Linke
verstehende Kräfte gingen freiwillig nach Nordsyrien, auch eine
mindestens genauso große Anzahl an freiwilligen ex-Soldaten aus
verschiedenen hauptsächlich imperialistischen Ländern (USA,
Großbritannien, Kanada, Österreich, Australien,…) kämpfen in den Reihen
der SDF in dem ausländischen Bataillon „Lions of Rojava“. Der
österreichische ex-Elitesoldat und bekennender Mussolinianhänger Ben
Fisher (Kampfname), der vor seinem Einsatz in Nordsyrien als
Freiwilliger bei ukrainischen Faschisten kämpfte, gab an in der YPG
kämpfen zu wollen um „Europa zu verteidigen“. Was für eine verkehrte
Welt, in Rojava kämpfen plötzlich „Revolutionäre“ neben Faschisten![29]
Wenn wir davon ausgehen dass die Welt jedoch nicht plötzlich verkehrt
herum läuft, dann ist die Frage berechtigt wie sich all jene
„Revolutionäre“, die in Rojava nun ihre Lieblingsrevolution gefunden
haben, eine Revolution vorstellen?
„Die Revolution ist ein Aufstand, ein Gewaltakt, durch den eine Klasse eine andere Klasse stützt“[30],
ist eine einfache Wahrheit die uns die Geschichte der
Klassengesellschaft lehrt. Diese Wahrheit trifft nicht nur auf
proletarische Revolutionen, sondern ebenfalls auf die vorhergegangenen
bürgerlichen Revolutionen zu. Die proletarische Revolution ist im
Unterschied zur bürgerlichen Revolution, die die Revolution der
vergangen Epoche des Feudalismus darstellt, jedoch die einzige welche
die Ausbeutung beenden kann. In den vom Imperialismus unterdrückten
Nationen wie in Syrien (aber auch in Kurdistan!), welche keine
siegreiche demokratische Revolution erringen konnten, wird sich die
Revolution ebenfalls als proletarische vollziehen, mit einer ersten
Etappe der neudemokratischen Revolution. Welche Revolution soll also
heute in „Rojava“ stattgefunden haben? Wer wurde in Rojava gestürzt?
Welche Klasse ist heute an der Macht? Das weiß scheinbar niemand der
sogenannten „Rojava-Internationalisten“ so genau.
Ideologische und theoretische Grundlagen der PKK/PYD und ihrer Politik in Rojava/Nordsyrien
Die nationale Befreiung der Kurden, wie
es ihnen von verschiedenen europäischen Linken bis heute zugeschrieben
wird, ist seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts weder Ziel noch
Programm der PKK. Die PYD als syrischer „Ableger“ der PKK wurde 2003,
schon vollkommen am Boden des sogenannten „Demokratischen
Konföderalismus“, einer „neuen“ Theorie Öcalans, gegründet. Ganz
eindeutig, so dass in dieser Frage kein Zweifel bestehen kann,
verkündete Öcalan durch eine Botschaft an das Newroz Fest 2013: „Eine Tür öffnet sich von der Phase des bewaffneten Widerstands zur Phase der demokratischen Politik“[31].
Dass Öcalan und mit ihm die PKK keine Kommunisten sind steht nicht zur
Debatte, sondern ist sonnenklar. Dass Öcalan und die PKK jedoch genauso
wenig mit einem „demokratischen Weg“, oder gar mit einer
neudemokratischen Revolution zu tun haben wird erst klar wenn wir uns
die „Demokratie“ anschauen die Öcalan vorschwebt, für die es sich
angeblich lohnen würde den bewaffneten Kampf aufzugeben.
„Heute, am Ende des 20.
Jahrhunderts, siegt im Allgemeinen die sich immer weiterentwickelnde
Demokratie. In der Tat sind diejenigen Länder, die dieses System
überzeugend und kontrollierbar anzuwenden wissen, die entwickeltesten
Gesellschaften unserer Zeit. Ihre Staaten machen ihren Einfluss weltweit
geltend. Das leuchtet ein, wenn man in Betracht zieht, wie die USA und
England die Welt lenken und gestalten.“[32]
Es ist also nicht einmal bürgerliche
Demokratie, beispielsweise jene für die 1848 gestritten wurde, die
Öcalan vorschwebt, wenn er sein Geschwätz über „demokratische Lösungen“
verbreitet, nein, es sind die führenden imperialistischen Räuber, allen
voran die USA, dem Hauptfeind der Völker auf Weltebene, die Öcalan zu
seinem „Demokratieverständnis“ inspirieren. „Den Einfluss weltweit
geltend zu machen“ ist im Verständnis Öcalans also Maßstab für
Demokratie. Selbst die USA hat diese billige Lüge zur Legitimation
weltweiter kriegerischer Interventionen wegen mangelnder Glaubwürdigkeit
durch tauglichere, wie dem „Internationalen Kampf gegen den
Terrorismus“ (Vorderasien), oder dem „Krieg gegen Drogen“ (Mittel- und
Lateinamerika) ersetzt. Auch das Bündnis der PYD mit den USA[33], das
für die PYD keinesfalls nur von „taktischer“ Bedeutung ist, wie bereits
oben im Artikel politisch dargelegt wurde, wird hier von Öcalan
ideologisch begründet. Besonders sei in diesem Zusammenhang aber auf den
sogenannten „Antinationalismus“ Öcalans und der PKK hingewiesen der
sich damit als Verschleierungsversuch nationaler Ausbeutung und
Unterdrückung durch die imperialistischen Mächte entpuppt. Worauf der
angebliche „Antinationalismus“ abzielt verrät uns Öcalan mit folgender
Darlegung:
„Aber sie [die PKK, Anm.]
hätte aus dem Zerfall des Realsozialismus die demokratische Lösung
ableiten müssen. Sie hätte sehen müssen, dass das
„Selbstbestimmungsrecht der Völker“ seine Aktualität verloren hat, und
erkennen müssen, dass die wissenschaftlich-technischen Veränderungen das
Konzept des Nationalstaates, das seit dem 17. Jahrhundert entwickelt
wurde, unterminiert haben, dass es realistischer ist, innerhalb der
bestehenden Grenzen, und ohne sich zu ändern, die Demokratie zu
verwirklichen. Kurz gesagt, die PKK hätte ihr Programm der 70er Jahre
fallen lassen und ein neues Programm entwickeln müssen.“[34]
Hier sind wir nun beim Kern der Sache
angelangt. Das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ und mit diesem
zusammenhängend auch das Lostrennungsrecht der Völker, werden für
obsolet erklärt, für Schnee von gestern. Was für die PKK vielleicht
nicht so „modern“ klingen mag wie „echte Demokratie“ ist aber seit der
Durchsetzung des Imperialismus auf Weltebene zum Hauptinhalt des
demokratischen Kampfes, zum Hauptinhalt der neudemokratischen Revolution
als derzeitige Hauptform der Revolution, geworden. So „neu“ die PKK/PYD
diese „Theorien“ auch zu verkleiden versucht, so alt und reaktionär
sind sie in Wirklichkeit. Beispielsweise war Otto von Habsburg, dieses
traurige Überbleibsel der österreichisch-ungarischen Monarchie, ein
prominenter Vertreter der Theorie vom „Absterben der Nationalstaaten“.
Indem er die nationale Frage für aufgehoben erklärte versuchte er die
Ausdehnung des österreichischen Imperialismus in den Grenzen der
ehemaligen k.k. Monarchie zu legitimieren. Der Antinationalismus Öcalans
entpuppt sich damit als Stütze für den imperialistischen Chauvinismus,
als Leugnung imperialistischer Herrschaft und besonders als Leugnung der
kurdischen Nation.
Als Nachsatz wollen wir hier noch
einfügen, dass Öcalan jedoch anscheinend nur dann Antinationalist ist,
wenn es sich um den Nationalismus eines unterdrückten Volkes handelt.
Überhaupt kein Problem mit Nationalismus hat Öcalan neuerdings jedoch
wenn es um türkische Expansionsbestrebungen geht, die auf Grundlage der
imperialistischen Herrschaft in der Türkei erwachsen, ja er bietet die
kurdischen Massen in diesem Zusammenhang sogar als treues Fußvolk an: „Sie [die PKK, Anm.]
ist keine separatistische Bewegung, im Gegenteil; Sie ist eine Bewegung
für die vielleicht stabilste Vereinigung mit der Türkei und den Türken,
um Kräfte zu sammeln und wieder eine Führungsposition (!) vom
Mittelosten über den Kaukasus (!) bis zum Balkan (!) zu erlangen.“[35]
Das „neue“ Programm Öcalans und der PKK stellt sich damit offen in die
Tradition des osmanischen Reichs, welches somit nicht nur gegen die
kurdische Nation gerichtet ist, sondern auch auf Basis des Genozids am
Armenischen Volk Entfaltung finden konnte.
Der imperialistische Chauvinismus von
dem Öcalan durchdrungen ist richtet sich jedoch nicht nur gegen das
Selbstbestimmungsrecht der unterdrückten Völker und Nationen, er richtet
sich ebenso gegen die Kämpfe, Rebellionen und Revolutionen der
Arbeiterklasse und Massen in den imperialistischen Ländern. Besonders
dort habe sich nach Ansicht der PKK/PYD der bewaffnete Kampf für einen
Irrweg herausgestellt, was durch den „Sieg der Demokratie“ bewiesen
wurde. Dass Öcalan und die PKK eine solch reaktionäre Theorie
unterstützt, liegt angesichts des bisher dargelegten auf der Hand. Ein
wahres Sinnbild für den Opportunismus einiger revolutionärer Kräfte in
Europa gegenüber den kurdischen Führern ist jedoch, dass diese Kräfte
ihre praktische Unterstützung und die Teilnahme am bewaffneten Kampf in
Rojava als Beweis für ihre „kommunistische Haltung“ verstanden wollen
wissen und unter anderem mit der Teilnahme einiger Mitglieder der Roten
Armee Fraktion am Kampf der Palästinenser vergleichen.[36]
Doch nicht nur nach außen, was den Kampf
gegen die imperialistische Herrschaft in Vorderasien und besonders in
Syrien betrifft kann die PKK/PYD und Rojava keinesfalls als
demokratische oder gar antiimperialistische Kraft eingeschätzt werden,
im Gegenteil haben sie durch den Schulterschluss mit dem
US-Imperialismus diesem gerade ein direktes Einfallstor in Syrien
geschaffen. Auch nach innen hin, dem System des sogenannten
„Demokratischen Konföderalismus“, hat Rojava nichts mit einer
„demokratischen Herrschaft des Volkes“ oder einem „anderen Weg“ der
neudemokratischen Revolution zu tun. Der Hauptinhalt der
neudemokratischen Revolution (also der demokratischen Revolution unserer
Epoche) ist 1) Die Zerstörung der imperialistischen Herrschaft, 2) Die
Zerstörung des bürokratischen Kapitals durch die Konfiszierung des
staatlichen und nicht-staatlichen Großkapitals, 3) Zerstörung des
feudalen Grundbesitzes und 4) Unter Führung der Kommunistischen Partei
einen neuen Staat aufzubauen.[37] Auch die demokratische Revolution ist
also (wie könnte es anders sein!) eine soziale Revolution wo eine
herrschende Klasse gestürzt wird. Das war auch in den
bürgerlich-demokratischen Revolutionen des 19. Jahrhunderts ein nicht zu
leugnender Faktor, hatten diese doch die Zerstörung des feudalen
Grundbesitzes zum Inhalt, um die alte Feudalgesellschaft zu Gunsten des
Kapitals zu stürzen. In „Rojava“ sei jedoch alles ganz anders, hier
würde eine Politik jenseits von „Staat, politischer Organisation, Partei und Klasse“[38]
entwickelt. Vor allem die Region Nordsyrien ist dominiert von
landwirtschaftlichem staatlichen, sowie feudalem Großgrundbesitz, dessen
Eigentümer meist direkt den imperialistischen Mächten als Mittelsmänner
für Rohstoffe wie Öl, Gas oder Weizen[39] dienen. In Rojava wurde und
wird jedoch nicht der feudale Grundbesitz, geschweige denn das
bürokratisches Kapital konfisziert, enteignet, sondern die Verfassung
Rojavas spricht sich sogar direkt gegen jegliche Enteignungen aus.
„Artikel 41: Das Recht auf Eigentum
und Privateigentum wird geschützt. Niemand darf der Gebrauch des eigenen
Eigentums verweigert werden. Niemand darf enteignet werden. Sollte das
für das Öffentliche Interesse notwendig sein, muss der Besitzer oder die
Besitzerin entschädigt werden.“[40]
Dass die ökonomischen Verhältnisse in
Rojava nach wie vor Verhältnisse der Halbfeudalität und
(Halb)kolonialität sind scheint nach Öcalan jedoch keinesfalls ein
Hindernis zu sein „Freiheit“ für die Arbeiter und Bauern zu schaffen.
„Freiheit stellt sich dort ein, wo man das Arbeiter- und Bauerntum wenn
schon nicht ökonomisch, so doch zumindest mental (!) und in der
demokratischen Politik überwindet (!).“[41]
Dass die Rätestruktur in Rojava
ebenfalls nicht nach sozialen Klassen aufgebaut ist wundert bei solch
einem Verständnis von „Arbeiter- und Bauernfreiheit“ nicht. Es gibt
keine Arbeiter- und Bauernräte, die die Interessen der unterdrückten
Bevölkerungsschichten zum Ausdruck bringen würden, sondern die Räte sind
nach Herrschaftsbereichen geteilt (Wirtschaft, Ökonomie, Ideologie,
etc.). Von Beginn der sogenannten Revolution trug der höchste aller
Räte, der Revolutionsrat (der später zum hohen kurdischen Rat umbenannt
wurde), einen antiarabischen Charakter, auch indem Muslime
ausgeschlossen wurden. Im ersten Aufruf nach der Bildung des
Revolutionsrates wird dabei folgendes geschrieben: „Wir haben den
Revolutionsrat aufgebaut. Die Opposition ist überwiegend islamistisch,
eine Haltung, die ein Bündnis ausschließt. Eine Revolution kann nicht
aus den Moscheen kommen. Am 15.03.2011 wurde die Revolution in Rojava
ausgerufen. Der Rat der Revolution in Rojava war aufgebaut.“[42]
Dass antimuslimischer Rassismus vermehrt auch von „Linken“ geleugnet
wird, liegt unter anderem am ideologischen Einfluss Rojavas. Parallel
dazu gibt es auch noch ein Parlament das aufgebaut wurde, was die Frage
aufwirft, ob die Ratsstruktur in Rojava nicht eher eine Übergangs- als
eine Dauerlösung darstellt. Wir wollen auch festhalten, dass eine
Selbstverwaltung der Kommunen in Kriegszeiten per sé noch keine
revolutionäre Angelegenheit ist und es wäre absurd so etwas zu
behaupten. Bis heute sind nach Angaben der kurdischen Repräsentanten
auch nur eine Minderheit in die Kommunen- und Kooperativwirtschaft
eingebunden: „Es ist die Rede von insgesamt 170 gegründeten
Genossenschaften und davon, dass bisher etwa 100 000 von vier Millionen
Menschen in die Strukturen der kooperativen Kommunalwirtschaft
eingebunden werden konnten.“[43]
Ähnlich wie das idealistische und
reaktionäre Verständnis von „Arbeiter- und Bauernfreiheit“ lässt es sich
auch bei der Freiheit der Frauen in Rojava nachweisen.
Rojava – Land der „freien Frauen“?
Diesem Kapitel wollen wir besondere
Beachtung schenken, ist die politische Aktivität der Frauen im
sogenannten Rojava doch meist der wichtigste „Beweis“ für die angebliche
Revolution und die Fortschrittlichkeit der PYD. Abgeleitet von den
Vorstellungen Abdullah Öcalans, dass der „Geschlechterwiderspruch der Hauptwiderspruch des 21. Jahrhundert ist.“[44],
wird die „Rojava-Revolution“ gerne als „Frauenrevolution“ bezeichnet.
Was nett und schön klingen mag entpuppt sich bei genauerer Betrachtung
jedoch als gut getarnter Versuch das Patriarchat in anderen Formen
aufrechtzuerhalten, wodurch der Weg der Emanzipation der Frauen durch
eine Vielzahl an kleinbürgerlichen Ideen und feudal-idealistischen
Vorstellungen über ein angeblich „weibliches Wesen“ gehemmt werden soll.
Im Verlauf der menschlichen Gesellschaft entwickelte sich das
Patriarchat mit der Spaltung der Gesellschaft in Klassen, basierend auf
der Entwicklung des Privateigentums an Produktionsmitteln, wie es
Friedrich Engels wissenschaftlich nachwies[45]. Das Privateigentum an
Produktionsmitteln wurde damit zur ökonomischen Grundlage des
Patriarchats, die Form dieses Verhältnisses änderte sich im Verlauf der
Geschichte, doch es blieb sowohl in der Sklavenhaltergesellschaft, der
Feudalgesellschaft als auch der imperialistischen Gesellschaft aufrecht
und wir sehen keinen Grund dazu warum sich dieses Verhältnis im 21.
Jahrhundert in Luft aufgelöst haben soll. Der Weg zur Emanzipation der
Frauen entwickelt sich immer konkret anhand der Widersprüche in der
Gesellschaft, weshalb es wichtig ist als erstes die Lage der Frauen in
Syrien genauer zu betrachten.
Nordsyrien ist abgesehen von der
Erdölförderung ein besonders landwirtschaftlich geprägtes Gebiet, nicht
umsonst wird diese Region auch als die „Kornkammer“ Syriens bezeichnet.
Besonders die kurdische Bevölkerung besteht in ihrer überwiegenden
Mehrheit aus armen Bauern und BäuerInnen. Der geringe Anteil der
ArbeiterInnen in Nordsyrien (die sich vor allem in der Erdölförderung
konzentrieren) stammen zum Großteil aus anderen Regionen Syriens, und
sind überwiegend AraberInnen.[46] Gerade diese Umstände führen dazu,
dass das halbfeudale Patriarchat in dieser Region und unter der
kurdischen Bevölkerung besonders tiefe Verankerung besitzt, und
teilweise noch stärker als in Gesamtsyrien tief seine Wurzeln
schlägt.[47] Dass die „Frauenbefreiung“ in Rojava nun hauptsächlich am
Grad des Separatismus zwischen Frau und Mann gemessen wird, ist unter
diesen Umständen besonders bemerkenswert, knüpft dieser doch gerade an
den reaktionären Traditionen des feudalen Patriarchats an. Nicht nur im
militärischen Beispiel der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) in Bezug
auf die Volksverteidigungseinheiten (YPG) herrscht eine strikte
Geschlechtertrennung, auch politisch und sozial ist die Trennung von
Frau und Mann zum Dreh- und Angelpunkt für „Frauenfreiheit“
geworden.[48] Eine Vertreterin der Frauenpartei Yekitiya Star beschrieb
dieses „Prinzip der Frauenrevolution“ folgendermaßen: „Wenn wir auch
nur zwei Frauen unter hunderten von Männern wären, würden wir eine
eigene Einheit bilden. Bei uns diskutieren die Frauen nicht in der
Öffentlichkeit ihre Probleme, sie diskutieren untereinander und treffen
dann selbst die Entscheidung.“[49] Dass der Separatismus in der
Frauenfrage, wie selbstbewusst sich dieser auch geben mag, dazu führt
das Patriarchat als bloßes „Frauenproblem“ zu behandeln, dass die Frauen
unter sich auszumachen hätten, wird an diesem Beispiel allzu deutlich.
Diese idealistische Herangehensweise an die „Befreiung der Frauen“ zeigt
sich noch deutlicher im ersten Interview der YPJ, wo die Kommandantin
des ersten Frauenbataillons darlegt: „Innerhalb der Gesellschaft und
insbesondere innerhalb der kurdischen Gesellschaft hat die Frau kein
Selbstvertrauen. Und die Gesellschaft hat kein Vertrauen zu den Frauen.
In einer sozialen Umgebung, die aus beiden Geschlechtern gemischt ist,
kann die Frau nur im Schatten der Männer existieren. Wenn sie jedoch
allein ist, schafft sie es, auf eigenen Füßen zu stehen.“[50] Die
eigenständige Organisierung der Frauen in Frauenmassenorganisationen ist
ohne Zweifel ein wesentliches Element um die Massen der Frauen für die
Revolution zu mobilisieren, als Prinzip einer „Revolution“ kann es
jedoch nichts anderes bedeuten als die Fortführung patriarchaler
Verhältnisse die auf der Trennung der Geschlechter basiert. So wie es in
Rojava Anwendung findet, ist es jedenfalls nicht fortschrittlich und
revolutionäre Frauen sollten sich fragen, warum sie unter diesen Fahnen
marschieren und kämpfen sollten.
Im Projekt „Rojava“ wird die Separierung
nicht als methodische Frage der Mobilisierung der Frauenmassen
begriffen, sondern eben zum ersten Prinzip erhoben, was hier nichts
anderes bedeutet als die Fortführung und sogar Institutionalisierung des
feudalen Patriarchats. Doch auch in Rojava dürfte dieses „Konzept“
nicht auf allzu viel Anklang unter den Frauenmassen stoßen, beschränkte
sich die Teilnahme der Frauen im Kanton Jazira beispielsweise in den
ersten zwei Jahren der „Revolution“ auf gerade 100 Beschäftigte in der
Frauenwirtschaft.[51] Nicht verwunderlich, wenn Quotenregelungen ein
höherer Stellenwert im „Befreiungsprozess“ beigemessen wird, als
Maßnahmen wie beispielsweise der Kollektivierung der Kindererziehung,
die es den Frauen tatsächlich ermöglichen würden an Produktion und
Politik teilnehmen zu können.[52] Aus diesem Grund nehmen auch fast
ausschließlich kinderlose Frauen am bewaffneten Kampf teil, und nach
Ansicht der YPJ ist der Platz der Frauen mit Kindern auch nicht in der
Armee. Ebenfalls im ersten Interview der YPJ wird dies dargelegt: „Es gibt nur einige [Frauen, Anm.], die über 20 Jahre sind. (…) Aber wegen der Kinder denken wir, dass es nicht angemessen ist, dass sie weitermachen.“[53]
In „Rojava“ wird also nicht nach Wegen der Bekämpfung des Patriarchats
gesucht, sondern die Unterdrückung der Frauen wird sogar bewusst
aufrechterhalten und selbst die immer wieder zitierte „großartige
Beteiligung der Frauen im bewaffneten Kampf“ stellt sich als zeitweilige
Angelegenheit heraus. Überhaupt wurden die Frauen als bloße Reserve im
Kriegsfall zur Waffe geholt, schon 2015 begann der Prozess der
Umstrukturierung auf eine reguläre Armee (HPC), die ausschließlich aus
jungen Männern besteht und auf Basis der Wehrpflicht organisiert
wird.[54] Zugrunde liegt dieser Politik eine idealistische Vorstellung
des Patriarchats, das auf eine falsche und schlechte Idee reduziert
wird, unabhängig von den sozialen und ökonomischen Verhältnissen,
unabhängig vom Privateigentum an Produktionsmittel. Öcalan bringt dies
auf den Punkt indem er schreibt:
„Ohne den Kampf gegen die
patriarchale Ideologie und Moral, ihren gesellschaftlichen Einfluss und
gegen patriarchale Individuen können wir ein freies Leben nicht erringen
und auch keine wahrhaft demokratische Gesellschaft aufbauen – also auch
nicht den Sozialismus verwirklichen.“[55]
Das Patriarchat hat also in Öcalans
Vorstellungswelt keine ökonomischen Ursachen, sondern ist eine bloße
Frage von „Ideologie und Moral“, weshalb Öcalan die Befreiung der Frauen
sogar gegen die Befreiung der unterdrückten Nation und gegen das
Proletariat stellt.
„Im Gegensatz zu den Erfahrungen im
Realsozialismus und bei nationalen Befreiungskämpfen halte ich die
Befreiung der Frau für bedeutender als die Befreiung der Klasse oder der
Nation.“ (…) „Die Realität der Frau ist konkreter und ein besser
analysierbares Phänomen als Konzepte wie „das Proletariat“ und „die
unterdrückte Nation“[56]
Diese vollkommen ahistorische und
antimaterialistische Herangehensweise Öcalans an die „Befreiung der
Frau“ geht sogar weit hinter den bürgerlichen Feminismus zurück, der in
seiner Anfangsphase, vor allem während bzw. kurz nach den bürgerlich
demokratischen Revolutionen, für die Beseitigung der feudalen
Verhältnisse und für die Konstituierung einer kapitalistischen Nation
eintrat, die zumindest die Grundlage für die Beseitigung der
feudal-patriarchalen Fesseln für die Frau in diesen Nationen legte. Doch
Öcalan ist der Meinung, dass die Unterdrückung der Frau durch
„Aufklärung“ verschwinden würde, denn damit würde die Frau zu ihrem
„natürlichen Platz“ ihrem „natürlichen Wesen“ zurückkehren können, was
die Gesellschaft angeblich wieder in Einklang bringen würde.
„Die natürliche Folge ihrer
unterschiedlichen Körper ist, dass die emotionale Intelligenz der Frau
viel stärker als die des Mannes ist. Die emotionale Intelligenz ist mit
dem Leben verbunden; sie ist die Intelligenz, die Empathie und Sympathie
regelt. Auch wenn die analytische Intelligenz der Frau sich entwickelt,
gibt ihr ihre emotionale Intelligenz das Talent, ein ausgeglichenes
Leben zu leben, sich dem Leben zu widmen, nicht destruktiv zu sein.“[57]
„Frau und Ökonomie sind miteinander
verwoben. Da sie eine Ökonomie schafft, die nur an Grundbedürfnissen
orientiert ist, erlebt eine von Frauen angetriebene Ökonomie niemals
eine Depression, sie schafft keine Umweltverschmutzung und sie stellt
keine Bedrohung für das Klima dar.“[58]
Auf den ersten Blick könnte man meinen
Öcalan hat sich der Esoterik hingegeben. Das wäre auch nicht weiter
schlimm und auch sein gutes Recht, würden seine Vorstellungen nicht
Anhaltspunkt für einen großen Teil einer unterdrückten Nation sein, und
zudem als Bezugspunkt eines ganzen Haufens „Linker“, Revolutionärer und
Feministischer Organisationen dienen. Der Feminismus, besonders der
proletarische Feminismus, trat seit seiner Entstehung gegen
idealistische und reaktionäre Theorien wie einer besonderen „Natur der
Frau“ ein, und entlarvte diese auf unterschiedliche Art und Weise als
patriarchale Anschauungen, die nichts anderes zum Ziel haben als die
Frauen weiterhin in Unterdrückung zu halten indem sie der Frau
besondere, naturgegebene Eingenschaften zuschreiben. Die „emotionale
Intelligenz“ die Öcalan den Frauen als „biologisch gegeben“ unterstellt
ist in Wirklichkeit nichts anderes als Folge der patriarchalen,
besonders feudal-patriarchalen Unterdrückung: Gerade weil die Frauen vom
Privateigentum an Produktionsmitteln ausgeschlossen sind, ein bloßes
Werkzeug der Erzeugung und Erziehung von Kindern sind, weil sie eben in
ihrer absoluten Mehrheit zur unterdrückten und nicht zur herrschenden
Klasse gehören, haben die Frauen gar keine Möglichkeit umfassend an der
Großproduktion teilzunehmen, von der Profitaneignung ganz zu schweigen.
Und nebenbei: Wie soll durch Hausarbeit und Kindererziehung ein großer
Umweltschaden entstehen? Öcalan preist die Unterdrückung der Frauen nun
als Befreiung, die halbfeudalen Verhältnisse als „Idealzustand“.
Unweigerlich müssen wir dabei auf die Schlussfolgerung kommen, dass die
Frauenbewegung unter Führung Öcalans, unter Führung der PYD, objektiv
nichts anderes darstellt, als eine Bewegung im Dienste der
Aufrechterhaltung des Patriarchats, der imperialistischen Ausbeutung und
Unterdrückung Syriens und der kurdischen Massen in Syrien.
Die auffällige Präsenz gerade der
Frauenverteidigungseinheiten (obwohl diese nicht einmal die Hälfte der
militärischen Kräfte ausmachen) in den bürgerlichen, und auch „linken“
Medien in Europa lässt zudem darauf schließen, dass den Frauen eine
gewisse „Pin-Up“-Funktion in der Vermarktung des Projekts Rojava
zugewiesen wird. Wer kann denn schon etwas gegen eine junge, hübsche
Frauen mit Waffe haben? Eine Frau mit Waffe kann doch nur
fortschrittlich sein…Nicht wenige „Revolutionäre“ in Europa führen genau
dieses patriarchale Stereotyp fort, das sie doch angeblich bekämpfen
wollen, indem sie besonders wenig vom Inhalt der sogenannten
„Frauenbefreiung“ und dafür besonders viele Bilder von jungen YPJ
KämpferInnen verbreiten.
Aufgaben der Revolutionäre im Rahmen der internationalen Solidarität
„Proletarier und unterdrückte Völker
aller Länder, vereinigt euch gegen den gemeinsamen Feind!“ ist ein
zentraler Aufruf der Kommunisten der bis heute seine Gültigkeit nicht
verloren hat und auf Basis dessen die internationale Solidarität und der
proletarische Internationalismus verwirklicht werden muss. Kräfte wie
die PYD in Nordsyrien, die offen den Imperialismus unterstützen und
halbfeudale Verhältnisse konservieren, können auf diesem Weg sicherlich
kein Bündnispartner sein, ja nicht einmal ein positiver Bezugspunkt. Sie
dienen vielmehr dazu die unterdrückten Völker auf ihrem gemeinsamen Weg
zu trennen, Vorderasien zu zersplittern und den imperialistischen
Mächten den Weg für weitere imperialistische Raubkriege frei zu machen.
Die PYD können jedoch auch nicht als Revisionisten bezeichnet werden,
denn das würde Voraussetzen dass sie zumindest in Worten den Marxismus,
das Selbstbestimmungsrecht der Nationen oder den Kampf gegen den
Imperialismus vertreten würden. Nordsyrien wurde zu einem
US-Aufmarschgebiet gemacht und die PKK/PYD sind dabei zu offenen
Unterstützern der „westlichen“ Imperialisten geworden und stellen sich
damit objektiv gegen die Entwicklung der neudemokratischen Revolution in
Syrien als auch der nationalen Befreiung Kurdistans.
Ganz berechtigt drängt sich allen
aufrechten AntiimperialistInnen die Frage auf, warum hat es gerade
„Rojava“ geschafft hat zum Bezugspunkt der Internationalen Solidarität
einer großen Anzahl von sich als fortschrittlich verstehenden Gruppen zu
werden. Warum keine andere Region der Welt? An der Anzahl an kämpfenden
bewaffneten Kräften kann es nicht liegen, sonst müssten sich diese
Kräfte doch vor allem den Volkskriegen in Indien oder auf den
Philippinen zuwenden. Auch nicht an der Grausamkeit mit der gegen die
kurdische Bewegung vorgegangen wird, denn dafür ließen sich auch sehr
viele andere Beispiele finden. Warum also genau „Rojava“? Wir können nur
zu dem Schluss kommen, dass diesem Hype ein ganz besonderer
Opportunismus und Chauvinismus zu Grunde liegt, der der aktuellen
Politik der herrschenden „westlichen“ Imperialisten entspricht. Die
kurdische Bewegung ist unter Führung Öcalans und der PKK/PYD zu einer
auffallend liberalen und „westlichen“ Bewegung geworden welche einen
immer bedeutenderen Platz für die US- und EU-Imperialisten in ihren
Plänen zur Neuaufteilung Vorderasiens einnimmt.
Wir wollen mit diesem Artikel vor allem
den Liberalismus und Opportunismus in breiten Teilen der „linken“ und
„revolutionären“ Bewegung in Europa offen legen, der einer wirklich
internationalen Solidarität, und damit einem Beitrag zur Entwicklung der
proletarischen Weltrevolution auch aus Europa, entschieden im Weg
steht. Einige dieser Kräfte sind schon zu tief in den Sumpf des
Reformismus und Opportunismus gegangen, andere jedoch sollen dazu
aufgerufen sein ihre Haltung in dieser Frage zu überprüfen und auf dem
Weg des entschiedenen Kampfes gegen Opportunismus und Liberalismus, zur
Niederschlagung des Imperialismus, voranzuschreiten.
Fußnoten:
[1]Die Bezeichnung „Mittlerer Osten“ nimmt als
Ausgangspunkt eine eurozentristische Sicht auf die Welt, weshalb wir
diese Bezeichnung ablehnen und die Bezeichnung Vorderasien, auch wenn
sie weniger gebräuchlich ist, verwenden.
[2]Der Kampf der Völker Syriens um die Errichtung
einer eigenständigen Nation frei von kolonialer und imperialistischer
Herrschaft erlangte vor allem nach den beiden Weltkriegen zeitweilige
Höhepunkte, wobei der vollständige Sieg von den Revisionisten und vom
Sozialimperialismus verhindert werden konnte. Die Aufgabe der Befreiung
der unterdrückten Völker und Nationen in Syrien vom Imperialismus, sowie
der Nationswerdung Syriens, kann heute nur durch eine neudemokratische
Revolution siegreich erfüllt werden.
[3]Diese Zahlen stammen wie auch der Artikel aus dem Spätherbst 2018.
[4]Die
spätere Umbenennung „Rojavas“ in „Demokratische Föderation Nordsyrien“
spiegelt ein neues Verhältnis zu Assad wieder der sich in Syrien nun
zeitweilig wieder behaupten konnte.
[6]Die nationale Frage in der Türkei, Ibrahim Kaypakkaya, Ausgewählte Werke, Publiziert von Ocak Yayinlari, Istanbul 1979
[7]Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S. 9
[8]Auf diesen Zusammenhang werden wir im Verlauf des Artikels näher eingehen.
[9]www.alsharq.de, Kurden in Syrien: Im Norden was Neues, 26.07.2012
[10]www.alsharq.de, Kurden in Syrien: Im Norden was Neues, 26.07.2012
[11]Das Verhältnis zwischen der syrischen PKK und
dem syrischen Regime verschlechterte sich zwar mit der Ausweisung
Öcalans 1998, und die Verfolgung der Kurden in Syrien nahm daraufhin zu,
zu einem gänzlichen Bruch zwischen den politischen Parteien kam es
dabei jedoch nie.
[12]In diesem Zusammenhang gibt es auch Quellen
die Belegen, dass gegen kurdischen Demonstrationen zu Beginn des
„Arabischen Frühlings“ bewusst kein großflächiger Gebrauch von
Schusswaffen gemacht wurde, während es unter arabischen Demonstranten
hunderte Todesopfer gab. Ebenso soll es Treffen zwischen der syrischen
Regierung und den Führern der PYD gegeben haben die über ihren Rückzug
in den Protesten verhandelten. | Vgl. Die Kurden im Irak und in Syrien
nach dem Ende der Territorialherrschaft des „Islamischen Staates“, S.
58, Hg. Günter Seufert, Juli 2018, Berlin.
[13]Die FSA ist ein faschistischer,
ultrareaktionärer Söldnerhaufen, der vor allem durch die US-Frontstaaten
Saudi-Arabien und Katar finanziert und mit Waffen ausgerüstet wird.
[14]Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S. 193
[15]In der ICOR-Resolution am 3. Weltkongress 2017
„Solidarität mit der Rojava-Revolution“ wird der IS sogar explizit als
„globales Problem“ und die „Rojava-Revolution“ als „weltweiter Wegweiser
im echten Kampf gegen den Faschismus“ charakterisiert. Als „Stalingrad
der Kurden“ wird es von der ICOR benannt.
[16]Dass Vergleiche wie diese hauptsächlich aus
Deutschland und vor allem von der MLPD kommen, kann nur auf den starken
Einfluss der deutschen Bourgeoisie auf diese Organisationen hindeuten
und entspricht damit auch der Rolle der MLPD in der ICOR, die damit den
Hitlerfaschismus klein reden und sich heute als „antifaschistische
Kraft“ zu präsentieren wollen ohne jedoch mit der „eigenen“ Bourgeoisie
zu brechen. Die Forderung der MLPD und der ICOR an die deutsche
Bourgeoisie nach Waffenlieferungen an die YPG/YPJ entspricht genau
diesem Verhältnis.
[17]Wobei sich die Vertreter des bürokratischen
Kapitalismus, die Assad-Regierung, bis heute nie ganz aus Nordsyrien
zurückgezogen hat. Der Flughafen „Rojavas“ steht nach wie vor unter
deren Kontrolle, auch das Lehrpersonal sowie Angestellte des
öffentlichen Dienstes wurden zu einem großen Teil von der Regierung
weiter finanziert.
[18]Dass die PYD heute wieder
Verhandlungsbestrebungen mit dem syrischen Regime äußert liegt nicht an
einer Veränderung der Positionen des Assad-Regimes, sondern an einer
neuen Linie der PYD welche heute den Anschein erweckt, anstatt einer
regionalen Autonomie das Ziel der Regierungsbeteiligung in Syrien zu
verfolgen.
[19]Was übrigens als einzige Charakterisierung der
Bezeichnung der kurdischen Führung selbst entspricht und darauf
hindeutet wie viel Interpretationen und Verdrehungen über die „Rojava
Revolution“ herumspuken.
[20]Interview mit einem Repräsentanten der MLKP, Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S.229
[21]IA*RKP, Flugblatt, Unterstützt den Freiheitskampf in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien)
[22]Jugendwiderstand, Berlin: Demonstration gegen Erdogan-Besuch in der BRD, 30.September 2018
[23]www.deutsche-wirtschaftsnachrichten.de, Syriens Kurden geben Bedingungslosen Widerstand auf, 09.08.18
[24]Interview mit PKK-Funktionär Cemil Bayik, zit.
aus linkezeitung.de, „Taktisches Bündnis mit US-Imperialismus führt zur
Niederlage“
[25]Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S. 222
[26]IA*RKP, Flugblatt: Unterstützt den Freiheitskampf in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien)
[27]ICOR-Resolution am 3. Weltkongress 2017 „Solidarität mit der Rojava-Revolution“
[28]Die ICOR schätzt die „Internationalen
Brigaden“ in diesem Sinne als proletarisch-internationalistische
revolutionäre Tat ein. Ebd.
[29]Aufmerksame LeserInnen sollten in diesem Punkt
auch nicht vergessen, dass der „Krieg gegen den IS“, eine gewisse
Schnittstelle für „Links“ und Rechts ermöglichte, und der vermeintliche
„Antifaschismus“ dieser angeblichen „Linken“ sich sehr schnell als ein
„Antiislamismus“ entpuppte der eine Hintertür zum Antimuslimischen
Rassismus offen ließ. In den imperialistischen Ländern führte dies
oftmals dazu, dass angebliche „Linke“ den engen Schulterschluss mit den
unterdrückten muslimischen Massen zu verhindern versuchten.
[30]Worte des Vorsitzenden Mao Zedong, Kapitel Klassen und Klassenkampf, 1967, S.14
[31]www.euronews.com, Transkript der Rede von Abdullah Öcalan, 22.03.2013
[32]Abdullah Öcalan: Zur Lösung der kurdischen
Frage – Visionen einer demokratischen Republik, S. 84, Hg. Kurdistan
Informations-Zentrum, 1. Auflage, September 2000, Berlin
[33]Die Internationale Koalition die von den USA
geführt wird, kämpft gemeinsam mit den SDF in Nordsyrien, wobei erstere
neben Bombardements aus der Luft auch zahlreiche Spezialeinsatzkräfte in
der SDF und Militärstützpunkte in Nordsyrien umfasst.
[34]Abdullah Öcalan: Zur Lösung der kurdischen
Frage – Visionen einer demokratischen Republik, S. 65, Hg. Kurdistan
Informations-Zentrum, 1. Auflage, September 2000, Berlin
[35]Ebd. S. 59
[36]Vgl. Kommunistischer Aufbau, Warum Kommunisten in Rojava eingreifen müssen, 25.12.2017
[37]Vgl. Einheitsbasis der Kommunistischen Partei Perus, Demokratische Revolution, 1988, S. 29
[38]Revolution in Rojava, Rosa Luxemburg-Stiftung in koop. mit Tatort Kurdistan, 2015, S. 100
[39]Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH: Syrien 2014, http://liportal.giz.de/syrien/wirtschaft-entwicklung/.
Weiter ist etwa 20% des Landes in Rojava in privatem Großgrundbesitz.
Revolution in Rojava, Rosa Luxemburg-Stiftung in koop. mit Tatort
Kurdistan, 2015, S. 257
[40]Tatortkurdistan.blogspot.de
[41]Jenseits von Staat, Macht und Gewalt, Abdullah Öcalan
[42]Revolution in Rojava, Rosa Luxemburg-Stiftung in koop. mit Tatort Kurdistan, 2015, S. 82
[43]www.neues-deutschland.de Ökonomie in Nordsyrien 4.5.2018
[44]Wege zu einer Lösung der kurischen Frage, Auszug aus dem sechsten Kapitel, Abdullah Öcalan, Istanbul 2001, S. 87
[45]Vgl. Der Ursprung des Privateigentums, der Familie und des Staates, Friedrich Engels
[46]„Nicht einmal 10% derjenigen, die auf den
Ölfeldern von Rimelan arbeiteten, kamen aus der lokalen Bevölkerung“,
Die Rojava Revolution, Arzu Demir, 2017 Zambon Verlag
[47]Beispielsweise wurden in Rojava Gesetze gegen
Kinderehen eingeführt, die in Syrien schon vorher gesetzlich verankert
waren, was auf die besonders tiefe Verwurzelung des halbfeudalen
Patriarchats zurückzuführen ist und gleichzeitig aufzeigt, dass eine
alleinige Änderung der Gesetze ohne einer Umwälzung der bestehenden
Verhältnisse keine wirklichen Schritte zur Emanzipation der Frauen
darstellen. Vgl. Die Rojava Revolution, Arzu Demir, 2017 Zambon Verlag,
S. 18
[48]„Das ist es, was die Revolution in Rojava
zur Frauenrevolution macht: von der Yekitiya Star bis zur Einheit in der
Frauenverteidigung, von Frauenhäusern zu Frauenkommunen, von
Frauenstiftungen bis hin zu Frauenakademien, von
Frauenverteidigungseinheiten bis zu Frauenkooperativen.“ Frauenrevolution
bedeutet also nach Ansicht der PYD eine „Parallelwelt“ der Frauen zu
erschaffen. Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S.
97. Im Kurdistan Report vom Mai/Juni 2018 wurde auch von der Errichtung
eines eigenen „Dorf der freien Frauen“ berichtet, wo „Frauen unabhängig
von Männern leben“.
d EU-Imperialisten in ihren Plänen zur Neuaufteilung Vorderasiens einnimmt.
Wir wollen mit diesem Artikel vor allem
den Liberalismus und Opportunismus in breiten Teilen der „linken“ und
„revolutionären“ Bewegung in Europa offen legen, der einer wirklich
internationalen Solidarität, und damit einem Beitrag zur Entwicklung der
proletarischen Weltrevolution auch aus Europa, entschieden im Weg
steht. Einige dieser Kräfte sind schon zu tief in den Sumpf des
Reformismus und Opportunismus gegangen, andere jedoch sollen dazu
aufgerufen sein ihre Haltung in dieser Frage zu überprüfen und auf dem
Weg des entschiedenen Kampfes gegen Opportunismus und Liberalismus, zur
Niederschlagung des Imperialismus, voranzuschreiten.
Aus: Flugschrift des Vorboten, November 2018
Fußnoten:
[1]Die Bezeichnung „Mittlerer Osten“ nimmt als
Ausgangspunkt eine eurozentristische Sicht auf die Welt, weshalb wir
diese Bezeichnung ablehnen und die Bezeichnung Vorderasien, auch wenn
sie weniger gebräuchlich ist, verwenden.
[2]Der Kampf der Völker Syriens um die Errichtung
einer eigenständigen Nation frei von kolonialer und imperialistischer
Herrschaft erlangte vor allem nach den beiden Weltkriegen zeitweilige
Höhepunkte, wobei der vollständige Sieg von den Revisionisten und vom
Sozialimperialismus verhindert werden konnte. Die Aufgabe der Befreiung
der unterdrückten Völker und Nationen in Syrien vom Imperialismus, sowie
der Nationswerdung Syriens, kann heute nur durch eine neudemokratische
Revolution siegreich erfüllt werden.
[3]Diese Zahlen stammen wie auch der Artikel aus dem Spätherbst 2018.
[4]Die
spätere Umbenennung „Rojavas“ in „Demokratische Föderation Nordsyrien“
spiegelt ein neues Verhältnis zu Assad wieder der sich in Syrien nun
zeitweilig wieder behaupten konnte.
[6]Die nationale Frage in der Türkei, Ibrahim Kaypakkaya, Ausgewählte Werke, Publiziert von Ocak Yayinlari, Istanbul 1979
[7]Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S. 9
[8]Auf diesen Zusammenhang werden wir im Verlauf des Artikels näher eingehen.
[9]www.alsharq.de, Kurden in Syrien: Im Norden was Neues, 26.07.2012
[10]www.alsharq.de, Kurden in Syrien: Im Norden was Neues, 26.07.2012
[11]Das Verhältnis zwischen der syrischen PKK und
dem syrischen Regime verschlechterte sich zwar mit der Ausweisung
Öcalans 1998, und die Verfolgung der Kurden in Syrien nahm daraufhin zu,
zu einem gänzlichen Bruch zwischen den politischen Parteien kam es
dabei jedoch nie.
[12]In diesem Zusammenhang gibt es auch Quellen
die Belegen, dass gegen kurdischen Demonstrationen zu Beginn des
„Arabischen Frühlings“ bewusst kein großflächiger Gebrauch von
Schusswaffen gemacht wurde, während es unter arabischen Demonstranten
hunderte Todesopfer gab. Ebenso soll es Treffen zwischen der syrischen
Regierung und den Führern der PYD gegeben haben die über ihren Rückzug
in den Protesten verhandelten. | Vgl. Die Kurden im Irak und in Syrien
nach dem Ende der Territorialherrschaft des „Islamischen Staates“, S.
58, Hg. Günter Seufert, Juli 2018, Berlin.
[13]Die FSA ist ein faschistischer,
ultrareaktionärer Söldnerhaufen, der vor allem durch die US-Frontstaaten
Saudi-Arabien und Katar finanziert und mit Waffen ausgerüstet wird.
[14]Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S. 193
[15]In der ICOR-Resolution am 3. Weltkongress 2017
„Solidarität mit der Rojava-Revolution“ wird der IS sogar explizit als
„globales Problem“ und die „Rojava-Revolution“ als „weltweiter Wegweiser
im echten Kampf gegen den Faschismus“ charakterisiert. Als „Stalingrad
der Kurden“ wird es von der ICOR benannt.
[16]Dass Vergleiche wie diese hauptsächlich aus
Deutschland und vor allem von der MLPD kommen, kann nur auf den starken
Einfluss der deutschen Bourgeoisie auf diese Organisationen hindeuten
und entspricht damit auch der Rolle der MLPD in der ICOR, die damit den
Hitlerfaschismus klein reden und sich heute als „antifaschistische
Kraft“ zu präsentieren wollen ohne jedoch mit der „eigenen“ Bourgeoisie
zu brechen. Die Forderung der MLPD und der ICOR an die deutsche
Bourgeoisie nach Waffenlieferungen an die YPG/YPJ entspricht genau
diesem Verhältnis.
[17]Wobei sich die Vertreter des bürokratischen
Kapitalismus, die Assad-Regierung, bis heute nie ganz aus Nordsyrien
zurückgezogen hat. Der Flughafen „Rojavas“ steht nach wie vor unter
deren Kontrolle, auch das Lehrpersonal sowie Angestellte des
öffentlichen Dienstes wurden zu einem großen Teil von der Regierung
weiter finanziert.
[18]Dass die PYD heute wieder
Verhandlungsbestrebungen mit dem syrischen Regime äußert liegt nicht an
einer Veränderung der Positionen des Assad-Regimes, sondern an einer
neuen Linie der PYD welche heute den Anschein erweckt, anstatt einer
regionalen Autonomie das Ziel der Regierungsbeteiligung in Syrien zu
verfolgen.
[19]Was übrigens als einzige Charakterisierung der
Bezeichnung der kurdischen Führung selbst entspricht und darauf
hindeutet wie viel Interpretationen und Verdrehungen über die „Rojava
Revolution“ herumspuken.
[20]Interview mit einem Repräsentanten der MLKP, Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S.229
[21]IA*RKP, Flugblatt, Unterstützt den Freiheitskampf in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien)
[22]Jugendwiderstand, Berlin: Demonstration gegen Erdogan-Besuch in der BRD, 30.September 2018
[23]www.deutsche-wirtschaftsnachrichten.de, Syriens Kurden geben Bedingungslosen Widerstand auf, 09.08.18
[24]Interview mit PKK-Funktionär Cemil Bayik, zit.
aus linkezeitung.de, „Taktisches Bündnis mit US-Imperialismus führt zur
Niederlage“
[25]Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S. 222
[26]IA*RKP, Flugblatt: Unterstützt den Freiheitskampf in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien)
[27]ICOR-Resolution am 3. Weltkongress 2017 „Solidarität mit der Rojava-Revolution“
[28]Die ICOR schätzt die „Internationalen
Brigaden“ in diesem Sinne als proletarisch-internationalistische
revolutionäre Tat ein. Ebd.
[29]Aufmerksame LeserInnen sollten in diesem Punkt
auch nicht vergessen, dass der „Krieg gegen den IS“, eine gewisse
Schnittstelle für „Links“ und Rechts ermöglichte, und der vermeintliche
„Antifaschismus“ dieser angeblichen „Linken“ sich sehr schnell als ein
„Antiislamismus“ entpuppte der eine Hintertür zum Antimuslimischen
Rassismus offen ließ. In den imperialistischen Ländern führte dies
oftmals dazu, dass angebliche „Linke“ den engen Schulterschluss mit den
unterdrückten muslimischen Massen zu verhindern versuchten.
[30]Worte des Vorsitzenden Mao Zedong, Kapitel Klassen und Klassenkampf, 1967, S.14
[31]www.euronews.com, Transkript der Rede von Abdullah Öcalan, 22.03.2013
[32]Abdullah Öcalan: Zur Lösung der kurdischen
Frage – Visionen einer demokratischen Republik, S. 84, Hg. Kurdistan
Informations-Zentrum, 1. Auflage, September 2000, Berlin
[33]Die Internationale Koalition die von den USA
geführt wird, kämpft gemeinsam mit den SDF in Nordsyrien, wobei erstere
neben Bombardements aus der Luft auch zahlreiche Spezialeinsatzkräfte in
der SDF und Militärstützpunkte in Nordsyrien umfasst.
[34]Abdullah Öcalan: Zur Lösung der kurdischen
Frage – Visionen einer demokratischen Republik, S. 65, Hg. Kurdistan
Informations-Zentrum, 1. Auflage, September 2000, Berlin
[35]Ebd. S. 59
[36]Vgl. Kommunistischer Aufbau, Warum Kommunisten in Rojava eingreifen müssen, 25.12.2017
[37]Vgl. Einheitsbasis der Kommunistischen Partei Perus, Demokratische Revolution, 1988, S. 29
[38]Revolution in Rojava, Rosa Luxemburg-Stiftung in koop. mit Tatort Kurdistan, 2015, S. 100
[39]Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH: Syrien 2014, http://liportal.giz.de/syrien/wirtschaft-entwicklung/.
Weiter ist etwa 20% des Landes in Rojava in privatem Großgrundbesitz.
Revolution in Rojava, Rosa Luxemburg-Stiftung in koop. mit Tatort
Kurdistan, 2015, S. 257
[40]Tatortkurdistan.blogspot.de
[41]Jenseits von Staat, Macht und Gewalt, Abdullah Öcalan
[42]Revolution in Rojava, Rosa Luxemburg-Stiftung in koop. mit Tatort Kurdistan, 2015, S. 82
[43]www.neues-deutschland.de Ökonomie in Nordsyrien 4.5.2018
[44]Wege zu einer Lösung der kurischen Frage, Auszug aus dem sechsten Kapitel, Abdullah Öcalan, Istanbul 2001, S. 87
[45]Vgl. Der Ursprung des Privateigentums, der Familie und des Staates, Friedrich Engels
[46]„Nicht einmal 10% derjenigen, die auf den
Ölfeldern von Rimelan arbeiteten, kamen aus der lokalen Bevölkerung“,
Die Rojava Revolution, Arzu Demir, 2017 Zambon Verlag
[47]Beispielsweise wurden in Rojava Gesetze gegen
Kinderehen eingeführt, die in Syrien schon vorher gesetzlich verankert
waren, was auf die besonders tiefe Verwurzelung des halbfeudalen
Patriarchats zurückzuführen ist und gleichzeitig aufzeigt, dass eine
alleinige Änderung der Gesetze ohne einer Umwälzung der bestehenden
Verhältnisse keine wirklichen Schritte zur Emanzipation der Frauen
darstellen. Vgl. Die Rojava Revolution, Arzu Demir, 2017 Zambon Verlag,
S. 18
[48]„Das ist es, was die Revolution in Rojava
zur Frauenrevolution macht: von der Yekitiya Star bis zur Einheit in der
Frauenverteidigung, von Frauenhäusern zu Frauenkommunen, von
Frauenstiftungen bis hin zu Frauenakademien, von
Frauenverteidigungseinheiten bis zu Frauenkooperativen.“ Frauenrevolution
bedeutet also nach Ansicht der PYD eine „Parallelwelt“ der Frauen zu
erschaffen. Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S.
97. Im Kurdistan Report vom Mai/Juni 2018 wurde auch von der Errichtung
eines eigenen „Dorf der freien Frauen“ berichtet, wo „Frauen unabhängig
von Männern leben“.
[49]Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S. 112
[50]Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S. 138
[51]Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S. 131
[52]Nach Angaben der Yekitiya Star wollen sie sich
um die Kinderbetreuung kümmern, was jedoch nicht funktioniert. „Die
Verantwortung der Kinder sollte nicht allein auf Vater und Mutter ruhen.
Jedoch – sind wir erfolgreich damit? Nein, ich kann nicht sagen, wir
haben Erfolg.“ Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017,
S.119
[53]Ebd. S. 141/142
[54]Ebd. S. 13
[55]Die Revolution der Frau, Abdullah Öcalan, International Initiative Edition 3. Auflage 2018, S. 55
[56]Ebd. S. 64
[57]Die Revolution der Frau, Abdullah Öcalan, International Initiative Edition 3. Auflage 2018, S.56
[58]Ebd. S. 55
[49]Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S. 112
[50]Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S. 138
[51]Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017, S. 131
[52]Nach Angaben der Yekitiya Star wollen sie sich
um die Kinderbetreuung kümmern, was jedoch nicht funktioniert. „Die
Verantwortung der Kinder sollte nicht allein auf Vater und Mutter ruhen.
Jedoch – sind wir erfolgreich damit? Nein, ich kann nicht sagen, wir
haben Erfolg.“ Die Rojava Revolution, Arzu Demir, Zambon Verlag 2017,
S.119
[53]Ebd. S. 141/142
[54]Ebd. S. 13
[55]Die Revolution der Frau, Abdullah Öcalan, International Initiative Edition 3. Auflage 2018, S. 55
[56]Ebd. S. 64
[57]Die Revolution der Frau, Abdullah Öcalan, International Initiative Edition 3. Auflage 2018, S.56
[58]Ebd. S. 55
- Geschrieben von Ailin Ueber
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