Es ist ja nicht so, dass man keine Wahl hatte. Einfach weiter Spielzeug verkaufen etwa. Aber es musste ein Film sein, nachdem der große Konkurrent die seinen hatte, und tatsächlich verhalten sich »The LEGO Movie« (Teil eins und zwei) und »Playmobil: The Movie« wie die Spielkonzepte selbst: Konstruktion, Kreativität, Intelligenz auf der einen - Module, Invariabilität, Trägheit auf der anderen Seite. Das spricht noch nicht gegen die Sache, auch überschaubare Seelen haben ein Recht auf Zeitvertreib. Für alle anderen gilt: Lego ist, was man behält, Playmobil landet bald auf dem Flohmarkt.
Der Konzern hat diesen Umstand, immer bloß der Schattenriss eines interessanteren Alphabilds zu sein, ähnlich bewältigt wie Pepsi bei Coca-Cola, die Rolling Stones bei den Beatles oder Heiner Müller bei Peter Hacks: einen Konkurrenzkampf führen, indem man ihn nicht führt, sich gleich als Economy-Version inszenieren, wissend, dass »der Andere« zu sein, immer noch genügend Anteile am Markt sichert.
Die Lego-Filme waren kolossale Ereignisse. Nicht nur weil darin ergründet wird, was Spielen ausmacht - grundlegende Widersprüche, die jeder wiedererkennt, der mal ein paar dieser Bausätze besessen hat. Sie sind auch Metapher, stellen die Ideen des Spiels als Erzählung im Spiel vor. Und sie spielen mit dieser Eigenschaft selbst, indem der Übergang in die wirkliche Welt, den beide Filme erzählen, das Geschehen in der Lego-Welt nachträglich mit Bedeutung auflädt. Das ist allerschönstes Kopfkino und ambig, wie es das Genre des Familienfilms aufgrund seines heterogenen Publikums vorschreibt.
Dagegen macht »Playmobil« so gut wie alles falsch. Die Story beginnt nicht in der Spielwelt, sondern in der Wirklichkeit: Nachdem ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind, übernimmt Marla (Anya Taylor-Joy) die Sorge für ihren jüngeren Bruder Charlie (Gabriel Bateman). Dabei stellt sie Notwendigkeit und Pflicht in den Vordergrund und vergisst oft den Spaß. Nach einem Streit fallen beide in eine Welt aus Playmobil, in der sie allerhand Abenteuer zu bestehen haben, um am Ende in die wirkliche Welt zurückzukehren. Das ist die Story. Vollständig. Der Plot ist nicht mehr als ein geradeaus erzähltes, in sich kaum strukturiertes Abenteuer. Spiel mit Sinn und Bedeutung, Metapher und Idee, Fiktion und Wirklichkeit wird unterbunden.
Und wenn die Protagonisten in die Spielwelt eintauchen, scheint da nichts von Belang. Man sieht ein Rätsel ohne Lösung, das gar kein Rätsel ist. Wo beispielsweise der erste Lego-Film die Kollision freier und bauplangerechter Konstruktion und damit also den Widerspruch von konvergentem und divergentem Denken sowie von Schaffen und Haben in reichen Facetten vorführt, erschöpft sich der Gehalt des Playmobil-Films im Gedanken: »Man muss auch Spaß im Leben haben.«
Dann stört es kaum, dass dieser Film in jeder anderen Hinsicht ebenfalls pointless ist. Die Witze sind manchmal nett und überhaupt das Einzige, was den Zuschauer einigermaßen bei der Sache hält. Animation und szenische Ideen haben nichts an sich, das Pacing fällt schon nach fünf Minuten auf den Wecker, was dynamisch werden sollte, wurde bloß hektisch. Träge dagegen wirkt der Cast. Anya Taylor-Joy, die als schwieriger Charakter in dem Thriller »Vollblüter« (2017) noch zu glänzen wusste, bewältigt die Rolle des unbeschwerten Teenagers ebenso wenig wie die der fürsorglichen Schwester. All das scheint, wie Playmobil selbst, von Anbeginn für die zweite Hand produziert. Mit einem hartnäckigen Nachleben bei Ebay-Kleinanzeigen kann gerechnet werden.
»Playmobil - Der Film«, USA 2019. Regie: Lino DiSalvo; Darsteller: Anya Taylor-Joy, Gabriel Bateman, Daniel Radcliffe. 99 Min.
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