Montag, 1. April 2019

Mensch, Markt und Maßlosigkeit. Wie weiter in der Tarifpolitik der IG Metall?



"Die IG Metall hat im vergangenen Jahr, ebenso wie auch andere 
Gewerkschaften (ver.di, EVG), das Thema „Arbeitszeit“ tarifpolitisch 
wieder aufgegriffen. Schon allein deswegen ist der Tarifabschluss vom 
Februar 2018 für die Metall- und
Elektroindustrie ein wichtiger und guter Schritt nach vorn. (...) Die 
Umsetzung des Tarifvertrags konfrontiert die IG Metall mit großen 
Aufgaben. Einerseits ist es nicht vollständig gelungen, klare 
Konfliktlösungsmechanismen im Tarifvertrag zu verankern, falls ein 
Unternehmen es verweigert, die Anträge auf  Arbeitszeitverkürzung 
umzusetzen. Hier werden betriebliche Auseinandersetzungen vorbereitet. 
Die Palette betrieblicher Kampfformen ist breit. Andererseits wird, 
auch wenn den Anträgen stattgegeben wird und auch davon unabhängig, 
ein schon seit langem bestehendes Konfliktfeld deutlich: Die 
Leistungsverdichtung und zunehmende Leistungsüberforderung in den 
Betrieben. Der Zusammenhang zwischen Arbeitszeitverkürzung und 
drohender Leistungsverdichtung ist offensichtlich. (...) Die 
Leistungsverdichtung und -überforderung in den Betrieben hängt stark 
mit den dramatischen Veränderungen zusammen, die spätestens seit Ende 
der 1980er Jahren spürbar sind. Der kurze Rückblick auf diese 
Veränderungen und die damit gewonnenen Erfahrungen ist auch hilfreich, 
um die nun anstehenden Aufgaben zur Umsetzung des Tarifvertrags vom 
Februar 2018 genauer zu umreißen. (...) Umso wichtiger ist es nun, 
dass die große kollektiv bewusstseinsbildende Erfahrung der Stärke aus 
den Ganztagesstreiks, die den Tarifabschluss 2018 ermöglichten, 
erhalten und gestärkt wird. Das wird notwendig sein, weil die 
Umsetzung des Tarifvertrags in den Betrieben ein konfliktreicher 
Prozess sein wird. Einerseits bereitet sich die IG Metall daher darauf 
vor, durch vielfältige betriebliche Aktionen die individuellen 
Freizeitansprüche der Beschäftigten auch dann durchzusetzen, wenn das 
Unternehmen das aus Profitgründen verweigert. Andererseits wird es 
unverzichtbar, das Thema „Leistungspolitik“ auf die  tagespolitische 
Agenda der IG Metall zu nehmen..." Artikel von Robert Sadowsky aus der 
Z. Zeitschrift marxistische Erneuerung Nr. 117 vom März 2019 (pdf) - 
wir danken!
http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2019/03/sadowsky_z117.pdf

Siehe weitere Beiträge im Inhaltsverzeichnis der der Z. Nr. 117 beim Verlag
http://www.zeitschrift-marxistische-erneuerung.de/topic/146.ausgabe-117-maerz-2019.html

Für die Hintergründe der Tarifrunde und ihre Umsetzung siehe das Dossier
http://www.labournet.de/?p=121556

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen