Dienstag, 1. Januar 2019

In acht Tagen beginnt die Handball- WM in Deutschland und Dänemark. Kleiner Ausblick

Die sogenannten Offline-Phasen


Von Jens Walter
Handball_Pressekonfe_55785415.jpg
Bleibt angemeldet in der »Familiengruppe in Whats-App«: Bundestrainer Christian Prokop
Von 10. bis 27. Januar wird in Deutschland und Dänemark die Handball-WM ausgespielt. »Vorsichtig optimistisch« hat Bundestrainer Christian Prokop gegenüber dpa erklärt: »Hauptziel ist das Erreichen des Halbfinales. Das wäre ein Riesenerfolg, weil wir Mannschaften wie Kroatien, Russland, Frankreich und Spanien hinter uns lassen müssen.«
Für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) sei »die Chance groß, vorne dabei zu sein«, sagte der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben). Auch ohne klassische Führungsspieler habe die Mannschaft das Zeug dazu, nur müssten »wirklich alle an einem Strang ziehen, und der Trainer muss interne Diskussionen klar managen. Er kann aber nicht auf jeden Rücksicht nehmen. Er muss den eigenen Weg gehen.«
Der 40jährige Prokop steht unter Druck, er muss liefern. Brand: »Die Ausgangssituation war ja schon zu seinem Amtsantritt nicht einfach. Wenn man ihn aus einem bestehenden Vertrag nach einem guten Jahr Bundesliga in Leipzig herausholt, eine Ablösesumme bezahlt in einer Dimension, die mit 500.000 Euro für Handballverhältnisse unglaublich hoch war, und ihn mit einem Fünfjahresvertrag ausstattet, dann ist doch klar, dass im Falle des Misserfolges direkt Gegenwind kommt.«
Unter Bundestrainer Brand gewann der DHB die Heim-WM 2007. Der Druck sei brutal gewesen, er könne »zu Beginn eines Turniers schon ein Problem darstellen«: »Ich war vor dem Eröffnungsspiel gegen Brasilien nervöser als später vor dem Endspiel gegen Polen. Das erste Spiel war eine reine Gurkerei.« Am 10. Januar treffen die deutschen Handballer zum Auftakt auf Südkorea.
Brand ist auch als Spieler Weltmeister geworden, als Abwehrchef einer DHB-Mannschaft aus Amateuren, Studenten und Auszubildenden Anfang 1978 in Kopenhagen. Die Spielzüge des Finalgegners UdSSR wurden damals noch mit leeren Bierdosen nachgestellt, die Titelprämie war ein 1.000-Mark-Gutschein von einem Möbelhaus.
Bei Prokop ist die taktische Vorbereitung mit deutlich mehr Rechenaufwand verbunden. Aus der mit Platz neun verpatzten EM will er vor allem gelernt haben, mehr mit den Spielern zu reden, »ob das nun ein taktischer Abgleich ist oder ein Stimmungsfeedback. Das habe ich intensiviert, nachdem ich solche Gespräche zuvor unterschätzt und viel zu selten geführt hatte«.
Und noch was habe er gelernt: »Es ist eine ganz wichtige Lehre aus der EM, dass man die sogenannten Offline-Phasen bewusster nutzt, um frischer durch das Turnier zu gehen. Wir werden verschiedene Dinge im Mannschaftskreis machen, vielleicht auch mal einen Kinoabend.« Zum Thema »offline« fügte er im Gespräch mit dem Sportinformationsdienst auf Nachfrage an: »Aus der Familiengruppe in Whats-App melde ich mich wegen der WM nicht ab.«
Heute beginnt in Hamburg der Lehrgang, mit dem die Vorbereitung endet. Nach den abschließenden Testspielen am Freitag in Hannover gegen Tschechien (16.15 Uhr/ARD) und am Sonntag in Kiel gegen Argentinien (14 Uhr/Livestream auf zdfsport.de) wird Prokop noch zwei Spieler streichen und seinen 16köpfigen WM-Kader benennen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen