Donnerstag, 9. April 2015
Antideutsche in Leipzig denunzieren und wenden Gewalt an.
Am letzten Freitag stellte die Autorin Susann Witt-Stahl auf Einladung des Arbeitskreis (Ak) Nahost an der Universität Leipzig ihr Buch »Antifa heisst Luftangriff – Zur Regression einer Revolutionären Bewegung« vor. Bereits am Donnerstag (jW berichtete) veranstaltete der Ak eine Diskussion mit der Bundestagsabgeordneten Annette Groth (Die Linke) über das Russel-Tribunal, das israelische Menschenrechtsverletzungen anklagt. Der Ak wollte mit seinen Veranstaltungen ein kritisches Gegenprogramm zur Leipziger Buchmesse anbieten, dort waren Menschenrechtsverletzungen Israels kein Thema.
Gleich zu Beginn besetzten sogenannte Antideutsche die hinteren Reihen des Veranstaltungssaals und entrollten Israel Fahnen, hinter denen sie sich Bier trinkend und pöbelnd verschanzten. Den Vortrag der Referentin störten sie durch laute Zwischenrufe. Wiederholten Aufforderungen, nicht weiter zu stören und friedlich den Raum zu verlassen, wurde nicht nachgekommen. Aus den letzten Reihen seien zunächst Schimpfwörter wie »Antisemiten« und »Scheißaraber« zu hören gewesen. Das Publikum habe sich im Folgenden schützend vor die Referentin gestellt, berichtete Moderatorin Ika A. gegenüber jW.
Einige der Provokateure hätten sogar Diskussionsteilnehmer angegriffen. Es kam zu Rangeleien. Dazu kursiert ein Video im Internet. Die Tatsachen würden mit diesem Ausschnitt vollkommen verdreht, so der Ak Nahost, »und dies nicht mal sehr kaschiert, da das Video offensichtlich mittendrin gecuttet wurde«. Das Video zeigt zusammengeschnittene Sequenzen, die den Eindruck erwecken, dass die Antideutschen angegriffen worden seien. Der mehrmalige Bundestagsdirektkandidat der Partei Die Linke, Mike Nagler, erklärte zu diesen erhobenen Vorwürfen, es sei eine »glatte Lüge und Falschdarstellung der Ereignisse, und das können mindestens 30 anwesende Besucherinnen und Besucher bestätigen«. So hätten die Antideutschen unter anderem mit Bierflaschen geworfen, sagte Ika A. Das Publikum verteidigte sich gegen solche physischen Bedrohungen.
Alexander Böhm, Fotograph der Leipziger Internetzeitung (Liz) begleitete die Veranstaltung. Er gibt an, beim Verlassen von mehreren Schlägen auf den Kopf getroffen worden zu sein. Böhm wisse nicht, wer ihn geschlagen habe, erklärte ein Sprecher der Liz gegenüber jW. Einen syrischen Flüchtling hat es dann getroffen. Er erhielt eine Anzeige, basierend auf Zeugenaussagen der Antideutschen. Jetzt droht ihm die Abschiebung. Der Ak Nahost fordert Böhm dazu auf, die unberechtigte Anzeige gegen den syrischen Flüchtling zurückzuziehen. Die Liz signalisierte gegenüber jW Gesprächsbereitschaft, bedaure die »Tragik« und wolle »keine weiteren juristischen Schritte« einleiten.
Die Antideutschen hätten in Leipzig in den letzten Monaten »keine Möglichkeit ausgelassen, »mit aggressiven Hetzkampagnen und Denunziationsmethoden Einzelpersonen zu verleumden«, schreibt der Ak Nahost. »Klatschen, wenn ein palästinensischer Aktivist von seiner Foltererfahrung im israelischen Gefängnis berichtet, oder Wasserraub in palästinensischen Gebieten frei nach Marie Antoinette kommentieren mit »wenn ihr kein Wasser habt, trinkt doch Cola!«, seien nur einige Beispiele ihres menschenverachtenden Auftretens.
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