Donnerstag, 14. Februar 2019

Gericht in Istanbul ordnet Freilassung von Adil Demirci an

Inhaftierter Deutscher in der Türkei



Seit April 2018 saß Adil Demirci wegen Terrorvorwürfen in der Türkei in U-Haft - nun kommt der Kölner Sozialarbeiter und Journalist frei.

Nach rund zehn Monaten in türkischer Untersuchungshaft kommt der Kölner Sozialarbeiter Adil Demirci frei. Das entschied ein Gericht in Istanbul nach der zweiten Verhandlung im Verfahren wegen Terrorvorwürfen.
Der 33-Jährige darf aber nicht nach Deutschland ausreisen. Auch die Provinz Istanbul darf er nicht verlassen. Der Prozess soll am 30. April fortgeführt werden.
Demirci hatte zuvor mehrfach seine Freilassung beantragt. An der Verhandlung in Istanbul nahmen unter anderen der deutsche Generalkonsul Michael Reiffenstuel, der Kölner SPD-Abgeordnete Rolf Mützenich und der Kölner Linken-Stadtrat Jörg Detjen als Beobachter teil.
Demirci saß seit April 2018 in Untersuchungshaft in Istanbul. Er war während eines Familienurlaubs festgenommen worden.
Demirci und seinen 22 Mitangeklagten wird vorgeworfen, in den Jahren 2013, 2014 und 2015 an Beerdigungen von Mitgliedern der verbotenen linksextremen MLKP und der kurdischen YPG teilgenommen zu haben, die bei Polizeirazzien in Istanbul und im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien getötet worden waren. Sie werden deshalb der Mitgliedschaft in der MLKP verdächtigt.

Demirci bestätigte zwar bei dem Prozessauftakt am 20. November die Teilnahme an Beerdigungen von Kämpfern gegen die IS-Miliz, bestritt aber eine Mitgliedschaft in einer "Terrororganisation" (mehr zu seinem Fall lesen Sie hier).
Von der Bundesregierung fühlt sich die Familie lange im Stich gelassen. Es sei eine Bankrotterklärung, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seinen türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan trotz der Inhaftierung mehrerer deutscher Staatsbürger vergangenen Herbst als Staatsgast in Berlin empfangen habe, sagt der Bruder, Tamer Demirci. "Die Bundesregierung will ihr Verhältnis zum türkischen Regime normalisieren. Mein Bruder stört da nur."
mkl/AFP/dpa

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