Donnerstag, 22. September 2016

Fremd im eige­nen Land


von Sven Lau (Autor)
...In diesem Buch geht es unter anderem um Gewalt, und zwar um eine ganz besondere; nämlich die geistige! Sie bedarf keiner Molotow-Cocktails oder Maschinengewehre, denn die Opfer sind Menschen, ihre Gedanken, Gefühle und Würde. Kein Krisenstab und keine Großfahndung können diese Gewalt aus der Welt schaffen. Keine Razzia wird die Geiselnehmer (Medien) des Unterbewusstseins überraschen. Kein Staatsanwalt wird die Überwachung der Sympathisanten und Helfershelfer anordnen...

Verlag: Al-Madina Buch, Seitenzahl: 160, Deutsch, 2015
ISBN: 659834598711, Maße: 14,8 x 21 cm, Gebundene Ausgabe

Leseprobe:

Ich bin fremd in meiner eigenen Heimat Deutschland.
Aber wie wird man eigentlich fremd, wenn man als Sohn deutscher
Eltern in Deutschland geboren wurde? Da sollte man doch
annehmen, dass man eben nicht als Fremder gilt und dass derjenige,
der gegen den Strom schwimmt, ein fremdes Glied in der Kette
ist. Aber in unserer heutigen deutschen Gesellschaft ist dies alleine
nicht mehr ausreichend. So finden beispielsweise Homosexuelle,
Hooligans, Rechtsgesinnte, Ganzkörper- Tätowierte, Transsexuelle,
Gotik-Anhänger, Zuhälter, Prostituierte, Kleinkriminelle usw.
ihren Platz in der Gesellschaft; der eine mehr, der andere weniger,
insbesondere was Toleranz anbelangt.
Bei Homosexuellen heißt es gleich: “Lass sie doch!” und bei
Tätowierten genauso. Heutzutage wird es zwar toleriert, sich einen
Bart wachsen zu lassen, aber es wird zugleich vorausgesetzt, dass
es keinen religiösen Hintergrund haben darf, da man ansonsten nur
Entsetzen und Kopfschütteln erntet.
Doch Wer oder Was ist wirklich “fremd”?
Es gibt Deutsche; respektive diejenigen, die hier groß geworden
sind und zu den bereits oben erwähnten Gruppierungen gehören
und die trotzdem einen festen Platz in dieser Gesellschaft gefunden
haben, ohne dabei auf viel Gegenwind zu stoßen. Sie werden viel
weniger von der Mehrheit kritisiert und es wird auch gegen sie
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nicht demonstriert. Jedoch finden ausgerechnet diese Gruppen –
sowie der Rest der Gesellschaft – uns nicht wünschenswert. Ein aktuelles
Beispiel ist “Conchita Wurst”, der Sieger (in) des European
Song Contest –. Alle sprechen von Toleranz in Europa, doch wo ist
sie nur gegenüber uns Muslimen geblieben? Seit Jahren schon lese
ich fast jeden Tag im Internet hasserfüllte Kommentare wie: “Wenn
es euch hier nicht passt, dann geht doch in euer Land!”, oder “Verschwindet
aus Deutschland!”. Ich frage mich bis heute, warum ich
kein Deutscher sein kann, besser gesagt, in deren Augen “sein darf”
und Deutschland genauso lieben wie sie auch – wenn nicht sogar
mehr – auch wenn ich mich zugleich für eine andere Religion entschieden
habe!? Ganz abgesehen davon darf ich das Land gar nicht
verlassen, da sie mir meinen Ausweis bereits 2014 entzogen haben!
Ich fühle mich gefangen wie in einem Käfig, einem Käfig der BRD,
indem ich mich selbst innerhalb des Landes nicht viel bewegen
kann.
Die Konten unserer Vereine werden von den Banken jedes Mal
gesperrt, in denen welche Spenden für unsere dawah-Zwecke eingehen.
Es wurden aber nicht nur unsere gesperrt, sondern unter anderem
auch die von “Afrika Brunnen”, “Helfen in Not” und “Ansaar
Düsseldorf” und anderen “salafistischen” Vereinen. Sie wissen
ganz genau, dass es schmerzt, wenn der Wasserhahn zugedreht wird
und dadurch die Mittel zum Zweck extrem eingeschränkt werden.
Es ist offensichtlich, dass ein strategischer Plan dahinter steckt.
Unser Ruf wurde durch die Medien so stark in den Dreck gezogen,
so dass wir geringstenfalls grimmige Blicke auf uns ziehen, wenn
wir die Straßen entlang laufen. Aber bei den Blicken bleibt es noch
lange nicht! Wir kriegen tagein tagaus offenkundige Anfeindungen
mit, die meist mit Morddrohungen gekoppelt sind.
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So sind folgende Drohungen an der Tagesordnung:
- «Mir fällt nur ein Wort ein: VATERLANDSVERRÄTER! Was
macht man mit VATERLANDSVERRÄTERN? Lebenslang
einsperren und ordentlich foltern, bis die Galle rauskommt!»
- «Nur ein toter Salafist ist ein guter Salafist!»
- «Wenn du die Salafisten weiterhin machen lässt, werden die
unser schönes Deutschland kaputt machen – Möchtest du das?
Also! Steh auf und kämpfe gegen diese Dreckstücke. Sie haben
es nicht anders verdient!»
Ein weiteres Erlebnis verdeutlicht das Ergebnis der Medien-
Hetze sehr gut: Bei einem Besuch im des Amtsgerichts wurde ich
zur “Sicherheit anderer” von einem Polizisten überallhin begleitet!
Bekanntlich wird man am Eingang kontrolliert und Gegenstände
wie Handy, etc. einbehalten. Aber was haben sie bei mir gemacht?
Sie stellten mir gegen meinen Willen einen Polizisten zur Seite!
Manche Leute könnten das schon als fast böswillig empfinden, wie
sie mit mir umgegangen sind!
Ein ander Mal wurde einem ehemaligen Neo-Nazi, dem ich dabei
helfen durfte, das Glaubensbekenntnis auszusprechen, gedroht,
umgehend am darauffolgenden Morgen seine Kündigungspapiere
beim Chef abzuholen, nachdem dieser mitbekommen hatte, das er
sich in meiner Gesellschaft befindet. Wir sind zunächst von einem
schlechten Scherz ausgegangen, aber als er am Tag danach wirklich
die Kündigung erhielt, kam die Ernüchterung ziemlich schnell. Natürlich
stand ich ihm zur Seite und erinnerte mich stets daran, das
Allah rechtleitet, wen Er will und dass das diesseitige Leben nur
ein Test ist.
Um nur einige wenige Beispiele zu nennen!
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Aufgrund der Hetze verläuft die Jobsuche erfolglos und eine
Wohnung wird uns auch nicht ohne Weiteres vermietet. Ich wohne
jetzt mit meiner Familie in einem internationalen Ghetto und es
hat sehr lange gedauert, bis wir überhaupt einen Mietvertrag unterzeichneten.
Ich hätte nie gedacht, dass wir in so einer Umgebung
leben würden, allerdings ist es mir mittlerweile bewusst, dass dies
eines der besten Orte für mich und meine Familie ist. Es interessiert
keinen, wer hier wohnt und die Leute lassen einander in Ruhe und
jeder lebt sein Leben.
Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass es nie – weder jetzt
noch früher – zwischenmenschliche Probleme mit meinen Nachbarn
und Mitmenschen in meinem näheren Umfeld gegeben hat.
Die Probleme habe ich eigentlich nur mit Behörden und sonstigen
fremden Menschen, die sich von den Medien stark beeinflussen
lassen haben. Was an dieser Stelle interessant zu erwähnen ist, ist
die Tatsache, dass man mich meinen Wohnsitz bei der Stadt nicht
anmelden lassen hat. Die Behörden bestanden darauf, dass ich zuerst
einen Nachweis vorlege, dass meine Wohnung auch tatsächlich
möbliert sei und beharrten auf eine schriftliche Bestätigung vom
Vermieter über diese Tatsache. Nach drei langen Monaten war ich
dann endlich angemeldet.
Allgemein kann ich nur betonen, dass wir in unseren Vorhaben
und Handlungen vorsätzlich stark beeinträchtigt werden und das
bekommen wir täglich zu spüren.

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