Donnerstag, 22. September 2016

Drei Jahre Haft für Berliner Dschihadisten

Der Berliner Sinan Sefik A. schloss sich der Terrororganisation an, beschaffte sich ein Sturmgewehr und wollte am Kampf teilnehmen. Nun ist das Urteil gefallen.
Drei Jahre Jugendstrafe für Sinan Sefik A. (27) wegen Mitgliedschaft in einer der terroristischen Vereinigung im Ausland und Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.
Das Kammergericht sah es nach drei Monaten Prozess am Montag in seinem Urteil als erwiesen an, dass der  Deutsch-Türke im September 2009 mit seiner Ehefrau Christina und dem bereits verurteilten Thomas U. (30) und dessen Ehefrau Deutschland verließ, um sich der „Deutschen Taliban Mujahideen (DTM) anzuschließen.

Seit 2007 beschäftigte sich der Angeklagte mit dem Islam

Ihr Ziel: Das  afghanisch-pakistanische Grenzgebiet von Waziristan. Dort wollten sie gemeinsam mit Gleichgesinnten die Soldaten der von der NATO geführten Streitkräfte der ISAF sowie des afghanischen und des pakistanischen Militärs angreifen und  so Afghanistan von den ‚ungläubigen Besatzern‘  befreien.
Richter Josef Hoch: „Seit 2007 hatte der Angeklagte begonnen, sich zu radikalisieren. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Islam, ließ sich einen Bart wachsen, zog einen Kaftan an, heiratete nach islamischem Recht. Er lehnte fortan Alkohol und Cannabis ab.“
In einer Weddinger Moschee sei er auf Gleichgesinnte getroffen, habe sich in der Gruppe weiter radikalisiert.

Ausbildung in Spionage und Waffenkunde

Um den 19. Oktober 2009 herum kam der  Angeklagte im Grenzgebiet an, wo er auch einige Freunde aus Berlin wiedertraf. Nach Zahlung einer „Aufnahmegebühr“ (für die Gemeinschaftskasse und zur Finanzierung von Propaganda und Waffen) wurde er in Waffenkunde, Spionage, Umgang mit Sprengstoff und Erster Hilfe ausgebildet.
Im Januar/Februar 2010 sei der Angeklagte aufgrund von Streitigkeiten rausgeworfen worden. Der Richter: „Es fiel ihm schwer, sich unterzuordnen.“ Der Tod mehrerer führender Mitglieder im April 2010 soll  im Sommer 2011 zur Auflösung der etwa 12 Mann starken Gruppe geführt haben.
Der Richter: „Was der Angeklagte danach in Pakistan machte, ließ sich nicht feststellen.“

Festnahme am Flughafen Tegel

Gegen den Angeklagten wurde im September 2012 Haftbefehl erlassen. Drei Jahre später, im Dezember 2015, reiste der nun dreifache Vater mit seiner Familie nach Berlin zurück. Festnahme auf dem Flughafen Tegel.  
Thomas U. wurde vom selben Senat bereits 2012 zu vier Jahren, drei Monaten Haft verurteilt, nachdem er auf abenteuerliche Weise aus dem Terror-Camp geflohen war. Er hatte als erstes deutsches Taliban-Mitglied vor der Bundesanwaltschaft umfangreich ausgepackt. Auch über das elende Leben als Gotteskrieger – ohne sauberes Wasser und medizinische Versorgung. Ohne ausreichend Waffen und Akzeptanz bei den Einheimischen.

Der Angeklagte versuchte die Terrorgruppe als Fake abzustempeln

Der Richter am Montag: „Der Angeklagte versuchte im Prozess sein Verhalten zu bagatellisieren. Er behauptete, er sei nie Mitglied der DTM gewesen, sondern nur Außenstehender, vom Waffenunterricht ausgeschlossen.“ Überhaupt sei die Terrorgruppe ein Fake gewesen, um an Geld zu kommen.
Das Gericht glaubte ihm das nicht: „Rausgeworfen werden kann nur, wer Mitglied ist.“ Für ihn spräche jedoch, dass er mit damals 20 Jahren und 6 Monaten Heranwachsender war, sich selbst gestellt hatte, keine Vorstrafen habe und im letzten Wort einsah: „Es war ein Fehler.“

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