Dossier
„
Unter dem Motto »Extremismus: Eine steigende Gefahr für Sicherheit und Reputation von Unternehmen«
richten das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und die Allianz für
Sicherheit in der Wirtschaft e.V. (ASW) am 27. März eine Tagung im
Berliner Regierungsviertel aus. Geladen sind u.a. Mitarbeiter
milliardenschwerer Unternehmen wie RWE, BASF und Telekom. Dass diese
Veranstaltung eine einzige Dreistigkeit ist, zeigt sich wohl am
deutlichsten daran, dass als Redner der Sicherheitschef von RWE geladen
ist. Im Hambacher Forst, den RWE für den Gewinn von Braunkohle abholzen
lassen will, lässt der Energiekonzern von angeheuerten Security-Trupps
immer wieder Klimaschützer*innen brutal zusammenschlagen. Unterstützt
wird das ganze durch tausende Polizist*innen, die RWE zur Hand gehen,
den Wald von Gegenprotest zu säubern. Was sich da trifft scheint also
eine Expertenrunde in Sachen Profitinteressenschutz zu sein. Eine solche
Zusammenkunft darf nicht unwidersprochen bleiben. Wenn
Verfassungsschutz und Co. am Vorabend der Tagung ihren Gästen am
Rosenthaler Platz in der »Sodom und Gomorra«-Bar etwas Berliner
Nachtleben präsentieren wollen, laden wir uns selbst ein. Wir werden da
sein und klarstellen was wir von ihnen und ihrer
extremismustheoretischen Scheiße halten…“ – aus dem
Beitrag „Gegen das Treffen von Verfassungsschutz und Kapital!“ am 16. März 2019 bei de.indymedia
von AJOC, IL (Klima AG), NEA, BLY, BPA, SJB, AKK. Siehe dazu auch einen
wichtigen Hintergrundtext über wer da was treiben will und nun
Aktualisierung:
- Beim Treffen von Verfassungsschutz und Großunternehmen „mitgefeiert“
„Es ist fast wie ein Omen: Dunkle Wolken ziehen am Himmel auf,
untermalt von der epischen Musik aus dem Lautsprecherwagen könnte man
fast meinen, dass jeden Moment die Welt untergeht. Für die rund 200
Demonstrant*innen, die sich am Dienstagabend in Berlin-Mitte versammelt
haben, ist jedoch nicht das Wetter ihr größtes Problem. Viel mehr Sorgen
macht ihnen das Treffen von Verfassungsschutz und Großkonzernen, das in
diesen Tagen in der Hauptstadt stattfindet. »Extremismus – steigende
Gefahr für Sicherheit und Reputation von Unternehmen« heißt die
Konferenz, die das Bundesamt für Verfassungsschutz gemeinsam mit der
Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft (ASW) an diesem Mittwoch in
Berlin ausrichtet. »RWE, BASF, Telekom und Co. sollen dort auf
Staatskosten beraten werden, wie sie Proteste gegen ihre rücksichtslose
Profitgier klein kriegen«, kritisiert das »Bündnis gegen das
Stelldichein von Verfassungsschutz und Kapital«. Gegen den Auftakt der
Tagung am Dienstagabend in der »Sodom und Gomorra-Bar« haben sie daher
eine Protestkundgebung angemeldet, woraufhin das »Get-together« der
Konferenzteilnehmer*innen kurzerhand abgesagt wurde. Die Aktivist*innen
freut’s, sie sind trotzdem gekommen und feiern eine »Extremisten-Party«.
»Wir hätten gerne mitgefeiert, aber wir feiern lieber mit euch auf der
Straße, als mit den Überwachungs- und Ausbeutungsextremisten da
drinnen«, ruft eine Sprecherin von »Ende Gelände« vom Lautsprecherwagen…“ – aus dem Bericht „Keine Party ohne Extremisten“ von Marie Frank am 27. März 2019 in neues deutschland über die Aktion am selben Tag. Siehe dazu auch einen weiteren aktuellen Beitrag:
- „Dem Kapital zu Diensten“ von Nico Popp am 28. März 2019 in der jungen Welt weist bei der Berichterstattung über den öffentlichen Teil des Treffens unter anderem darauf hin: „Die
SPD muss aufpassen. In Berlin zerbrachen sich am Mittwoch bei einer
gemeinsam ausgerichteten »Sicherheitstagung« Spitzenvertreter des
Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) und Konzernsicherheitsleute der
Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft (ASW) über den »Extremismus«
als »steigende Gefahr für Sicherheit und Reputation von Unternehmen« den
Kopf. Und Sinan Selen, der neue Vizepräsident des BfV, will offenbar
nicht die Hand für die Partei ins Feuer legen. Bei der Pressekonferenz
darauf angesprochen, dass der 2018 geschasste ehemalige BfV-Präsident
Hans-Georg Maaßen vor einigen Monaten »linksradikale Kräfte« in der SPD
ausgemacht hatte, die Behörde also Unternehmen womöglich auch vor dem
»linken Flügel« dieser Partei »warnen« müsse, verwies Selen reichlich
gewunden auf das »klare Regelwerk« und den »klaren Extremismusbegriff«
des BfV. Sein Amt könne nur »beraten« und auf »bestimmte gefährliche
Entwicklungen« hinweisen: »Die Schlüsse müssen andere ziehen.« Dass
»Extremisten« an den unwahrscheinlichsten Orten lauern, wissen die Leute
von ASW und BfV aus eigener Anschauung. Erst am Vorabend hatten sie das
im Tagungsprogramm angekündigte lockere »Get together« abblasen müssen:
Linke Gruppen hatten zu einer Kundgebung in der Nähe der dafür
vorgesehenen Bar Sodom & Gomorra aufgerufen; etwa 200 Menschen kamen
und demonstrierten anschließend zum Steigenberger-Hotel am
Hauptbahnhof, wo am Mittwoch die Tagung stattfand…“
- Keine Party, aber Demonstration beim Treffen von Verfassungsschutz und Unternehmen
„Ende März treffen sich in Berlin Großunternehmen wie RWE, BASF und
Telekom mit dem neuen Präsidenten des Bundesverfassungsschutzes.
Gemeinsam wollen sie sich darüber austauschen wie verhindert werden
kann, dass “Extremisten” das Image von Unternehmen in Misskredit
bringen. Lautstarken Protest gegen ihre rücksichtslosen
Profitinteressen, Ausbeutung, Menschenrechtsverletzungen und ihren
Überwachungsstaat möchten sie auch an diesen Tagen lieber gar nicht
hören und haben daher ihren Abendempfang im “Sodom und Gomorra”
abgesagt. Dies ist zwar ein kleiner Erfolg, doch einen ruhigen Abend
werden sie von uns nicht bekommen! Wir ziehen vor das Hotel
Steigenberger und tragen unsere Wut an den Ort, an dem sie planen uns
zum Schweigen zu bringen! Die Party crashen – Jetzt erst recht!“ – aus dem Beitrag
„[UPDATE] Crash the Party: Demonstration gegen das Treffen von
Verfassungsschutz und Kapital!“ vom Bündnis gegen die
Verfassungsschutztagung am 24. März 2019 bei de.indymedia ,
worin unterstrichen wird, dass zwar die „Party“ abgesagt ist, nicht
aber die gemeinsame Konferenz von Verfassungsschutz und Unternehmen.
Siehe dazu auch eine Aktualisierung:
- „Solidarität
vom Hambi bis nach Berlin! – Übersichtsartikel zum
Anti-Verfassungsschutz-Protest“ am 22. März 2019 bei de.indymedia gibt einen Überblick über den Stand der Dinge: „Jenes
Vorhaben gewinnt derzeit immer mehr an Kontur und wird zum
Selbstläufer. Mittlerweile ruft auch die Gruppe TOP B3RLIN zur
Kundgebung auf und das Klimaschutznetzwerk Ende Gelände
Berlin/Brandenburg mobilisiert mit einem eigenen Aufruf zum Rosenthaler
Platz. Ende Gelände setzt hier mehr auf einen Satirischen Ansatz und
empfiehlt das Mitbringen von Abendgarderobe und Sekt. Schilder mit
Aufschriften wie:»Extrem darf nur das Wetter sein – stoppt die Öko-Terroristen!.«, »Ich als Nazi danke dem Verfassungsschutz von Herzen für die gute Unterstützung.«, »Endlich immer Sommer – Klimakrise sponsort bei BRD & RWE.«werden
für den Empfang der reaktionären Partygäste als Botschaften nahelegegt.
Aus dem Hambi hat uns zudem ein Solidaritätsfoto erreicht (siehe oben),
mit dem die Aktivist*innen vor Ort die Mobilisierung gegen diese miese
Veranstaltung unterstützen…“
- „Sodom
& Gommora: Stelldichein zwischen Verfassungsschutz & Kapital
direkt am Rosenthaler Platz“ am 13. März 2019 bei der Antifa Nordost hebt unter anderem hervor: „… Die
Tagung selbst findet am Steigenberger Hotel am Kanzleramt statt und ist
explizit nicht öffentlich, mit Ausnahme der anfänglichen Grußworte und
einer Pressekonferenz. Aber wir haben schon mal ins Programm geguckt und
wurden nicht enttäuscht: Das Highlight ist der Vortrag des Leiters für
Konzernsicherheit Stefan Engelbrecht bei RWE zum Thema Unternehmen als
Ziele linksextremistischer Agitation. Ob er auch darüber sprechen wird,
wie RWE im Hambi für seine kapitalistische Wertschöpfung rodet oder wie
RWE seine privaten Schlägertrupps gegen Aktivist*innen ins Feld schickt?
Vermutlich nicht. Direkt danach spricht CEO Christiane Schulz für Weber
Shandwick, einem der größten Public-Relations-Konzerne der Welt, zum
Thema Wenn Extremisten über mein Unternehmen sprechen:
Kommunikationsstrategien. Weber Shandwick arbeitet unter anderem für
Nestlé, die Deutsche Telekom, Honeywell (Rüstung, Luftfahrt und Chemie),
und Lloyd‘s of London (Versicherungsbörse). Weber Shandwick sitzt
ebenfalls in Prenzlauer Berg, in der Schönhauser Allee 37 in der
Kulturbrauerei. Vielleicht kann RWE seinen massiven Imageschaden ja mit
Schulz‘ Hilfe abwenden. Wir wünschen es ihnen nicht…“ und verlinkt auch das offizielle Veranstaltungsprogramm.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen