Sieben Stunden Kessel für eine Festnahme
Das große Wiener Fußballderby zwischen dem FK Austria Wien und dem SK Rapid Wien ist das Spiel der Spiele im österreichischen Fußball. Doch über 1300 Fans von Rapid konnten das Auswärtsspiel ihrer Mannschaft diesmal nicht im Stadion der Austria verfolgen. Stattdessen wurde der Fanmarsch der »Grün-Weißen« von der Wiener Polizei bis zu sieben Stunden lang bei Minusgraden im Freien festgesetzt, alle Anwesenden wurden einer Identitätsfeststellung unterzogen.
Laut Polizei wurde die Massenkontrolle des Fanmarsches durchgeführt, nachdem kurz nach 15 Uhr einige Rapid-Fans die Brücke über eine Autobahn passiert hatten. Dabei handelt es sich um die Wiener Südosttangente, die am meisten befahrene Autobahn des Landes. Videos der Polizei aus einem Helikopter zufolge kam es dabei zum Wurf von weißen Gegenständen - vermutlich von Schneebällen. Die können für fahrende Autos durchaus gefährlich sein.
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Unmittelbar danach kesselte die Polizei den gesamten Fanmarsch ein - auf einem Trampelpfad unmittelbar neben der Autobahn. Gegenüber »nd« weist Helmut Mitter von der Rechtshilfe Rapid auf diesen Umstand hin: »Wenn die Polizei der Meinung ist, dass hier eine Gefahrensituation besteht, wirkt es seltsam, wenn sie dann selbst diese Gefahrensituation über sieben Stunden lang aufrechterhält.«
Laut Polizei wurden in den folgenden Stunden insgesamt 1338 Identitätsfeststellungen durchgeführt. Für die Eingeschlossenen bedeutete die Wartezeit eine Tortur, wie mehrere Fans gegenüber »nd« berichten und in den sozialen Netzwerken beschreiben. Bei rund zwei Grad unter Null wären etliche Menschen wegen Unterkühlung kollabiert. Die Polizei spricht von »lediglich« drei Personen, die von der Rettung abtransportiert werden mussten sowie 22 Hilfestellungen durch Polizeisanitäter. Erst gegen 22 Uhr konnten die letzten Menschen den Kessel verlassen.
Die Polizei schreibt in einer Mitteilung, dass am späteren Abend Wasser und Tee verteilt worden seien, »nd« konnte das vor Ort nicht beobachten. Unbestritten ist, dass es für die Eingeschlossenen weder Nahrung noch Sanitäranlagen gab. Männer und Frauen mussten ihren Toilettengang mitten im Kessel verrichten. Laut SK Rapid waren im Kessel auch Frauen, Kinder sowie eine junge Frau, die aufgrund ihrer Diabetes-Erkrankung Insulin benötigt.
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