Dienstag, 17. März 2015

[Hoppetosse] Umwelt&Macht - der Newsletter am 11.3.2015: Schwarzfahr-/Nulltarif-Aktionen +

************www.umwelt-und-emanzipation.de.vu************** DARF GERNE WEITERGELEITET WERDEN ... GANZ ODER TEXTWEISE *************Verfasst von: Jörg Bergstedt*************** Umweltschutz-von-unten-Newsletter am 11.3.2015 (mit Nachrichten zu den Gentechnik-Seilschaften) Hallo, Hauptthema dieses Newsletters sind die Aktionstage für einen Nulltarif im öffentlichen Personenverkehr vom 2.-5.3. - endlich mal wieder erfrischende Direct-Action mit erheblicher Öffentlichkeitswirkung (siehe Bericht unten). Leider haben nur sehr wenig Menschen mitgemischt, auch aus der Aktivist_innenszene hielten sich die meisten raus. Da ist ohnehin viel die Luft raus. Es wäre also Zeit, dass auch mal neue Leute aktivistischer werden. Wo seid Ihr? Dazu passt der Protest gegen das TTIP. Ich hatte mich schon vor längerer Zeit mal kritisch zur Fokussierung auf dieses Thema geäußert, was einige Menschen befremdet hat. Seitdem beobachte ich das Geschehen aus gewisser Distanz - und möchte mich erneut äußern. Auch diesmal wieder kritisch. Ich bin auch ein bisschen enttäuscht, dass aus dem relativen Erfolg des Gentechnik-Widerstandes offenbar kein Lernen erfolgt. TTIP steht für mich als Abkürzung für eine "Taktik zur Transformation politische Initiativen in eine Profi-Protestkultur". Aber dazu mehr, auch wenn ich hier - wie üblich - eine Außenseiterposition innerhalb politischer Bewegung beziehe. Für alle, die Lust haben, kreative Aktionsformen zu lernen, gibt es gleich drei Möglichkeiten in den nächsten Wochen: - 21./22. März: Direct-Action-Training in Stuttgart - 28./29. März das gleiche mit Schwerpunkt Psychiatriekritik in Wasserburg - 17.-19. April: Direct-Action-Training in Hildesheim Außerdem führen Veranstaltungstouren Ende März nach Bayern, Ende April in den Norden und Westen sowie Anfang Mai in den Norden und Nordosten. Bei allen Touren sind noch Termine frei - wer hat Lust auf eine Veranstaltung? Zu all dem mehr also nun mehr im Newsletter - noch dazu viele Nachrichten ... Gruß aus der Projektwerkstatt, Jörg ******************* TOPTHEMA: „Schwarzfahren“ mit Kennzeichnung Die Zusammenfassung: Schwarzfahr-Aktionstage vom 2. bis 5.3.2015 Direct-Action nach Bilderbuch: Mit einer 30-stündigen Aktionserie haben einige Aktivist_innen eine Debatte angezettelt um den Unsinn des Bestrafens von Schwarzfahrer_innen, von Fahrkarten überhaupt und gleich noch für eine andere Verkehrspolitik geworden. Start war in Kempten, es folgte eine erste Aktions-Zugfahrt nach München, dort Aktionen, Demos und ein Strafprozess. Die nachfolgende Aktions-Zugfahrt nach Frankfurt war am aufreibendsten, aber nötig. Denn am 3.3.ging es - wieder per Aktionszugfahrt - nach Gießen und dem Prozess dort. Richtig toll: Unabhängig organisierten Aktivist_innen abends eine weitere Aktionszugfahrt ab Göttingen. Nach einem Tag Pause folgte am 5.3.2015 in Gießen dann noch ein weiterer Strafprozess (erster Überblick über alles). Der Hintergrund: Mobilität für alle & Nulltarif in Bussen und Bahnen - weg mit dem Autowahn! Es ging von Anfang an um mehr als "nur" die Kritik an der Kriminalisierung des Fahrens ohne Ticket. So wurde auf dem dann während der Aktion genutzten Flugblatt (welches zeitlos ist, also bei Aktionen und z.B. auch beim offenen Schwarzfahren weiterhin eingesetzt werden kann). Dort wurde das gesamte Fahrkartensystem und überhaupt die Unterwerfung der Mobilität unter Kapitalzwänge kritisiert. Auszug: • Wer sich kein Ticket leisten kann oder will, tut das oft aus Mangel an Geld. So sind die arm gehaltenen Menschen weniger unterwegs, leben sozial isolierter und sind in ihren Möglichkeiten erheblich eingeschränkt. Für Menschen mit sehr wenig Geld bleibt nur die Qual der Wahl zwischen Schwarzfahren oder dem Verzicht auf Fortbewegung. • Wenn etwas richtig viel Geld verschwendet, dann das Fahrkartenwesen selbst. Ungefähr ein Fünftel der Einnahmen werden von Buchhaltung, Automaten, Preisberatung, Kontrollen und der Werbung für Fahrkarten aufgefressen. Dabei sind die Kosten für Gerichtsverfahren und Gefängnisse noch gar nicht mitgerechnet. Fazit: Wenn Sie mit Ticket in einer Bahn sitzen, neben Ihnen jemensch schwarz fährt oder sein_ihr Ticket teilt, dann ist Ihr Fahrpreis dadurch nicht höher geworden. Stattdessen müssen Sie aber nicht die Kontrolleur _innen mitbezahlen, sondern den_die Kontrolleur_in. Es geht auch anders! Wir fordern eine Abkehr vom Fahrkartenwesen. Mobilität ist Menschenrecht. Daher: Nulltarif für alle! Fahrpreise halten Menschen davon ab, den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Würden jedoch mehr Menschen Busse und Bahnen nutzen, müssten mehr Linien in dichterem Takt fahren – auch in abgelegene Bezirke und Regionen. Das wäre doch gut, oder? Das verbessert die Mobilität für alle. Und hat noch weitere Vorteile: • Freiflächen und sichere Aufenthaltsräume in Dörfern und Städten verschwinden durch den massiven Autoverkehr. Wenn mehr Menschen mit Bussen und Bahnen unterwegs sind, könnten Tiere, Kinder oder Erwachsene viele der bisher für den Autoverkehr genutzten Parkplätze und Straßen zurückerobern als ruhige und kreative Spiel-, Flanier-, Erholungs- oder Gestaltungsräume direkt am Wohnort. • Ob Millionär_in oder HartzIV – das Ticket von A nach B kostet für beide gleich viel. Ist das nicht völlig ungerecht? Mit einem Nulltarif können alle Menschen in gleicher Weise mobil sein. Einen genauen Bericht über den Aktionsverlauf mit Links auf noch genauere Berichte findet Ihr unter https://linksunten.indymedia.org/de/node/136745 ... angucken, genießen! Wie weiter? Viele weitere Aktionen sind möglich, unter anderem die Idee kleinerer Aktionsschwarzfahrten an verschiedenen Orten (z.B. bei einer Station einsteigen, flyern und informieren, wieder raus). Wie wäre es, wenn Leute, die sowieso schwarzfahren, das künftig mit Kennzeichnung, offensiv und mit Flyern machen? Und die, die vor Gericht stehen, daraus Aktionen machen? Wer beteiligt sich an einer Massenzeitung, die als bunter, inhaltsreicher Flyer überall eingesetzt werden kann? Wo laufen noch Prozesse? Wer macht darauf Aktion? In Gießen gehen die beiden Prozesse ohnehin weiter. Für die Berufungsverhandlung ist auch schon der Folgetermin klar: Mittwoch, den 18.3., um 9 Uhr im Landgericht Gießen (Raum 15). Wieder die Konstellation Jörg B. gegen Richter Nink. Könnte sich also lohnen, obwohl der Angeklagte um den Blockupy-Aktionstag weiß. "Ich stelle einen Antrag, den Prozess abzukürzen, damit alle zumindest zu den Demos rechtzeitig ins nahe Frankfurt weiterfahren können - auch wenn ich die direkten Blockaden wichtiger finde", kündigt der Angeklagte an. Denn draußen auf der Straße gilt wie im Gerichtssaal: Wichtiger als Mitlatschen oder Zugucken ist Selbermachen! Sicher ist wohl auch: Es werden nicht die einzigen Prozesse bleiben - und am Ende dürften ohnehin Revisions- oder sogar Verfassungsgericht darüber entscheiden, ob provinzielle Richter_innen so einfach mit ihren Urteilen unter Strafe stellen können, wofür es keine gesetzliche Grundlage gibt. Unabhängig davon wäre es schön, die Kampagnen für Fahrkarten-Teilen, pinke Punkte, Nulltarife in Kommunen usw. wieder in Gang zu bringen. Die sind vielfach eingeschlafen. Kreative Aktionsformen können helfen, das Thema nochmals auf die politische Agenda zu bringen - als Ende des Nazi-§265a und als Beginn des Freifahrens in Bussen und Bahnen. Alle Informationen, Gesetzestexte und -kommentare, Urteile und Studien zum Nulltarif unter www.schwarzstrafen.de.vu ******************** DER FILM "Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik" Ja, den gibt es jetzt - als Download (schaut nach auf www.projektwerkstatt.de/filme) und auf DVD (www.aktionsversand.de.vu). Ihr könnt ihn schon auf Euren Veranstaltungen zeigen, aber bitte noch nicht auf Youtube oder im Kino spielen, weil wir uns mit dem Film beim Filmpreis Mecklenburg-Vorpommern beworben haben. Ende März wird sich zeigen, ob er nominiert wird - dann würde Anfang Mai die Ur-Aufführung in Schwerin folgen. Sonst kann er ab dann uneingeschränkt verwendet werden. Die Beschreibung: Film "Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik" 124 spannende Minuten über die Hintergründe der aufstrebenden, profitträchtigen Technik und den Widerstand dagegen. In Hunderten von Zitaten, Interviews, Bildern und Filmsequenzen wird nachgezeichnet, wie Parteien, Landesregierung, Universität Rostock, große Welt- und dubiose Kleinstfirmen in Mecklenburg-Vorpommern ein Eldorado der Agro-Gentechnik aufbauten. Doch aus der vermutet widerstandslosen Region wurde ein bemerkenswertes Symbol für die Kraft des Widerstandes, in dem sich kreative Aktivist_innen, Umweltschützer_innen und Anwohner_innen gegen die scheinbare Übermacht verbündeten. Spektakuläre Bilder von Feldbesetzungen, O-Töne von Ohrenzeug_innen der nächtlichen Feldbefreiungen und Dokumente aus dem Inneren der Gentechnik-Seilschaften machen den Film zu einem bemerkenswerten Rückblick auf fast zehn Jahre Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik. Am Ende siegte, zumindest in Deutschland und vorläufig, der Widerstand - ein nicht alltägliches Ergebnis. Wie das kam, zeigt der Film - am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern. Alles weitere auf www.projektwerkstatt.de/filme. Es ist ja der erste größere Film aus der recht neuen Filmschneideecke in Saasen. Die ist fast komplett durch allerlei Spenden inzwischen einigermaßen gut ausgestattet. Was noch fehlt, ist eine hochwertige Kamera mit der Möglichkeit, externe Mikrofone anzuschließen. Entsprechende Buchsen müssen also vorhanden sein. Außerdem braucht es immer wieder Festplatten – so Filme sind ungeheuer speicherintensiv. Externe USB-, interne IDE- oder SATA-Festplatten ab 100 GB sind weiter hilfreich. Ebenso Flachbildschirme ab 19 Zoll. Ansonsten findet sich die Sachspendensuchliste immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht. ******************** NEUES AUS DEN AGRO-SEILSCHAFTEN Polemik aus dem Gentechnik-Fanblock: „Wir haben es satt“ = PEDIGA??? Mit Nazi-Vergleichen sind die Gentechniklobbyist_innen ja geübt – mensch denke an die absurde Behauptung des Prof. Klaus Ammann, die Lage der Gentechniker_innen in Deutschland sei ähnlich der von Juden im Dritten Reich. Nicht viel besser war der Versuch, aus der Kritik profitgeleiteter Wissenschaft eine neue Variante der Bücherverbrennung zu basteln. Aktuell dienen die dumpfen bis braunen Pegida-Aufläufe für solche Niveaulosigkeiten. In einem Kommentar von Joachim Müller-Jung, seit 2003 Ressortleiter der FAZ für Natur und Wissenschaft heißt es (FAZ am 22.1.2014, http://www.faz.net/aktuell/wissen/verbot-der-gentechnik-pegida-in-gruen-ein-kommentar-13379736.html): „Die Großdemonstration zum Start der Grünen Woche in Berlin war das Pegida der Wissenschaft. Wut statt Vernunft, das hat auch dieser Marsch von Zehntausenden gegen Gentechnik, Intensivlandwirtschaft und Freihandelsabkommen gezeigt, ist ein lautes und ergo probates Mittel der Öffentlichkeitsarbeit. ... Nun kann man den Menschen sehr wohl ihre Meinung und ihre Verschwörungstheorien lassen, ohne gleichzeitig die Politik aus ihrer Verantwortung für die Wahrheit zu entlassen. Denn sie treibt damit ein doppeltes Spiel auf dem Rücken der Wissenschaft. Der Präsident der Royal Society, Nobelpreisträger Paul Nurse, hat die politische Rede gegen unpopuläres Wissen kürzlich als einen Mangel an Führungsstärke bezeichnet. Es ist mehr: die Feigheit vor den Fakten und die Kapitulation vor der Demagogie. Eine Bankrotterklärung der Aufgeklärten.“ Aktualisierte Übersicht über Seilschaften Andreas Bauer-Panskus und Christoph Then haben zusammengetragen, was sich in den letzten Jahren Neues getan hat in den Gentechnik-Seilschaften – quasi ein Update zu „Monsanto auf Deutsch“. Die Veröffentlichung unter dem Titel „Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit“ kann unter www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf heruntergeladen werden. Wie bei den beiden Autoren üblich, ist die Schrift sehr empfehlenswert. Neue Namen werden benannt, während gescheiterte Existenzen wie Kerstin Schmidt sogar noch vom an Genehmigungsverfahren beteiligten BfR in die Gentechnikkommission gehievt wurden. Eine Mathematikerin, die Raps und Rüben nicht unterscheiden kann (siehe www.biotech-seilschaften.de.vu) als Risikowissenschaftlerin – offenbar gibt es in der „Szene“ kein besseres Personal. Zusammenfassend meinen die Autoren: „Insgesamt ergab sich das Bild einer organisierten und zum Teil verdeckten Einflussnahme auf Behörden und Forschung insbesondere im Bereich der Agro-Gentechnik. ... Es zeigt sich, dass die Politik auch bei äußerst problematischen Personalien über Jahre hinweg nicht aktiv wird. Der gegenwärtige Zustand ist das Ergebnis einer regelrechten Tradition der institutionellen Verflechtung zwischen Behörden und industrienahen Einrichtungen in Deutschland. Dabei scheint sich die Bundesregierung auf den Standpunkt zu stellen, dass man Interessenkonflikte am besten einfach verleugnet. Ähnlich wie dies im Umfeld der Tabakindustrie über Jahrzehnte hinweg üblich war (siehe zum Beispiel Kyriss et al., 2008; Grüning et al., 2012), hat sich hier eine gewisse Selbstverständlichkeit im distanzlosen Umgang mit den Interessen der Industrie entwickelt, eine Überprüfung der Unabhängigkeit findet oft nicht statt. Damit leistet die Bundesregierung einem äußerst bedenklichen Zustand Vorschub: Die vielfältigen Verflechtungen weisen darauf hin, dass die Industrie über verschiedene Institutionen versucht, systematisch Einfluss auf Behörden, Forschung und Risikobewertung zu nehmen. Die beschriebenen Netzwerke nehmen Einfluss auf die Forschungspolitik, die Risikoforschung, die Durchführung von Forschungsprojekten, die Entscheidungsfindung in der Politik und die öffentliche Meinung. Gleichzeitig hat der Einfluss der Industrie über Drittmittel-Projekte auch an den Universitäten in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Heute dominiert daher die Sichtweise der Industrie in der Diskussion über Gentechnik-Risiken. Dies gibt Anlass zur Sorge, dass beispielsweise eine kritische Untersuchung der Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen erheblich be- bzw. verhindert wird. Damit haben Politik und Gesellschaft keine ausreichende Basis, um Chancen und Risiken des Einsatzes der Agro-Gentechnik wirklich abzuwägen.“ Leider fehlen wieder alle Hinweise auf „Monsanto auf Deutsch“ als Quelle. Wer von den Geldern der Obrigkeit lebt, spielt halt nicht gern mit den Schmuddelkindern … Gentechnikverbreitung weltweit Burkhard Roloff vom BUND Mecklenburg-Vorpommern schickte den folgenden Text – danke sehr! Die Lobbyagentur ISAAA (International Service for the Acquisition of Agri-Biotech Applications) hat ihren Bericht über die weltweiten Gentech-Anbauzahlen für das Jahr 2014 herausgegeben (s. Anhang). Der jährlich erscheinende Bericht wird von der Gentech-Industrie finanziert. Da keine Quellen genannt werden, sind die in den Berichten aufgeführten Zahlen nicht überprüfbar. Unabhängige Statistiken zum Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen stehen bisher kaum zur Verfügung, da viele Länder den Anbau von Gentech-Pflanzen nicht gesondert erfassen. Damit ihr die neuen Zahlen besser einordnen könnt, habe ich sie zu den geeigneten Gesamtgrößen in Bezug gesetzt. • Weltweiter Gentech-Anbau: Die ISAAA vermeldet für das Jahr 2014 insgesamt eine Gentech-Anbaufläche von 181 Millionen Hektar. Bezogen auf die weltweite landwirtschaftliche Nutzfläche von rund fünf Milliarden Hektar sind das etwa 3,6 Prozent. Bezogen auf die weltweite Ackerfläche von rund 1,4 Milliarden Hektar sind das etwa 12,9 Prozent. Wie in ihrem letzten Bericht spricht die ISAAA von 18 Millionen Gentech-Landwirten. Bezogen auf 2,6 Milliarden Landwirte weltweit (Weltagrarbericht 2009) sind das nur rund 0,7 Prozent. • EU-weiter Gentech-Anbau: Genau wie im letzten Jahr wuchs die einzige Gentech-Pflanze mit einer EU-Anbauzulassung - der MON810-Mais - in Spanien, Portugal, Tschechien, Rumänien und der Slowakei. Im Jahr 2014 sollen es insgesamt rund 143.000 Hektar gewesen sein. Bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche der EU sind das 0,08 Prozent. Bezogen auf die EU-Ackerfläche sind das 0,13 Prozent. Das Gros der Gentech-Pflanzen wuchs wieder in Spanien (131.538 ha, 92%) und Portugal (8.542 ha, 6%). Dort lagen im Jahr 2014 rund 98 Prozent der EU-weiten Gentech-Anbauflächen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Gentech-Anbaufläche um vier Prozent geschrumpft. Die ISAAA nennt in ihrem Bericht nur die Gentech-Anbauzahl für Spanien. Mute Schimpf (Friends of the Earth Europe) hat eine tabellarische Übersicht mit den Gentech-Anbauzahlen für die EU erstellt. Die Zahlen beruhen auf offiziellen Regierungsangaben. Eine deutsche Fassung findet ihr im Anhang. Aber auch diese Daten können kein genaues Abbild der Wirklichkeit liefern, da sie lediglich auf Schätzungen beruhen. Einige Länder berechnen ihre Gentech-Anbauflächen, indem sie bei den Saatgut-Verkäufern die Verkaufszahlen des Gentech-Saatguts abfragen. In Spanien geht man davon aus, dass Landwirte für die Bestellung eines Hektars 85.000 Saatkörner benötigen. Was ist mit RTDS? Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat in einem Bescheid vom 5. Februar 2015 einen mit Hilfe von kurzen Abschnitten synthetischen Erbguts (Oligonukleotiden) entwickelten sogenannten RTDS-Raps der Firma Cibus als - nicht als Gentechnik im Sinne des Gentechnikgesetzes - eingestuft. Dadurch könnten jetzt entsprechende herbizidresistente Pflanzen ohne Sicherheitsprüfung und Kennzeichnung angebaut werden. Gegen diesen Bescheid legen zahlreiche Organisationen und Unternehmen Widerspruch beim BVL ein. Zudem veröffentlichen sie ein gemeinsames Forderungspapier und appellieren an Landwirtschaftsminister Schmidt, die Freisetzung zu stoppen. Sie befürchten eine unkontrollierte Ausbreitung der Pflanzen in der Umwelt und warnen vor einer Aushöhlung des EU Gentechnikrechtes. „Verfahren, bei denen künstliches Erbgut zur Manipulation der Gene von Pflanzen oder Tieren ein­ge­setzt wird, sind nach EU-Recht eindeutig als Gentechnik einzustufen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit muss seinen Bescheid, in dem es einen herbizidresistenten Raps der Firma Cibus nicht als Gentechnik einstuft, zurücknehmen - aus Vorsorgegründen und zum Schutz der gentechnikfreien konventionellen und ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft. Raps kreuzt in der Natur sehr schnell aus und kann seine Eigenschaften an andere Kulturpflanzen und Wildkräuter weiter geben, aber auch selbst zum Unkraut werden. Diese manipulierten Pflanzen sind weder kontrollierbar noch rückholbar. Landwirtschaftsminister Schmidt muss umgehend handeln“, sagt Annemarie Volling von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. im Namen der Verbände und Betroffenen. RTDS steht für „Rapid Trait Development System“ und gehört zur so genannten ODM-Technik, der Oligonukleotid-gerichteten Mutagenese. Hier werden sehr kurze Abschnitte der Erbsubstanz (DNA) synthetisch im Labor nachgebaut und mit zusätzlichen Eigenschaften versehen - zum Beispiel einer Herbizidresistenz. Diese kurzen syntheti­sierten DNA-Abschnitte (Oligonukleotide) werden in die Zellen eingeschleust. Die Pflanzenzelle wird dabei veranlasst, die eigene DNA-Sequenz dem fremden Vorbild anzupassen, wodurch es zu einer Veränderung der pflanzlichen DNA an der gewünschten Stelle kommen soll. Der genaue Mechanismus ist noch unverstanden. Es hat bisher weder eine systematische Sicherheits- und Risikobewertung der Technik, noch der damit erzeugten Pflanzen stattgefunden. Gemäß der EU-Richtlinie 2001/18 sind Technologien zur Veränderung des Erbgutes, bei denen DNA außerhalb des Organismus aufbereitet wird und zur Veränderung der Genetik in die Zellen eingeführt wird, als Gentechnik einzustufen. Die den Widerspruch einlegenden Organisationen und Unternehmen fordern den zuständigen Minister auf, das BVL zur Aufhebung des Bescheids anzuweisen. Gemeinsam fordern sie von der Politik die Stär­kung des in der EU gültigen Vorsorgeprinzips. Eine umfassende Sicherheitsprüfung und Kennzeichnung für Pflanzen und Tiere, deren Erbanlagen mit Hilfe von sogenannten Oligonukleotiden verändert wurden, ist sicher zu stellen. Zudem muss in der EU der Anbau von herbizidresistentem Raps grundsätzlich verboten werden. (siehe auch unter www.abl-ev.de/themen/gentechnikfrei/hintergruende-positionen.html) Wer regelmäßig Nachrichten aus der Agrogentechnik-Welt haben will, kann auf dem Nachrichtenportal www.keine-gentechnik.de nachsehen und/oder den GMwatch-Newsletter beziehen, den es auch als deutsche Übersetzung gibt. Mehr unter www.gmwatch.org/index.php/news/newsletter-subscription. ********************* STOFF ZUM NACHDENKEN TTIP = "Taktik zur Transformation politische Initiativen in eine Profi-Protestkultur" ... ein paar kritische Gedanken Es ist unheimlich. Niemand weiß so richtig, was in dem Vertrag stehen wird. Und was kann mensch dagegen schon tun? Alles unklar und keine konkreten Aktionsideen - das ist der Stoff, aus dem in heutiger Zeit die prägenden politischen Kampagnen entstehen: Angst und Ohnmacht formen eine Empörung ohne eigene Handlungsoptionen. Professionelle Bewegungsagenturen nutzen das aus und präsentieren sich als Rettung – gesetz dem Fall, dass genügend Menschen Geld spenden und so die scheinbar handlungskompetenten Apparate mit ihren aufgeblähten Hauptamtlichenbüros sichern. Damit verschärft sich, was ohnehin gerade läuft: Handlungsfähige Basisinitiativen lösen sich mehr und mehr auf oder werden zu reinen Zuarbeits-Vereinen für die Hauptamtlichenapparate namens Campact, Umweltinstitut und andere. Die klassischen Umwelt-NGOs, von den modernen Massenmail-Agenturen ein wenig abgehängt, hecheln hinterher und bauen ihre Strategien nun ebenfalls auf diese Arbeitsweise um. Ziel ist hier nicht (mehr), die Menschen zum Widerstand zu ermutigen oder gar zu schulen (wer macht das eigentlich noch?), sondern Herden bereitwilliger Spender_innen aufzubauen und zu unterhalten, damit der Euro rollt. Keine Frage: Hier wächst zusammen, was zusammen gehört. Denn die Masse der Menschen ist müde, ausgebrannt, fühlt sich ohnmächtig – zumindest die, die länger dabei sind. Die jüngeren Aktiven sind oft ohnehin auf Internetklicks fixiert und in ihrem Leben gewöhnt, nicht selbst die Dinge zu organisieren und bei Bedarf auch zu ändern. So entsteht ein Geben und Nehmen im doppelten Sinne: Die einen geben Geld – richtig viel Geld -, welches in den riesigen Hauptamtlichenapparaten versickert. Aber es wirkt auch umgekehrt, denn die Spender_innen bekommen auch etwas von Campact, Umweltinstitut & Co. – nämlich das gute Gefühl, trotz Wenig- oder Nichtstuns aktiv zu sein: Durch Spenden, Unterschreiben, Klicken. Vermeintliche Erfolgsmeldungen aus den Bewegungsagenturen erhalten dieses gute Gefühl. Insofern ist es tatsächlich Geben und Nehmen: Geld zahlen, dafür gutes Gefühl bekommen. Für den Widerstand ist das fatal – und TTIP ist eine Extremform dieser Entwicklung. Das Thema ist für den beschriebenen Trend bestens geeignet, weil ohnehin niemand recht weiß, worum es überhaupt geht und wie mensch aktiv werden könnte. Also bleibt nur: spenden, Veranstaltungen machen, die Massenmails der irgendwie schlauer wirkenden und sich so darstellenden Hauptamtlichenapparate weiterleiten (am besten 10x über alle möglichen Mailverteiler – viel hilft bestimmt viel …) – und ansonsten die eigene Ohnmacht und Handlungsunfähigkeit kultivieren. Ach, was waren das noch für anstrengende Zeit, als wir gegen Genfelder, Tierhaltungsanlagen, Autobahnen, Stromtrassen oder für eine Entprivatisierung von Wasser- oder Energienetzen stritten. Als wir uns dem Castor entgegenwarfen oder eine Abschiebung verhinderten. Davon ist viel vorbei – und TTIP ist ein Sargnagel beim Tod handlungsfähiger Bewegung. Doch Ohnmacht ist nicht das einzige, was die Debatte um das TTIP auslöst und dem Umbau politischer Bewegung in einer Hauptamtlichen-Spenden-Logik fördert. Die inhaltliche Unbestimmtheit bietet den optimalen Humus für vereinfachte Welterklärungen aller Art. Als die Debatte aufkam, wurde vor allem mit der Angst „argumentiert“, dass die tollen EU-Standards durch die schlechteren US-Standards verdrängt würden. Das ist nicht nur falsch (z.B. das Haftungsrecht ist im angloamerikanischen Rechtsraum viel schärfer), sondern schildert auch das Ziel des TTIP völlig falsch. Es geht um eine Machtverschiebung zugunsten der Konzerne und auf Kosten der Menschen. Ob es europäische oder US-Konzerne sind, die dann davon profitieren, ist völlig egal. Doch das ist offenbar zu kompliziert. Antiamerikanismus zieht in Deutschland mehr. So verteilte Campact auf der diesjährigen Demo „Wir haben es satt!“ industriegefertigte Fahnen (in einem Land billig gedruckt, mit dem Deutschland ein Freihandelsabkommen hat???) mit zwei Symbolen, die als Monster Angst schüren sollten: Monsanto und der Dollar. Das ist primitiver Antiamerikanismus … die Menschen haben die Fahnen massenweise geschwungen. Der Protest gegen das TTIP wird aus zwei Gründen die Debatte noch lange prägen. Erstens ist es das gefundene (Spenden-)Fressen für die modernen Bewegungsführungen. Sie können große Massen von Menschen zu bereitwilligen Melkkühen machen. Vorbei ist das Zeitalter, wo sie sich Bedrohungen durch vermeintliche Neuzulassungen von Genpflanzen ausdenken mussten, um die dadurch schockierten Menschen zum Spenden zu animieren. Ja, wirklich, ihr habt euch nicht verlesen: Campact, Umweltinstitut und andere sind derart geldgierig, dass sie sich Bedrohungen manchmal auch ausdenken, um an euer Geld zu kommen. Dummerweise haben sie damit auch noch Erfolg und kaum jemand wird auf Demos wie „Wir haben es satt!“ so bejubelt wie die Leute, die mit Panikmache, Erfindungen und professioneller Inszenierung eigener (vermeintlicher) Erfolge die Spendengelder locker machen – euer Geld! TTIP steigert das ins Unendliche: Ihr habt gar keine eigene Aktionsmöglichkeit, die großen Hauptamtlichenapparate erscheinen euch als Rettung. Das lässt die Kasse klingeln. Zweitens aber ist gerade die Unbestimmtheit von TTIP gut für die hohe Akzeptanz des Protestes dagegen. Denn wir leben im Zeitalter der vereinfachten Welterklärungen. TTIP passt nicht nur zum weit verbreiteten Antiamerikanismus, sondern auch zu den sich ausbreitenden Behauptungen über Weltverschwörungen, neue Weltordnungen usw. Nicht, dass die Mächtigen in Nationen, Institutionen, Konzernen und den sie überlagernden Seilschaften untätig herumsitzen. Natürlich basteln sie an allen möglichen Strategien, noch mehr auszubeuten, noch mehr zu kontrollieren, noch mächtiger und reicher zu werden. Das ist der Impuls eines Systems, welches (fast) alle Menschen dazu zwingt, sich konkurrierend gegen andere durchzusetzen und aus Geld mehr Geld zu machen. Dass dieses System existiert und die Mächtigen genauso antreibt wie uns, ist aber sehr breit akzeptiert und wird kaum kritisiert. Die meisten derer, die diesen Text lesen, sind unterstützender Teil dieses durch und durch unmenschlichen Systems. Deren Nutznießer_innen aber dürften sich freuen, dass wir uns immer mehr mit absurden Gerüchten über die neue Weltordnung beschäftigen. Völlig egal ist, ob die stimmen oder nicht – es macht uns ohnmächtig. Es gibt da keine Handlungsoptionen. Wir können nur denen Geld spenden, die uns versprechen, uns zu retten. Dummerweise sind die dann Teil des ewigen Spiels um mehr Profit und werden nach immer Geld streben (hier: Spenden) – da sind Campact, Greenpeace, BUND und andere nicht anders als Karstadt, Daimler, BASF oder Tupperware. TTIP passt wunderbar in das Gedankenmodell der Verschwörungen, denen wir ohnmächtig gegenüber stehen. Und in diesem Sinne, perverserweise, ist unser ohnmächtiger Hass auf „die da oben“ genau das, was „die da oben“ brauchen. Wir machen uns selbst zum Kaninchen vor der Schlange. TTIP nimmt uns die letzte Kampffähigkeit. Dabei müssen wir nicht aufhören, auch gegen solche Konzernmachtübernahmen zu kämpfen. Aber wir müssen wieder lernen, dass politische Aktion am Konkreten das Symbolische angreift. Gegen den Castor, weil wir eine andere Energiepolitik wollen. Gegen den konkreten Knast vor Ort, weil uns Strafe und Disziplinierung nicht gefallen. Gegen die Genehmigungsbehörde oder das konkrete Genversuchsfeld, weil uns die Landwirtschaftspolitik nicht passt. Usw. Der Widerstand gegen das TTIP ist, wenn er so weiterläuft wie bisher, eine weitere Beerdigung handlungsfähiger Bewegung – und der weitere Ausbau geldgeiler Hauptamtlichenapparate in Berlin, Hamburg, Verden, München oder sonst wo. Emanzipatorische Gentechnikkritik: www.projektwerkstatt.de/gen/emanz_kritik.htm ******************** TERMINE Veranstaltungen der nächsten Tage und Wochen Sa, 21. und So, 22.3. je 10-17 Uhr in Stuttgart (Umweltzentrum BUND, Rotebühlstr. 86/1 nahe Haltestelle "Schwabstraße"): Direct-Action-Training Du findest, in der Welt läuft einiges verkehrt? Und fühlst Dich ohnmächtig, weil Du oft nicht weißt, wie das Bessere gelingen oder durchgesetzt werden kann? Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen in Zwangsanstalten, Diskriminierung und Ausbeutung - so vieles passiert täglich, aber kaum etwas hilft dagegen? Dann könnte dieses Direct-Action-Training (wahlweise: Workshop) helfen. Denn ganz so ohnmächtig, wie es scheint, sind wir nicht. Im Gegenteil: Es gibt viele Aktionsformen, die wir kennenlernen und üben können, um uns wirksamer wehren zu können, um lauter und deutlicher unsere Stimme zu erheben oder uns politisch einzumischen: Kommunikationsguerilla, verstecktes Theater, gezielte Blockaden oder Besetzungen, intelligente Störung von Abläufen und vieles mehr schaffen Aufmerksamkeit und bieten Platz für eigene Forderungen und Visionen. Wir werden konkrete Aktionsideen besprechen, den rechtlichen Rahmen durchleuchten und einiges ausprobieren. ++ Schon mal informieren? www.direct-action.de.vu ++ Einladungsflyer unter www.projektwerkstatt.de/termine/150321s.pdf Mo, 23.3. um 19 Uhr in Augsburg (Annapam, Bäckergasse 23 im Keller): Einführung in Direct Action (kreative Widerstandsmethoden) mit vielen Beispielen und Tipps Mi, 25.3. um 20 Uhr (Einlass ab 19:30 Uhr) in Dorfen (östlich München, Gasthaus Huber, Landersdorf 8): Vortrag und Diskussion "Macht macht Umwelt kaputt" Do, 26.3. in 26.3. um 19.30 Uhr in Karlsfeld bei Dachau (TSV-Sportgaststätte a.d. Jahnstraße 15): Ton-Bilder-Schau "Gene, Gelder, Gegenwehr (vom Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik ... und was sich daraus für andere Themen lernen lässt)" ++ Inhalt siehe 21.4. Fr, 27.3. ist noch frei ... wer will noch eine Veranstaltung machen? Sa/So, 28./29.3. je ganztags in Wasserburg (genauer Ort nach Anmeldung ++ Infos): Direct-Action-Training (besonders für Psychiatrie-Erfahrene und -Kritiker_innen) Kreativer Protest gegen Einsperren in die Psychiatrie, Zwangsbehandlungen, Begutachtung usw. ++ Einladungsflyer (mit Angaben zu Anmeldung, Übernachtungsmöglichkeiten usw.) unter www.projektwerkstatt.de/psychiatrie/aktionen/150328training.pdf Do, 16.4. in Hildesheim (Projektwerkstatt, Langer Garten 1 ganz nahe dem Bahnhof): Vortrag und Diskussion "Alternativen zu Knast und Strafe" Fr, 17.4. in Hildesheim (Projektwerkstatt, s.o.): Einführungsvortrag zu Direct Action (Beispiele, Bilder, Stimmungen) ... und dann weiter: Sa/So, 17.-19.4. in Hildesheim (Projektwerkstatt, s.o.): Direct-Action-Training ++ Flyer unter http://www.prowe.org/wp-content/uploads/2011/07/DA-Trainging-Plakat_farbig.png Du findest, in der Welt läuft einiges verkehrt? Und fühlst Dich ohnmächtig, weil Du oft nicht weißt, wie das Bessere gelingen oder durchgesetzt werden kann? Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen in Zwangsanstalten, Diskriminierung und Ausbeutung - so vieles passiert täglich, aber kaum etwas hilft dagegen? Dann könnte dieses Direct-Action-Training (wahlweise: Workshop) helfen. Denn ganz so ohnmächtig, wie es scheint, sind wir nicht. Im Gegenteil: Es gibt viele Aktionsformen, die wir kennenlernen und üben können, um uns wirksamer wehren zu können, um lauter und deutlicher unsere Stimme zu erheben oder uns politisch einzumischen: Kommunikationsguerilla, verstecktes Theater, gezielte Blockaden oder Besetzungen, intelligente Störung von Abläufen und vieles mehr schaffen Aufmerksamkeit und bieten Platz für eigene Forderungen und Visionen. Wir werden konkrete Aktionsideen besprechen, den rechtlichen Rahmen durchleuchten und einiges ausprobieren. ++ Infoseite www.direct-action.de.vu Mo, 20.4. um 20 Uhr in Löhne im Bioladen Ulenburg (Ulenburger Allee 70): Ton-Bilder-Schau "Gene, Gelder, Gegenwehr (vom Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik ... und was sich daraus für andere Themen lernen lässt)" ++ Inhalt siehe 21.4. Di, 21.4. um 19 Uhr in Norden (Gebäude der Kreisvolkshochschule): Ton-Bilder-Schau "Gene, Gelder, Gegenwehr (vom Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik ... und was sich daraus für andere Themen lernen lässt)" Mit viel Geld, der Power großer Konzerne und einem geberfreundlichen Staat im Rücken startete 1990 das Projekt, die Landwirtschaft weiter dem Diktat von Markt und Macht zu unterwerfen. Die neue Waffe: Gentechnik. Damit schienen Saatgutkontrolle und Patente möglich - der Traum aller, die Profite erhöhen und Kapital akkumulieren, also kapitalistisch erfolgreich sein wollen. Um ihr Ziel zu erreichen, schufen sie dubiose Firmenkonstrukte, platzierten ihre Leute überall in Behörden und Regierungen und vernetzten die wichtigen Stellen zu Seilschaften der Agrogentechnik. Doch diesmal gewannen sie nicht, zumindest in Deutschland nicht (was nicht reicht!). Denn schon Mitte der 90er Jahre und dann wieder ab 2005 entwickelte sich eine spannende Mischung des Widerstandes: Feldbefreiungen, Feldbesetzungen, Aktionen vor Konzernzentralen und -versammlungen, Recherchen hinter den Kulissen, brisante Veröffentlichungen und viele informative Veranstaltungen. Mit Erfolg: 2011 wurden die letzten Versuchsfelder in einer spektakulären Aktion zerstört. Monsanto, BASF & Co. kündigten ihren Abgang aus Deutschland an. Seit 2013 wächst keine gv-Pflanze mehr. Wie gelang das? Was lässt sich daraus für andere Kampagnen und Aktionen lernen - z.B. für den Widerstand gegen Atom oder Kohle, Tierfabriken oder übergriffige Behörden, Nazis oder Sozialabbau, Militär oder Repression. Fotos, kurze Filme und ausgewählte Anekdoten machen die Ton-Bilder-Schau zu einer rasanten Erinnerung an den Aufstieg und Fall der Agrogentechnik in Deutschland. Am 22.4. kann es eine weitere Veranstaltung im Nordwesten oder Westen (Ruhrpott u.ä.) geben, am 23. im Raum Köln/Bonn ... wer hat Lust auf einen Abend- oder Tagestermin? Donnerstag, 23.4. um 11.30 im Verwaltungsgericht Appellhofplatz, 50667 Köln, Saal 160: Prozess wegen Platzverweis trotz Presseausweis und eindeutig journalistischer Tätigkeit beim Klimacamp 2013 (Jörg Bergstedt gegen Land NRW) 24.-26.4. in Mannheim (Jugendkulturzentrum Forum, Neckarpromenade 46): Anarchistische Buchmesse im Programm u.a.: So, 26.4., um 14.30 Uhr: Den Kopf entlasten - Kritik an vereinfachten Welterklärungen Monsanto ist schuld. Nein, die Bilderberger. Quatsch, der Finanzkapital macht alles kaputt. Hinter allem stecken zwei Bankersfamilien. Europa wird immer mehr amerikanisiert. Geht doch gar nicht, weil Deutschland ohnehin von den USA besetzt ist. Oder gar nicht existiert ... So oder ähnlich klingen viele Erklärungsmodelle für die Ursachen empfundener Missstände. Was sie gemeinsam haben: Sie vereinfachen, verkürzen komplexe Herrschaftsanalysen und spielen mit den Mitteln des Populismus. Statt Menschen zu eigenständigem Denken und kritischem Hinterfragen anzuregen, wandeln sie Ohnmacht oder Empörung in billige Zustimmung - zwecks politischer Beeinflussung, Sammeln von AnhängerInnen und WählerInnen oder auf der Suche nach dem schnöden Mammon in Form von Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Vor allem aber können sie gefährlich sein, wenn plumpe Feindbilder und verkürzte Ursache-Wirkungsketten zu einem Hass gegen Bevölkerungsgruppen führen, denen die Schuld für das Böse auf der Welt zugeschoben wird - der Antisemitismus ist nur ein Beispiel dafür, die Folgen sind bekannt. Im Vortrag (bzw. Workshop) werden Prinzipien vereinfachter Welterklärungen benannt und dann Beispiele vorgestellt, über die jeweils auch kurze Debatten möglich sind. Abschluss ist eine 8-Punkte-Liste für skeptisches Denken. Infoseite: www.kopfentlastung.de.vu So, 3.5. ca. 17/18 Uhr in Schleswig (Näheres folgt): Ton-Bilder-Schau "Gene, Gelder, Gegenwehr (vom Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik ... und was sich daraus für andere Themen lernen lässt)" ++ zum Inhalt siehe 21.4. Mo, 4.5. in Schleswig (Näheres folgt): Vortrag und Diskussion "Macht macht Umwelt kaputt" Genaueres und aktuelle Ergänzungen dann jeweils auf www.projektwerkstatt.de/termin.html Wer hat Lust auf weitere Veranstaltungen? Es werden weitere Vortrags- und Traininsrundtouren folgen: Wer Lust auf eine Abendveranstaltung, ein Training/Seminar oder etwas anderes hat, darf sich gerne schon mal melden. In Planung bisher: • 16.-23. April Nord- und Westdeutschland (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen) • Anfang Mai durch den Norden (Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein) und Nordosten (Mecklenburg-Vorpommern, wahrscheinlich dann auch Richtung Berlin) • Anfang Juni durch Rheinland-Pfalz und Saarland • Mehrere Termine in Köln (13.6., 25.7., 15.8.) - davor/danach jeweisl weitere Termine in Nordrhein-Westfalen möglich Nach „Monsanto auf Deutsch“ (was einfach inzwischen veraltet ist), gibt es drei neue Themen, die zum Thema gut passen und auch dort einen zweiten spannenden Abend versprechen würden, wo „Monsanto auf Deutsch“ schon gelaufen ist: Ton-Bilder-Schau „Gene, Gelder, Gegenwehr“ Mit viel Geld, der Power großer Konzerne und einem geberfreundlichen Staat im Rücken startete 1990 das Projekt, die Landwirtschaft weiter dem Diktat von Markt und Macht zu unterwerfen. Die neue Waffe: Gentechnik. Damit schienen Saatgutkontrolle und Patente möglich - der Traum aller, die Profite erhöhen und Kapital akkumulieren, also kapitalistisch erfolgreich sein wollen. Um ihr Ziel zu erreichen, schufen sie dubiose Firmenkonstrukte, platzierten ihre Leute überall in Behörden und Regierungen und vernetzten die wichtigen Stellen zu Seilschaften der Agrogentechnik. Doch diesmal gewannen sie nicht, zumindest in Deutschland nicht (was nicht reicht!). Denn schon Mitte der 90er Jahre udn dann wieder b 2005 entwickelte sich eine spannende Mischung des Widerstandes: Feldbefreiungen, Feldbesetzungen, Aktionen vor Konzernzentralen und -versammlungen, Recherchen hinter den Kulissen, brisante Veröffentlichungen und viele informative Veranstaltungen. Mit Erfolg: 2011 wurden die letzten Versuchsfelder in einer spektakulären Aktion zerstört. Monsanto, BASF & Co. kündigten ihren Abgang aus Deutschland an. Seit 2013 wächst keine gv-Pflanze mehr. Wie gelang das? Was lässt sich daraus für andere Kampagnen und Aktionen lernen - z.B. für den Widerstand gegen Atom oder Kohle, Tierfabriken oder übergriffige Behörden, Nazis oder Sozialabbau, Militär oder Repression. Fotos, kurze Filme und ausgewählte Anekdoten machen die Ton-Bilder-Schau zu einer rasanten Erinnerung an den Aufstieg und Fall der Agrogentechnik in Deutschland. Vortrag und Diskussion "Macht macht Umwelt kaputt" Herrschaft bedeutet die Möglichkeit, Abläufe und Verhältnisse so regeln zu können, dass andere die negativen Folgen erleiden müssen. Umweltzerstörung basiert regelmäßig auf diesem Prinzip: Industrie und ihre Staaten graben in armen Regionen nach Energiequellen und Rohstoffen, transportieren schiffeweise Nahrungsmittel oder Holz zu sich und kippen den Müll wieder in die Peripherien zurück. Städte nutzen das Umland als Baufläche, Straßentrassen oder für Müllhalden. Die Natur zählt nichts, weil die Menschen in ihr still sind oder still gehalten werden. Wer Umwelt dauerhaft schützen will, muss daher die Machtfrage stellen. Doch was geschieht tatsächlich? Umweltverbände setzen auf Staat, Umweltpolizei, Gesetze und Firmen, um die Welt grün zu halten. Diese Schüsse gehen nach hinten los - schon seit Jahrzehnten. Nötig ist eine Umweltschutzstrategie, die die Menschen ermächtigt, ihr Leben wieder selbst zu organisieren - ohne Hierarchien und Privilegien. Nur ein Umweltschutz von unten ist ein wirksamer Umweltschutz. Infoseite: www.umwelt-und-emanzipation.de.vu Vortrag und Diskussion "Den Kopf entlasten: Kritik anti-emanzipatorischer Positionen in politischen Bewegungen" Monsanto ist schuld. Nein, die Bilderberger. Quatsch, der Finanzkapital macht alles kaputt. Hinter allem stecken zwei Bankersfamilien. Europa wird immer mehr amerikanisiert. Geht doch gar nicht, weil Deutschland ohnehin von den USA besetzt ist. Oder gar nicht existiert ... So oder ähnlich klingen viele Erklärungsmodelle für die Ursachen empfundener Missstände. Was sie gemeinsam haben: Sie vereinfachen, verkürzen komplexe Herrschaftsanalysen und spielen mit den Mitteln des Populismus. Statt Menschen zu eigenständigem Denken und kritischem Hinterfragen anzuregen, wandeln sie Ohnmacht oder Empörung in billige Zustimmung - zwecks politischer Beeinflussung, Sammeln von AnhängerInnen und WählerInnen oder auf der Suche nach dem schnöden Mammon in Form von Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Vor allem aber können sie gefährlich sein, wenn plumpe Feindbilder und verkürzte Ursache-Wirkungsketten zu einem Hass gegen Bevölkerungsgruppen führen, denen die Schuld für das Böse auf der Welt zugeschoben wird - der Antisemitismus ist nur ein Beispiel dafür, die Folgen sind bekannt. Im Vortrag (bzw. Workshop) werden Prinzipien vereinfachter Welterklärungen benannt und dann Beispiele vorgestellt, über die jeweils auch kurze Debatten möglich sind. Abschluss ist eine 8-Punkte-Liste für skeptisches Denken. Infoseite: www.kopfentlastung.de.vu Mehr Infos und weitere Veranstaltungsthemen auf www.vortragangebote.de.vu. ******************** MATERIALIEN Neue DVD "Die Mischung macht's!" ... Richtwert 7 Euro Professioneller Mitschnitt der Veranstaltung "Die Mischung macht's - erfolgreiche Strategien des Widerstandes am Beispiel der Agrogentechnik" (3.4.2014 in Bayreuth, Referent: Jörg Bergstedt ). Er enthält gut 1,5 Stunden spannende Rückblicke auf den Aufstieg und Fall der Agrogentechnik Deutschland. Seit 2013 gibt es kein Feld mit GVO mehr: Was macht solche Widerstandsstrategien aus? Und was lässt sich daraus für andere Kampagnen und Aktionen lernen - z.B. für den Widerstand gegen Atom oder Kohle, Tierfabriken oder Schlachthöfe, Nazis oder Sozialabbau, Militär oder Repression. Fotos, kurze Filme und ausgewählte Anekdoten machen die Ton-Bilder-Schau zu einer rasanten Erinnerung an vergangene Protestjahre. Am Ende folgen Thesen für eine entschlossenere Protestkultur auch zu anderen Themen. Die DVD kann auch öffentlich vorgeführt werden. Der Kauf beinhaltet die Aufführrechte für alle nicht-kommerziellen Veranstaltungen. ISBN im SeitenHieb-Verlag 978-3-86747-068-1 (108min) Neues Buch „Gentechnik und Macht“ Nummer 5 und 6 der kleinen Bücher zu Theoriethemen sind erschienen – und eines heißt „Gentechnik und Macht“. Es ist ein kleines Büchlein mit Texten und Zitaten zum Zusammenhang von Herrschaft und gentechnischer Manipulation an Nutztieren und -pflanzen. Im Mittelpunkt steht die Kritik an Saatgutkontrolle, Patenten und Ingenieursmethoden im Sozialen. Ebenso beleuchtet werden die spendenorientierten Strategien von Umweltverbänden, Grünen und anderen, die auf Herrschaftsanalyse und deshalb in gefährliche Argumentationen abrutschen. Das Büchlein hat 64 Seiten und kostet 3 Euro. Unter den ersten vier der Buchreihe waren zudem schon zwei zu Themen, die eng mit „Monsanto auf Deutsch“ verbunden sind und auch jeweils 3 Euro kosten. Den Kopf entlasten: Sog. „Verschwörungstheorien“: Woher kommen sie? Was bewirken sie? Und was ist von ihnen zu halten? 11.9., Bilderberger, BRD GmbH, das böse Finanzkapital, Chemtrails, Zinsen - das und mehr taucht auch in politischen Debatten immer wieder in Form verkürzter Weltanalysen auf. Das Büchlein erklärt die Funktionsweise solcher Mythen, was an ihnen nützlich und was gefährlich ist. Etliche vereinfachte Welterklärungen werden vorgestellt und gezeigt, wo sie fälschen oder vereinfachen. Gegenbelege sind aufgeführt. Zum Schluss gibt es Tipps zum skeptischen Denken. Ab 3 St.: 2,50 Euro, ab 10 St.: 2 Euro. Quadratisch 15x15cm, 76 S.. ISBN 978-3-86747-064-3 Macht und Umwelt: Über den Zusammenhang von Herrschaft und Umweltzerstörung Texte und Thesen zur Verknüpfung von Herrschaft und Umweltzerstörung. Es zeigt sich, dass machtförmige Verhältnisse gleichzeitig die Voraussetzung wie auch das Mittel der rücksichtslosen Aneignung von Rohstoffen, Land und allen anderen Lebensgrundlagen ist. Natur und Mensch sind die Faktoren, die zum Zwecke von Herrschaftsausbau und -sicherung sowie ständigem Profit ausgebeutet werden. Ab 3 St.: 2,50 Euro, ab 10 St.: 2 Euro. Quadratisch 15x15cm, 64 S. ISBN 978-3-86747-060-5 ******************** P.S. Wie immer das Nachwort: Von der Broschüre „Organisierte Unverantwortlichkeit“ und dem Buch „Monsanto auf Deutsch“ sind noch genügend Bestände vorhanden. Bestellungen über das Infoformular auf unserer Internetseite www.biotech-seilschaften.de.vu, unter www.aktionsversand.de.vu oder in der Projektwerkstatt. Da andere Verlage – teilweise mit erstaunlich widerlichen Unhöflichkeiten – die brisanten Botschaften nicht verlegen wollten, wird „Monsanto auf Deutsch“ wohl erstmal die einzige Enzyklopädie der Agrogentechnik“mafia“ bleiben. Bestellseite www.aktionsversand.de.vu. Und: In der Projektwerkstatt und anderen Aktionshäusern sind immer wieder Sachspenden gefragt. Auf der Seite www.projektwerkstatt.de/gesucht findet Ihr eine Liste. Wer was Passendes übrig hat ... wir freuen uns!!! -- Verfasst in der Projektwerkstatt Saasen, 06401/90328-3, Fax 03213-1434654 Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen-Saasen (20 km östlich Giessen) www.projektwerkstatt.de/saasen ++ Tagungshaus ++ politische Werkstätten ++ Archive und Bibliotheken ++ Direct-Action-Plattform ++ Bahnanschluß ++ ReferentInnenangebote ++ Sachspenden gesucht: Was gerade fehlt, steht immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht ++ _______________________________________________ Mailingliste von Hoppetosse - Netzwerk für kreativen Widerstand. Alle Infos und Formular für Aus-/Eintragen sowie Archiv: www.projektwerkstatt.de/hoppetosse.

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