Dossier
“
…
Die Bilder an der griechisch-mazedonischen Grenze glichen einem
Schreckensszenario: Am vergangenen Montag (29.2.) wurde der Grenzzaun in
Idomeni von Flüchtlingen teilweise niedergerissen. Grenzpolizisten
setzten Tränengas gegen hunderte Protestierender ein – unter den
Verletzten waren Dutzende Kinder. Viele hatten Atemprobleme. Momentan
harren mehr als 8.000 Flüchtlinge an der Grenze zu Mazedonien aus. Nur
wenige schaffen es, die Grenze zu passieren und weiter zu reisen. (…)
Laut aktuellen Schätzungen sitzen mehr als 27.000 Schutzsuchende an über
18 Orten Griechenlands fest. Die Regierung in Athen rechnet damit, dass
wegen der Schließung seiner Grenze zu Mazedonien in den kommenden Tagen
mehr als 100.000 Migranten in Griechenland festsitzen könnten…”
Beitrag von und bei Pro Asyl vom 1. März 2016 . Siehe dazu den
Live Ticker Idomeni von und bei bordermonitoring.eu e.V. (englisch), einen Spendenaufruf und unser
Dossier: Griechische Migrationspolitik (mit Syriza) und Nachfolgern. Hier neu:
- PRO ASYL fordert Evakuierung aller Flüchtlinge von den
griechischen Inseln und die sofortige Aufnahme Schutzsuchender in
Deutschland und anderen EU-Staaten
“PRO ASYL-Geschäftsführer Günter Burkhardt warnt eindringlich vor
einer »Komplettauflösung rechtstaatlicher Verhältnisse an der
griechischen Land- und Seegrenze«. An der griechisch-türkischen
Landgrenze werden Geflüchtete mit Tränengas und Blendgranaten abgewehrt.
Polizei, Militär und Bürgerwehren machen die EU-Außengrenze dicht,
tausende Schutzsuchende werden gewaltsam zurückgewiesen. Auf Lesbos und
Chios werden Schutzsuchende, NGO-Mitarbeiter*innen und Journalist*innen
von faschistischen Gruppen tätlich angegriffen. Organisationen verlassen
die Inseln, weil sie nicht mehr für die Sicherheit ihrer
Mitarbeiter*innen garantieren können. Es gab Brandanschläge auf ein vom
UNHCR betriebenes, leerstehendes Aufnahmezentrum auf Lesbos und ein
Kleiderdepot einer Hilfsorganisation auf Chios. Die griechischen
Behörden stellen weder die Sicherheit von Schutzsuchenden noch von ihren
Unterstützer*innen sicher. (…) Griechenland ist zur Achtung der Genfer
Flüchtlingskonvention (GFK) verpflichtet. Wie das
UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR in einer Pressemeldung feststellt,
sieht diese eine wie von Griechenland angekündigte Aussetzung von
Asylanträgen nicht vor. Direkte Rückführungen in die Türkei oder
Herkunftsländer würden auch gegen das Non-Refoulement Gebot des Art. 33
GFK verstoßen. Art. 31 GFK sieht zudem vor, dass Flüchtlinge nicht wegen
einer illegalen Einreise kriminalisiert werden sollen. Denn oft stehen
fliehenden Menschen eben keine legalen Einreisewege zur Verfügung.
Trotzdem wurden gerade erst 17 Afghanen in Griechenland wegen illegalem
Grenzübertritt zur dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Kontrolle von Grenzen immer unter Achtung der Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK)...” Pressemitteilung vom 04.03.2020 – siehe zum Hintergrund:
- PRO ASYL zum Integrationsgipfel: Deutschland muss die Weichen zur Aufnahme und Integration von Flüchtlingen stellen
“Anlässlich des heutigen Integrationsgipfels im Kanzleramt fordert
PRO ASYL, dass sich Deutschland auf die weitere Aufnahme von
Schutzsuchenden einstellt, Integrationsmaßnahmen plant und Flüchtlinge
aus Griechenland aufnimmt. Wir können und wir sollten eine erhebliche
Zahl von Geflüchteten aufnehmen, die heute in Elendslagern auf den
griechischen Inseln und an anderen Orten der europäischen Außengrenze
verzweifeln – nicht zuletzt unbegleitete Minderjährige und
Familienangehörige von in Deutschland lebenden Angehörigen. Es ist ein
Irrtum, zu denken, dass man gegenüber Flüchtlingen die Grenzen schließt,
rassistischen Stimmen nachgibt, eine Gesetzesverschärfung nach der
anderen auf den Weg bringt und gleichzeitig Hochqualifizierte mit
offenen Armen empfangen kann. (…) Heute stehen in den Kommunen viele
Flüchtlingsunterkünfte leer, andere könnten kurzfristig reaktiviert
werden. Es gibt hinreichend Ressourcen, Kapazitäten und Kompetenzen in
Deutschland, um weitere Flüchtlinge aufzunehmen und unserer
internationalen Verantwortung für den Flüchtlingsschutz nachzukommen.” Pressemitteilung vom 2.03.2020 – siehe zum Hintergrund:
- Erdogan will sein Besatzungsregime in Nordsyrien
weiterführen und bekommt dafür NATO-Unterstützung – während die EU
Polizei, Militär und Faschisten gegen Flüchtlinge mobilisiert
„Die griechische Regierung erklärt die offizielle
Suspendierung des Grundrechts auf Asyl, beginnend ab heute Sonntag, dem
01.03.2020, zunächst für einen Monat. Faktisch war die Suspendierung des
Grundrechts auf Asyl seit langem per brutalem Push-Back zu Lande und zu
Wasser dort umgesetzt, wo es die lokalen Verhältnisse erlaubten. Jetzt
erfolgt hingegen ein regierungsoffizieller Bruch der Garantie von
Grundrechten mit anzunehmender Unterstützung der EU. Nach den gestrigen
Ankündigungen der EU-Kommission, dass dem griechischen Grenzschutz
sofortige Frontex-Unterstützung gewährt wird – und nicht den
Geflüchteten in Kälte! – , wurde deutlich, dass die Linie der
griechischen Regierung von der EU geleitet wird“ – aus der Meldung „EU-Staat Griechenland suspendiert Grundrecht auf Asyl“ am 01. März 2020 bei FFM-Online ,
die die Zusammenarbeit von EU und griechischer Rechtsregierung gegen
die Flüchtlinge (und „selbstverständlich“ nicht gegen Erdogan und sein
Regime) knapp und deutlich zusammenfasst. Zu Erdogans Krieg in Syrien
und dem EU-Krieg an der griechischen Grenze eine aktuelle Materialsammlung vom 02. März 2020
- und am 3.3.: Schluss
mit dem Krieg gegen Flüchtlinge an Europas Grenzen, Schluss mit den
faschistischen Pogromen gegen Flüchtlinge, Schluss mit dem schmutzige
Deal der EU mit der Türkei – für offene Grenzen!
- Humanitäre Krise in Griechenland: Flüchtlingsaufnahme jetzt!
“Deutschland will den Deal mit Erdogan um jeden
menschlichen Preis in der Ägäis durchsetzen. Vor allem deshalb sitzen
zehntausende Flüchtlinge unter unerträglichen Bedingungen dort fest. Die
Familienzusammenführung im Rahmen der Dublin-Verordnung wird
hierzulande derweil oft blockiert. PRO ASYL und seine griechische
Projektpartner*innen Refugee Support Aegean (RSA) sehen eine
Mitverantwortung Deutschlands für die katastrophale Situation auf den
griechischen Ägäis-Inseln und fordern die Aufnahme Geflüchteter nach
Deutschland. Im fünften Jahr des EU-Türkei-Deals harren Zehntausende
unter menschenunwürdigen Bedingungen auf den griechischen Inseln aus.
Die Kapazitäten sind bei weitem erschöpft; die Gesundheitsversorgung ist
desolat. Ein Drittel (33%) der derzeit rund 41.000 Geflüchteten auf den
Inseln sind Kinder und Jugendliche. Knapp 15% sind komplett auf sich
allein gestellt. Viele von ihnen leben schutzlos, sind Gewalt ausgesetzt
und leiden psychisch unter den desolaten Bedingungen. Diese Situation
verletzt in einem massiven, teils lebensbedrohlichen Ausmaß die Rechte
der Kinder und Jugendlichen. Rund zwanzig zivilgesellschaftliche
Organisationen haben sich diesbezüglich in einem offenen Brief
an den griechischen Premierminister gewendet – PRO ASYL und RSA
schließen sich dem Brief an. Die zügige kindergerechte Unterbringung und
Versorgung auf dem Festland muss endlich Priorität haben…” Pro Asyl-Meldung vom 28.02.2020 , siehe ebd. Die
Katastrophe von Idlib, Erdogans Drohung und die humanitäre Krise in
Griechenland: PRO ASYL und Refugee Support Aegean fordern
Flüchtlingsaufnahme jetzt! Pressemitteilung vom 28.02.2020
- Ausschreitungen zwischen Einwohnern und Polizei auf Lesbos
und Chios gegen den Bau geschlossener Aufnahmelager für Asylsuchende und
Immigranten
- Griechische Inseln: Die Schande Europas und kein Ende.
Flüchtlinge und lokale Bevölkerung protestieren gegen die Errichtung
geschlossener Flüchtlingslager auf den Inseln
“„Wir müssen die sofortige und endgültige Schließung aller
Hotspots durchsetzen, wo immer sie sich befinden. Denn sie sind die
Schande Europas“, schreibt Jean Ziegler, Berater im
UN-Menschenrechtsausschuss in seinem kürzlich erschienen Buch „Die
Schande Europas“. Grundlage des Buches war unsere gemeinsame Reise nach
Lesbos im Mai vergangenen Jahres. Schon damals war das Lager bei Moria –
ein so genannter Hotspot – hoffnungslos überfüllt. Man konnte sich kaum
vorstellen, dass sich die Situation noch weiter verschlimmert. Doch
genau das ist passiert. 20.000 Menschen leben inzwischen in dem für
weniger als 3.000 Flüchtlinge ausgelegten Durchgangslager, viele davon
über Monate oder gar Jahre. Unversorgte Krankheiten, Gewalt und Hunger
gehören zum Alltag. Frauen haben Angst, auf dem Weg zur Toilette
vergewaltigt zu werden, Kinder denken in ihrer Verzweiflung über
Selbsttötung nach. Anstatt den Menschen zu helfen, sie an sichere Orte
zu bringen und die Verantwortung für die Ankommenden auf mehrere
Schultern innerhalb der EU zu verteilen, sollen nun geschlossene Lager
auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Kos und Leros errichtet werden. In
der Nacht auf Dienstag brachte eine Fähre Baumaschinen und Materialien
für die Errichtung eines solchen Lagers nach Chios. Auf Lesbos kamen in
derselben Nacht hundert Bereitschaftspolizist_innen und Polizeifahrzeuge
aus Athen an, um die Errichtung des neuen geschlossenen Lagers
abzusichern, das den Hotspot Moria ersetzen soll. Die Regierung in Athen
weiß offenbar, dass sich die Lagerpläne für die Inseln nur maximal
autoritär gegen den Willen der Menschen vor Ort durchsetzen lassen.
Sowohl auf Chios als auch auf Lesbos war die Polizei mit dem massiven
Widerstand von Flüchtlingen und lokaler Bevölkerung konfrontiert. Sie
setzte Tränengas ein, um Blockaden zu durchbrechen. Die Menschen lassen
sich aber nicht von weiteren Protesten abhalten, denn sie ahnen: Ein
seit langem schon unerträglicher Ausnahmezustand soll zu einem
Dauerzustand gemacht werden. In den Sonderrechtszonen auf den
griechischen Inseln sollen die Elenden der Welt, die die EU nicht
bereits vor ihren Grenzen stoppen konnte, langfristig geparkt werden.
Dagegen wehren sich die Menschen auf den griechischen Inseln nun aus
unterschiedlichen Beweggründen mit aller Kraft. (…)Auch wenn
sich im Protest gegen die geschlossenen Lager derzeit fast alle einig
scheinen, ist davon auszugehen, dass sich auch rassistisch motivierte
Inselbewohner_innen an den Blockaden beteiligen. Wie ich nach einem Besuch auf Lesbos 2017 dokumentiert
habe, laufen gerade die Flüchtlinge, die gegen ihre Lebensbedingungen
protestieren, immer wieder Gefahr, Opfer rassistischer Übergriffe zu
werden. Der rassistische Protest zielt darauf, sich der
Flüchtlinge zu entledigen, egal wie. Der Protest von Inselbewohner_innen
wie Koveou macht es sich nicht so einfach: „Die Lösung ist nicht, ein
weiteres Lager auf Lesbos zu errichten. Die Lösung sind auch nicht Lager
auf dem Festland. Denn dann bekommen wir nur weitere Morias.“ Sie weiß,
dass nicht die Flüchtlinge, sondern politische Entscheidungen auf
EU-Ebene für die Lage verantwortlich sind: „Europa hat uns in diese
Situation gebracht mit dem berühmten EU-Türkei-Deal .
Wir müssen jetzt alle zusammenstehen, um das zu stoppen. Zuerst für die
Flüchtlinge selbst und dann aber auch für die lokale Bevölkerung.“…” Gastbeitrag von Ramona Lenz vom 27. Februar 2020 bei medico international
- Protest gegen neues Flüchtlingslager: Rebellion auf Lesbos
“Straßenschlachten, Schüsse und Verletzte: Auf der
griechischen Insel Lesbos sind Bürgerproteste gegen ein neues
Flüchtlingslager eskaliert. Die Pläne der Regierung stehen nun infrage.
(…) Die Szene ist der Höhepunkt eines Tages der Gewalt auf Lesbos, der
die griechische Regierung noch lange beschäftigen wird. Schon lange
nicht mehr haben protestierende Griechen, darunter linke, rechte und
bürgerliche, die Staatsmacht so herausgefordert wie an diesem Tag.
Zeitweise verlor die Polizei die Kontrolle, die Wut der Inselbewohner
brach sich Bahn – mit nur einem Ziel: Den Mächtigen in Athen zeigen,
dass die Menschen auf Lesbos nichts von ihrer Flüchtlingspolitik halten.
Die Pläne der Regierung stehen nun mehr denn je in Frage. Begonnen
hatte der Protest am Mittwochmorgen friedlich. In Mytileni, der
Hauptstadt der Insel, blieben die Geschäfte geschlossen, nachdem die
Einheimischen zu einem Generalstreik aufgerufen hatten. Doch rund um die
Felder und Waldgebiete im Norden der Insel, wo das geschlossene Camp
entstehen soll, blockieren Demonstranten die Zufahrtswege mit
Autoreifen. Sie fällen Bäume und schichten Steine auf. “Es wird hier
kein Lager geben. Wir wollen es nicht, wir werden es nicht erlauben”,
sagt ein 55 Jahre alter Mann. Stundenlang liefern sich die Demonstranten
und Polizisten Straßenschlachten. Zwei Beamte werden angeschossen. Auf
Lesbos und Chios, einer weiteren Ägäis-Insel, stürmen Hunderte Griechen
jeweils ein Hotel, in dem Polizisten untergebracht sind. Der Mob
verprügelt die Beamten. Die griechische Polizei beantwortet die Wut der
Inselbewohner ihrerseits mit Gewalt. Während die Beamten durch die
Straßen marschieren, schlagen sie auf parkende Autos und Motorräder ein.
Polizisten schreien friedliche Demonstranten und Journalisten an,
beleidigen und schubsen sie. (…) Unter den Protestierenden sind an
diesem Tag junge und alte Menschen, Bauern und Radikale. Sie alle halten
nichts von dem neuen geschlossenen Lager, allerdings aus
unterschiedlichen Gründen (…) Offenbar hat das auch Griechenlands
Premierminister Kyriakos Mitsotakis verstanden. Er will die Einheiten
der Bereitschaftspolizei wieder abziehen. Zudem trifft er sich am
Donnerstag mit den Bürgermeistern der Ägäis-Inseln, auf denen Lager
entstehen sollen. Die wütenden Anwohner von Lesbos wollen allerdings
weiter protestieren, bis die Regierung die geschlossenen Camps aufgibt.
“Bis dahin werde ich jeden Tag hier sein”, sagt einer der Demonstranten
am Abend. Was das bedeuten kann, hat die Regierung am Mittwoch erfahren.
43 Polizisten und zehn Demonstranten wurden allein auf Lesbos verletzt.
Die Frage ist nun, wer als erster einlenkt.” Artikel von Giorgos Christides und Steffen Lüdke vom 27.02.2020 beim Spiegel online
- “Zustände auf Lesbos für Europa nicht tragbar” / Delegation
aus Land, Kommune, Kirche und der Bewegung SEEBRÜCKE will in
Griechenland Zeichen für Humanität setzen
“Die Situation im Flüchtlingslager Moria auf der
griechischen Insel Lesbos wird für die dort ausharrenden Menschen immer
unerträglicher. In Lagern, die für 3.000 Menschen angelegt sind, sind
derzeit mehr als 20.000 Flüchtlinge untergebracht. Seit Monaten gibt es
vor Ort zum Teil heftige Proteste gegen die Zustände. Sämtliche
Initiativen, wenigstens Familien oder Schutzbedürftige anderweitig
unterzubringen oder ausreisen zu lassen, sind bislang gescheitert.
Demgegenüber stehen in Deutschland tausende Plätze in aufnahmebereiten
Kommunen und Städten bereit, die nicht genutzt werden können. Vom 27.
bis 29. Februar reist nun eine Delegation aus Land, Kommune und Kirche
nach Griechenland, um den Menschen dort ihre Solidarität auszudrücken
und sich selbst einen Eindruck von der Situation vor Ort zu verschaffen.
Teilnehmen werden der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der
Europäischen Union, Prälat Martin Dutzmann, der Staatssekretär für
Integration des Berliner Senats, Daniel Tietze, der Oberbürgermeister
der Landeshauptstadt Potsdam, Mike Schubert, der Erste Bürgermeister der
Stadt Rottenburg, Thomas Weigel, sowie Liza Pflaum, Vertreterin der
Organisation SEEBRÜCKE. Am 27. Februar trifft sich die Delegation in
Athen mit Vertretern von Hilfsorganisationen und besucht ein Lager für
unbegleitete Kinder. Am 28. Februar sind die Delegationsteilnehmer auf
Lesbos und besuchen Moria einschließlich der Lagerteile außerhalb des
offiziellen Geländes. Geplant ist außerdem ein Treffen mit dem
Bürgermeister von Lesbos, Spyros Galinos…” EKD-Pressemeldung von Carsten Splitt vom 25. Februar 2020 bei den Finanznachrichten
- Bürger auf Lesbos und Chios setzen sich zur Wehr
“In dieser Nacht (24./25.2.) fanden auf den Inseln im Osten
der Ägäis Lesbos und Chios Auseinandersetzungen zwischen aufgebrachten
Bürgern und der Polizei statt. Die Demonstranten wollen den Bau
geschlossener Aufnahmelager für Asylsuchende und Immigranten verhindern.
Die Polizei setzte u. a. Tränengas ein. Auf den Inseln Lesbos und Chios
verschärfen sich die Proteste gegen geschlossene Flüchtlingslager. In
der Nacht von Montag auf Dienstag sandte die Regierung Einheiten der
Bereitschaftspolizei MAT auf die beiden Inseln im Süden der Ägäis. Auf
Lesbos verbarrikadierten Angestellte der Kommune den Ausgang des Hafens
mit Fahrzeugen der Müllabfuhr, um die Ordnungshüter am Betreten des
Eilands zu hindern. Es kam zu Handgreiflichkeiten. Fortgesetzt wurden
die Scharmützel im Westen der Insel. An den Protesten beteiligten sich
auch der Gouverneur der Nordägäis Kostas Moutzouris sowie der
Bürgermeister von Westlesbos Taxiarchis Verros. Die Polizei setzte
Tränengas ein. Die geschlossenen Aufnahmelager für Flüchtlinge und
Asylsuchende will die Regierung in einem unbewohnten Gebiet in der Nähe
der Ortschaft Mantamados errichten. Dafür wurden bereits Grundstücke und
Gebäude beschlagnahmt. Während Regierungssprecher Stelios Petsas davon
spricht, dass sich die Lage der Flüchtlinge und Asylsuchenden durch die
neuen Auffanglager entspannen werde, kritisieren die Einheimischen, dass
es sich um „Gefängnisse“ auf ihrer Insel handle. (…) Mitglieder der
konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND), die vor Ort
organisiert sind, haben bereits Parteiaustritte angekündigt. Das
Arbeiterzentrum von Mytilini hat für Dienstag zu einem 24-stündigen
Streik aufgerufen. Gouverneur Moutzouris sprach von einem Tag, für den
man sich „schämen“ müsse. Wie auf Lesbos so kam es auch auf der
Nachbarinsel Chios zu Auseinandersetzungen zwischen aufgebrachten
Bürgern und der Polizei. Den Regierungsplänen zufolge soll in der Nähe
der Nationalstraße zwischen Vrotados und Volissos ein Auffanglager
geschlossenen Typs für Asylsuchende entstehen. Auch hier sahen sich die
Ordnungshüter in der Nacht von Montag auf Dienstag dazu veranlasst,
Tränengas einzusetzen. Nach Ansicht von Demonstranten sei diese
Gewaltanwendung völlig überzogen gewesen…” Artikel von Elisa Hübel vom 25. Februar 2020 bei der Griechenland-Zeitung , siehe auch:
- Griechenland: Ausschreitungen zwischen Einwohnern und Polizei auf Lesbos
“Auf der griechischen Insel Lesbos ist es am Dienstag zu
Ausschreitungen zwischen Anwohnern und der Polizei gekommen. Grund ist
offenbar der geplante Bau einer neuen Aufnahmeeinrichtung für
Flüchtlinge.” Video vom 25. Februar 2020 bei web.de
- [Reportage] „Einmal den Louvre besuchen…“ Hasan zeigt das Leben in griechischen Flüchtlingslagern
“Tausende Geflüchtete harren in Griechenland in überfüllten und unhygienischen Lagern in winteruntauglichen Unterkünften aus. Darunter auch Hasan, der Archäologiestudent aus Mossul. Er hat MiGAZIN durch die Lager
geführt. (…) Die Menschen suchen den Kontakt nach draußen, zu Fremden.
Sie sind hungrig nach Neuigkeiten, sie wünschen sich Anteilnahme,
Mitgefühl. Eine Gruppe afghanischer Kinder, Frauen und Männer, wollen,
dass ich sie fotografiere. Sie fragen mich, was ich fühle, angesichts
dieser Zustände. Mir verschlägt es die Sprache, Scham und Hilflosigkeit
beschleichen mich. Was wird aus den vielen Kindern, mit welchen Bildern
und Erfahrungen wachsen sie auf, wo endet diese Odyssee – ohne
greifbares Ziel, wo finden sie eine neue, menschenwürdige Bleibe? Und
wenn ich nach ihren Gefühlen frage, dann antworten sie, dass für sie das
Lager zur Falle geworden ist, in der sie gefangen sind unter inhumanen
Lebensverhältnissen. Ihr Ziel war ein besseres Leben ohne Krieg, Gewalt
und Not. Sie wollen weiter auf das griechische Festland, nach Athen.
Ihre Hoffnungen richten sie auf um Europa, Deutschland, England. (…) Mit
der täglich wachsenden Zahl von Flüchtlingen, der Kälte, der fehlenden
Gesundheitsversorgung wächst die Not und Verzweiflung. In diesen
Wintermonaten sind die Nächte Stunden der Kälte und der Angst. Hasan
spricht von afghanischen Gangs, die Streit provozieren, Diebstähle
begehen. Allein in den letzten Wochen hat es drei Tote gegeben. Ich
verlasse das Lager mit Bildern und Begegnungen, die mich verstören. Am
Tag nach unserer Begegnung schickt mir Hasan ein Handyvideo. Es sind
Live-Aufnahmen von einer morgendlichen Demonstration. Wieder hat es in
der vergangen Nacht einen Todesfall gegeben. Ein Sudanese wurde, wie
Hasan sagt, im Streit vermutlich von einer afghanischen Gang erstochen.
Wieder Proteste, Sprechchöre, Versammlungen der Verzweiflung entlang des
Lagerzaunes. Für eine Öffentlichkeit, die nicht mehr hinsehen will oder
schon gar nicht mehr existiert. (…)Fast 25.000 Flüchtlinge leben
inzwischen auf Lesbos, zusammen mit den Inseln Samos, Chios oder Kos
sollen es 40.000 sein. Eine Entwicklung ohne Perspektive, die den Alltag
der Inselbewohner überfordert. Sie fühlen sich im Stich gelassen, von
Europa, von der griechischen Zentralregierung. Mit Demonstrationen in
den letzten Januartagen haben sie das laut zur Sprache gebracht. Ihre
Parole: Wir wollen unser altes Leben wieder zurückhaben. Die Politik
unter dem neuen griechischen Premier Mitsotakis wird die Not der
Menschen populistisch zu nutzen versuchen. Er spricht von Auflösung der
Lager und dem Transport der Flüchtlinge auf das Festland. Doch das Wie
und Wann bleibt nebulös. Inzwischen setzt sich die Flucht fort, wie mir
eine Sozialpädagogin aus Stuttgart erzählte. Sie ist seit Oktober hier
und hält Nachwache am Meeresufer. Denn wenn das Meer ruhig wird, kommen
wieder jede Woche Hunderte aus der Türkei. Unter ihnen Flüchtlinge, die
vor den Bomben Assads und Putins, vor dem Krieg in Nordsyrien fliehen.
Oder es kommen diejenigen, die eine Abschiebung aus der Türkei nach
Syrien befürchten. Der Tod bei der Überfahrt im Meer oder das Elend in
den griechischen Flüchtlingslagern schreckt sie nicht – denn es ist
wenigstens eine Hoffnung. Trotz der Bilder und Berichte, die uns in den
letzten Tagen vermehrt erreichen, zeichnet sich keine Lösung ab…” Lesenswerte Reportage von Jochen Menzel vom 07.02.2020 beim Migazin
- SEEBRÜCKE-Aktionstag am 08.02.2020: #WirHabenPlatz – minderjährige Geflüchtete evakuieren!
- Flüchtlingsproteste in der Ägäis: Aufstand auf Lesbos
“… Zwei Tage in Folge haben Flüchtlinge auf Lesbos gegen die
griechische Asylpolitik demonstriert. Die harte neue Politik der
Regierung sorgt für Unmut. “Leute von Lesbos, es tut uns leid”, rufen
die geflüchteten Frauen und Männer. “Freiheit! Freiheit!” Im Halbkreis
stehen sie am Dienstagvormittag auf einem Platz in Mytilini, der
Hauptstadt von Lesbos, und machen ihrem Ärger Luft. So zeigen es Videos
lokaler Medien. “Stoppt die Abschiebungen”, steht unter anderem auf den
Plakaten der Flüchtlinge. Sie beschweren sich über die griechische
Asylpolitik, die sie seit Monaten oder Jahren auf der kleinen Insel in
der Ägäis gefangen hält. Wenige Stunden später kommt es zu Reibereien
mit der Polizei. Doch die greift am Dienstag nicht so brutal ein wie am
Montag. Da waren mit 2000 Flüchtlingen und Migranten noch deutlich mehr
Menschen aus dem Flüchtlingslager in Moria Richtung Hauptstadt
aufgebrochen. Das griechische Fernsehen zeigte Luftaufnahmen. Zu sehen
waren Menschentrecks, die über Felder Richtung Mytilini zogen. Der
Protestzug endete in Gewalt. Die Polizisten versuchten, die
Demonstranten aufzuhalten, schossen mit Tränengas. Auf Fotos ist zu
sehen, wie Kinder versuchen, dem Tränengas zu entkommen. Verwundete
Asylsuchende wurden von anderen Demonstranten abtransportiert. Junge
Männer, wohl ebenfalls Geflüchtete, warfen Steine auf die Polizisten. 40
Menschen wurden festgenommen…” Artikel von Giorgos Christides und Steffen Lüdke vom 04.02.2020 bei Speigel online ,
siehe weitere Berichte, Fotos und Videos hierzu (Übrigens: Die immer
wieder und nun erneut aktuelle Überschrift von unserem Dossier
“Humanitäre Krise in Griechenland droht zu eskalieren” ist aus dem Jahr
2016…):
- Griechische Polizei will Flüchtlinge von Demonstration abhalten
„Bei einer Demonstration gegen die Verschärfung des
Asylrechts in Griechenland ist die Polizei auf der Insel Lesbos mit
Tränengas gegen Flüchtlinge vorgegangen. Zwei Sondereinheiten
der Polizei blockierten den Weg für die Demonstranten, nachdem diese
eine Strecke von rund sieben Kilometern vom Flüchtlingslager Moria bis
zum Hafen der Inselhauptstadt Mytilini zurückgelegt hatten, wie es aus
Polizeikreisen hiess. Laut einer AFP-Reporterin gelang es trotzdem
hunderten Menschen, den Hafen zu erreichen, um dort zu demonstrieren. Rund
2000 Menschen forderten bei der Demonstration die Bearbeitung ihrer
Asylanträge und protestierten gegen die unmenschlichen Bedingungen im
überfüllten Lager Moria. Sie hielten unter anderem Plakate mit der
Aufschrift «Freiheit» hoch.“..” Agentur-Bericht vom 3.2.2020 bei nau.ch
- Fotos und Videos bei Twitter:
- Warum die Slums von Lesbos die “Schande Europas” sind – Jean Ziegler erhebt schwere Vorwürfe gegen die EU
“Die Küste von Lesbos. Touristenhochburg und: Fanal. Gerade stranden
hier hunderte Menschen jede Woche – der Preis der Überfahrt: nicht
selten das Leben. (…) “Ich bin nicht hier, um über das Drama zu
informieren”, sagt der griechische Fotograf Georgios Moutafis. “Die
Öffentlichkeit weiß alles. Durch das Internet, das Fernsehen und die
Armee an Reportern, die berichten. Ich bin hier um die Menschen zu
erinnern – und um ihre Gefühle wieder zu wecken.” Giorgos Moutafis hat
auch die große Flucht 2015 dokumentiert. Sein Großvater war geflüchtet.
Er kennt die Länder, aus denen die Menschen kommen, durch seine Arbeit
als Kriegsfotograf. (…) “Für die Rüstungsindustriellen (…) ist der Kampf
gegen Flüchtlinge (…) viel profitabler als jeder gegenwärtig wütende
Krieg in Syrien, Darfur oder Jemen”. Das schreibt Jean Ziegler in “Die
Schande Europas”. Der frühere UN-Sonderberichterstatter erhebt schwere
Vorwürfe gegen die EU. Für ihn steht fest: An dieser Grenze werden
permanent Menschenrechte verletzt. “Und das geschieht mitten in Europa”,
so Ziegler, “angeordnet von der Europäischen Union, die die Flüchtlinge
wie Feinde behandelt, sie daran hindern will auf das Europäische
Festland zu kommen und damit verweigern, zerstören die Betonköpfe in
Brüssel – die Europäische Union – das
universelle Menschenrecht auf Asyl.” Artikel 14 der Allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte – unterzeichnet von 193
UNO-Mitgliedsstaaten. (…) Das, was hier passiert, zerstöre das
moralische Fundament Europas. Jean Ziegler fordert eine Rückkehr zu den
Grundwerten unserer Kultur. Vier bis fünf Stunden stehen sie in Moria
oft Schlange für ihr Essen, meist holen es die Männer für die ganze
Familie. Die EU arbeitet derzeit an einem neuen Migrationspakt. Im
Frühjahr soll er vorgestellt werden. Ziegler sagt: “Ich erhoffe mir
wenig. Denn grundsätzlich hat die EU ihre Strategie ja nicht geändert.
Sie will den rassistischen Bewegungen innerhalb der EU entgegenkommen,
indem sie die Zahl der Flüchtlinge herunterfährt.” Für Giorgos Moutafis
ist das, was hier in Moria passiert, das fatale Ergebnis fehlender
Solidarität und Menschlichkeit. “Ich sehe hier vor Ort keine Lösung”,
sagt er. “Die einzig mögliche Lösung ist es, den Geflüchteten zu
genehmigen, auf das Festland weiterzureisen, ihnen die Papiere zu geben,
die sie brauchen und sie fair über die EU Staaten zu verteilen. So
schnell wie möglich.” Mit seinen Fotos, sagt Giorgos Moutafis, wolle er
unserer Gesellschaft ihre Fehler vor Augen führen. Und sie mache viele
Fehler.” Bericht von Katja Deiß vom 26. Januar 2020 bei titel thesen temperamente ARD (Videolänge: ca. 9 Min., verfügbar bis zum 26. Januar 2021)
- Albtraum Moria
“Während Deutschland und Europa den Deal mit dem autoritären
Präsidenten Erdogan im wahrsten Sinne des Wortes um jeden Preis erhalten
wollen, erinnern wir mit unserer Partnerorganisation RSA an die
menschenverachtenden Auswirkungen des Deals in Griechenland. Der Bericht
»Albtraum Moria« dokumentiert die Abgründe europäischer
Flüchtlingspolitik. Auf Lesbos befinden sich derzeit über 21.000
Schutzsuchende. Nach Angaben des UNHCR stammt die Mehrheit von ihnen aus
Afghanistan (70%), Syrien (13%), der Demokratischen Republik Kongo (4%)
und Somalia (4%). Allesamt Herkunftsländer mit einer hohen Schutzquote.
In und um den EU-Hotspot Moria harren 19.200 Schutzsuchende unter
desaströsen Bedingungen aus. Mehr als 40% der Schutzsuchenden auf Lesbos
sind Kinder. Diese Kinder sind schrecklichen Bedingungen, Unsicherheit
und Gewalt ausgesetzt. Die »Sicherheitszone« innerhalb des Hotspots (mit
einer Kapazität für 66 unbegleitete Minderjährige) ist völlig
überfüllt. (…) RSA und PRO ASYL fordern ein groß angelegtes
Flüchtlingsaufnahmeprogramm aus Griechenland: die Hotspots müssen
geräumt werden, Schutzsuchende auf das griechische Festland gebracht
werden. Dort müssen sie menschenwürdig untergebracht und
schnellstmöglich in andere EU-Mitgliedstaaten überstellt werden. In
Anbetracht der mittlerweile katastrophalen Unterbringungssituation auf
dem Festland muss mit Unterstützung der EU alles Mögliche unternommen
werden, um die Aufnahmebedingungen zu verbessern. RSA und PRO ASYL
fordern die griechische Regierung auf, die Pläne zur Inhaftierung tausender Schutzsuchender zu verwerfen.” Reportage vom 24.01.2020 bei Pro Asyl
- Aufnahme von geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus
Griechenland jetzt umsetzen! Pro Asyl und andere Verbände kritisieren
Blockade der Bundesregierung
“Im fünften Jahr des EU-Türkei-Deals harren zehntausende Menschen
unter katastrophalen menschenunwürdigen Bedingungen auf den griechischen
Inseln aus. Unter ihnen sind tausende Kinder und Jugendliche (ca.
14.000), sie machen mehr als ein Drittel der derzeit rund 41.000
Geflüchteten aus. Mehr als 60 Prozent der Kinder sind unter 12 Jahre
alt. Knapp 15% aller Kinder und Jugendlichen (etwa 2.000) auf den
griechischen Inseln flohen allein oder sind von ihren Familien getrennt
und komplett auf sich allein gestellt. Viele von ihnen leben schutzlos
in Zelten, auf der Straße oder sind unter dem Vorwand, es sei zu ihrem
eigenen »Schutz«, sogar inhaftiert. Der Zugang zu Betreuung, Bildung
und notwendiger (medizinischer) Versorgung bleibt vielfach verwehrt.
Diese Situation verletzt in einem massiven, teils lebensbedrohlichen
Ausmaß die Rechte der Kinder und Jugendlichen. Ein Großteil von ihnen
hat Angehörige in Deutschland. PRO ASYL, die Landesflüchtlingsräte und
BumF sind empört über die Blockade des Bundesinnenministeriums und
fordern, die Aufnahme der Schutzsuchenden von den griechischen Inseln in
Deutschland ohne weitere Verzögerung umsetzen. (…) Sieben Bundesländer
und mindestens 15 Kommunen haben öffentlich Plätze für die Aufnahme von
unbegleiteten Kindern und Jugendlichen von den griechischen Inseln
angeboten. Die Aufnahmebereitschaft ist in Deutschland also weiterhin
hoch. Wer jetzt die Aufnahme verweigert, trägt dazu bei, dass die
Kinder- und Menschenrechtsverletzungen an den EU-Außengrenzen immer
weiter andauern. Kindeswohl und Kindesschutz enden aber nicht an der
Landesgrenze. Es ist unsere humanitäre Pflicht, jetzt zu handeln. In
Deutschland haben bundesweit zahlreiche Jugendhilfeeinrichtungen freie
Plätze und können die schutzbedürftigen Kinder und Jugendlichen sofort
betreuen. Eine Vielzahl der festsitzenden Flüchtlingskinder hat auch
Angehörige, die bereits in Deutschland leben und hier im Asylverfahren
sind. Ihre Aufnahme ist kein Gnadenakt sondern beruht auf einem
Rechtsanspruch auf Familienzusammenführung über die Dublin-Verordnung.
Die Verfristung der Antragstellungen in Griechenland liegt auch an den
katastrophalen Zuständen, die Europa mit dem EU-Türkei-Deal bewusst
herbeigeführt hat. Die Aufnahme von unbegleiteten Kindern und
Jugendlichen kann nur ein Anfang sein. Die sogenannten Hotspots müssen
umgehend geschlossen werden. Wenn die Menschenrechte auch an den
europäischen Außengrenzen gelten sollen, braucht es den Zugang zu einem
Asylverfahren innerhalb der EU, und dieser ist im Schlamm und Morast der
sogenannten »Hotspots« nicht möglich…” Pressemitteilung vom 22. Januar 2020 bei Pro Asyl
– Landesflüchtlingsräte, PRO ASYL und der Bundesfachverband
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V. (BumF) kritisieren Blockade
der Bundesregierung, siehe dazu:
- Boris Pistorius: Keine Chance für Aufnahme von Lesbos-Flüchtlingskindern
“Die Aufnahme von Flüchtlingskindern aus griechischen
Inseln ist vom Tisch. Das Bundesinnenministerium habe dem Vorstoß aus
Niedersachsen eine Absage erteilt. Ein Alleingang sei nicht möglich.
Menschenrechtler beklagen zunehmend desolate Zustände in den Lagern.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sieht derzeit keine
Chance mehr, Flüchtlingskinder von den griechischen Inseln nach
Deutschland zu holen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) habe
seinem Vorschlag, zu diesem Zweck ein Sofortprogramm aufzulegen, eine
Absage erteilt. Ein eigenes Landesaufnahmeprogramm sei rechtlich und
faktisch nicht durchsetzbar und deshalb nicht beabsichtigt, sagte ein
Sprecher von Pistorius am Dienstag dem „Evangelischen Pressedienst“.
Alle dazu notwendigen Maßnahmen wie die Sicherheitsüberprüfungen und die
Visa-Erteilungen erforderten eine Zustimmung des
Bundesinnenministeriums, hieß es. Auch der Weg, die Kinder als
Kontingentflüchtlinge aus humanitären Gründen nach Deutschland zu holen,
bleibe verschlossen. Das sei nur aus Drittstaaten möglich, nicht jedoch
aus EU-Ländern. Pistorius hatte nach einem Besuch auf Lesbos Ende
Oktober vorgeschlagen, mehr als 1.000 Flüchtlingskinder unter 14 Jahren,
die ohne Eltern in den Flüchtlingslagern gestrandet waren, nach
Deutschland und in andere europäische Staaten zu bringen…” Meldung vom 22. Januar 2020 von und bei MiGAZIN
- Ihr Kinderlein kommet: Minderjährige Flüchtlinge einlassen? Argumente sowie mögliche Gegenargumentationen
“Zu Weihnachten ist in Deutschland die Debatte entbrannt, ob man
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge von der griechischen Insel Lesbos
holen soll. Dieser sehr konsensfähige, harmlose und im Geist der
weihnachtlichen Besinnlichkeit stehende Vorschlag hatte heftige
Reaktionen von ganz rechter, aber auch konservativer Seite zur Folge.
Von CDU (“keine Fehlanreize schaffen”) bis AfD herrscht in dieser Frage
überraschende Einigkeit. Ich möchte hier die Strategie hinter den vier
häufigsten Argumenten sowie mögliche Gegenargumentationen aufzeigen.
Argument: “Das ist blanker Populismus” (…) Ein mögliches Gegenargument:
Es mag Populismus sein, das tut aber überhaupt nichts zur Sache, da das
Leben von echten Kindern dahinter steht. (…) Argument: “Wir sind nicht
das Weltsozialamt” (…) Ein mögliches Gegenargument: Niemand hat ein
Weltsozialamt gefordert. Das steht nicht zur Debatte und ist real auch
gar nicht möglich. Es geht darum, 4.000 Kinder (oder 17.000 Menschen
insgesamt) aus unerträglichen Zuständen zu helfen. Ganz konkret jetzt
und hier. (…) Argument: “Das schafft Anreize, dann kommen immer mehr”
(…) Ein mögliches Gegenargument: Wer vor Hunger, Krieg, Seuchen und dem
sicheren Tod flieht, lässt sich nicht durch vermeintliche
Schreckensmeldungen aufhalten. Bevor mein Kind hier stirbt, versuche
ich, es woanders hinzubringen – egal was jemand sagt. Zudem ist es mehr
als zynisch, Menschen als Abschreckung gegen andere Menschen leiden zu
lassen. (…) Argument: “Wir müssen zuerst den vielen armen Menschen bei
uns helfen” Die Strategie dahinter: Whataboutism und falsche
Äquivalente. Wenn dir ein Thema unangnehm ist, dann wirf einfach ein
anderes Thema dazu, so kannst du deinem Gegner argumentativ vorwerfen,
sich gerade nicht dafür einzusetzen. (…) Weißt du, mit wem es nichts zu
tun hat, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter auf geht?
Mit Flüchtlingen.” Beitrag von Natascha Strobl vom 3. Januar 2020 bei moment.at
- Griechenland drängt Deutschland zur Aufnahme von Lesbos-Flüchtlingen
“Seit einiger Zeit erreichen wieder mehr Migranten die Insel Lesbos.
Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis will nun, das
Deutschland Flüchtlinge von dort direkt aufnimmt. Er kritisiert das
Dublin-Verfahren. (…) Die Idee von Dublin laute, dass „ein Teil der
Asylantragsverfahren in anderen Ländern durchgeführt wird“. Der
Ministerpräsident forderte eine Änderung des Dublin-Verfahrens: „Wir
müssen einen europäischen Asyl- und Migrationspakt entwickeln, wie ihn
die Kommission versprochen hat, und im Umgang mit diesem Problem
benötigen wir mehr Lastenteilung.“ Der griechische Ministerpräsident
sagte der Zeitung, dass sein Land die Grenzen seiner Kapazität erreiche.
„Wir nehmen 400 bis 500 Menschen pro Tag auf.“ Er sieht zudem viele der
Menschen, die in Griechenland derzeit auf den Inseln ankommen, nicht
als asylberechtigt an: „Jeder sollte sich darüber im Klaren sein, dass
viele dieser Menschen, die zu uns kommen, keine Flüchtlinge sind. Sie
sind Wirtschaftsmigranten.“ (…) Der griechische Ministerpräsident
verteidigte sich gegen Kritik, dass die Lage in Lesbos und anderen
griechischen Inseln für Flüchtlinge unzumutbar sei: „Wir machen viel, um
mit diesem großen Problem umzugehen. … Leider ist sehr deutlich
geworden, dass das Abkommen zwischen der EU und der Türkei – das fast
zweieinhalb Jahre lang recht gut funktioniert hat – momentan von der
Türkei nicht mehr eingehalten wird.“…” Meldung vom 15.12.2019 bei der Welt online – wir erinnern in diesem Zusammenhang an unser Dossier: Griechische Migrationspolitik (mit Syriza) – und Nachfolgern
- Griechenland: Seehofer lehnt Soforthilfe für minderjährige Flüchtlinge ab
“Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat einer Forderung seines
niedersächsischen Amtskollegen Boris Pistorius (SPD) nach einem
Sofortprogramm für minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern auf Lesbos
gestrandet sind, eine Absage erteilt. „Derzeit liegen auf Bundesebene
keine derartigen Planungen vor“, sagte ein Sprecher des
Bundesinnenministeriums am Dienstag dem „Evangelischen Pressedienst“.
Nach den Plänen von Pistorius sollten über das Programm 1.000 Kinder und
Jugendliche schnell nach Deutschland und möglicherweise auch in andere
europäische Länder gebracht werden. „Ich werde unter meinen Amtskollegen
und bei Bundesinnenminister Horst Seehofer dafür werben, dass eine
Koalition der Willigen in Deutschland und Europa sich um diese Kinder
kümmert“, hatte Pistorius Anfang November nach seiner Rückkehr von einer
viertägigen Reise nach Athen und Lesbos gesagt. Die jungen Geflüchteten
sollten über Sonderkontingente schneller aus Griechenland in andere
europäische Länder gebracht werden, forderte der Minister. „Die Not vor
Ort ist gerade jetzt mit dem bevorstehenden Winter zu groß, um das
tatenlos mit anzusehen.“ Für die Kinder gebe es ohne Hilfe von außen
kaum eine Perspektive. „Hunderte von ihnen leben in Zelten oder unter
Plastikplanen unter furchtbaren Bedingungen.“…” Meldung vom 27. November 2019 beim Migazin
- Flüchtlinge auf griechischer Insel: “Wo ist die Menschlichkeit, über die in Europa gesprochen wird?”
“Das Flüchtlingscamp auf Leros galt lange als vorbildlich. Doch seit
wieder mehr Migranten kommen, ist es damit vorbei: Hunderte leben in
Zelten, ohne Strom und Wasser. Ein Fotografenteam zeigt die dramatischen
Zustände. Es ist noch nicht lange her, da wurde das griechische Leros
als “Insel mit Vorbildcharakter” bezeichnet, als Modellprojekt, was die
Versorgung von Flüchtlingen angeht. Zumindest war die Lage nicht so
schlecht wie auf den Inseln Samos oder Lesbos. Doch die Situation hat
sich stark verschlechtert. Der Flüchtlingszustrom aus der Türkei zu den
Inseln der Ägäis hält unvermindert an. Allein auf den Inseln Lesbos,
Chios und Samos seien binnen sieben Tagen 2793 Migranten angekommen,
berichtete das griechische Staatsfernsehen (ERT) unter Berufung auf die
Polizeidirektion der Region Nordägäis. Mittlerweile harren auf diesen
drei Inseln sowie in den Registrierlagern und anderen Unterkünften der
Inseln Leros und Kos insgesamt 39.161 Migranten aus, wie die für
Migration zuständige Behörde mitteilte. Im April lebten dort nur 14.000
Migranten. Allein in dem Lager in Leros leben laut aktuellen Zahlen der
griechischen Regierung vom November mittlerweile mehr als 2200 Menschen –
mehr als doppelt so viele, wie das Camp fassen kann. Wer keinen Platz
findet, lebt außerhalb des Camps, ohne Strom, Wasser und Sanitäranlagen;
in Zelten am Strand oder in einem leer stehenden Gebäude, das früher zu
einer psychiatrischen Klinik gehörte…” Artikel von Maria Stöhr vom 25.11.2019 beim Spiegel online
- Proteste gegen Flüchtlinge in Griechenland
“Die griechische Regierung will zehntausende Flüchtlinge auf das
Festland umsiedeln, um die heillos überfüllten Insellager zu entlasten.
Aber der Plan stößt vielerorts auf Widerstand in der Bevölkerung. Als
die Fähre Blue Star 2 am Montagmorgen im Hafen von Piräus anlegte, waren
unter den Passagieren auch 87 Flüchtlinge. Sie kamen von den Inseln
Leros und Kos. Kurz zuvor hatte bereits die Fähre Nissos Samos
angedockt, mit 197 Geflüchteten von Lesbos und Chios. Aber in immer mehr
Ortschaften regt sich Widerstand. Bis Mitte November will die Regierung
5000 Menschen aus den Insel-Camps aufs Festland umsiedeln. Weitere 15
000 sollen in den kommenden Monaten folgen. Auf den Ägäisinseln leben 31
925 Geflüchtete in Lagern, die für 6178 Personen ausgelegt sind. Auf
dem Festland sollen die Menschen in Hotels, Pensionen und Kasernen
untergebracht werden. Im nordgriechischen Giannitsa blockierten
Einwohner die Zufahrtsstraßen, um Busse mit 150 Migranten aufzuhalten.
In Naoussa protestierten Bürger mit Barrikaden und Autokorsos gegen den
Plan der Behörden, Flüchtlinge unterzubringen. Der Bürgermeister von Kos
hinderte 75 Flüchtlinge daran, von einem Passagierschiff auf seiner
Insel an Land zu gehen. In der Ortschaft Vrasna bei Thessaloniki
verhinderten Einwohner mit Blockaden die Ankunft von 400 Flüchtlingen.
Initiatoren der zunehmend rassistisch geprägten Aktionen sind häufig
Funktionäre und Anhänger rechtsextremistischer Organisationen wie der
Neonazi-Bewegung Goldene Morgenröte und der nationalistischen Partei
Griechische Lösung…” Meldung vom 07. November 2019 in der Badischen Zeitung online
- Habibi.Works: Ein Schatz für Geflüchtete in Nordgriechenland
“Anfangs war es der Name, über den ich gestolpert bin: Habibi.Works ,
ein Flüchtlingsprojekt in der Nähe von Ioánnina. Später erfuhr ich,
dass das Wort “Habibi” aus dem Arabischen kommt und so viel wie Schatz
oder Liebling bedeutet. Und erst dann wurde mir bewusst, dass im
Nordwesten Griechenlands auch reichlich Flüchtlinge leben. In der Region
Epirus sind es zirka 3.000 Flüchtlinge. Und so reifte in mir der
Entschluss, auf meiner diesjährigen Griechenlandreise auch einige Zeit
in dieser Region zu verbringen. Das Flüchtlingscamp Katsikas liegt am
Rande von Katsikas, einer Stadt, sechs Kilometer von Ioánnina entfernt,
in einer Anordnung von überwiegend grauen, alten Hangars. Dieses
ehemalige Militärlager hat immer noch den Status eines Militärgebiets.
Dieses Flüchtlingscamp mit zirka 900 Flüchtlingen wird vom ASB im
Auftrag des griechischen Staats geleitet, mit Unterstützung des UNHCR.
In unmittelbarer Nähe zum Flüchtlingscamp Katsikas, nämlich auf der
gegenüberliegenden Seite der Landstraße, befindet sich in einer
ehemaligen Lagerhalle Habibi.Works, ein Flüchtlingsprojekt des deutschen
Vereins “Soup & Socks”. Es versteht sich nach eigenen Angaben als
interkultureller “Makerspace”. Es stellt den Flüchtlingen (aber auch
lokalen Griechen) eine Plattform für Bildung, Empowerment und
Begegnungen zur Verfügung, da sie ansonsten kaum Zugriff auf Bildung,
psychologische Betreuung, den Arbeitsmarkt, würdevolle Lebensbedingungen
oder die griechische Gesellschaft haben. (…) Im Gespräch mit den
zahlreichen Flüchtlingen konnte ich “live” nachvollziehen, was sich
gerade in Griechenland bezüglich Flüchtlingsströmen abspielt. Dass
nämlich die wieder verstärkte Ankunft von Flüchtlingen auf den
ostägäischen Inseln diesen Sommer dazu geführt hat, dass auch vermehrt
Flüchtlinge von dort aufs Festland von Griechenland gebracht werden
(mussten). Anders als bei den im Mittelmeer zwischen Libyen und Italien
aufgegriffenen Flüchtlingsbooten, denen die Einfahrt in italienische
oder maltesische Häfen verweigert wurde, was zu einer Diskussion über
die Verteilung der betroffenen Flüchtlinge auf ganz Europa geführt hat,
wird Griechenland mit “seinen” Flüchtlingen doch von der EU ziemlich
alleine gelassen. (…) Öfter habe ich von den Flüchtlingen gehört, dass
Griechenland zwar ein wunderschönes Land sei. Aber nur für die
Touristen, um hier Urlaub zu machen, mit der vielen Sonne und den langen
Sommern. Da es aber kaum Arbeit gibt – selbst für die Griechen nicht -,
ist es für sie absolut unattraktiv, hier zu leben, hier zu bleiben.
Deswegen lernt hier auch so gut wie kein Flüchtling Griechisch.
Englischkurse sind dagegen begehrt, aber es werden gar nicht so viele
Kurse hierfür angeboten. Wunschländer sind neben Deutschland auch
Frankreich oder andere Länder im Norden. Da ich auch seit Jahren in
Frankfurt am Main in der Flüchtlingshilfe tätig bin, konnte ich des
Weiteren sehr schön die ganz unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen,
die Flüchtlinge in Griechenland oder eben in Deutschland haben, was
einen maßgebliche Einfluss auf deren Integration hat. In beiden Ländern
werden die Flüchtlinge immer möglichst peripher untergebracht bzw.
“abgelagert”, gerne auch in die Schmuddelecken einer Stadt, in gammelige
Gewerbegebiete oder an verwahrloste Stadtränder. Das erschwert es nicht
nur den Flüchtlingen, am sozialen und kulturellen Leben einer Stadt,
einer Region teilzunehmen, sondern auch deren Integration. Denn sie sind
im Stadtbild, im Zentrum einer Stadt, nur selten sichtbar: Kontakte
unerwünscht!...” Artikel von Peter Oehler vom 06. November 2019 bei telepolis
- [Video] Lesbos und die Flüchtlinge: Eine Insel vor dem Kollaps
“Lesbos kommt nicht aus den Schlagzeilen: Immer mehr Flüchtlinge
drängen sich auf der kleinen Insel im Mittelmeer, die Zustände im Camp
sind katastrophal. Außerdem bleiben die Urlauber weg, vor allem aus
Deutschland. Die Tourismuswirtschaft, die wichtigste Branche, liegt am
Boden. Kann eine Imagekampagne helfen? Die Flüchtlingskrise hat sich
wieder verschärft – mit katastrophalen Zuständen auf Lesbos, dem
griechischen Urlaubsparadies in der Ägäis. Die Erstaufnahme ist völlig
überfüllt. Eine weitere Folge: Die Touristen bleiben weiter aus. Stavros
Mirogiannis versucht, inmitten der chaotischen Zustände im Camp bei
Moria irgendwie zu helfen. Gleichzeitig kümmert sich die Ärztin Fevronia
Kantartzis um die Einheimischen. Viele von ihnen sind durch die
Tourismus-Flaute in Existenznot geraten, auch die medizinische
Versorgung wird immer problematischer…” Video in der arte-Mediathek
- Samos: Brand in griechischem Flüchtlingslager – 5700 Menschen wurden evakuiert / Auseinandersetzung zwischen Flüchtlingen
“Im völlig überfüllten Flüchtlingslager der griechischen Insel Samos
ist es am Montagabend zu Schlägereien zwischen Migranten aus Syrien und
Afghanistan gekommen. Mindestens drei Menschen seien nach Berichten
örtlicher Medien durch Messerstiche verletzt worden. Weitere acht
Menschen seien mit Atembeschwerden ins Krankenhaus gebracht worden. Bei
den Ausschreitungen setzte die Polizei Tränengas ein, um die Randalierer
auseinanderzuhalten. Zudem hätten Migranten in dem Lager ein Feuer
entfacht. Die Feuerwehr versuchte nach Medienberichten am Abend den
Brand zu löschen. »Das Lager wurde evakuiert«, sagte der Bürgermeister
der Inselhauptstadt, Giorgos Stantzos, dem Athener Nachrichtensender
Skai. Hunderte Migranten hätten in der Kleinstadt von Vathy Zuflucht
gesucht, hieß es. Im Registrierlager von Vathy mit einer
Aufnahmekapazität für 650 Menschen sind zurzeit mehr als 5700 Migranten.
Auch alle anderen Lager auf den Inseln Chios, Samos, Leros und Kos sind
restlos überfüllt…” Agenturmeldung vom 15. Oktober 2019 in neues Deutschland online
- Griechenland und die Flüchtlinge: Die Angst vor dem Kollaps
“Gerade in den letzten wärmeren Wochen des Jahres erreichen mehr
Flüchtlinge die griechischen Küste. Die Helfer sind überfordert, die
Bevölkerung wütend auf die untätige Regierung. Mehr als 30.000
Flüchtlinge leben seit einigen Tagen auf den fünf griechischen Inseln
mit Registrierungszentrum – so viele wie noch nie in den vergangenen
drei Jahren. Auf Lesbos starb bei einem Brand im überfüllten Lager Moria
am vergangenen Sonntag eine Mutter und möglicherweise auch zwei ihrer
Kinder. Auf Samos mussten sich einige tausend neu auf die Insel
geflüchtete Menschen Notunterkünfte selbst bauen, aus Holz und
Plastikplanen. So könne es nicht mehr weitergehen, sagt ein Bauer auf
Lesbos: “Die neue Regierung muss sich jetzt endlich schnell bewegen. Sie
muss dafür sorgen, dass die Leute richtig schlafen, essen und sich
waschen können.” (…) Die Versorgung mit Wasser und genügend Essen klappe
gerade noch, sagt Stefanakis. Doch medizinische Hilfe gebe es oft nicht
mal mehr für schwer kranke Flüchtlinge oder schwangere Frauen. “Das ist
inhuman”, sagt Bogdan Andrei. Er betreut seit drei Jahren für die
Freiwilligenorganisation “Samos Volunteers” Flüchtlinge. “Im vergangenen
Monat hatten wir 1200 Menschen, die neu nach Samos geflüchtet sind. Da
können Sie sich vorstellen, wie viel Arbeit es macht, die auch nur mit
dem Nötigsten auf so einer relativ kleinen Insel zu versorgen”,
berichtet er. (…) Mitarbeiter des griechischen Heimatschutzministeriums
gehen davon aus, dass mehrere zehntausend Menschen aus Afghanistan,
Syrien, dem Irak und aus vielen afrikanischen Ländern schon an der
türkischen Küste auf eine günstige Gelegenheit warten, ebenfalls nach
Griechenland zu flüchten. Dass der türkische Präsident Recep Tayyip
Erdogan vor einigen Wochen offen damit gedroht hat, viele der neu in der
Türkei ankommenden Syrern “durchzuwinken”, nimmt auch Koumoutsakos sehr
ernst…” Beitrag von Michael Lehmann, ARD-Studio Athen, vom 04.10.2019 bei tagesschau.de , siehe zur Lage auch den Artikel von Wassilis Aswestopoulos vom 05. Oktober 2019 bei telepolis
- Festung Europa tötet nicht nur auf dem Meer: Brand im
Flüchtlingslager Moria auf Lesbos fordert Todesopfer, Ausschreitungen
mit Tränengas und Blendgranaten erstickt
„… Bislang wurde bestätigt, dass zwei Personen, eine Mutter und ihr
Kind, verbrannten, während fünf weitere Personen verletzt wurden. Gegen
17 Uhr Ortszeit waren zwei Feuer beim Lager ausgebrochen. Das eine
ungefähr 400 m außerhalb des umzäunten Lagergeländes und das andere
mitten im Lager in einem der Wohncontainer. Der Brand sprang von dem
Container rasch auf weitere Wohncontainer über, so dass nach den
bisherigen Angaben mindestens sieben davon beschädigt oder zerstört
wurden. Direkt im Anschluss an den Brand kam es innerhalb des Lagers zu
Ausschreitungen. Das Gerücht von Todesopfern machte die Runde unter den
Insassen. Polizei und Feuerwehr rückten an. Die Polizei setzte Tränengas
und Blendgranaten ein, während eine aufgebrachte Menge im Chaos sogar
die Feuerwehrleute angriff. Es erwies sich als fatal, dass die Polizei
aus Angst vor einer Massenflucht der Insassen sämtliche Fluchtwege aus
dem Lager versperrte und diejenigen, die panisch flüchten wollten, mit
Tränengas, Stockhieben und Blendgranaten traktierte. Gegen 19 Uhr
Ortszeit bestätigte Nikos Papaefstathiou, der Direktor des Nationalen
Zentrums für Gesundheitsdienste (EKEPY) und Vorsitzender der
Rettungsdienste (EKAV), die bislang bekannten Todesopfer. Er gab
gegenüber der Presse an, dass eine der vollkommen verkohlten Leichen
nicht mit einem Krankenwagen oder einem sonstigen staatlichen Fahrzeug,
sondern mit einem privaten Kraftfahrzeug ins Krankenhaus der
Inselhauptstadt Mytilene gebracht wurde. Am späten Abend wurde das Feuer
unter Kontrolle gebracht…“ – aus dem Beitrag „Tote bei Feuer im Flüchtlingslager Moria“ von Wassilis Aswestopoulos am 29. September 2019 bei telepolis ,
worin auch noch über erste Stellungnahmen zur tödlichen EU-Politik und
ihrer Umsetzung durch griechische Regierungen berichtet wird. Siehe dazu
auch zwei kurze Meldungen von „vor Ort“, einschließlich eines
Videoberichtes über die Reaktionen im Lager:
- Brandkatastrophe in Moria: PRO ASYL fordert sofortige
Evakuierung – Deutschland und andere EU-Staaten müssen sich ihrer
Verantwortung stellen
“Angesichts der Brandkatastrophe in Moria und der sich schon seit
Wochen zuspitzenden Situation in allen Hotspots in Griechenland fordert
PRO ASYL die sofortige Evakuierung und Aufnahme der dort festsitzenden
Flüchtlinge in anderen EU-Staaten, insbesondere Deutschland. Das ist ein
unerträglicher Zustand, für den alle EU-Staaten, auch die
Bundesregierung, mitverantwortlich sind. Die Staaten ignorieren die
dramatische Lage und reagieren nicht auf die Hilferufe von
Schutzsuchenden und Menschenrechtsorganisationen. PRO
ASYL hat am 11. September die griechische Regierung und die anderen
EU-Staaten, allen voran Deutschland, aufgefordert, die immer
dramatischer werdende Situation in der Ägäis zu entschärfen und die
rechtswidrigen Zustände für Asylsuchende in Griechenland zu beenden.
»Wer Tausende Menschen einer ausweglosen Lage aussetzt, ist
mitverantwortlich für eine Eskalation,« sagte Günter Burkhardt,
Geschäftsführer von PRO ASYL. »PRO ASYL fordert die sofortige
Evakuierung aufs Festland und die Aufnahme (Relocation) der in
Griechenland festsitzenden Schutzsuchenden. Den Betroffenen wird zum
Teil über Jahre hinweg der Zugang zu einem fairen Asylverfahren
verweigert…” Pressemitteilung vom 30.09.2019 von und bei Pro Asyl
- „State’s
response to the fire in Moria hotspot for RefugeesGr, if confirmed, is
criminal“ am 29. September 2019 im Twitter-Kanal von Vassilis Tsarnas ist ein kurzer Videobericht über die Reaktionen im Lager vom Sonntagabend.
- „Situation around #Moria calmed down for now“ am 29. September 2019 im Twitter-Kanal von Franziska Grillmeier
meldet, dass die Lage sich am Sonntag Spätnachmittag zunächst beruhigt
habe, ohne dass allerdings die Gründe für die Feuer und ein genauer
Überblick über die Opfer vorliegen würden.
- Zu Moria siehe viele Berichte weiter unten
- Flüchtlinge in Griechenland – Samos: Hilferuf aus einem offenen Gefängnis
“Immer mehr Menschen fliehen über die Türkei nach Griechenland.
Deutlich wird das auf der Insel Samos: Hier leben knapp 5.000
Flüchtlinge in einem Camp, das für 700 Menschen geplant war. Ihre
Versorgungslage ist dramatisch. Die Bewohner der Insel fühlen sich von
Regierung und EU im Stich gelassen. (…) Wenige Wochen erst im Amt ist
der neugewählte Bürgermeister von Samos, Georgios Stantzos. Er spricht
mit freundlichem, aber entschlossenem Gesicht von unerträglichen
Zuständen für die Flüchtlinge, sieht aber auch, was die eigene
Bevölkerung speziell in Samos-Stadt seit 2015 mitmacht und inzwischen
kaum noch ertragen kann: „Wir müssen uns von Tag zu Tag durchkämpfen mit
dieser Lage. Sicherheitsleute und Bevölkerung bewahren halbwegs Ruhe,
ja. Aber ich kann es nicht verheimlichen. Wir müssen das Schlimmste
befürchten, dass alles doch noch aus dem Ruder läuft. Wir hoffen, dass
das Glück weiter auf unserer Seite bleibt. Wir sind gastfreundlich,
aber: seit 2015 diese große Zahl von Migranten auf unserer Insel –
unsere Grenzen sind seit langem überschritten. Die Migranten müssen
deshalb runter von der Insel.“ Nur gelegentlich kann ein Arzt im
Flüchtlings-Camp von Samos nach dringenden Notfällen schauen.
Medikamente gibt es so gut wie keine. Das kleine Krankenhaus der Insel
ist zunehmend überlastet. (…) „Die Mitglieder der neuen Regierung, die
jetzt Minister sind, hatten uns vor der Wahl hier auf Samos besucht. Sie
haben Lösungen, ganz neue Konzepte für die Flüchtlingsunterbringung
versprochen. Gar nichts ist passiert. Herr Koumoutsakos, der
stellvertretende Innenminister – hauptverantwortlich jetzt in
Migrationsfragen – er war wenige Tage vor der Wahl im Juli hier auf
Samos und hat gesagt, man könne dafür sorgen, dass Boote sehr früh in
der Türkei abgefangen werden. Ist noch kein einziges Mal passiert.“…” Reportage von Michael Lehmann vom 21.09.2019 beim Deutschlandfunk
- Dramatische Lage in der Ägäis: PRO ASYL fordert europäische Solidarität. Abschiebung in die Türkei ist rechtswidrig
“PRO ASYL fordert die griechische Regierung und die anderen
EU-Staaten, insbesondere Deutschland, auf, die dramatische und sich
zusehends zuspitzende Situation in der Ägäis zu entschärfen und die
rechtswidrigen Zustände für Asylsuchende in Griechenland zu beenden.
»Flüchtlinge in der Ägäis drohen zum Spielball der Machtinteressen der
Türkei, Griechenlands und der EU-Staaten zu werden. Ihr Rechtsanspruch
auf Schutz wird systematisch ignoriert«, kritisiert Günter Burkhardt,
Geschäftsführer von PRO ASYL. PRO ASYL fordert die Aufnahme
Schutzsuchender von den griechischen Inseln sowie den Zugang zu einem
fairen Asylverfahren innerhalb der EU. Auf den griechischen Inseln
harren mehr als 25.000 Menschen aus; rund 40% von ihnen sind
UNHCR-Angaben zufolge Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren. PRO ASYL
unterstützt die Forderung Griechenlands, vordringlich Minderjährigen die
Weiterreise in andere EU-Staaten zu ermöglichen. Auf entschiedene Kritik stößt die nach Medienberichten geplanten Verschärfungen des griechischen Asylrechts und der Anwendung des EU-Türkei-Deals.
Demnach ist vorgesehen, die Türkei zum »sicheren Drittstaat« zu
erklären und auch vom Festland aus Schutzsuchende in die Türkei
zurückzubringen. Die Aufforderung der EU-Kommission und laut Spiegel-Online-Bericht
auch der deutschen Behörden, die Rückführungen in die Türkei im Rahmen
des Deals zu verstärken, geht vollkommen an der Realität vorbei…” Pressemitteilung vom 11.09.2019 von und bei Pro Asyl
- Migranten in Griechenland: Athen ruft EU zur Aufnahme von Kindern auf
“Erneut kommen wieder mehr Flüchtlinge aus der Türkei in
Griechenland an. Ministerpräsident Mitsotakis appellierte deshalb an die
anderen EU-Staaten, zumindest Kinder aufzunehmen. Drohungen der Türkei
wies er zurück. Griechenland hat die anderen EU-Staaten aufgerufen,
zumindest minderjährige Migranten aus den Registrierlagern auf den
Inseln der Ägäis aufzunehmen. Dort sind zurzeit mehr als 24.000 Menschen
untergebracht. Rund 40 Prozent von ihnen sind laut UN-Organisationen
und griechischen Behörden Minderjährige im Alter unter 17 Jahren. (…)
Der konservative griechische Regierungschef forderte die EU auf,
Maßnahmen gegen jene Staaten zu ergreifen, die sich weigern,
Minderjährige aufzunehmen. “Einige Staaten wollen alle Vorteile der
Bewegungsfreiheit im Schengen Raum haben, sie weigern sich aber, die
Lasten zu teilen”, sagte Mitsotakis. Vor allem das Problem mit den
Kindern liege ihm am Herzen…” Meldung vom 8.9.2019 bei tagesschau.de
- Mit Tränengas gegen Flüchtlingskinder. Griechische Polizei
geht gegen Proteste von 300 unbegleiteten Minderjährigen im berüchtigtem
Lager Moria auf Lesbos vor
“Die griechische Polizei hat bei Protesten in einem überfüllten
Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos Tränengas gegen Flüchtlingskinder
eingesetzt. Wie die griechische Nachrichtenagentur Ana berichtete,
beteiligten sich am Mittwoch rund 300 unbegleitete Minderjährige an
Protesten im berüchtigten Lager Moria und verlangten ihre Verlegung aufs
Festland. Als die Flüchtlinge Mülleimer in Brand setzten, setzte die
Polizei demnach Tränengas ein. Das Lager von Moria steht seit Jahren in
der Kritik, da es chronisch überfüllt ist. Nach der Ankunft von 3000
neuen Flüchtlingen im August hatte sich die ohnehin schwierige
hygienische Situation in dem inmitten von Olivenhainen gelegenen
Zeltlager weiter verschlechtert. Ende August lebten nach UN-Angaben fast
11.000 Menschen in dem Lager, das eigentlich nur für ein Viertel davon
ausgelegt ist. (…) Die EU-Kommission hat Griechenland inzwischen Hilfe
bei der Verlegung der Flüchtlinge von Lesbos angeboten. Am Dienstag
verlegten die griechischen Behörden die ersten tausend Flüchtlinge aus
Moria aufs Festland. Sie wurden mit Fähren zunächst in die Hafenstadt
Thessaloniki und dann ins Lager Nea Kavala bei Kilkis in
Nordgriechenland gebracht. Doch auch dort sind die Bedingungen nicht
gut. Neuankömmlinge klagten am Mittwoch unter anderem über Engpässe bei
Wasser, Strom und Zelten. »Wir haben Moria in der Hoffnung auf etwas
Besseres verlassen«, sagte der 20-jährige Sasan aus Afghanistan.
»Letztendlich ist sogar schlimmer.«...” Agenturmeldung vom 05.09.2019 beim ND online
- Nach Todesfall auf Lesbos: Unicef fordert Schutz von Kindern in griechischen Flüchtlingslagern
“Desolate Zustände für Kinder im Flüchtlingslager auf der Insel
Lesbos ruft die Unicef auf den Plan. Sie ruft EU-Länder auf, die
Familienzusammenführung zu beschleunigen und die Aufnahmeländer stärker
zu unterstützen. Nach dem Tod eines Jugendlichen in einem
Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos fordert Unicef die
EU-Staaten auf, unbegleitete Flüchtlingskinder besser zu schützen. Mehr
als 1.100 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge hielten sich in
Aufnahme- und Registrierungszentren auf den griechischen Inseln oder in
Gefängnissen im ganzen Land auf, erklärte das UN-Kinderhilfswerk. Das
markiere einen neuen Höchststand seit Anfang 2016. In den unsicheren und
überfüllten Lagern sei der Schutz von Kindern nicht sichergestellt. Im
August wurde bei einer Messerattacke nach einem Streit im
Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos ein 15-jähriger Afghane
getötet, zwei weitere Jugendliche wurden verletzt. Ein afghanischer
Jugendlicher wurde als Tatverdächtiger festgenommen. (…) Das
Aufnahmezentrum in Moria ist den Angaben zufolge für 3.000 Menschen
ausgelegt. Zurzeit leben dort aber mehr als 8.700 Menschen, darunter
3.000 Kinder. In einer eigenen Sektion des Lagers sind laut Unicef
aktuell mehr als 520 unbegleitete Minderjährige untergebracht, obwohl
der Bereich nur für 160 ausgelegt ist. Die Überlastung führe dazu, dass
Kinder der Gefahr von Gewalt und Missbrauch ausgesetzt seien und nur
eingeschränkten Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und
psychosozialer Unterstützung hätten, beklagte das Hilfswerk…” Beitrag vom 3. September 2019 beim Migazin
- Griechenland: Hunderte Bootsflüchtlinge landen auf Lesbos
“Auf Lesbos sind rund 650 Bootsflüchtlinge angelandet – das ist die
größte Massenankunft seit drei Jahren. Die Gesamtzahl derer, die über
das Mittelmeer nach Europa kommen ist derweil zurückgegangen. 16
Flüchtlingsboote mit rund 650 Menschen an Bord sind auf der griechischen
Insel Lesbos angelandet – allein 13 Boote innerhalb einer Stunde. Das
ist die größte Massenankunft seit drei Jahren, teilten die örtliche
Polizei und das Flüchtlingshilfswerk UNHCR übereinstimmend mit.
UNHCR-Sprecher Boris Cheshirkov sagte, man sei überrascht gewesen. “Wir
haben diese Art abgestimmter Ankünfte in dieser Zahl seit 2016 nicht
mehr erlebt. Aus diplomatischen Kreisen hieß es, die griechische
Regierung habe den türkischen Botschafter einbestellt. Ihm sei das
Missbehagen der Zunahme der über die Türkei nach Griechenland
gelangenden Flüchtlinge ausgedrückt worden. (…) Die angekommenen
Bootsflüchtlinge wurden zunächst in das Lager Moira auf Lesbos gebracht.
Dort leben über 10.000 Menschen. Menschenrechtsorganisationen
bezeichnen Moira als überbelegt, unsicher und unmenschlich. Athen
kündigte an, rund 1000 Migranten von der Insel Lesbos aufs Festland
bringen. Sie sollen demnach an Bord von zwei Kriegsschiffen der
griechischen Marine Anfang September zum Lager von Nea Kavala nahe
Thessaloniki gebracht werden.” Meldung vom 30.08.2019 bei tagesschau.de
- Minderjährig im Flüchtlingscamp Ritsona: Kind sein zwischen Containern
“… Valentina Giudizio arbeitet mit einigen von ihnen zusammen. Die
Italienerin ist Projektkoordinatorin der Organisation Lighthouse Relief,
die sich um geflüchtete Kinder und Jugendliche kümmert. Seit Oktober
2017 arbeitet Giudizio im Flüchtlingscamp Ritsona, in Griechenland, 90
Auto-Minuten nördlich von Athen. Dort hilft sie minderjährigen
Flüchtlingen dabei, so etwas wie eine Kindheit zu haben – und versucht,
Jugendlichen angesichts ihrer ungewissen Zukunft Ängste und Sorgen zu
nehmen. (…) Giudizio sagt, die traumatischen Erfahrungen im Heimatland
und auf der Flucht gehörten zu den größten Herausforderungen im Camp.
Auch Kinder, die noch zu jung seien, um sich aktiv zu erinnern, seien
betroffen, ergänzt Marshall, die Sprecherhin der Organisation. “Die
Eltern geben ihr Trauma oft weiter”, sagt Marshall. “Selbst wenn die
Kinder keinen Krieg erlebt haben – sie leben in Familien, die eine
extrem herausfordernde Zeit durchgemacht haben und aus ihrer Heimat
vertrieben worden sind.” Seine eigenen Gefühle zu verstehen und
auszudrücken, sei gerade für Kinder manchmal sehr schwierig, sagt
Giudizio. Vor noch einmal ganz anderen Herausforderungen stünden
Jugendliche und junge Erwachsene, sagt Giudizio. Viele hätten
Familienmitglieder und gute Freunde zurückgelassen oder verloren. Das
Warten, die Langeweile – all das führe oft zu negativen Gedanken. “Du
bist 20, vielleicht 25 Jahre alt, denkst über Arbeit und Möglichkeiten
nach – und hinterfragst plötzlich dein ganzes Leben”, sagt Giudizio…” Valentina Giudizio im Gespräch mit Kevin Schubert am 11. Juli 2019 beim ZDF
- Unterbringung Minderjährigen: Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt Griechenland wegen Flüchtlingen
“… Griechenland ist wegen der Unterbringung von fünf minderjährigen
Flüchtlingen vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR)
verurteilt worden. Die fehlende Fürsorge für vier von ihnen, die im
Flüchtlingslager Idomeni unterkamen, sowie die Inhaftierung von dreien
von ihnen laufe auf eine unmenschliche Behandlung hinaus, entschied das
Gericht am Donnerstag in Straßburg. Es sah außerdem das Recht auf
Freiheit verletzt. Vier der Flüchtlinge sprach der EGMR jeweils 6.000
Euro, einem Flüchtling 4.000 Euro Schadenersatz zu. Zusammen erhalten
sie außerdem 1.500 Euro Auslagenerstattung. (AZ: 14165/16). (…) Mit
Blick auf Idomeni urteilte der EGMR, dass der griechische Staat die dort
herrschenden „kläglichen“ Zustände durch fehlendes Handeln teils selbst
verschuldet habe. Die Behörden hätten sich um die Minderjährigen
kümmern müssen, nachdem sie aufgegriffen wurden, so dass sie gar nicht
in das Camp gekommen wären. Mit Blick auf die Inhaftierung stellte der
EMGR ebenfalls eine entwürdigende Behandlung fest. Darüber hinaus habe
Griechenland die Minderjährigen von vornherein gemäß internationalem
Recht in einer anderen Einrichtung unterbringen müssen.” Meldung von und bei MiGAZIN vom 14. Juni 2019 . Siehe dazu:
- Minderjährige in Idomeni: Das späte und knappe Urteil des Menschenrechtsgerichtshofs
“… Die Beschwerde bezieht sich auf den Aufenthalt in Idomeni von
vier der fünf Jugendlichen sowie gegen die Unterbringung in sogenanntem
Schutzgewahrsam (προστατευτική φύλαξη) von drei der fünf. Bezüglich der
Unterbringung in Schutzgewahrsam urteilte der EGMR, dass darin sowohl
eine Verletzung des Artikel 3 als auch des Artikel 5 Abs. 1 EMRK, eine
nicht gerechtfertigte Freiheitsentziehung, lag. (…) So weit so klar,
doch zufrieden kann man beim Lesen dieses Urteils kaum sein. Da ist
zuerst einmal die Dauer des Verfahrens: Der Antrag wurde im März 2016
gestellt, mehr als drei Jahre vergingen also bis zu diesem, wohlgemerkt,
Kammerurteil. In der Zwischenzeit hat einer der minderjährigen
Antragsteller mehrfach versucht, sich umzubringen. Die ebenfalls im März
2016 gestellten Anträge auf einstweilige Verfügungen hatte das Gericht
abgelehnt. (…) Und dann ist da die Lage in der EU. Idomeni war nicht
einfach ein Flüchtlingslager in Griechenland, sondern eine
Begleiterscheinung des seit Jahren so schlecht funktionierenden
Gemeinsamen Europäischen Asylsystems. (…) Bezüglich der größeren Frage
europäischer Verantwortungsteilung, für welche auch das Lager von
Idomeni stand, hat die Kammer vermieden, sich zu äußern. Es ist nicht
Aufgabe des Gerichtshofs, die Politik aus ihrer Starre zu locken. Aber
zumindest die Verantwortung Nordmazedoniens hätte das Gericht näher
prüfen sollen. Als entlang der Balkanroute ohne Rücksicht auf
Asylanträge Schutzsuchende abgewiesen wurden, da fiel die Achtung des
europäischen Rechts wie eine Reihe von Dominosteinen. Zurückweisungen
ohne Ansehung des Einzelfalls sind für EU-Staaten europarechtswidrig (…)
und sie stellen für Vertragsstaaten der EMRK potentielle Verletzungen
von Artikel 3 und von Artikel 4 des 4. Zusatzprotokolls der EMRK (Verbot
der Kollektivausweisung) dar. Die sorgfältige Prüfung von Verstößen
kann ein langsames, mühsames und lohnenswertes Wiederaufstellen dieser
Steine sein. Ein weiterer Fall ist anhängig vor dem EGMR, der Push-backs
an der griechisch-mazedonischen Grenze betrifft.” Kommentar von Prof. Dana Schmalz vom 21. Juni 2019 bei MiGAZIN (Dana Schmalz ist Professorin für Öffentliches Recht an der Universität Bremen)
- Drei Jahre Notfalllösungen: Aufnahmekrise in Nordgriechenland
“Im August 2018 und Anfang 2019 führten die Mitarbeiter*innen von
PRO ASYL / Refugee Support Aegean (RSA) Interviews mit Geflüchteten in
fünf Flüchtlingslagern in Nord- und Mittelgriechenland durch. Die Studie
macht deutlich, dass es der griechischen Regierung weiterhin nicht
gelungen ist, zu mittel- oder langfristigen Lösungen zu finden…” Beitrag vom 28.05.2019 bei Pro Asyl
- [Video] „Lesbos: die schönste Hölle auf Erden“
“Das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos ist für seine
menschenunwürdigen Zustände bekannt. Hier sind eineinhalb Jahre
Langzeitbeobachtung des Lagers dokumentiert” Video vom 27. Mai 2019 bei youtube (42 min)
- Ziegler spricht von unwürdigen Zustände in
Flüchtlingslagern: »Die Verantwortlichen für diese fürchterliche
Abschreckungspolitik müssen dringend abgewählt werden«
“Ehemaliger UN-Sonderberichterstatter: Verantwortliche für
»fürchterliche Abschreckungspolitik« müssen abgewählt werden / NGOs
fordern Umverteilung von Flüchtlingen auf Kommunen
Der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean
Ziegler, hat die Zustände der Flüchtlingslager in Griechenland scharf
kritisiert. »Ein solidarisches Europa muss sich an der Solidarität mit
Flüchtlingen beweisen. Eine Situation wie in den Hotspots auf den
griechischen Inseln ist unmenschlich und muss beendet werdet«, berichtet
der Schweizer nach dem Besuch des Flüchtlingslagers Moria auf der Insel
Lesbos. Ziegler ist aktuell Vizepräsident des beratenden Ausschusses
des UN-Menschenrechtsrates und reist derzeit mit einer Delegation der
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) medico international und Pro Asyl
durch das südeuropäische Land, um sich ein Bild von der Situation der
Geflüchteten vor Ort zu machen. »Es stehen Europawahlen bevor. Die
Verantwortlichen für diese fürchterliche Abschreckungspolitik müssen
dringend abgewählt werden«, fordert Ziegler. Die Lager seien
hoffnungslos überbelegt, erklärt Karl Kopp, Leiter der Europa-Abteilung
von Pro Asyl. Nur dank der Arbeit von NGOs und Ehrenamtlichen vor Ort
sei eine medizinische Notversorgung gewährleistet. »Moria steht nicht
nur für furchtbare Lebensbedingungen. Moria ist auch das zynische
Modell, wie in europäischen Grenzverfahren Schutzsuchende völlig
rechtlos gestellt werden«, kritisiert Kopp. Auch Ramona Lenz von medico
international sieht Brüssel in der Pflicht…” Beitrag vom 24.05.2019 beim ND online
- [10.5.19 in Berlin] Veranstaltung „Selbstorganisierung und Flucht“
“Im Herbst 2018 besuchte eine Delegation von Gewerkschafter*innen
und Aktivist*innen ein selbstorganisiertes Camp von Geflüchteten in
Lavrio, in der Nähe von Athen. Etwa zur selben Zeit bereiste eine
Delegation der Kampagnen «TATORT Kurdistan» und «Gemeinsam Kämpfen» das
Camp Mexmûr in der Autonomieregion Nordirak (Südkurdistan). Beide Orte
verbindet der Kampf für Selbstbestimmung und gegen das tägliche Elend
unter schwierigsten Bedingungen. Unterstützung von großen NGO‘s und
staatlichen Stellen erhalten sie nicht. (…) Ein Vertreter vom St. Pauli
Fanclub Athen-Exarchia, der unter anderem solidarische Unterstützung
für das Camp in Lavrio organisiert, wird die Arbeit der kurdischen
Aktivist*innen dort vorstellen. Ein Vertreter von Civaka Azad wird von
der Delegation nach Mexmûr berichten.” Einladung vom AKI
zur Veranstaltung von gewerkschaftlicher Griechenland Soli-Reisegruppe,
Radikale Linke Berlin und Civaka Azad am 10. Mai um 19 Uhr, Aquarium,
Skalitzer Str. 6 in 10999 Berlin
- »Die Menschenwürde zu verteidigen ist kein Luxus, sondern eine menschliche Pflicht«
“Efi Latsoudi setzt sich in ihrer täglichen Arbeit für Refugee
Support Aegean (RSA) auf Lesvos für die Rechte von Schutzsuchenden ein.
Sie ist Mitunterzeichnerin der Mytilini Erklärung für einen würdevollen
Umgang mit allen vermissten & verstorbenen Migrant*innen und ihren
Familien. Im Interview berichtet sie über den traurigsten Teil ihrer
Arbeit...” Interview vom 06.05.2019 bei Pro Asyl
- Flüchtlingslager auf Samos: “Das ist unser Dschungel”
“Die EU verkauft den Flüchtlingspakt mit der Türkei als Erfolg.
Dabei hat er die griechischen Inseln in der Ägäis in Gefängnisse
verwandelt. Auf Samos leben Migranten wie Annick Toudji unter
entsetzlichen Bedingungen. Ein Besuch. Zwischen Pappkartons, Planen und
Plastikflaschen haust Annick Toudji. Es stinkt nach Urin, von oben ist
er den Hang herabgeronnen, vorbei an wackeligen Zelten, vorbei an den
Steinen, zwischen denen Annick Toudji gleich Feuer machen will. Der
beißende Geruch hängt ständig in der Luft. Toudji, 33, groß und hager,
hockt auf einem Baumstumpf. Mit kurzen, entschlossenen Hieben schneidet
sie ihre Fleischtomate in einen Topf. “Das ist unser Dschungel”, sagt
sie. Im Dschungel gibt es keine Toilette, keinen Strom. Stattdessen gibt
es: Ratten, Kakerlaken, Krätze. Tausende Migranten vegetieren hier auf
der griechischen Insel Samos vor sich hin. Toudji ist eine von ihnen,
vor knapp einem Jahr begann ihre Flucht aus Kamerun. Die Migranten
passen nicht mehr in das offizielle Flüchtlingslager auf Samos. Schon
lange quillt es über, links und rechts kam Zelt um Zelt hinzu. So
entstand der Dschungel. Mehr als 3800 Migranten leben derzeit am Hang
und im Lager, das für nur 648 Personen ausgelegt ist. Kein anderer
sogenannter Hotspot auf den ägäischen Inseln ist so überfüllt. Die
Migranten dürfen nicht weg, Samos hat sich in ein Gefängnis verwandelt.
Die Situation sei außer Kontrolle, urteilt die Hilfsorganisation Ärzte
ohne Grenzen…” Bericht von Steffen Lüdke, Giorgos Christides und Socrates Baltagiannis (Fotos) vom 18. April 2019 beim Spiegel online
- [„Karawane der Hoffnung“] Verhältnisse wie bei Trumps Mauer: Festungspolizisten gegen Flüchtlinge im Norden Griechenlands
„Der Ort Diavata bei Thessaloniki liegt direkt an der Schnellstraße,
die zur Autobahn nach Idomeni, der Grenzstation der Eisenbahn auf dem
Weg nach Nordmazedonien, und zum Autobahngrenzkontrollpunkt Evzonoi
führt. Hier, wo es auch ein Flüchtlingslager gibt, hatten sich mitten in
der Woche Flüchtlinge und Migranten gesammelt. Sie campierten seit
Donnerstag außerhalb des Flüchtlingslagers auf freiem Feld. Teilweise
waren die Menschen auf abenteuerlichen Wegen sogar von den Grenzinseln
zur Türkei, wie zum Beispiel Lesbos gekommen. Zunächst griff die Polizei
nicht aktiv ein. Ordnungspolizisten sicherten jedoch das Gelände und
den Zugang zur Schnellstraße ab. Als die Campierenden am Freitag ihre
Zelte abbrachen und als Gruppe gen Schnellstraße zogen, versperrte die
Einsatzpolizei den Weg. Es kam zu tumultartigen Szenen, wie sie sich
auch in der Vergangenheit oft abgespielt hatten. Flüchtlinge und
Immigranten versuchten zusammen mit Kleinkindern die Polizeiabsperrung
zu durchbrechen. Die Polizei antwortete mit Tränengas, Blendgranaten und
Schlagstöcken. Einige der Flüchtenden versuchten ihr Glück auf
Nebenstraßen, doch auch sie wurden von der Polizei abgefangen. (…)
Während in Diavata die Einsatzpolizei die Flüchtlinge am Wandern gen
Norden hinderte, legten die Behörden in Athen die Bahnstrecke von Athen
nach Thessaloniki lahm. (…) Später wurde seitens der Behörden
behauptet, die Flüchtlinge, die nach Diavata weiterreisen wollten,
hätten die Bahnstrecke aus Protest blockiert. In der Bahnstation
Larisis, von der die Züge aus Athen in den Norden abfahren, sammelten
sich Flüchtlinge und andere Reisende. Kein Zug fuhr ab. Tatsächlich
meldeten Flüchtlingskomitees und Helfer genau das Gegenteil der
behördlichen Behauptung. Sie gaben eine Verlautbarung heraus. Sie hat
den Titel, “Botschaft von den Flüchtlingen von der Bahnstation Larisis”:
„Am Nachmittag hat die Koordination für die Flüchtlinge – Immigranten
einen von kurdischen Flüchtlingen, die sich in der Bahnstation befanden,
erstellten Text, dem auch die syrischen Flüchtlinge zustimmten, an die
Öffentlichkeit gegeben. Wir wollen Sie informieren, dass der Zugverkehr
von der Verwaltung und nicht wegen der in der Bahnstation befindlichen
Flüchtlinge unterbrochen wurde…“ – aus dem Beitrag „Fake-News über geöffnete Grenzen erzeugt Chaos“von Wassilis Aswestopoulos am 06. April 2019 bei telepolis ,
wozu darauf verwiesen werde sollte, dass auch die zahlreichen
Kommentare lesenswert sind, als Bestandteil einer Zustandsanalyse der
BRD. Siehe dazu auch:
- „#NoBorders Greek territory: Police violence against protesting refugees in #Diavata“ am 05. April 2019 bei Enough is Enough ist ein – mit zahlreichen aufschlußreichen Fotos versehener – kurzer Bericht über den massiven Polizeieinsatz in Diavata.
- „Greek police fire tear gas at refugees demanding access to border“ am 05. April 2019 bei Al Jazeera
steht hier als Beispiel dafür, wie der Vorfall in den außereuropäischen
Medien berichtet wurde – Polizei feuert Tränengas auf Flüchtlinge, die
zur Grenze wollen – die von der Art der Berichterstattung nicht zufällig
jener über die Grenztruppen der USA sehr ähnlich ist.
- „Trump ou Syriza c’est toujours la même barbarie capitaliste“ am 06. April 2019 beim Twitter-Kanal von Conseils Ouvriers
ist ein Kommentar zu den Ereignissen an der nordgriechischen grenze,
der gleich ganz direkt die Parallele zwischen den Festungen der EU und
der USA zieht und betont, dass es hier offensichtlich keinen Unterschied
gibt, zwischen dem rechten Trump und der sozialdemokratischen Regierung
Griechenlands – dies sei eben Kapitalismus – was durch den dazu
gehörenden kurzen Videobericht untermauert wird.
- Scharmützel und Besetzungen: Hunderte Asylsuchende wollen
Griechenland gen Norden verlassen / „Karawane der Hoffnung“ umfasst
mittlerweile mind. 2 Tausend Menschen
“Die Lage der Flüchtlinge in Griechenland verschärft sich
erneut und sie ziehen einen Marsch nach Norden in Erwägung. Seit
Donnerstag (4.4.) ist etwa die Situation im Flüchtlingslager von Diavata
nordwestlich von Thessaloniki angespannt. In Athen wiederum wurde der
Hauptbahnhof (Stathmos Larissis) von Flüchtlingen besetzt. Der
Zugverkehr nach Mittel- und Nordgriechenland ist seit gestern (4.4.)
unterbrochen. Unter dem Motto „Karawane der Hoffnung“ wurden
Asylsuchende in Hellas per Internet dazu auffordert, sich an die
nördliche Landesgrenze zur Republik Nordmazedonien zu begeben. Der
Aufruf wurde von vielen der Betroffenen als eine Art Versprechen
interpretiert, dass die Grenzen mit Hilfe von
Nichtregierungsorganisationen geöffnet werden und sich die dort
versammelten Menschen weiter in Länder Mittel- und Westeuropas begeben
können. Bereits am Donnerstagnachmittag hatten sich vor dem
Flüchtlingslager von Diavata mehr als 500 Menschen versammelt und dort
in Zelten übernachtet. Am Hauptbahnhof in Athen kamen im Laufe weniger
Stunden mehr als 300 Asylsuchende zusammen, um von hier aus nach
Thessaloniki reisen zu können. Als Protest gegen die Stornierung von
Zugfahrten haben sie die Gleise besetzt. Zahlreiche
Menschenrechtsorganisationen sowie das Migrationsministerium appellieren
an die Flüchtlinge, anonymen Aufrufen, die im Internet zirkulieren,
nicht zu folgen. Derartige Aktionen könnten zu lebensgefährlichen
Situation sowie zu einer Trennung ganzer Familien führen. Seitens der
Regierung wurde klargestellt, dass die Grenzen nicht geöffnet würden…” Beitrag von Elisa Hübel vom 05. April 2019 bei der Griechenland-Zeitung , siehe dazu:
- Thessaloniki: Migranten drängen weiter nach Norden
“Starke Polizeieinheiten verhinderten erneut einen Marsch Richtung
Nordmazedonien und Mitteleuropa. Mittlerweile haben sich mindestens 2000
Personen versammelt, Frauen und Kinder werden als „Vorhut” eingesetzt,
um die Sperren zu überwinden. (…) Es entwickelten sich auch jedes Mal
hässliche Szenen, weil Frauen und teils ganz kleine Kinder, wie
Journalisten berichten und auf Fotos offensichtlich ist, quasi als
„Vorhut” vorgeschickt wurden, um die Polizeisperren zu überwinden,
während junge Männer und Ältere dahinter abwarteten. Die Beamten
feuerten Tränengas auf Dutzende von Menschen. Diese warfen Steine und
Flaschen und versuchten eine Polizeisperre zu durchbrechen, um auf eine
Straße zu gelangen, die Richtung Grenze führt. Manche trugen Kinder in
ihren Armen. Das griechische Migrationsministerium indes erklärte, die
Grenze werde nicht geöffnet. Alle Migranten sollten in ihre Unterkünfte
zurückgehen. Dazu stünden Busse bereit. Ansammlungen von Migranten, die
nach Norden reisen wollten, gibt es mittlerweile auch in Athen. Dort
besetzten am Freitag rund 300 Menschen den Hauptbahnhof. Der Bahnverkehr
wurde für Stunden eingestellt. Die Besetzung wurde jedoch in der Nacht
auf Samstag beendet…” Meldung vom 06.04.2019 bei Die Presse online
- Geflüchtete in Griechenland: Hunderte Migranten wollen nach
Mitteleuropa. Gerüchte im Netz: Die Grenze zu Nordmazedonien soll
geöffnet werden / Geflüchtete versuchen Polizeiketten zu durchbrechen
“Hunderte Migranten haben erneut versucht, Polizeisperren vor einem
Flüchtlingslager nahe der griechischen Hafenstadt Thessaloniki zu
durchbrechen. Ihr Ziel ist Mitteleuropa. Dabei kam es zu Rangeleien mit
der Bereitschaftspolizei, wie das griechische Fernsehen am Freitag
berichtete. Die Polizei kritisierte, dass die Migranten Frauen und
Kinder als eine Art Vorhut einsetzten, um die Absperrung der Polizisten
zu überwinden, berichteten Reporter vor Ort. Bereits am Vortag hatten
rund 500 Migranten versucht, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen.
Einige schleuderten Steine auf die Beamten. Die Bereitschaftspolizei
setzte Pfefferspray ein. Die Idee vom Marsch gen Norden soll durch das
Internet verbreitet worden sein. Demnach soll die Grenze zwischen
Griechenland und Nordmazedonien für Migranten geöffnet werden, wenn sich
Migranten massenweise dorthin begeben. Das Hilfswerk der Vereinten
Nationen (UNHCR) warnte die Migranten davor, solchen Gerüchten zu
glauben…” Meldung vom 05.04.2019 beim ND online
- Drei Jahre Flüchtlingspakt: EU nennt Flüchtlingslager auf griechischen Inseln „Schande für Europa“
“Vor drei Jahren setzte Angela Merkel den Flüchtlingspakt EU-Türkei
durch. Von der Rückführung illegaler Migranten in die Türkei ist heute
allerdings keine Rede mehr. Und die Zustände in den Lagern der Ägäis
spotten jeder Beschreibung. ie Europäische Kommission hat zum dritten
Jahrestag des EU-Türkei-Abkommens massive Kritik an den Zuständen in
griechischen Flüchtlingslagern geübt. Das geht aus einem internen
Drahtbericht der deutschen Botschaft in Athen hervor, der WELT AM
SONNTAG vorliegt. Demnach bezeichnete der Vorsitzende des
Lenkungsausschusses zur Umsetzung der Erklärung, der Brite Simon Mordue,
die Situation im Hotspot-Lager auf der Ägäis-Insel Samos in Gesprächen
als „eine Schande für Europa“. Recherchen dieser Zeitung vor Ort belegen
die katastrophale Lage. Laut dem Bericht hat die Kommission die
EU-Mitglieder aufgerufen, Handlungsdruck auf Athen auszuüben. Brüssel
nannte die Bereitschaft Athens, Verantwortung zu übernehmen, gering.
Ähnlich negativ fällt das Fazit der deutschen Diplomaten aus: „Drei
Jahre zähes Ringen um gute Aufnahmebedingungen in den Hotspots, schnelle
Asylverfahren und eine Erhöhung der Rückführungszahlen haben nicht die
erhofften Fortschritte gezeigt.“…” Beitrag von Robin Alexander, Manuel Bewarder, Tim Röhn vom 18. März 2019 bei Welt online
- Chios: »Wenn man da reingeht und die Situation mit eigenen Augen sieht, dann ist das so krass.«
“Im Herbst 2018 war der in Deutschland lebende, afghanische
Journalist Ramin Mohabat im Rahmen einer Konferenz in Griechenland und
hat auch das Lager auf der griechischen Insel Chios besucht.” Im Gespräch mit PRO ASYL am 28. Januar 2019 schildert Ramin Mohabat seine Eindrücke von der desolaten Lage dort: “…
Das war eine Reise mit der Diakonie, eine Konferenz zur Asylpolitik in
Griechenland und in der EU. Da war ich auch dabei und wir haben dort ein
paar Flüchtlingsunterkünfte besucht – auch auf Chios. Dort hatte ich
dann die Möglichkeit, mit ein paar Afghanen zu sprechen. Ich bin einfach
mit in das Lager reingegangen und habe mir die Situation angeschaut,
viele Geschichten gehört, Fotos gemacht. Das waren schreckliche
Geschichten. (…) Das Hauptproblem in Chios war, dass die Leute nicht
wussten, wie es weitergeht. Die warten seit drei Jahren auf dieser Insel
und sie wissen nicht, wie es weitergeht. Einer kam zu mir, er ist seit
drei Jahren in Griechenland, sein Asylantrag wurde abgelehnt. Er hat
keine Perspektive, fragte mich nach Hilfe. Er hat keine Ahnung, wo er
rechtliche Hilfe bekommen kann, zum Beispiel einen Anwalt. Es gibt
keinen Zugang zu Rechtsberatung. Aber zurück nach Afghanistan kann er
nicht. Die Menschen können nicht weiterreisen nach Deutschland oder
Frankreich, aber sie können auch nicht zurück. In die Türkei nicht, nach
Afghanistan überhaupt gar nicht. Das ist einfach ein schreckliches
Leben – seit drei Jahren auf Chios. In Athen war die Situation ein
bisschen besser. Das Hauptproblem dort waren Gesundheitsprobleme. Es gab
keine Ärzte, keine Medikamente. Außerdem sind die Kinder nicht auf der
Schule. Viele Eltern haben gesagt: »Es ist ok. Jetzt leben wir seit drei
Jahren hier. Wie wollen nur arbeiten, unser eigenes Geld verdienen und
wir wollen unbedingt, dass unsere Kinder zur Schule gehen. Dass unsere
Kinder auf der Straße leben und nichts machen, das ist nicht gut. Sie
haben keine Zukunft.(…) Es hieß, in Europa gibt es Menschenrechte. Die
Leute denken, sie gehen nach Europa, denn dort haben sie Rechte. Und
dann kommen sie und hängen drei Jahre auf einer kleinen Insel fest…”
- Insel Samos: Flüchtlinge protestieren gegen unmenschliche Zustände
“Das Registrierlager für Flüchtlinge auf der griechischen Insel
Samos hat eine Aufnahmekapazität für 648 Menschen. Derzeit leben dort
nach Angaben der Regierung in Athen mehrere Tausend Personen. Gegen ihre
verheerende Lage sind sie erneut auf die Straße gegangen. Tänze, Gesang
und afrikanische Trommeln vor den Büros der Hafenpolizei in Samos-Stadt
– es ist ein bunter, friedlicher Protest. Einige Hundert Flüchtlinge,
vor allem Afrikaner, sind die wenigen hundert Meter aus ihrem Zeltcamp
hoch über der Stadt runter ans Wasser gekommen. „Wir können nicht mehr“
lautet ihre Botschaft nach langen, heftigen Regenfällen. Viele tragen
nur dünne Kleidung und Badelatschen. „Wir leben unter wirklich
unmenschlichen Bedingungen – das kann so nicht weitergehen. Wir hören,
dass es sich auf Lesbos langsam bessert, aber hier nicht. Schauen Sie
sich im Camp um – wir bekommen extrem schlechtes Essen, manche haben
Angst, dass sie sterben – nur durchnässte Zelte für mehrere tausend
Menschen – es geht uns wirklich sehr, sehr schlecht.“ (…) „Wenn es hier
heftig regnet, können wir nicht schlafen. Wir haben Angst, dass der Wind
uns das Zelt wegfegt. Und dann schlafen wir alle in der Mitte in einem
Bett. Medizinische Hilfe gab es für mich bisher nicht – ich habe nur
kurz mal einen Doktor gesehen, bin dann zur Klinik runter in den Ort.
Aber die hatten keine Zeit und keine Medikamente für mich, gaben mir nur
was Anzuziehen für meinen Sohn – ich solle am nächsten Tag noch mal
kommen. Andere haben sie nicht weggeschickt.“…” Beitrag von Michael Lehmann vom 24. Januar 2019 beim Deutschlandradio (Audiolänge: ca. 3:10 Min., abrufbar bis zum 2. August 2019)
- Drei Flüchtlinge sterben am Grenzfluss Evros. Griechische
Beamte hatten sie zur Rückkehr in die Türkei gezwungen, wo sie wohl
erfroren. Von „systematischen Pushbacks“ ist die Rede
“Schwere Vorwürfe gegen griechische Grenzpolizisten: Sie sollen drei
Flüchtlinge, die aus der Türkei nach Griechenland kamen, zur Rückkehr
über den Grenzfluss Evros gezwungen haben. Auf der türkischen Seite der
Grenze fand man diese Woche ihre Leichen. Die drei Männer sind
vermutlich erfroren. Seit Jahren gibt es immer wieder Berichte, wonach
griechische Grenzpatrouillen am Evros (türkisch: Meric) Migranten zur
Rückkehr in die Türkei zwingen. Auch aus der Ägäis gibt es solche
Meldungen. Das berüchtigte Pushback ist völkerrechtlich verboten. Die
griechischen Behörden haben stets bestritten, dass es diese Praxis gibt.
Jetzt erregt ein neuer Verdachtsfall großes Aufsehen in den türkischen
Medien. Diese Woche wurden in den grenznahen türkischen Dörfern Serem,
Akcadam und Adasarhanli die Leichen von drei Flüchtlingen gefunden. Sie
waren vermutlich erfroren. Näheres soll eine Obduktion klären.
Unterdessen nahm die türkische Polizei einen Afghanen im Grenzgebiet
fest. Er war nach eigenen Angaben mit einem der drei tot aufgefundenen
Männer über den Fluss nach Griechenland gekommen. (…) Die griechischen
Behörden haben sich zu dem aktuellen Fall bisher nicht geäußert. Aber
die Berichte über solche Pushbacks häufen sich. Die türkische
Nachrichtenagentur Demirören berichtete von 713 Migranten, die in
jüngster Zeit zur Rückkehr in die Türkei gezwungen worden seien…” Artikel von Gerd Höhler vom 5.12.2018 bei der FR online
- Lesvos, mon amour – Die Flüchtlingsproblematik auf Lesbos
“Am Anfang haben die Ortsansässigen von Molivos, Petra und Eftalou
an der Nordküste von Lesbos den ankommenden Bootsflüchtlingen geholfen,
ihnen zu Essen gegeben etc. Das war bis September 2015 so gewesen. Denn
dann kamen immer mehr. Irgendwann haben daraufhin die Einheimischen
dicht gemacht. Deshalb waren die ausländischen NGOs so wichtig, um den
ankommenden Flüchtlingen zu helfen. Aber auch vor Ort haben sich NGOs
gebildet (zum Beispiel Starfish Foundation). Seit längerem ist es wieder
ruhiger geworden, aber nach wie vor kommen zirka drei Boote pro Tag an
der Nordküste an. Außer bei Südwind. Wohlbemerkt, seit zwanzig Jahren
kommen Flüchtlinge von der türkischen Küste hierher. Ich war im Sommer
2016 hier gewesen und jetzt diesen Sommer wieder. Ich habe mit vielen
Einheimischen und Leuten von NGOs gesprochen, vor zwei Jahren und jetzt,
so dass ich sehr genau beobachten konnte, was sich in der Zwischenzeit
geändert hat. (…) Für mich war das eine gute Erfahrung, mich mit
Flüchtlingen zu unterhalten, ihr freundliches Wesen wahrzunehmen, auch
mit manchen von ihnen zusammenzuarbeiten. Den direkten Kontakt kann ich
jedem nur wünschen, der schlecht über Flüchtlinge redet. Wobei keiner
dazu nach Griechenland oder anderswohin fahren muss. Auch in Deutschland
habe ich Kontakt zu zahlreichen Flüchtlingen, gehöre damit aber
wahrscheinlich einer Minderheit an. Verhungern oder irgendwie verkommen
muss auf Lesbos kein Flüchtling. Aber es drängt sich schon der Verdacht
auf, dass ihr Leben hier – also genau zwischen Europa und Asien, und
noch nicht in Zentralgriechenland (denn das wäre ja schon Europa) –
bewusst erbärmlich gehalten wird. Das Argument, andernfalls kämen ja
immer mehr, ist nicht von der Hand zu weisen. Aber worum geht es hier
denn eigentlich? Geht ist um Menschlichkeit oder um die “Festung
Europa”, diese Trutzburg des Kapitalismus, die mit allen Mitteln
verteidigt werden soll? Die europäischen Werte, allen voran die
Demokratie der griechischen Antike, sind dabei doch schon längst
verlustig gegangen, sind über Bord gegangen und ertrunken, wie die
zahlreichen Bootsflüchtlinge im Mittelmeer.” Ausführlicher Bericht von Peter Oehler vom 25. November 2018 bei Telepolis
- [13. bis 17. Dezember 2018] Veranstaltungsreihe zur Lage und
zum Kampf der Flüchtlinge auf den Inseln Griechenlands mit dem Film
„Moria 35“
„Der erste Teil des Films folgt den verschiedenen Protesten und der
Festnahme der 35 Männer im Lager Moria. Im zweiten Teil wird der
Gerichtsprozess gegen die Geflüchteten begleitet und es wird ein
Ausblick auf ihre verschiedenen Lebenssituationen nach Verkündung des
Urteils gegeben, die von einem Leben in Freiheit bis hin zu Haft und
Abschiebung reichen. Der Fall der Moria 35 ist paradigmatisch
für eine fortlaufende Kriminalisierung von Geflüchteten auf den
Griechischen Inseln seit Abschluss der EU-Türkei Erklärung. Daher wird
es zu Beginn des Films kurz die sich verändernde Situation von
Geflüchteten seit dem Deal zwischen der EU und der Türkei vom März 2016
beschrieben. In Anschluss an den Film gibt es eine offene Diskussion mit
dem Regisseur Fridoon Joinda, der selbst als Geflüchteter auf
Lesbos lebte und zahlreiche Filme über die Situation auf der Insel
gedreht hat, sowie mit der Produzentin Valeria Hänsel, die als
Teil von der Organisation bordermonitoring.eu und kritnet des Netzwerks
für kritische Migrations- und Grenzregime-Forschung auf Lesbos tätig ist“ – so das Veranstaltungsprogramm
von „«Moria 35» Film und Diskussion über die Kriminalisierung von
Geflüchteten auf den Griechischen Inseln. Eine Städtetour vom 13. bis
17. Dezember“
bei der Rosa Luxemburg Stiftung, inklusive der Zeit und Ortsangaben der
Veranstaltungen in Marburg, Hannover, Göttingen, Dresden und Berlin.
Siehe dazu auch einen aktuellen Beitrag über die Lage auf den
griechischen Inseln:
- „Menschenrechte: S.O.S. in Griechenland“ von Wassilis Aswestopoulos am 13. November 2018 bei telepolis
berichtet unter anderem zum aktuellen Bericht der OSZE-Beauftragten für
die Freiheit der Medien und Menschenrechtskommissarin des Europarates,
Dunja Mijatović: „Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung ihres
Reports gab sie in Griechenland der staatlichen Nachrichtenagentur
Athens News Agency – Macedonian News Agency (AMNA) ein Interview.
“Griechenland muss dringend Schritte ergreifen und eine langfristige
Politik verfolgen, um die Aufnahme und die Integration von Migranten zu
verbessern und um die Effekte der Austerität auf den Zugang zum
Gesundheitsdienst und der Bildung umzukehren”, sagte sie. Die
Europarats-Kommissarin stellte fest, dass Griechenland sich von einer
Durchgangsstation zu einem faktischen Zielland für Immigranten gewandelt
hat. In diesem Zusammenhang bemängelt sie die inhumane Unterbringung
der Menschen in den Sammellagern auf den Inseln. Sie erwähnt all das,
was seitens der Regierung in Reaktion auf einschlägige Pressereportagen
als “Fake News” bezeichnet wurde…“
- „Retter von Lesbos“ gestorben
“Der als Retter Tausender Flüchtlinge und Migranten in der Ostägäis
bekannt gewordene griechische Oberleutnant zur See Kyriakos Papadopoulos
ist tot. Er sei im Alter von nur 44 Jahren einem Herzinfarkt erlegen,
teilte die griechische Küstenwache am Mittwoch mit. Der Offizier hatte
allein 2015 und 2016, als die Massenwanderung aus Nahost und Mittelasien
über die Türkei nach Griechenland und weiter nach Norden ihren
Höhepunkt erreichte, zusammen mit der Besatzung seines Küstenwachboots
Nr. 602 mindestens 5000 Menschen aus dem Meer vor der Insel Lesbos
gerettet. In diesen zwei Jahren hatten mehr als eine Million Migranten
die Ägäis überquert. Mindestens 1200 Menschen kamen um. Als Offizier
wurde er international bekannt, als 2017 ein Dokumentarfilm (4,1
Seemeilen – 4,1 Miles) für den Oscar in dieser Kategorie nominiert war.
Darin werden die dramatischen Einsätze des Offiziers und seiner
Besatzung gezeigt und ihre Gefühle beschrieben…” Meldung vom 10.10.2018 bei diepresse.com – siehe den Kurzfilm 4.1 Miles (20 min)
- Hotspots: Unmenschliche Lebensbedingungen und rechtliche Grauzonen
“»Der nächste Winter steht an und die griechischen Behörden sind
einmal mehr unvorbereitet. Sie arbeiten an dem Transfer von ein paar
tausend Schutzsuchenden auf das Festland und lassen alle anderen in der
Misere zurück. Die Stimmen von Schutzsuchenden, Aktivist*innen und NGOs
vor Ort müssen gehört werden.«, Natassa Strachini, RSA-Anwältin. (…) Bis
15.09.2018 kamen 4.000 Schutzsuchende mehr auf Lesbos an als im
gleichen Zeitraum des Vorjahres. Mitte September gab es Tage, an denen
mehr als 250 Schutzsuchende die Insel erreichten. 8.500 Menschen lebten
am 15.09.2018 in dem Hotspot, der zurzeit für 3.100 Menschen ausgelegt
ist. Aufgrund der massiven Überbelegung wurde beschlossen, im September
2.000 Schutzsuchende auf das griechische Festland zu bringen. Anfang
Oktober lebten weiterhin über 7.600 Menschen in Moria. (…) In Moria
mangelt es an Personal in allen Bereichen. Die ärztliche Versorgung ist
so schlecht, dass die Organisation Ärzte ohne Grenzen Mitte September
einen Ausnahmezustand in der medizinischen und psychosozialen Versorgung
feststellte. Im September, als die Überbelegung am Schlimmsten war, gab
es nur einen einzigen Arzt für das ganze Lager. Durch die Überbelegung
brechen Hautkrankheiten wie Krätze aus. (…) Die miserablen
Hygienebedingungen haben Gesundheitsinspektoren der Regionalverwaltung
veranlasst, dem Migrationsministerium eine Frist zu setzen, die
Missstände zu beseitigen. Ansonsten drohen sie, den Betrieb des Hotspots
zu untersagen. (…) Mit der neuen Kampagne »Nicht meine Lager« stellt
sich PRO ASYL gegen die Entrechtung von Schutzsuchenden. Die Politik der
Festsetzung als Maßnahme zur Abschreckung von Schutzsuchenden muss
beendet werden.” Bericht von Pro Asyl vom 9. Oktober 2018
- Flüchtlingslager auf Lesbos: Krankheiten, Gewalt, psychische Attacken
“Das Flüchtlingslager auf Lesbos war einst für 3000 Migranten
ausgelegt. Mittlerweile leben dort 9000 Flüchtlinge. Für viele Menschen
ist die Situation vor Ort unerträglich. (…) Sypros Galinos, der
Bürgermeister der Inselhauptstadt Mytilini, sagt, es sei jetzt wichtig,
dass möglichst ein paar tausend Flüchtlinge aufs Festland verlegt
werden: “Ich glaube und hoffe, dass das jetzt bald verstanden wird. Wir
alle kennen die Flüchtlingsbilder, die um die Welt gegangen sind. Für
uns auf der Insel ist das auch eine furchtbare Verleumdung.” Die
Bewohner hätten beim dramatischen Beginn der Flüchtlingskrise viel
geleistet, Belastungen ertragen und geholfen. “Es kann nicht sein, dass
sich die Welt für immer darauf verläßt, dass wir Menschen auf Lesbos das
alleine schaffen”, sagt der Bürgermeister. (…) Ein Sicherheitsmann in
Zivil reagierte äußerst gereizt auf die Nachfrage eines Reporters am
Seiteneingang des Lagers. Er führte den Journalisten schließlich für ein
paar Minuten auf die Polizeistation des Lagers und lies ihn ausführlich
zu den Gründen seines Besuchs befragen. Salam Aldeen von der
Hilfsorganisation Team Humanity aus Dänemark sieht dahinter eine Taktik.
Er ist harte Konfrontation mit den staatlichen Lagerverwaltern in Moria
gewöhnt. Er glaubt, dass die Ansage für Sicherheitskräfte und
Mitarbeiter in Moria heißt: Wir lassen uns beim Organisieren des Camps
nicht auf die Finger schauen. (…) Er sagt, dass die humanitären
Mitarbeiter kriminalisiert würden, weil man sie loswerden wolle – etwas,
was er nicht verstehe, denn: “Wenn es die humanitären Helfer nicht
gäbe, würde diese Insel endgültig im Chaos versinken.” Beitrag von Michael Lehmann, ARD-Studio Athen, vom 27. September 2018 , siehe dazu auch das Video eines arte-Beitrags zum Thema
- Fatale Situation für Flüchtlinge in Griechenland – Ein Lagebericht über skandalöse Zustände
“Reportagen und Berichte über Flüchtlinge rufen gemischte Gefühle
hervor. Wer die heute unter einschlägige Artikel geposteten
Leserkommentare mit der Einstellung der Leser vor 2014 vergleicht, kann
durchaus erschrecken. Seinerzeit verurteilten die Meisten die inhumanen
Bedingungen, unter denen Schutzsuchende zu leiden hatten. Heute lässt
sich der Eindruck nicht verdrängen, dass allein die Präsenz von
Asylsuchenden viele Zeitgenossen zu hysterischen Reaktionen bewegt. Ein
großer Teil der Europäer hat seine Einstellung zur Flüchtlingsfrage von
einer Willkommenskultur, wie sie noch 2015 vorherrschte, zu einer mehr
oder weniger differenzierten Fremdenangst geändert. Diejenigen, die
bereits frühzeitig von den Übrigen als rassistisch eingestufte Reflexe
zeigten, fühlen sich bestätigt und erfreuen sich nun, wie die Ereignisse
von Chemnitz zeigen, zumindest in einigen Regionen eines erhöhten
Zuspruchs. Diese Entwicklung ist nicht nur auf Deutschland, Österreich,
Ungarn und Italien beschränkt. Auch in Griechenland hat sich das Klima
geändert, wenngleich die Reaktionen verglichen zu Deutschland noch
weniger heftig ausfallen. (…) Die Unterbringung in den Lagern ist nicht
gut. Es gibt zudem kaum Zukunftsaussichten für anerkannte Flüchtlinge –
diese sind auch für Griechen eher schlecht. Die Insassen der Lager sind
frustriert. Sie beginnen zu demonstrieren und, wie es in Griechenland
zum Beispiel seitens der Bauern üblich ist, Fernstraßen und Autobahnen
zu sperren. Das kommt bei der einheimischen Bevölkerung nicht gut an,
zumal es in einigen Fällen sogar zur Bedrohung der durch die
Straßenbesetzung im Stau gefangenen Autofahrer kam. Die Polizei schaute
dabei “deeskalierend” zu. Griechenland hat indes versprochen, 4000
Asylbewerber, für die das Land zuständig ist, aus Deutschland zurück zu
nehmen. Weitere sollen folgen. Einen Plan, wie deren Unterbringung
gelingen und eine weitere Eskalation der Lage im Land vermieden werden
kann, hat die Regierung allerdings noch nicht vorgelegt…” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos vom 3. September 2018 bei Telepolis
- Flüchtlinge in Griechenland: Kein Platz mehr auf Samos
“Die griechische Insel Samos ist ausgelastet: Mehr als 500 Migranten
kampieren in Zelten ohne Strom und Duschen. Platzt der Flüchtlingsdeal
mit der Türkei, könnte der Druck noch steigen. Wie Glühwürmer geistern
die Lichtsignale der Smartphones durch die wilde Zeltstadt hoch über
Vathi. Es sind primitive Zelte für mehr als 500 Flüchtlinge – ohne
Stromversorgung, keine Duschen, wenig Waschstellen. Abends ist es in
dieser Geister-Zeltstadt fast ganz dunkel. Gut 500 Menschen sind es
inzwischen, die in den Containern hinter dem Stacheldrahtzaun keinen
Platz mehr haben. Sie wurden in Not-Zelte gepackt. Das Flüchtlingscamp
liegt knapp zehn Fußminuten entfernt vom Hafen in Samos-Stadt. (…) “Wir
haben jetzt viele Neuankünfte hier in Vathi auf Samos, von denen klar
ist, dass sie bis 2019 warten müssen, um überhaupt erst mal ihre
Anhörung zu haben. Sie können sich vorstellen, was das für die Menschen
bedeutet, die so zusammengepfercht leben.” Auch auf den anderen Inseln
gebe es viele Flüchtlingsfamilien und alleinstehende Frauen, die
eigentlich aufs Festland gebracht werden sollen. Aber das funktioniere
oft nicht: “Da gibt es zu wenig Transportmöglichkeiten und auch auf dem
Festland ist nicht genügend Platz für sie.” (…) Der griechische
Migrationsminister Dimitris Vitsas will die Lage auf Samos möglichst
schnell entschärfen. In Athen kündigte er vor drei Wochen an, eine
größere Zahl von Flüchtlingen aufs Festland zu bringen. Auf Samos soll
ein neues, besseres Camp an anderer Stelle gebaut werden. Doch das stößt
auf Widerstand...” Bericht von Michael Lehmann, ARD-Studio Athen, vom 03.08.2018 bei tagesschau.de
- Gefangenschaft auf der Insel, Gewalt und Chaos
traumatisieren Asylsuchende auf Lesbos – Viele Kinder werden erneut
traumatisiert
“Die Lage der Männer, Frauen und Kinder im Flüchtlingslager Moria
auf der griechischen Insel Lesbos hat sich weiter verschlechtert. Immer
wieder kommt es in dem völlig überfüllten EU-Hotspot zu Unruhen,
gewaltsamen Auseinandersetzungen und sexueller Gewalt. Die
Lebensbedingungen im Camp sind sehr schlecht. Dies hat gravierende
Folgen für die psychische Gesundheit von tausenden Menschen im Lager,
wie das psychologische Team von Ärzte ohne Grenzen feststellt. Viele
Kinder, die bereits auf der Flucht Traumatisches erlebt haben, werden in
Moria erneut traumatisiert. Immer mehr Minderjährige leiden unter
Panikattacken, Selbstmordgedanken oder haben bereits Selbstmordversuche
unternommen. Nach wie vor kommen kontinuierlich mehr Menschen auf Lesbos
an. Im Lager Moria, das ursprünglich für 3.000 Menschen ausgelegt war,
sind inzwischen mehr als 8.000 Menschen untergebracht. Die vollkommen
unzureichenden Lebensbedingungen im Lager stellen eine Gefahr sowohl für
die körperliche als auch für seelische Gesundheit der Menschen dar. Das
Team von Ärzte ohne Grenzen in Moria hat in den vergangenen Monaten
miterlebt, wie die alltägliche Gewalt in Moria immer weiter eskaliert
ist. Die Mitarbeiter haben Fälle von sexueller Gewalt behandelt, die
sich innerhalb oder in der Umgebung des Lagers in Moria zugetragen
haben…” Pressemitteilung von und bei Ärzte ohne Grenzen vom 19. Juli 2018
- Lesbos: Ein Freiluftgefängnis am Rande Europas
“Tausende Menschen auf der Flucht sind auf der griechischen Insel
Lesbos eingesperrt und kommen nicht weiter. Die rechten Übergriffe vor
Ort nehmen zu, aber auch die Solidarität mit den Refugees. Der
gemeinsame Widerstand muss notwendig antiimperialistisch sein. Am 14.
Juni 2018 versuchte ein junger Refugee arabischer Herkunft, sein Leben
vor den Augen der Menschen zu beenden, die am zentralen Hafen von
Mytilini vorbeikamen. Er wurde von anderen Migrant_innen gerettet. Sie
schafften es, einzugreifen und den jungen Mann noch rechtzeitig ins
Krankenhaus zu bringen. Der junge Refugee hielt die faktische
Gefangenschaft und die tragischen Lebensbedingungen im Flüchtlingslager
Moria nicht mehr aus. Zwei Jahre nach dem EU-Türkei-Deal ist die Zahl
der Migrant_innen auf der Insel Lesbos immer weiter gestiegen. Es wird
geschätzt, dass mehr als 8000 Menschen derzeit in dem Lager in Moria
eingepfercht sind: Die Nummer der Neuankommenden steigt täglich, was die
Situation in dem Internierungslager immer weiter erschwert. (…) Zum
Glück gibt es aber auch die andere Seite der Medaille: In der Nacht des
8. Mai 2018 fand eine grosse antifaschistische Demonstration auf der
griechischen Insel Lesbos mit mehr als 1000 Teilnehmenden statt. Es war
eine friedliche, aber auch dynamische Reaktion auf das kurz zuvor
stattgefundene Pogrom am Sappho-Platz. Die Demo wurde gemeinsam von
verschiedenen linken, kommunistischen und anarchistischen politischen
Kräften, sowie von Solidaritätsinitiativen und Menschen, die in
Refugee-Support-Organisationen arbeiten, organisiert. Eine kleine, aber
entschlossene Anzahl von Refugees war ebenfalls involviert, die gegen
die rassistischen Übergriffe und für ihr Recht auf eine bessere Zukunft
und ein menschenwürdiges Leben kämpften. Es war eine Demo, in der alle
diejenigen Stimmen zum Ausdruck kamen, die das Bedürfnis hatten, an der
Seite der Migrant_innen und Refugees zu stehen, einschliesslich vieler
Initiativen und Organisationen, ungeachtet ihrer politischen
Differenzen. Im Mittelpunkt der gemeinsamen Forderungen aller
Beteiligten steht die Solidarität..” Bericht von Eleni Triantafyllopoulou und Nikos Manavis beim Untergrundblättle vom 27. Juni 2018
- Protestierende Flüchtlinge auf Lesbos von der Polizei
„evakuiert“ um sie vor faschistischen Angriffen zu schützen? Auf die
Polizeiwache? Wo kein einziger Täter ankam?
Der Tenor der Berichterstattung über die Reaktion der griechischen
Polizei auf den faschistischen Überfall auf protestierende Flüchtlinge
war eindeutig: Die Flüchtlinge seien, sozusagen netterweise, von der
Polizei evakuiert worden. Um sie zu schützen natürlich. Die Beurteilung
des Polizeieinsatzes durch die Betroffenen und AktivistInnen geht
dagegen in eine ganz andere Richtung: „After the fascist attack to refugees in protest in Lesvos yesterday night“ am 23. April 2018 beim Twitter-Kanal Sol2refugees
ist die Meldung vom Athener City Plaza Hotel, worin erstens darüber
informiert wird, dass die sogenannte Evakuierung für 130 Flüchtlinge auf
der Polizeiwache endete. Und zweitens, dass sie dort auf exakt 0
evakuierte, festgenommene oder sonstwas faschistische Täter stießen, die
sich einfach „in die Büsche“ schlagen konnten. Siehe dazu weitere
aktuelle Beiträge:
- „Polizei stoppt Migrantenprotest auf Lesbos“ am 23. April 2018 bei Spiegel Online vermeldet auch etwas anders als die Meisten: „Nach
Ausschreitungen zwischen Rechtsextremisten, Migranten und der Polizei
haben Einheiten der griechischen Bereitschaftspolizei am frühen
Montagmorgen Dutzende Migranten gezwungen, einen zentralen Platz der
Hauptstadt der Insel Lesbos, Mytilini, zu räumen. Bei den
Ausschreitungen seien mehrere Migranten leicht verletzt worden,
berichtete das griechische Staatsradio ERT-Nord-Ägäis. Vorangegangen
waren Attacken von überwiegend rechtsextremen Gegendemonstranten, welche
auf die seit vergangenem Mittwoch auf dem Sappho-Platz von Mytilini
ausharrenden Menschen losgingen. Die Migranten wurden mit Steinen und
Flaschen beworfen. Auch eine Leuchtkugel sei gegen die Besetzer
geschleudert worden. Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein,
um die beiden Seiten auseinanderzuhalten, berichtet ERT“.
- „Fascists attacked RefugeesGR on Lesvos, Greece – Cops arrested victims of the attack“ am 23. April 2018 bei Enough is Enough
berichtet die Eriegnisse genauer: Nach siebenstündigen Attacken auf die
protestierenden Flüchtlinge und ihre UnterstützerInnen sei die Polizei
eingeschritten – und habe neben den Flüchtlingen auch zwei Unterstützer
festgenommen. Zuvor waren 35 Menschen von den Faschisten verletzt
worden, die vor allem aus Aktiven der Goldenen Morgenröte und der
Patriotischen Bewegung Lesbos zusammen gekommen waren. In dem Beitrag
werden auch Aktive vor Ort zitiert, die die Meldung einer „Evakuierung“
als Propaganda bewerten.
- Ausschreitungen gegen Migranten auf der Insel Lesbos
“Zu Ausschreitungen gegen Migranten kam es in der Nacht von
Sonntag auf Montag auf der Insel Lesbos. Am frühen Montagmorgen griffen
starke Einsatzkommandos der Bereitschaftspolizei ein. Sie brachten die
protestierenden Flüchtlinge in Busse, fuhren sie aus der Gefahrenzone
und brachten sie zurück in den Hotspot von Moria. Viele der
Demonstranten hielten sich bereits seit Dienstagabend am zentralen
„Sapfous Platz“ an der Uferpromenade auf, um auf ihre Lage in dem völlig
überfüllten Flüchtlingslager aufmerksam zu machen. Dort stehen etwa
3.000 Plätze zur Verfügung, belegt ist das Lager aber mit 6.500
Menschen. Die Protestierenden forderten, dass sie auf das griechische
Festland reisen dürfen. Vor allem handelte es sich um Flüchtlinge aus
Afghanistan, darunter viele Frauen und Kinder. Vor der Evakuierung der
Migranten durch die Polizei war es zu kriegsähnlichen Szenen gekommen.
Etwa 200 Jugendliche, deren Anführer dem rechtsextremen Lager
zugerechnet werden, hatten im Laufe des späten Abends und in der Nacht
gegen die Demonstranten mobil gemacht. Sie versuchten immer wieder, die
Absperrungen der Polizei zu durchbrechen. Dabei wurden Parolen gerufen
wie „Verbrennt sie lebendig“ und Ähnliches. Auf dem Platz wurden
Seenotraketen abgefeuert, außerdem wurden Feuerwerkskörper, Steine,
Flaschen und andere Objekte in Richtung der Migranten geworfen. Auch
Müllcontainer wurden in Brand gesetzt. Die Polizei brachte Tränengas zum
Einsatz, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Solidarisch
unterstützt wurden die Migranten von Bürgern aus dem linken politischen
Lager und einer Gruppe freiwilliger Helfer…” Artikel vom 23. April 2018 bei der Griechenland Zeitung online
- Griechenland: Asylbewerber müssen Bewegungsfreiheit bekommen
“Seit Jahren werden Flüchtlinge auf griechischen Inseln
festgehalten, viele harren in überfüllten Lagern aus. Das verletzt laut
oberstem Gerichtshof die Menschenrechte. Griechenland muss Asylbewerbern
bis zum Abschluss ihres Verfahrens Bewegungsfreiheit gewähren. Das
urteilte der höchste Gerichtshof des Landes (StE), wie übereinstimmend
griechische staatliche und private Rundfunksender sowie
Nachrichtenportale berichteten. Die Entscheidung betreffe auch alle
Migranten, die aus der Türkei zu den griechischen Inseln im Osten der
Ägäis kommen, hieß es. Der Beschluss gilt demnach nicht rückwirkend. Er
betrifft den Angaben zufolge aber diejenigen Menschen, die vom 17. April
an auf den Inseln im Osten der Ägäis ankommen und einen Asylantrag
stellen. Sie dürfen dann nicht mehr gezwungen werden, in den
Registrierungslagern von Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos zu bleiben,
beschloss das Gericht laut den Berichten…” Agenturmeldung vom 17. April 2018 bei der Zeit online
- Erneute Flucht: Aus Deutschland nach Afghanistan abgeschoben, jetzt in Griechenland gestrandet
“Aus Deutschland abgeschobene afghanische Schutzsuchende sind erneut
zur Flucht gezwungen. Jetzt sitzen sie in Griechenland unter
unmenschlichen Bedingungen fest. Mitarbeiter*innen von Refugee Support
Aegean (RSA), Partnerorganisation von PRO ASYL in Griechenland, haben
vier Flüchtlinge getroffen, die in den griechischen Lagern gestrandet
sind. (…) Seit der Unterzeichnung des »Joint Way Forward«-Abkommens
zwischen der EU und Afghanistan im Oktober 2016, mit dem Ziel
Abschiebungen nach Afghanistan zu erleichtern, wurden insgesamt 174
afghanische Schutzsuchende aus Deutschland nach Kabul abgeschoben. Die
vier jungen Männer waren auf den ersten drei Charter-Flügen, die aus
Deutschland starteten. Die Erfahrung der Abschiebung beschreiben alle
vier als traumatisierend. (…) Die vier jungen Männer sahen sich
gezwungen, erneut aus Afghanistan zu fliehen. Auf ihrer Flucht nach
Europa wurden sie abermals Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen,
wie völkerrechtswidrigen Zurückweisungen (sogenannte Push-Backs) an der
türkisch-griechischen Grenze…” Bericht vom 19.02.2018 bei Pro Asyl
- [Interview] Flüchtlingslager auf Lesbos: “Es wird offenbar
versucht, die Zustände so schlecht zu gestalten, dass sie eine
abschreckende Wirkung haben”
“Die direkt vor der türkischen Küste gelegene Insel Lesbos ist noch
immer ein Anlaufpunkt für Flüchtlinge, die nach Europa wollen. Doch die
Zustände im Flüchtlingslager auf Lesbos sind im Winter untragbar und
sollen es wohl auch sein. Flüchtlinge, darunter Frauen, Kinder und Alte
müssen in Sommerzelten ohne Boden übernachten. Sollte es wieder frieren
wird mit Toten gerechnet, so wie schon letztes Jahr. Dies berichtet
Thomas von Osten-Sacken von der Hilfsorganisation Wadi im Gespräch mit
Radio Dreyeckland.” Interview vom 01.02.2018 beim Audioportal Freier Radios
- Lager Moria: Hier scheitert Europa
„Die kleine Familie von Fatima Ahmadi hat Angst vor den kommenden
Wochen, wenn es friert und wenn Stürme über die Insel peitschen. Sie
fürchten die Kälte, die Grippe, Lungenentzündungen. Zeitungen
berichteten im vergangenen Winter von den Folgen dieser Angst: Die
Menschen heizten ihre Zelte mit selbst gebauten Öfen. Ein Ägypter, ein
Pakistaner und ein Syrer starben, wohl an einer Kohlenmonoxidvergiftung.
Ein anderes Mal explodierte eine Gaskartusche. Das Feuer vernichtete
zwei Container und 130 Zelte. 400 Menschen verloren ihre Bleibe. Eine
66-jährige Frau und ihr sechsjähriges Enkelkind verbrannten bei
lebendigem Leib. Ahmadi erzählt, wie sie abends den Reißverschluss ihres
Zelts zuzieht und ihre Söhne in Decken wickelt. Sie weiß von Menschen,
die sich am Zaun des Lagers erhängt haben, sie kennt die Videos von den
Ausschreitungen. Und sie kennt die finsteren Geschichten von
Übergriffen, sie gehören zum Lager wie der Staub und der Müllgestank:
Geschichten von Männern, die, zu zweit, zu dritt, zu viert, in die Zelte
von alleinstehenden Frauen eindringen, um sie zu vergewaltigen“ – aus der Reportage „Hier scheitert Europa“ von Raphael Thelen am 03. Januar 2018 in der Zeit Online
über die extrem menschenfeindlichen Zustände im völlig überbelegten
Lager Moria. Worauf viele der weit über 1.200 Kommentare von Leserinnen
und Lesern nicht weiter eingehen, sondern lieber ihre abstrusen
volkswirtschaftlichen Rechnungen pflegen… Siehe dazu drei Beiträge über
Aktivitäten im und um das Lager Moria:
- Sie lassen Griechenland wieder hängen
“Deutschland wird keine Winterhilfen für Flüchtlinge auf den
griechischen Inseln leisten. Gleichzeitig hat Berlin das
Schengen-Abkommen für griechische Bürger ausgesetzt. Im Streit mit der
Türkei kommt auch keine Hilfe. (…) “Männer, Frauen und Kinder leben in
kleinen Sommerzelten in völlig überfüllten Lagern im Matsch”, beklagte
etwa Ärzte ohne Grenzen. Auch Deutschland sei zu Hilfe verpflichtet.
Doch Außenminister Gabriel denkt gar nicht daran. “Die Unterbringung und
Versorgung der Flüchtlinge liegt zunächst in der Verantwortung der
jeweiligen Staaten”, erklärte das Auswärtige Amt. In der Verantwortung
Berlins liegt hingegen die Wiedereinführung von Grenzkontrollen für
Einreisen aus Griechenland. Auf deutschen Flughäfen werden griechische
Reisende festgehalten und diskriminiert. Griechenland hat deshalb schon
Ende November Protest eingelegt. (…) Doch man duckt sich weg – genau wie
im Grenzstreit zwischen der Türkei und Griechenland. Bei seinem Besuch
in Athen hat der türkische Sultan Erdogan den Friedensvertrag von
Lausanne infrage gestellt…” Beitrag vom 10. Dezember 2017 von und bei Lost in Europe
- Angriff auf protestierende Flüchtlinge auf Lesbos: Zu dem Schlägertrupp gehörten Ladenbesitzer und Polizisten
Am 23. November 2017 wurden die protestierenden Flüchtlinge auf dem
Sappho-Platz in Mytilini von einer etwa 40-köpfigen Schlägerbande
überfallen, zu denen Ladenbesitzer der Umgebung und Polizisten gehörten –
das Protestcamp musste vorübergehend geräumt werden. Als eine Reaktion
darauf wurde am Tag danach das Büro der regierenden Syriza-Partei auf
Lesbos besetzt. In dem Beitrag „Fascist Attacks Against #RefugeesGr and Supporters on #Lesvos“ am 28. November 2017 bei Enough is Enough
werden diese Ereignisse vor allem von den Aktiuven der No Border
Kitchen Lesvos berichtet und die Erklärung der BesetzerInnen des
Syriza-Büros dokumentiert, die in der Partei einen der Verantwortlichen
für ihre Lage sehen, zusammen mit lokalen Behörden inklusive der Polizei
und eben bis hin zur EU und ihrer aggressiven Strategie gegen die
Flüchtlinge. Die BesetzerInnen unterstreichen in dieser Erklärung sowohl
ihre aktuellen Forderungen, als auch ihre Bereitschaft, trotz dieser
Angriffe weiterhin öffentlich zu protestieren, und sich keinesfalls in
das Lager Moria zurückschicken zu lassen, was in jedem Falle die
schlechtere Lösung sei.
- Der Flüchtlingsprotest auf Lesbos geht weiter – und die Solidarität der Bevölkerung wächst
„Aus Protest gegen die dramatische Lage in den Flüchtlingslagern auf
Lesbos sind die meisten Geschäfte, die Schulen und die Kommunalbehörden
auf der griechischen Ostägäis-Insel am Montag geschlossen geblieben. Zu
dem Generalstreik hatte der Bürgermeister der Inselhauptstadt Spyros
Galinos aufgerufen. Am Vormittag gingen Hunderte Menschen auf die
Straßen. »Entlastet unsere Insel. Die Menschen (Flüchtlinge) leben unter
miserablen Bedingungen«, hieß es auf Transparenten. Es könne nicht
sein, dass im Raum der Inselhauptstadt Mytilini mehr als 8000 Migranten
in zwei Lagern zusammengepfercht leben müssen…“ – so beginnt die kurze Meldung „Lesbos streikt für Flüchtlinge“ am 21. November 2017 in neues deutschland ,
worin auch die Angriffe auf protestierende Flüchtlinge kurzes Thema
sind. Siehe zu Flüchtlingsprotest und Solidarität drei weitere aktuelle
Beiträge:
- „Streik auf der Insel Lesbos für bessere Lebensbedingungen der Flüchtlinge“ am 20. November 2017 in der Griechenland-Zeitung berichtet unter anderem von diesem Streiktag: „Die
Einwohner meldeten mit diesem Streik Widerstand gegen die Pläne der
Regierung an, die für Flüchtlinge eingerichteten Camps auf der Insel
noch weiter auszubauen. Wie der Bürgermeister von Lesbos, Spyros
Galinos, mitteilte, wollen die Einwohner erreichen, dass die rund 8.500
Flüchtlinge und Immigranten, die auf der Insel interniert sind, auf das
griechische Festland weiterreisen dürfen. Auf der Insel mit rund 32.000
Einwohnern fehle es an der notwendigen Infrastruktur, um all diese
Menschen unterzubringen. Die Unterbringungsbedingungen auf dem Eiland
seien schlicht und einfach „elend“, so der Bürgermeister. Während einer
Pressenkonferenz kritisierte er, dass man die Verantwortung auf das
Nichtfunktionieren des Flüchtlingspaktes abwälze, der im März 2016
zwischen der Türkei und der Europäischen Union unterzeichnet worden ist.
Teile des Camps bei Moria sollen am Montag regelrecht im Schlamm
versunken sein, viele der Flüchtlingskinder seien mit Fieber erwacht. Im
vorigen Jahr waren hier drei Insassen bei einem Unwetter ums Leben
gekommen. Konzipiert ist das Lager für 2.200 Menschen; etwa 7.000 sind
derzeit hier untergebracht“.
- „#RefugeesGR Protests on #Lesvos Continue: #OpenTheIslands!“ am 21. November 2017 bei Enough is Enough
ist einerseits ein Überblick über die aktuellen Proteste der
Flüchtlinge und der Bevölkerung und verweist auch auf eine Demonstration
gegen den Flüchtlingsprotest am selben Tag. In dem Bericht wird unter
anderem hervorgehoben, dass Hungerstreikenden von offizieller Seite aus
gesagt wurde, wenn sie tatsächlich streiken wollten, bis sie sich frei
bewegen könnten, dann würden sie eben sterben…
- „Demonstration at Lesvos on November 20“ ebenfalls am 21. November 2017 bei Enough is Enough ist ein kurzes Video von der Protestdemonstration der Flüchtlinge am Vortag.
- [21.11.2017] Mahnwache für die Geflüchteten in Griechenland in Berlin
“Trotz wiederholter Warnungen sind tausende Schutzsuchende in den
griechischen Hotspots im kommenden Winter wieder Kälte und Schnee
schutzlos ausgeliefert. (…) Lasst uns ein Zeichen setzen! Die Mahnwache
findet zeitgleich zur Plenarsitzung des Bundestages statt und
adressiert ihre Forderungen auch an die neugewählten Abgeordneten, die
über Fluchtursachen, wie unfaire Handelsbeziehungen, Waffenlieferungen,
Klimazerstörung und Asylgesetzgebung mitentscheiden. Wir fordern:
Relocation-Vereinbarung umsetzen und Familiennachzug gewährleisten!
Solidarität mit den hungerstreikenden Geflüchteten in Athen! Keine
Abschiebungen in die Türkei! Fluchtursachen bekämpfen, nicht Flucht und
Flüchtende!” Aufruf zur Mahnwache am Dienstag, 21. November 2017 ,
Beginn 16 Uhr bis 20 Uhr, auf dem Pariser Platz, vor dem Brandenburger
Tor, veranstaltet von: Bündnis Griechenlandsolidarität Berlin,
Gesellschaft der Kultur des Friedens, Initiative: Respekt für
Griechenland und unterstützt von ProAsyl
- Hungerstreik beendet, Proteste ausgeweitet: Flüchtlingsdemonstrationen auf Lesbos, in Athen und an der mazedonischen Grenze
„Einfache Zelte stehen aneinandergereiht auf dem
Syntagmaplatz, schräg gegenüber dem griechischen Parlament. Über die
Zelte sind Planen gelegt worden – stundenlang hat es gestürmt und
geregnet. Passanten rufen den Streikenden Mut zu. Einige bleiben stehen.
„Hungerstreik – Vereint unsere Familien“, steht mit weißen Lettern auf
einem schwarzen Banner geschrieben, der über den Zelten angebracht ist.
Es geht hier um Familie – das scheint fast jeder nachempfinden zu
können. Samira Asman und ihre acht- und zehnjährigen Töchter blinzeln
aus ihrem Zelt heraus. „Aufgeben? Das ist keine Option“, sagt die Frau
aus Syrien. Sie ist eine der insgesamt 14 syrischen Flüchtlinge, die
seit zwei Wochen mit einem Hungerstreik gegen die Verzögerung der
EU-Politik in Sachen Familienzusammenführung protestieren“ – so beginnt der Beitrag „Die Hungernden von Athen“ von Theodora Mavropoulos am 15. November 2017 in der taz
worin nochmals unterstrichen wird, dass unter anderem über 4.000
Menschen bereits eine Zusage für Familienzusammenführung hätten –
eigentlich… Siehe dazu:
- [20. November] Solidarität mit der Demonstration der protestierenden Flüchtlinge auf Lesbos
Der nahende Winter, die zunehmende Kälte (des Wetters) befeuern den
Widerstand der Flüchtlinge auf den griechischen Inseln: Hungerstreiks
werden fortgesetzt und die Platzbesetzung von Mytlini auf Lesbos
ebenfalls. Jetzt wird für den 20. November 2017 zu einer Demonstration
aufgerufen – und zu Solidaritätsaktionen in anderen europäischen
Ländern. In dem Beitrag „#RefugeesGR November 20: Call for Demonstration on #Lesvos“ am 13. November 2017 bei Enough is Enough
wird von der für den 20. November geplanten Flüchtlingsdemonstration in
Mytilini berichtet – und eben hinzugefügt, dass all jene, die nicht
dort sind, dies vor Ort mit Solidaritätsaktionen unterstützen können.
Der Aufruf zur Demonstration wird dabei dokumentiert, in dem nochmals
kurz der bisherige Protest seit der Platzbesetzung skizziert wird – und
die Ergebnislosigkeit kritisiert, weswegen es an der Zeit sei, weitere
Aktionen zu organisieren. Siehe dazu auch einen weiteren aktuellen
Bericht über die Lage in den Lagern beim hereinbrechenden Winter:
- „»Moria ist nicht für den Winter geeignet«“ von Nelli Tügel am 14. November 2017 in neues deutschland
ist ein Gespräch mit Barbara Lochbihler, Vizepräsidentin des
Menschenrechtsausschusses im EU-Parlament, worin diese unter anderem
ausführt: „Ich war in dem Lager Moria auf Lesbos, habe dort mit dem
Direktor gesprochen und auch mit dem griechischen Migrationsminister
Ioannis Mouzalas. Ich habe mit NGOs geredet und ja, der Hotspot Moria
ist nicht für den Winter geeignet, weil er total überfüllt ist.
Vorgestern, als ich dort war, lebten dort mehr als 6500 Personen. Das
Lager ist für circa 2000 Menschen angelegt; über 1500 haben nur
Sommerzelte. Der Direktor sagt, dass am Tag ungefähr 200 Neuzugänge
kommen. Ich habe mit einer Ärztin geredet, die berichtete, dass von den
Neuzugängen fast 40 Prozent Kinder sind. Mitarbeiter der NGOs sind
reihum erschöpft und vergleichen die Situation teilweise mit Lagern in
Kriegsgebieten: Völlig verdreckt, zu wenig Duschen und Toiletten, es
wurden teilweise für die Nacht Windeln an Frauen ausgegeben, weil unter
dem Druck die Stimmung sehr aggressiv ist“.
- Platzbesetzung und Hungerstreik auf Lesbos – lassen die griechische Regierung „kalt“
Seit 18 Tagen dauert nunmehr der Flüchtlingsprotest auf dem
Mityliniplatz a seit 10 Tagen befinden sich 4 Männer und seit 5 Tagen
fünf Frauen auf dem Platz im Hungerstreik. Die Reaktionen der
griechischen Regierung und ihrer Behörden bisher: Keine. Außer der
Polizei, die – bisher nur beobachtend – aufmarschiert ist. „Today is the 18th day of refugee sit-ins in Mitylini Square“ am 05. November 2017 im Fratzebuch von Arash Hampay
ist eine kleine Fotodokumentation der aktuellen Lage an diesem Tag, in
der die Forderung der Protestierenden nach Bewegungsfreiheit innerhalb
der EU unterstrichen wird.
- Proteste auf Lesbos wachsen trotz Repression erneut an – jetzt auch Hungerstreik in Athen
Seit
einigen Tagen weitet sich erneut ein Flüchtlingsprotest auf Lesbos aus,
dort wurde ein neuerlicher Hungerstreik von fünf Männern am 26. Oktober
2017 organisiert, dem sich seit dem 1. November dieses Mal auch fünf
Frauen und Jugendliche anschlossen. Und während die protestierenden
Menschen ihre Aktion für Bewegungsfreiheit trotz verschiedener
repressiver Maßnahmen fortsetzen, haben nun auch in Athen Flüchtlinge
mit einem eigenen Hungerstreik begonnen, um gegen ihre Behandlung durch
die griechischen Behörden im Auftrag der EU zu protestieren und die
Zusammenführung mit ihren Familien zu fordern. Siehe dazu drei aktuelle
Meldungen:
- Neue Proteste gegen unhaltbare Zustände in griechischen Flüchtlingslagern
„Wir, die unterzeichnenden Menschenrechtsorganisationen und
humanitären Nichtregierungsorganisationen, schreiben Ihnen wegen unserer
tiefen Besorgnis über die sich verschlechternden Bedingungen für
Tausende von Frauen, Männern und Kindern, die Asyl beantragen und auf
den Ägäischen Inseln im Winter feststecken.Wir bitten Sie dringend, die
derzeitige “Festhaltungspolitik” von eingereisten Asylbewerbern auf den
Inseln zu beenden, die nach dem Inkrafttreten der EU-Türkei Erklärung
vom 18. März 2016 eingetroffen sind und die Asylsuchenden unverzüglich
auf das Festland zu bringen und ihren Schutzbedarf zu erfüllen, indem
Sie ihnen einen angemessenen und würdigen Schutz, Unterkunft und Zugang
zu Dienstleistungen bieten. Wir anerkennen die Bemühungen der
griechischen Regierung und die Solidarität des griechischen Volkes
gegenüber Asylbewerbern und Migranten in den letzten Jahren. Viele
unserer Organisationen haben wiederholt die Europäische Union und ihre
Mitgliedstaaten aufgefordert, echte gemeinsame Maßnahmen zu unternehmen
und die Verantwortung für Asylbewerber und Migranten, die seit 2015 in
Griechenland ankommen, untereinander fair aufzuteilen und ihre
Menschenrechte zu respektieren. Der enttäuschende Mangel an echter
Solidarität und an Engagement für die Verteilung der Verantwortung auf
viele EU-Mitgliedstaaten sind jedoch keine Rechtfertigung für den
derzeitigen Zustand für Asylbewerber auf den griechischen Inseln“ – so beginnt der „Gemeinsamer
Brief an Premierminister Tsipras wegen Verschlechterung der Bedingungen
für Asylsuchende auf den Ägäischen Inseln“ vom 23. Oktober 2017
nun in deutscher Übersetzung bei der Griechenland-Solidarität
dokumentiert, der von 10 demokratischen und humanitären Organisationen
verfasst wurde.
- Repression von Flüchtlingsprotesten auf Lesbos, im Lager Moria
„#OpenTheIslands #Lesvos: Cops Threatened to Arrest Protesting #RefugeesGR“ am 24. Oktober 2017 bei Enough is Enough
ist der Bericht (inklusive Video) über Polizeirepression gegen die
neuerlichen Proteste von Flüchtlingen auf Lesbos, im Lager Moria, in dem
es bereits verschiedentlich Proteste gegeben hatte. Bereits am ersten
Tag der neuen Proteste wurde ein versuch, eine Demonstration im Ort zu
organisieren, von der Polizei per Straßenblockade behindert, in den
folgenden Tagen gab es mehrfach Drohungen, wer protestiere, werde
festgenommen – was allerdings nichts fruchtete, die Proteste werden fort
gesetzt.
- Erfrieren lassen? Vor dem Winter in griechischen Flüchtlingslagern
„Über 14.000 Flüchtlinge und Migranten sitzen auf den griechischen
Inseln nahe der Türkei fest. Noch immer müssen sie in sogenannten
Hotspots unter tragischen Bedingungen ausharren. Nun naht der nächste
Winter. „Wir machen uns große Sorgen, denn der letzte Winter war
dramatisch“, sagt Vassilis Voulgarakis von der
Nichtregierungsorganisation Lesvos Solidarity. Zahlreiche Menschen
mussten in Zelten bei Minusgraden überwintern, weil die Kapazitäten in
den Containern nicht ausreichten, erinnert sich der 43-Jährige.
Sechs-Personen-Zelte waren mit bis zu 25 Menschen vollkommen überbelegt.
Schwere Regenfälle durchnässten Decken, Schlafsäcke und Kleidung der
Camp-Insassen. Sie hausten im Schlamm. Dann fiel Schnee. „Wir
beobachten, dass sich erneut eine solche Situation anbahnt“, sagt
Voulgarakis. Wenn nicht bald etwas von Seiten der Autoritäten geschieht,
werden die Menschen hier wieder einen bitteren Winter erleben müssen““ – aus dem Bericht „Ganz normaler Ausnahmezustand“ von Theodora Mavropoulos am 12. Oktober 2017 in der taz ,
worin abschließend auch die griechische Regierung zitiert wird mit
einer Stellungnahme nach Art von „Alles wird gut“. Siehe dazu einen
weiteren Beitrag zur Lage der Flüchtlinge auf den Inseln – und den
Solidaritätsaufruf gegen drohende Winterauswirkungen:
- „MSF über die Lage in griechischen Refugeecamps“ am 12. Oktober 2017 im Freie-Radios.Net
ist ein Interview von Wilma Rall von RaBe mit Louise Rolland-Gosselin
von Medecins sans Frontières MSF über die Situation der Geflüchteten in
den Camps auf den griechischen Inseln, das mit folgenden Einleitungstext
versehen ist: „„Ich wäre lieber zuhause gestorben, als hier
gefangen zu sein.“ Solche Aussagen hören die ÄrztInnen von Medecins sans
Frontières MSF in letzter Zeit immer öfters, wenn sie Geflüchtete auf
den griechischen Inseln betreuen. Laut dem gestern veröffentlichten
Bericht ist die Situation auf Lesbos und Samos verheerend – und nicht
nur die körperliche, sondern auch die seelische Not der Betroffenen
enorm. MSF schlägt Alarm – und verurteilt die Flüchtlingspolitik der EU
mit ungewöhnlich scharfen Worten“.
- „Joint Statement: Open the Islands – No More Dead #RefugeesGR from Cold“ am 12. Oktober 2017 bei Enough is Enough
ist eine gemeinsame Stellungnahme von 43 Solidaritäts-Gruppierungen,
die an die griechische Regierung und die EU die Aufforderung richten,
ihre Anti-Flüchtlingspolitik zu beenden, um neue Todesopfer zu
verhindern. Die gemeinsame Kampagne „Open the Islands“ wird dadurch
begonnen, die zur Auflösung der Insel-Lager führen soll.
- Psychosozialer Notstand auf den griechischen Inseln – Ärzte
ohne Grenzen fordert sofortige Umsiedlung von Flüchtlingen auf das
Festland
“Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen wirft Griechenland und der
EU vor, für einen psychosozialen Notstand unter Asylsuchenden auf den
griechischen Inseln mitverantwortlich zu sein. Die Teams der
Organisation auf Lesbos und Samos behandeln immer häufiger Patienten,
die Suizidversuche oder Selbstverletzungen unternommen oder psychotische
Episoden durchlebt haben. Ein heute veröffentlichter Bericht zeigt,
dass Gewalt, Vernachlässigung und die schlechten Lebensbedingungen den
dramatisch schlechten seelischen Gesundheitszustand vieler Patienten
maßgeblich verursachen. Ärzte ohne Grenzen fordert Griechenland und die
EU auf, alle Asylsuchenden sofort auf das griechische Festland
umzusiedeln, wo sie angemessen untergebracht werden können und besseren
Zugang zu nötiger Gesundheitsversorgung haben…” Meldung vom 10. Oktober 2017 , siehe den Report: Confronting the mental health emergency on Samos and Lesvos
- Europarat: Flüchtlinge in Griechenland leben unter “unmenschlichen” Bedingungen
“Die Situation vieler Flüchtlinge in Griechenland ist weiter prekär.
Der Europarat prangert die Probleme an, die Zustände bei der
Unterbringung seien ein “Risiko für die Volksgesundheit”. Verheerende
hygienische Zustände in überfüllten Sammelunterkünften, Polizeigewalt,
Mangel an Trinkwasser und Nahrung – der Europarat hat die Situation
Tausender Flüchtlinge in Griechenland scharf kritisiert. Migranten,
darunter Frauen mit kleinen Kindern sowie unbegleitete Minderjährige,
seien unter Bedingungen untergebracht, die nicht nur “unmenschlich und
entwürdigend” seien, sondern auch ein “Risiko für die Volksgesundheit”
bedeuteten, heißt es in einem Bericht des Anti-Folter-Komitees (CPT) des
Europarats. Eine Delegation des Komitees, darunter ein Arzt, hatte im
April und Juli vergangenen Jahres rund 20 Lager, Polizeistationen und
Grenzposten in Griechenland besichtigt, in denen Flüchtlinge oft Wochen
oder Monate lang ausharren müssen. Sie besuchten auch sogenannte
“Hotspots” auf Inseln in der Ägäis, die im Frühjahr 2016 mit Hilfe der
EU zur Registrierung von Flüchtlingen eingerichtet wurden…” Beitrag vom 26. September 2017 bei Spiegel online , es gibt dazu eine (engl.) Stellungnahme der griechischen Regierung
- Geflüchtete auf griechischer Insel Chios: “Sie behandeln uns wie Tiere”
“18.000 Geflüchtete sind in diesem Jahr bislang auf den griechischen
Inseln angekommen. 2015 waren es noch 850.000 Menschen. Trotz der stark
gesunkenen Zahlen sind die Bedingungen weiterhin schlecht. Die Behörden
sind überlastet, der EU-Türkei-Deal wankt. “Selbst wenn 100 Leute
kommen – das ist ungefähr die Zahl von Angekommenen in zwei Tagen – dann
gibt es ein Problem. Wir kommen erneut an unsere Grenze.” So schildert
es der Chef der griechischen Asylbehörde auf Chios: Nikos Papamanolis.
Er klagt, dass die griechischen Behörden mit jedem neuen Boot ein Stück
näher an den Kollaps kämen. Die Sachbearbeiter kämen nicht hinterher,
die Asylanträge zu bearbeiten. So sitzen die Geflüchteten oft Monate in
den Zelt-Lagern fest. Nicht mal genug Schlafplätze gebe es auf Chios (…)
Die Menschen aus den Kriegsländern Syrien, Irak und Afghanistan bilden
die größte Gruppe. Sie sitzen wie der 24-jährige Syrer Khaled seit vier
Monaten auf Chios fest – ohne Perspektive auf ein neues Leben. Er
berichtet auch von Misshandlungen durch die Polizei. “Sie behandeln uns
wie Tiere. Ihnen ist es egal, ob sie uns hauen, ins Gesicht schlagen,
oder einfach nur schubsen. Aber nach all dem sind wir immer noch
Menschen. Vielleicht mögen sie uns nicht, aber wir sind nun einmal hier.
Wir haben keine Wahl. Hätte ich eine Wahl, wäre ich nicht hier. Es wäre
ehrenvoller gewesen in meinem Land zu sterben, als diese Erniedrigung
hier zu ertragen.”” Panajotis Gavrilis im Gespräch mit Andre Zantow am 18.09.2017 beim Deutschlandfunk Kultur
- Flüchtlinge in Griechenland: Aus den Augen, aus dem Sinn?
Desolate Zustände in Lagern und Zunahme fremdenfeindlicher Übergriffe
“… Das Flüchtlingsthema ist auch in den griechischen Medien etwas in
den Hintergrund gerückt. Fremdenfeindliche Übergriffe werden seltener
thematisiert. Tatsächlich nehmen diese unvermindert zu. So kam es auf
der relativ kleinen Insel Leros in der vergangenen Woche innerhalb
dreier Tage zu täglichen Gewaltakten gegen Asylsuchende. Obwohl die
Insel weniger als 8.000 Einwohner hat und trotzdem einige Vorfälle
direkt vor den Augen der Polizei stattfanden, gab es keine Festnahmen.
(…) Auf der anderen Seite ist die Polizei in einen ungleichen Kampf
gegen die Schlepperbanden verwickelt. Deren Fantasie hinsichtlich
möglicher Fluchtarten nimmt immer skurrilere Formen an. (…) Beinahe
ebenso teuer wie die Flucht nach Europa ist dagegen die Abschiebung.
Hier wurden nach Darstellung des Onlinemediums euobserver im
Schnitt 5.800 Euro pro Kopf gezahlt. In einem Extremfall kostete die
Abschiebung von abgelehnten Asylsuchenden in den Togo 90.000 Euro pro
Kopf.” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos vom 10. Mai 2017 bei Telepolis
- Flüchtlinge in Griechenland: Zermürbendes Warten
“Ein Jahr nach dem EU-Türkei-Deal ist die Lebenssituation der
Flüchtlinge in Athen und auf Lesbos kaum erträglich, berichtet Ramona
Lenz von der Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico
international…” Bericht von Ramona Lenz (medico international) vom 2.5.2017 bei der FR online – erschreckend, aber auch voll von Beispielen für solidarische Strukturen
- Griechenland: Sexuelle Ausbeutung von minderjährigen Flüchtlingen greift um sich
“… Der 20. April ist bei Anhängern des Nationalsozialismus als
Geburtstag Adolf Hitlers ein beliebter Anlass für Demonstrationsmärsche.
In Griechenland ist zudem der Folgetag, der 21. April, ein Datum,
welches an den Obristenputsch vom 21. April 1967 erinnert. Auf Chios
nutzen die dortigen Anhänger der Goldenen Morgenröte und ihre
Sympathisanten den doppelten Anlass, um einen abendlichen Protestmarsch
zum Flüchtlingslager in Souda zu starten. Sie griffen das Lager an und
bewarfen die Insassen mit Steinen. Drei der Asylsuchenden wurden
verletzt. Die herbeigeeilte Polizei konnte keinen der Angreifer dingfest
machen, nahm jedoch sieben Asylbewerber fest, die sich gegen die
selbsternannte Bürgerwehr zur Wehr gesetzt hatten. Vor ihrer Attacke auf
das Flüchtlingsheim hatten die Demonstranten eine Stadtratssitzung in
Chios gestürmt und eine dortige Konferenz zur Flüchtlingsthematik
gesprengt. (…) Die Nachlässigkeit der Behörden betrifft nicht nur die
Strafverfolgung von Angreifern auf Flüchtlingsheime. Der
Bürgerschutzobmann Griechenlands bemängelte in einer Studie, dass die
minderjährigen Asylsuchenden nicht genügend geschützt werden. Besonders
krass seien, so der Bericht des Bürgerschutzobmanns, die Versäumnisse
hinsichtlich des Zugangs Minderjähriger und unbegleiteter Minderjähriger
zu dem ihnen zustehenden und in internationalen Verträgen verankertem
Schutz, zum Zugang zu Bildung und Schulen und hinsichtlich der
medizinischen Versorgung. Darüber hinaus gäbe es Mängel im System der
Altersbestimmung. Wie schlecht die Minderjährigen geschützt sind, zeigt
sich in der geradezu epidemisch um sich greifenden sexuellen Ausbeutung
der Kinder. Für einen Preis, der meist unter 15 Euro liegt, werden immer
mehr Asylantenkinder zum Sexobjekt von Päderasten. Das Phänomen ist im
gesamten Land beobachtbar und nicht nur auf die urbanen Ballungszentren
beschränkt…” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos vom 22. April 2017 bei Telepolis
- Flüchtlinge: Entsetzen auf Chios. Unruhe in Griechenland – Das politische Klima gegenüber den Migranten verschlimmert sich
“Auf Chios hat am Donnerstag ein junger Syrer versucht, sich mit
einer Selbstverbrennung zu töten. Es heißt, dass er die
Lebensbedingungen im Lager Vial nicht länger ertragen konnte. Der Mann,
über dessen Tat ein über Facebook verbreitetes Video existiert, wurde
mit schweren Brandverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Er soll an
85 Prozent seines Körpers verbrannt sein. Ebenfalls verletzt wurde ein
ihm zu Hilfe eilender Polizist. (…) Der Syrer ist kein Einzelfall,
Anfang der Woche wurde ein fünfundzwanzigjähriger Syrer im Hafen von
Athen tot aufgefunden. Der Mann hatte sich erhängt. (…) Auf Lesbos
möchten die dortigen Geschäftsinhaber noch mehr Polizeipräsenz. Sie
verlangen, dass die Flüchtlinge und Immigranten, die von ihnen als “Mob
mit unkontrollierbarer Psychologie” bezeichnet werden, von der Polizei
am Demonstrieren und Versammeln in zentralen Einkaufsstraßen gehindert
werden. Eine ähnlich scharfe, rassistisch motivierte Wortwahl ist von
Seiten der Goldenen Morgenröte oft zu hören. Nun schließen sich auch
Regierungsabgeordnete an. Kostas Katsikis von den Unabhängigen Griechen
konnte bei einer Rede in Anwesenheit von Syriza-Abgeordneten zahlreiche
herabwertende Bezeichnungen von Flüchtlingen verwenden. (…) Keine
Probleme sieht dagegen der Staatspräsident. Prokopis Pavlopoulos betonte
gegenüber einer Delegation des Internationalen Roten Kreuzes, dass
Griechenland alle seine Pflichten gegenüber den Flüchtlingen erfüllt.
Dagegen mahnt das UN Flüchtlingshochkommissariat in einer Mängelliste
acht dringende Probleme an. Das UNHCR drängt darauf, dass die
Asylantragserfassung samt Antragsbearbeitung endlich effektiv und
verlässlich funktioniert…” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos vom 31. März 2017 bei Telepolis
- Proteste gegen griechische Lager – gegen den Deal der EU mit der Türkei
„Mehr als 2.000 Menschen haben am Samstag in Athen gegen den
EU-Flüchtlingspakt mit der Türkei demonstriert. An der Spitze des Zuges,
der durch die griechische Hauptstadt zum Sitz der Büros der
EU-Kommission führte, trugen die Demonstranten ein Banner mit der
Aufschrift „Annullierung des Vertrags der Schande zwischen der EU und
der Türkei“ und „Hunderte Flüchtlinge haben am Samstag auf der
griechischen Insel Lesbos gegen das Flüchtlingsabkommen der EU und der
Türkei protestiert. Mit dem Protest wollten sie auf ihre
Lebensbedingungen aufmerksam machen. Diese seien schrecklich im
Morian-Migrantenlager, in dem die Flüchtlinge leben.“ – beides aus der Pressedokumentation
„Demonstrationen in Athen und auf Lesbos gegen EU-Flüchtlingspakt“ am
20. März 2017 bei der Griechenland-Solidarität
– zu der auch ein Video über die Demonstration auf Lesbos gehört. Siehe
dazu auch einen Beitrag über die Opfer des schmutzigen Deals:
- Abschieben! Auch wieder in die unmenschlichen griechischen Lager – das ruft Proteste hervor
Ab dem 15. März 2017 soll, nach jahrelanger Pause, wieder nach
Griechenland abgeschoben werden, jetzt „kann man es“ ja wieder tun,
nachdem der Dirty Deal mit der Türkei die juristischen Einwände von 2011
„beseitigt“ hat: „Die Europäische Kommission hat am 8.12
vorgeschlagen, dass ab 15.3.2017 die Menschen, die es schaffen, sich von
den griechischen Flüchtlingscamps in andere europäische Länder
durchzuschlagen, wieder zurückgeschickt werden können. Das Dublin-System
müsse stufenweise für Griechenland wieder Geltung haben. Die
griechische Asylbehörde habe erhebliche Fortschritte mit dem Aufbau von
Erfassungsstrukturen gemacht. Außerdem werde die Lage in den
griechischen Camps sich wohl bis März so weit verbessert haben, dass
Griechenland die europäischen Standards für Flüchtlingsunterbringung
einhalten könne. Schließlich sei ja genug Geld von Europa nach
Griechenland geflossen“ ist aus der Pressemitteilung der Griechenland-Solidaritätsgruppe Hamburg „Keine Abschiebung nach Griechenland!“ bereits am 16. Januar 2017
in der mit kurzen Schilderungen der Zustände in den griechischen Lagern
gegen diese EU Initiative Stellung genommen wird, und als Alternative
gefordert: „Und wir fordern von unserer Bundesregierung, dass sie
das im September 2015 versprochene Relocation-Programm für 27.500
Geflüchtete (aus Griechenland und Italien) endlich zügig umsetzt“. Siehe zum Hintergrund unser Dossier: EU-Türkei-Deal in der Flüchtlingsfrage
- “Lasst sie uns herbringen”: EU-Bürger wollen Flüchtlinge mit dem Auto abholen
“Europäische
Bürger haben in Brüssel angeboten, die von der EU beschlossene
Umverteilung von Flüchtlingen aus Griechenland mit ihren eigenen Autos
teilweise selbst zu übernehmen. Unter dem Motto „Lasst sie uns
herbringen“ demonstrierten am Montag nach Schätzungen mehrere Hundert
Menschen in Sichtweite der EU-Ratsgebäude. Viele fuhren in Autos umher
und zeigten symbolische Nummernschilder, um ihre Bereitschaft zur
Beförderung von Flüchtlingen zu demonstrieren. Organisator der Aktion
war die gleichnamige Initiative aus den Niederlanden, unterstützt wurde
sie unter anderem von Amnesty International und dem Flüchtlingswerk der
Niederlande…” Bericht vom 7. März 2017 im Migazin . Siehe dazu die Aktionsseite: http://www.bringthemhere.eu/ und den Bericht im ai-blog
- Hungerstreik afghanischer Flüchtlinge in Athens Horrorlager – Solidaritäts-Aufruf des City Plaza Hotels
Am
Sonntag, 5. Februar 2017 haben rund 200 Flüchtlinge aus Afghanistan im
berüchtigten Lager Hellinikon in Athen mit einem Hungerstreik begonnen.
Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens von Athen wurden im Herbst
2015 drei verschiedene Lager für Menschen aus Afghanistan eingerichtet –
gesagt worden war, maximal bis zum Juli 2016. In den drei Lagern leben
insgesamt 1.300 Menschen. Sie fordern mit ihrem Protest ein sofortiges
Handeln des Migrationsminister Griechenlands – bisher verkehren die
Behörden mit ihnen ausschließlich per Skype-Anrufen. Ihre Klagen drehen
sich, wie immer in griechischen Lagern, um ganz einfache, fundamentale
Dinge. So fordern sie beispielsweise heißes Wasser, das es so wenig
gibt, wie etwa Milch für die Kinder. Aber auch eine Gelegenheit, Wäsche
zu waschen – und Dolmetscher für den Fall von Krankheiten. Und
schließlich möchten sie auch noch Schulunterricht für die Kinder haben.
Also: Nur das Allernormalste, plus heftige Klagen über die Qualität des
angelieferten Essens. In dem Bericht
„Refugees at Ellinikon camp on hunger strike due to appalling living
conditions“ am 05. Februar 2017 bei Keep Talking Greece
werden auch griechische antifaschistische Gruppierungen zitiert, die
darauf verweisen, dass dieser Hungerstreik auch ein Ergebnis ist
monatelanger Klagen, die ohne jede Antwort blieben. Siehe dazu auch den
Solidaritäts-Aufruf des City Plaza Hotels in Athen und einen Bericht in
deutscher Sprache:
- Neue Todesopfer in griechischen Flüchtlingslagern: UNO hält EU für verantwortlich
“Innerhalb einer Woche kam es in griechischen Flüchtlingslagern zu
vier Todesfällen. Obwohl nicht alle Todesursachen zweifelsfrei geklärt
sind, zeigt sich immer mehr, dass die Versorgung in den Lagern
unzureichend ist. Seitens des Flüchtlingshochkommissariats der UNO, dem
UNHCR, wurde öffentlich angeprangert, dass die griechische Regierung
ebenso wie die EU-Kommission für die desolaten Zustände in den Lagern
verantwortlich ist. Das UNHCR prangerte zudem an, dass für den Hotspot
in Moria auf der Insel Lesbos fertige, mit EU-Geldern mitfinanzierte,
wetterfeste Unterbringungsmöglichkeiten seit mehr als einem Monat zur
Verfügung stehen würden. Allerdings gäbe es für die Inbetriebnahme noch
kein grünes Licht vom für die Asylverfahren zuständigen Amt. Auch
deshalb seien während des Schneetreibens im Januar beheizbare Großzelte
aufgestellt worden, was nur eine vorläufige, unzureichende Lösung sei.
Tatsächlich wurden zwei der Todesfälle in Moria registriert…” aus dem Artikel „Griechenland: Todesfälle in Flüchtlingslagern“ von Wassilis Aswestopoulos am 29. Januar 2017 in telepolis – worin auch über den Hungerstreik eines ägyptischen Flüchtlings berichtet wird, der Übergriffe der Armee angezeigt hatte…
- Griechenland: 62.328 Flüchtlinge und Immigranten frieren in den Hotspots
“… Weniger konsequent war das Immigrationsministerium mit der
Kontrolle der eigenen Verantwortlichkeit. So wurden im Rahmen der
Flüchtlingsbetreuung rund 2.500 Zeitangestellte in den öffentlichen
Dienst berufen. Weniger als zwanzig Prozent davon arbeiten wirklich mit
Flüchtlingen. Die Arbeitsverträge beinhalten die Tätigkeit in Hotspots.
Zumindest teilweise werden die Arbeitsplätze mit Fördergeldern für
Flüchtlinge aus dem EU Regionalförderungsfonds 2014-2020 finanziert.
Weil nun aber in den Hotspots keine Arbeitsplätze eingerichtet wurden,
zogen die Stadtverwaltungen der Orte, in denen die betreffenden Hotspots
liegen, “überzählige” Arbeitskräfte zum Dienst in den Stadtgemeinden
ab. Pikant ist, dass dieser Missstand durch eine parlamentarische
Anfrage von Regierungsabgeordneten aufgedeckt wurde. Die
parlamentarische Anfrage wurde vom Regierungskoordinator für
Flüchtlingsfragen, Vizeverteidigungsminister Dimitris Vitsas
beantwortet. Obwohl das Immigrationsministerium von der griechischen
Raffinerie Hellenic Petrol insgesamt 140.000 Liter Heizöl als Spende
erhielt, kann es weiterhin noch nicht allen Flüchtlingen und Migranten
eine warme Unterkunft bieten. Wie das UNHCR beklagt, befinden sich
allein auf der Insel Samos 500 Familien in Zelten, die weder
wintertauglich noch beheizt sind…” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos vom 18. Januar 2017 bei telepolis
- Flüchtlinge frieren im Lager, die Familie wartet in Deutschland
“Rund 7500 Flüchtlinge harren allein in Nordgriechenland bei
Eiseskälte in Zelten ohne Heizung und warmes Wasser aus. Gut die Hälfte
von ihnen will nach Deutschland oder anderswo nach Europa, wo bereits
Familienangehörige auf sie warten. Doch die Zusammenführungen laufen
schleppend…” Artikel von Salinia Stroux und Chrissi Wilkens vom 17.1.2017 bei der Tageswoche . Aus dem Text:
- “… Die späte Registrierung der Anträge lange nach der
Schliessung der Balkanroute im vergangenen März hat die Zusammenführung
Tausender Familien massiv verzögert. Zuerst warteten die Flüchtlinge auf
die Öffnung der Grenze. Dann verzögerte sich die Registrierung, weil
sie die überforderten griechischen Asylbehörden in Athen wegen
blockierter Skype-Verbindungen nicht kontaktieren konnten. Zu einer
weiteren Verzögerung führte die Vor-Registrierung in den Lagern, die
dazu diente, alle undokumentierten Flüchtlinge vorläufig zu erfassen und
mit Papieren auszustatten. Durch diesen neuen Verfahrensschritt wurden
zwar innerhalb von drei Monaten die Daten Tausender Flüchtlinge erfasst,
aber die Termine für eine komplette Registrierung wurden erst ab
September nach und nach vergeben. Einige können ihre Anträge deswegen
erst im März 2017 voll registrieren lassen. 2733 Anträge auf
Familienzusammenführung nach Dublin-III-Verordnung seien 2016 bis
einschliesslich Ende November in Griechenland gestellt worden, so die
Asylbehörde. Nur 289 Antragsteller konnten bisher zu ihren Verwandten
innerhalb der EU. Mit Abstand die meisten Gesuche richteten sich an
Deutschland, gefolgt von Schweden und Österreich…“
- Schlimme Lage von Flüchtlingen in Griechenland. Schuld ist der “katastrophale Türkei-Deal”
“In Griechenland verschärft der Wintereinbruch die Lage der
Flüchtlinge – vor allem auf den Inseln. Vorwürfe, seine Regierung sei
überfordert, wies der Syriza-Politiker Giorgos Chondros zurück. Es kämen
viel mehr Flüchtlinge als ausgewiesen werden könnten, sagte er im
Deutschlandfunk. Schuld sei der “katastrophale Türkei-Deal” der EU…” Giorgos Chondros im Gespräch mit Martin Zagatta vom 14.01.2017 beim Deutschlandfunk online
- Eisige Zeiten für Flüchtlinge und Griechen
“EU lässt Griechenland mit Flüchtlingen allein, die Kältewelle
forderte unter Griechen erste Todesopfer, Ursache ist auch die hohe
Besteuerung der Brennstoffe. Aus dem Flüchtlingscamp Moria auf Lesbos
kommen erschreckende Bilder. Griechenland befindet sich unter dem
Einfluss einer für das Land äußerst seltenen Kältewelle, selbst Strände
im Süden sind eingeschneit. Unter diesen Wetterbedingungen müssen die
Flüchtlinge in den Hotspots auf den griechischen Inseln in Zelten in
dichtem Schnee überleben. Ein eindrucksvolles Video eines Insassen
zeigt, wie schwierig das ist. Die EU-Kommission wäscht derweil ihre
Hände in Unschuld. Für sie ist allein Griechenland für die Versorgung
der aufgrund des EU-Deals mit der Türkei auf Inseln festsitzenden
Flüchtlinge verantwortlich. Nachdem am Sonntag noch Fotos aus dem Camp
von der staatlichen Nachrichtenagentur ANA-MPA an die Presse gingen,
besteht nun auch ein Verbot das Lager von außen zu fotografieren. Das
Problem soll schlicht totgeschwiegen werden, während gleichzeitig
Minister wie Bürgerschutzminister Nikos Toskas vor die Kameras treten
und behaupten, man habe sämtliche Flüchtlinge nun in irgendwelchen
Hotels untergebracht. Die Insel Lesbos ist ebenso wie zahlreiche andere
Inseln zeitweise ohne elektrische Stromversorgung…” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos vom 10. Januar 2017 bei Telepolis
- Griechenland: Tausende Flüchtlinge schutzlos in der Kälte – und bald endet der Abschiebestopp
“In Griechenland leiden Tausende Flüchtlinge bei klirrender Kälte in
unbeheizten Zelten und prekären Behausungen. Trotzdem will das BMI ab
dem 15. März wieder dorthin abschieben. PRO ASYL fordert stattdessen
zügige Rettungsmaßnahmen für die Schutzsuchenden und eine lückenlose
Aufklärung dieses lebensgefährdenden Unterbringungsmanagements. Die
Empfehlung der EU-Kommission und die Mitteilung des BMI (die PRO ASYL
vorliegen), nach dem 15. März wieder mit Dublin-Überstellungen nach
Griechenland zu beginnen, blenden bewusst die dramatische Situation der
über 60.000 gestrandeten Schutzsuchen in Griechenland aus, um das
unmenschliche Zuständigkeitssystem zu retten…” Beitrag von und bei Pro Asyl vom 09.01.2017
- Aktuelle Situation von Geflüchteten in Griechenland: Überwintern im Zelt
“Am Ende des Jahres 2016 befinden sich mehr als 62.000 Geflüchtete
in Griechenland, 33.650 davon leben in Lagern auf dem Festland. Die
meisten von ihnen sind auf Grund von Krieg und Verfolgung aus ihrer
Heimat geflohen und eine erhebliche Anzahl von ihnen ist besonders
schutzbedürftig: Mehr als 1.200 unbegleitete Minderjährige wurden
während der von der griechischen Regierung durchgeführten
Vorregistrierung von Asylsuchenden identifiziert und weitere 3.500 sind
Härtefälle anderer Art…” Gemeinsame
Pressemitteilung vom Mobile Info Team und des Legal Team for the
Protection of Immigrants` and Refugees` Rights vom 21. Dezember 2016 . Aus dem Text: “…
Die meisten dieser Menschen stecken auf Grund von besonders
langwierigen Asylverfahren in Griechenland fest und viele von ihnen
wurden zudem falsch über die Dauer der Verfahren informiert, was die
Frustration noch zusätzlich steigert. Der Zugang zum Asylsystem ist
schwierig, da das derzeit vorherrschende System, einen Asylantrag über
Skype vorregistrieren zu müssen, nur bedingt funktioniert und es sehr
lange dauert, bis Anträge aufgenommen und bearbeitet werden. Das
bedeutet, dass viele Menschen, die darauf warten, mit ihrer Familie in
anderen EU Ländern zusammengeführt zu werden, oder die am
Umsiedlungsprogramm der Europäischen Union („Relocation-Programm“)
teilnehmen, ein bis zwei Jahre in Griechenland bleiben werden. Asyl in
Griechenland zu beantragen dauert mindestens ebenso lang. Da es keinen
anderen Plan für staatlich organisierte Unterkünfte als die Lager gibt
(außer für Antragsteller des Relocation-Programms), ist es für viele die
einzig verfügbare Option in den Flüchtlingslagern zu bleiben. Diese als
vorübergehende Notlösung präsentierten Lager, sind zu einer dauerhaften
und längerfristigen Nicht-Lösung geworden. Trotz einiger ungenügender
Versuche die Lager winterfest zu machen, frieren immer noch tausende von
Menschen in Zelten ohne Heizung, die meisten davon sind Frauen und
Kinder…“
- Griechenland: Flüchtlinge schutzlos dem Wetter ausgesetzt
“Regenfälle, Hagelstürme und Temperaturstürze um 10 Grad: Die
Inseln, auf denen Flüchtlinge wegen des EU-Türkei-Deals verharren,
werden zu Notstandsgebieten. Die für die Insel Lesbos zuständige
Regionalpräsidentin Christiana Kalogirou hat beim Generalsekretär für
Zivilschutz, Giannis Kapakis, beantragt, die Insel Lesbos zum
Katastrophengebiet zu erklären. Grund sind die anhaltenden
sintflutartigen Regenfälle, Hagelstürme und der Kälteeinbruch mit einem
Temperatursturz um zehn Grad Celsius. Zahlreiche Häuser der Insel stehen
unter Wasser, Geschäfte wurden überflutet. In der gleichen Lage wie die
ägäische Insel Lesbos befindet sich die ionische Insel Zakynthos. Auch
Zakynthos ist Notstandsgebiet. Was die Lage auf Lesbos und den übrigen
Ägäisinseln schlimmer macht, ist die Tatsache, dass dort rund 17.000
Flüchtlinge und Immigranten wegen des EU-Türkei-Deals in Zelten
vegetieren. Bereits in der vergangenen Woche kamen im Lager Moria auf
Lesbos zwei Menschen ums Leben und zahlreiche weitere wurden teilweise
lebensgefährlich verletzt. Eine 66-jährige Kurdin und ihr sechsjähriger
Enkel verstarben, ein Großteil des Lagers brannte ab. Grund war die
Explosion einer mit Gas betriebenen Heizung in einem Zelt…” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos bei telepolis vom 30. November 2016
- Souda Hot Spot auf Chios: Erst Aufstand, dann Nazi-Übergriff
“In der zweiten Nacht in Folge kam es am gestrigen Donnerstag in
einem Hotspot auf der Insel Chios in Griechenland zu schweren
Ausschreitungen. Dabei gingen mehrere Zelte von Flüchtlingen in Flammen
auf. Da der Hotspot nach den bisher vorliegenden Informationen von außen
mit Brandflaschen und Feuerwerkskörpern angegriffen wurde, wird ein
rechtsradikaler Hintergrund nicht ausgeschlossen…” Beitrag ” Erneut Gewalt in Hotspot auf Chios” bei der Griechenlandzeitung online vom 18. November 2016 , der hier noch etwas vorsichtig, wenige Zeilen später aber konkret formuliert: “Dabei sei es auch zu verbalen Auseinandersetzungen mit anwesenden Rechtsradikalen gekommen.” Siehe zum Vorabend einen weiteren Beitrag:
- Hotspots in Griechenland brennen, Europa lässt Flüchtlinge im Stich
“Der Brand ereignete sich am Abend des 19. September 2016 gegen 17
Uhr im Hotspot Moria auf der griechischen Insel Lesbos und geriet in
kurzer Zeit außer Kontrolle. Zelte und Wohncontainer fingen Feuer, über
4.000 Flüchtlinge mussten evakuiert werden. Die obdachlosen
Schutzsuchenden flohen in die umliegenden Felder und suchten im nahe
gelegenen Dorf Moria Zuflucht. »Was ich sah, war der Horror«, berichtet
Ariel Ricker, eine deutsche Rechtsanwältin, die Montagnacht vor Ort war.
Die Zustände in den völlig überfüllten Hotspots auf den griechischen
Inseln sind schon lange katastrophal. PRO ASYL ist mit dem Projekt
»Refugee Support Program in the Aegean (RSPA)« vor Ort und berichtete
wiederholt von untragbaren, gefährlichen Zuständen. Da die Umverteilung
von Flüchtlingen aus Griechenland in andere EU Staaten nicht vorankommt,
verschlimmert sich die Situation in den Lagern zusehends…” Beitrag von und bei Pro Asyl vom 22. September 2016 . Siehe dazu:
- Anwohner gegen Flüchtlinge, Flüchtlinge gegen Massenabschiebung: Lage auf Lesbos eskaliert
Hunderte
Einwohner von Moria und den umliegenden Gegenden protestierten am
Montag morgen (19.9.16) unter reger Beteiligung der Faschisten von der
Goldenen Morgenröte gegen die Tatsache, dass sich Flüchtlinge
erdreisten, sich nicht den ganzen Tag über im “Hot Spot” einsperren zu
lassen, sondern ihr Gefängnis zumindest tagsüber für einige Zeit zu
verlassen – was zu Präsenz auf den Straßen und öffentlichen Plätzen der
Gegend führt. Von der Demonstration gingen mehrere Angriffe auf
Unbeteiligte aus, die zumindest in einem Fall im Krankenhaus endeten.
Die anwesende Polizei griff nicht ein. Wenig später versuchten 300
Flüchtlinge aus dem Camp Moria, sich außerhalb des Lagers für einen
Protestmarsch zu versammeln, nachdem sich im Lager das Gerücht
verbreitet hatte, Massenabschiebungen in die Türkei würden unmittelbar
bevorstehen. Die Polizei unterband den Protest und zwang die Menschen
zur Rückkehr ins Lager. Bereits auf diesem Rückweg gerieten mehrere
Olivenhaine in der Umgebung des Lagers in Brand. Siehe dazu den Bericht
“Lesvos in Migration Crisis: Situation at risk of getting out of
control with protests, attacks and unwanted NGO’s” vom 19. September
2016 bei keeptalkinggreece . Am Montagabend kam es zu einem Großbrand im Lager Moria selbst. Siehe dazu zwei weitere Beiträge:
- Tausende Flüchtlinge fliehen aus brennendem Lager auf Lesbos
“ Bei einem Brand im Flüchtlingslager „Moria“ auf der Insel Lesbos
sind am Montagabend die mehr als 3000 Bewohner geflohen. Die Lage sei
außer Kontrolle, berichtete die Online-Zeitung „I Efimerida“. Bereits am
frühen Abend war es im Hotspot zu Auseinandersetzungen zwischen
Bewohnern mit verschiedenen Nationalitäten gekommen. Dabei sei auch das
Feuer gelegt worden. Zunächst hätten die Sicherheitskräfte deshalb die
Kinder in ein anderes Auffanglager gebracht, berichtete das Insel-Portal
„Lesvos News“. Dann seien immer mehr Flüchtlinge aus dem Lager geflohen
und hätten sich auf den Weg zur Inselhauptstadt Mytilini gemacht. Die
Migranten fordern, nach Athen reisen zu dürfen…” Agenturmeldung, hier bei der Berliner Zeitung online vom 19.09.16 . Die Flüchtlinge sind Berichten zufolge allerdings nach dem Brand ins Lager zurück gekehrt.
- Lesbos Mehrere Festnahmen nach Brand in Flüchtlingslager
“Die griechische Polizei hat nach dem Brand in einem Hotspot auf Lesbos
18 Migranten und Flüchtlinge festgenommen. Sie stehen im Verdacht, das
Feuer gelegt zu haben und für Krawalle verantwortlich zu sein…” Meldung bei SPON vom 20. September 2016
- Flüchtlinge in Griechenland: „Die Camps füllen sich wieder“
Mütter mit Kleinkindern müssen im Freien schlafen, in einigen Lagern
gibt es nicht genug Trinkwasser. Und Asylverfahren dauern eine Ewigkeit…
Artikel von Theodora Mavropoulos in der taz online vom 21. 8. 2016 . Aus dem Text: “… „Es
sind die gleichen Bilder wie vor einem Jahr“, sagt Imad Amoun, Sprecher
der Kinderhilfsorganisation Safe the Children in Griechenland. Ewig
lange Schlangen bilden sich vor den Essenausgaben der Camps, Menschen
müssen im Freien schlafen, weil die Kapazitäten nicht genügen. Auch
sanitäre Einrichtungen reichen für die zusammengepferchten Menschen
nicht aus. Täglich werde das Wasser für ein paar Stunden abgestellt,
berichtet Amoun. Die Flüchtlinge und Migranten müssen das bei über 30
Grad hinnehmen. Durch die schlechten hygienischen Bedingungen bestehen
gesundheitliche Risiken. Nun schlägt Save the Children Alarm und warnt
vor dramatischen Zuständen. „Von den etwa 11.000 Flüchtlingen auf den
Inseln sind etwa 3.800 Kinder“, so Amoun…
- EU: Umverteilung der Flüchtlinge kommt nicht voran
“Flüchtlinge und Migranten kommen mittlerweile nicht nur an
griechischen Grenzinseln an. Auch um die zentral gelegene Peloponnes
herum, bei Kalamata, gab es die Ankunft eines Holzkahns mit 67
Flüchtlingen und Immigranten. Sogar auf der nur für begüterte Touristen
erreichbaren Kykladeninsel Mykonos kam ein Dutzend von ihnen an. Die
gegenüber der Türkei liegenden Inseln haben derweil täglich die Ankunft
von knapp 150 Personen zu vermelden. Das ist immer noch weniger als die
Tausenden des Vorjahres, jedoch scheint sich im gesamten Land eine
Hysterie rund um die Flüchtlingsfrage zu entwickeln…” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos bei telepolis vom 21.08.2016 . Weiter heißt es: “…
Ein Blick in die offizielle, an die Presse weitergeleitete Statistik
der EU zeigt, dass keiner der EU-Staaten oder der assoziierten Staaten
seine Verpflichtung bei der Umverteilung der Flüchtlinge vollständig
erfüllt hat. Von den versprochenen 98.256 Umverteilungen der Flüchtlinge
aus Italien und Griechenland wurden lediglich 3.977 tatsächlich
vorgenommen, laut EU stehen 95.472 noch aus. Auch in Griechenland wehren
sich zahlreiche Menschen gegen Flüchtlingslager. Auf Kreta stoßen die
Pläne der Regierung, dort Lager zu errichten, auf den Widerstand der
Hoteliers und der Lokalpolitiker…
- Flüchtlingssituation: “Griechenland steht kurz vor dem Kollaps”
“In Griechenland fehlten mit Blick auf die Flüchtlingssituation
Personal, Geld, Unterbringungsmöglichkeiten und eine
Integrationsstrategie, sagte der in Athen lebende Ökonom Jens Bastian im
DLF. Griechenland sei politisch und administrativ überfordert. Der
Abbruch des Flüchtlingsabkommen mit der Türkei würde das Land wieder zu
einem Transitland machen. Griechenland habe viele europäische Partner,
so Bastian. Aber in dem Land konzentrierten sich eben auch die zwei
wichtigsten Krisen Europas: die Flüchtlings- und Migrationskrise und die
Finanz- und Staatsschuldenkrise. Dafür brauche Griechenland
Unterstützung. Aber auch Berlin sei in der Flüchtlingsfrage auf Athen
angewiesen…” Der Ökonom Jens Bastian im Gespräch mit Dirk Müller beim Deutschlandfunk vom 4. August 2016
- Flüchtlinge in Griechenland: “Wir brauchen zügige Verfahren der legalen Weiterreise”
“Nach Ansicht des Europa-Beauftragten von Pro Asyl, Karl Kopp, ist
es das Gebot der Stunde, in menschenwürdige Flüchtlingsunterkünfte zu
investieren und legale Wege für eine Weiterreise zu eröffnen. Die
Migranten lebten in Griechenland unter zum Teil elendigen Bedingungen,
sagte er im DLF. Die Schutzsuchenden, die in Griechenland festsäßen,
seien die “Leidtragenden des Flüchtlingsdeals”, die “Opfer einer
zynischen Politik”, sagte der Europa-Beauftragte von Pro Asyl, Karl
Kopp, im DLF. Im Rahmen des Flüchtlingsdeals mit der Türkei habe man aus
“offenen Lagern” über Nacht “Haftlager” gemacht…” Karl Kopp im Gespräch mit Mario Dobovisek beim Deutschlandfunk am 02.08.2016
- Nach Idomeni: Auch die letzten beiden selbstorganisierten Flüchtlingscamps im Norden Griechenlands geräumt
In den frühen Morgenstunden des 13. und 14. Juni 2016 kamen
Polizeieinheiten, suchten zuerst nach verbliebenen freiwilligen
Unterstützer*innen und nahmen diese in Gewahrsam – um je anschließend
die beiden verblibenen nicht-staatlichen Flüchtlingscamps im Norden
Griechenlands zu räumen. Alles friedlich, ist die offizielle Aussage.
Presse war allerdings, wieder einmal, nicht zugelassen. Und: von Stoßen,
Brüllen, Schlagen berichten Betroffene. Nicht zu vergessen die
strukturelle Gewalt, der mensch sich ausgeliefert sieht, wenn man mal
eben von einem sicher nicht hübschen, aber bis auf weiteres selbst
gewählten Ort eingesammelt wird und nicht einmal erfährt, wo es denn hin
gehen soll. Die Zustände in den offiziellen Camps jedenfalls sind
keinesfalls besser, nur die Handlungsmöglichkeiten für das letzte
bisschen Selbstbestimmung wegorganisiert. Nicht für lange,will man
hoffen. Siehe dazu den Bericht “Eviction of the two last self-organised camps in Northern Greece” von und bei Moving Europe vom 14. Juni 2016
- Nach der Räumung von Idomeni: Substandards in neuen Flüchtlingscamps
In “offizielle” Camps sind sie umgesiedelt worden, die Flüchtlinge, die
noch bis vor kurzem im griechischen Idomeni an der Grenze zu Mazedonien
ausgeharrt und auf die Möglichkeit einer Weiterreise gehofft hatten.
Schlamm, Dreck, mangelnde Versorgung – die Zustände in Idomeni waren
katastrophal, die vielen freiwilligen Helfer*innen konnten das
organisierte Versagen Europas nur mühsam mildern. In den “offiziellen”
Camps sollte nun alles besser werden und – mehr noch – sollte der
rechtliche Zugang zum Asylverfahren gewährleistet werden. Wie “Moving
Europe” nun berichtet, stimmt nichts davon. Sanitäranlagen seien nur in
ungenügender Zahl vorhanden, teilweise ohne warmes Wasser.
Essensversorgung findet kaum statt – so dass in drei der Camps schon
wieder Solidarity Kitchens – Küchen der Solidarität – die Versorgung
übernommen haben. Reguläre Gesundheitsversorgung ist nicht vorgesehen –
nur im Notfall kann über Militär, Polizei oder das UNHCR ein
Krankenwagen gerufen werden. Wobei die Definition von “Notfall” dann in
deren Händen liegt. Für Asylanträge muss man sich per Skype bei den
griechischen Behörden melden – ohne Internetzugang schlicht unmöglich…
Siehe dazu den Bericht ” Lives at risk: Substandard conditions in new camps around Thessaloniki” von Moving Europe vom 4. Juni 2016
- Griechenland: Aufruhr in den Lagern. Schüsse, Messerstechereien, Brände und zahlreiche Verletzte
“Ein Topf, kurz vor dem Überkochen”, so charakterisierte die Partei
To Potami Anfang der Woche die Lage in den staatlichen griechischen
Flüchtlingslagern auf Lesbos und in Kilkis. Mittlerweile brennen im Land
die Lager. (…) Griechische Medien melden zudem, dass offenbar in
Zusammenhang mit den Verstimmungen zwischen der EU und der Türkei, sowie
insbesondere Berlins mit Ankara – wegen der Anerkennung des Genozids an
den Armeniern – erkennbar ist, dass immer mehr Flüchtlinge auf der
Seite der Türkei in die Nähe der Strandbezirke kommen. Inwieweit diese
Meldungen der Wahrheit entsprechen, lässt sich noch nicht abschätzen.
Doch auch ohne die Massen der Neuankömmlinge, wie sie im letzten Sommer
verzeichnet worden waren, ist die Lage auf den Inseln explosiv…” Bericht von Wassilis Aswestopoulos in telepolis vom 03.06.2016
- Die Vergessenen von Moria. Im Flüchtlingslager auf der Insel
Lesbos herrscht Hoffnungslosigkeit. Die Insassen wehren sich gegen die
dortigen Zustände
“Im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos kommt
es seit Tagen zu schweren Unruhen. Handyvideos aus der abgeriegelten
Anlage, in der derzeit rund 4.000 Menschen interniert sind, zeigen wie
am Montag Hunderte Männer Barrikaden aus Mülltonnen errichteten, die mit
Stacheldraht versehenen Zäune bestiegen und sich Auseinandersetzungen
mit der Polizei lieferten…” Artikel von Hauke Heuer, Lesbos, in junge Welt vom 03.06.2016
- Who are you, Europe? Zwei ehrenamtliche Helfer berichten über die Lage der Geflüchteten im griechischen Idomeni
“Tausende Geflüchtete hoffen in Griechenland, irgendwann nach
Zentraleuropa weiterreisen zu dürfen. Die Bedingungen im aufgelösten
Zeltlager Idomeni waren eine Katastrophe. Doch in den neuen Lagern ist
die Situation kaum besser…” Bericht von Clara Graulich und Martin Wähler vom 02.06.2016 beim ND online
, sie waren als freiwillige, ehrenamtliche Helfer in Idomeni vor Ort.
In dem Beitrag schildern sie ihre Erlebnisse und Erfahrungen
- Die Räumung von Idomeni und ihre Bedeutung
- Idomeni – das stille Ende des Lagers
“Im Hintergrund steht auch die geplante Privatisierung der Bahn,
Gerichte erkennen die Türkei nicht als sicheres Herkunftsland an…” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos bei telepolis vom 26.05.2016 . Aus dem Text: “…
Am ersten Tag vermeldete die Regierung auch die Nationalitäten der in
andere Lager gebrachten Personen. Es waren 662 Syrer, 1273 Kurden und 96
Jesiden. Die Afghanen weigern sich von allen Flüchtlingsgruppen am
meisten, in die Busse zu steigen. Sie hielten bis zum Mittwoch die
Bahngleise besetzt. Genau darum ging es offenbar primär bei der schnell
angeordneten Räumung des Areals. Die besetzten Bahngleise haben das
staatliche Zugunternehmen TrainOse um Millionenbeträge geschädigt. Die
Bahnlinien sollen, was am Sonntag bei der Beschließung des Parlaments
über ein neues Sparpaket noch einmal deutlich wurde, schnellstens
privatisiert werden. Am 22. Juni soll endlich die allein von der
Regierung Tsipras bereits zweimal verschobene Auktion beendet werden.
Mit einer seit mehr als 70 Tagen besetzten zentralen Route nach Europa
wäre die Käuferfindung geradezu unmöglich geworden…
- „24.5.2016 Updates from the eviction in Idomeni“ bei moving europe
(worauf auch im eidomeni ticker verlinkt wird) ist der Versuch, trotz
aller Behinderungen der Berichterstattung diese so gut es geht, vor
allem in Gesprächen mit Betroffenen, fortzuführen
- Menschen verjagen, in Lager sperren? Europas Schande. Und Tradition
„Einheiten von Schutz- und Bereitschaftspolizei rückten in der
Morgendämmerung an, über den Feldern rings um Idomeni kreisten
Hubschrauber, offenbar um den Flüchtlingsfamilien die Endgültigkeit des
Unternehmens deutlich zu machen. Viele der seit Wochen an der Grenze
ausharrenden Menschen seien angesichts der geballten Staatsmacht
»freiwillig« in bereitstehende Busse gestiegen, sagten Zeugen. Bis in
die Mittagsstunden hinein sei kein nennenswerter Widerstand registriert
worden, frohlockte der für Flüchtlingsfragen zuständige Sprecher des
Innenministeriums, Giorgos Kyritsis. Nach seinen Angaben steht die von
der als »Linkspartei« an die Macht gekommenen Syriza getragene Regierung
unter Alexis Tsipras »nicht unter Zeitdruck«. Sie hoffe, die Aktion bis
Ende der Woche abschließen zu können. Einige hundert junge Männer, die
noch immer hoffen, einen Weg durch die europäischen Stacheldrahtverhaue
Richtung Frankreich, Deutschland und England finden zu können, halten
sich nach Angaben von Einheimischen in den Bergen versteckt…“ – aus dem Beitrag „Europas Schande“ von Hansgeorg Herrman am 25. Mai 2016 in der jungen Welt der auch noch die altbekannten offiziellen Ausflüchte für solcherart Angriffe berichtet
- „Linker Super-GAU“ von Theodora Mavropoulos am 24. Mai 2016 in der taz , die unter anderem schreibt: „Doch
damit nicht genug. Jetzt tritt Tsipras auch noch die Pressefreiheit mit
Füßen: Ausgerechnet eine links geführte Regierung hat gestern als
Erstes die Journalisten ausgeschlossenen, bevor sie mit großem
Polizeiaufgebot begonnen hat, das Flüchtlingslager in Idomeni zu räumen.
Nur der Staatssender ERT und die staatliche Presseagentur APD sind für
die Berichterstattung zugelassen“
- „Was kommt nach Idomeni?“ von Nicholas Ganz am 24. Mai 2016 in neues Deutschland , der zum Thema Pressefreiheit berichtet: „Am
12. Mai beschwerten sich im UNHCR-Büro von Thessaloniki bereits fünf
Flüchtlinge aus dem Ende April angelegten offiziellen Lagkadikia-Camp
über die Zustände dort. Ein Besuch des offiziellen Flüchtlingscamps Nea
Kavala in der Nähe von Idomeni wurde mir vom Militär verweigert, so dass
es mir unmöglich war, mich selbst ein Bild zu machen“
- Flüchtlinge, die sich wehren: Vor allem in Griechenland
„In der Theorie klingt es ganz einfach: “Idomeni wird geschlossen.
Punkt”, sagt Tzanetos Filippakos aus dem griechischen Innenministerium
zu SPIEGEL ONLINE. In der Realität will kaum einer der mehr als 10.000
Flüchtlinge in den verwahrlosten Camps an der griechisch-mazedonischen
Grenze seinen Platz räumen“ – so beginnt der Beitrag „Lager
an griechischer Grenze: Flüchtlinge in Idomeni wehren sich gegen
Räumung“ von Giorgos Christides am 07. Mai 2016 in Spiegel-Online ,
in dem auch genügend Gründe aufgeführt werden, warum die Menschen
irgendwelchen Zusicherungen kaum noch vertrauen. Siehe dazu weitere
aktuelle Beiträge aus Griechenland:
- „Interview with S. who is living in the camp in Chalkero“ am 07. Mai 2016 beim Live Ticker Eidomeni
ist ein Interview vom 5. Mai mit einem Lagerinsassen, der bei den
Lagerprotesten am 29. April dabei war – aber auch davor. Und danach.
Wofür sie aktiv sind wir darin knapp zusammengefasst:
Familienzusammenführung, trockene Zelte, anständiges Essen – und Wissen,
was weiter geschehen soll. Das Mindeste also.
- „Griechenland: Flüchtlingskinder werden in Gefängnisse gesperrt“ am 07. Mai 2016 in Spiegel-Online , worin unter anderem berichtet wird: „Das
UNHCR schätzt, dass sich 2000 unbegleitete Kinder und Jugendliche im
Land aufhalten. “Die Zahl liegt höchstwahrscheinlich noch viel höher,
weil viele Jugendliche, die ohne Eltern ankommen, von den griechischen
Behörden direkt als Erwachsene registriert werden”, sagt Imad Aoun,
Sprecher von Save the Children in Griechenland. Die Lage für
die Minderjährigen sei deprimierend und gefährlich, viele würden krank.
Da sich herumspreche, wie schlecht die Zustände in den Polizeistationen
seien, lebten viele Jugendliche mittlerweile auf der Straße und in
Parks, berichtet Aoun“ – was ja traditionell auch eine Form des Widerstandes ist…
- Griechenland – das Warten auf die Auferstehung: Die Lage der Flüchtlinge und Immigranten ist unverändert schlecht
“An der Lage der Flüchtlinge und Immigranten in Griechenland hat
sich trotz des Deals der EU mit der Türkei nicht viel geändert. Die
Flüchtlingsankünfte auf den Inseln steigen wieder an. Die Grenze zur EJR
Mazedonien bleibt weiter geschlossen. Die Nachbarrepublik zeigt sich
unnachgiebig und geht vielmehr dazu über, zur Überwachung des wilden
Lagers in Idomeni in den griechischen Luftraum einzudringen…” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos bei telepolis vom 25.04.2016 . Siehe dazu:
- Europas Friedhof
An der Peripherie eines der reichsten Wirtschaftssysteme der Welt werden täglich Gräber für Kinder geschaufelt… Reportage aus Lesbos von Hansgeorg Hermann in der jungen Welt vom 27.04.2016
- Moving Europe berichtet: Illegale Pushbacks von Mazedonien nach Griechenland
2.000 Menschen sind am Abend und in der Nacht des 14. März 2016 –
gewaltsam und ohne Beachtung eines Rechtswegs – von Mazedonien nach
Griechenland zurückgeschoben worden. Moving Europe hat zu diesen
Ereignissen einen detallierten Bericht erstellt, der seit dem 25. April 2016 auf ihrer Webseite
nachzulesen ist (englisch). Demnach haben die mazedonischen Behörden
mit den durchgeführten Pushbacks klar gegen die Europäische
Menschenrechtskonvention verstoßen.
- Räumung des No Border-Camps auf Lesbos
Am Mittwoch, 20. April 2016, wurde das No Border-Camp auf der Insel
Lesbos gewaltsam geräumt. Bisher hatten etwa 300 bis 400 Leute im Camp
gelebt, diese sind im Zuge der Räumung – morgens um 6 – in das
Abschiebelager Moria verbracht worden. Moria ist dafür berüchtigt,
Asylsuchende ohne adäquate Prüfung ihres Anliegens in die Türkei
zurückzuschieben. Die unterstützenden Aktivist*’innen vom No Border-Camp
wurden in Gewahrsam genommen… Siehe dazu den Beitrag der Shorba-Crew Idomeni vom 20.04.2016 bei Indymedia linksunten (englisch). Siehe auch:
- Legal Analysis: Migrants in Greece are denied the
rights to international protection and family unity. The visit to the
camps in Idomeni and government-run camps, and a legal analysis of the
situation we observed… Analyse der italienischen ASGI vom 13. April
2016, in englischer Überstzeung dokumentiert bei Statewatch (pdf)
- “Der Festung Europa verpflichtet”
Der griechische Innenminister zeigt sich eifrig: Das Problem Idomeni
werde in wenigen Tagen gelöst sein, unterstrich er bei einer
Pressekonferenz. Was das für die Flüchtlinge bedeutet, ist leicht zu
sehen und was es zunehmend auch für freiwillige Helferinnen und Helfer
bedeutet, auch schon. Siehe dazu einen aktuellen Bericht, der die
Entwicklungen der jüngsten Zeit zusammenfasst:
- „Der Festung Europa verpflichtet“ von Heike Schrader am 20. April 2016 in der jungen Welt
ist ein Beitrag, worin auch deutlich gemacht wird, dass durchaus nicht
alle NGO jetzt mit Polizeiverfolgung zu rechnen haben – wenn sie helfen,
den Regierungskurs umzusetzen, haben sie Aktionsfreiheit. Zur Lage
heißt es darin unter anderem: „Innerhalb dieser Zeitspanne sollen
die mehr als 10.000 dort in Zelten auf freiem Feld kampierenden
Flüchtlinge in eilig aus dem Boden gestampfte Sammellager verlegt
werden. In ebensolche Lager sollen auch die fast 3.800 im Hafen von
Piräus ausharrenden Schutzsuchenden gebracht werden. Innerhalb eines
Monats seien 35.000 Plätze in diesen sogenannten »Unterbringungszentren«
geschaffen worden, weitere 20.000 sollen in den nächsten Tagen folgen.
Insgesamt würden sie für die etwa 53.000 vom “Rückführungs”abkommen
zwischen der EU und der Türkei betroffenen, in Griechenland gestrandeten
Flüchtlinge ausreichen. Die in Idomeni und Piräus festsitzenden
Menschen zögern jedoch, in die Sammellager umzuziehen. Einmal aus dem
Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit verschwunden, befürchten sie zu
Recht, einer drohenden Rückführung in die Türkei nur noch wenig
entgegensetzen zu können. Zudem bieten auch die »Unterbringungszentren«
zum Teil völlig mangelhafte hygienische und medizinische Bedingungen. Um
ihrem »Angebot« Nachdruck zu verleihen, weigert sich die Regierung
nicht nur, die nicht umziehenden Flüchtlinge zu registrieren. Mehr und
mehr wird auch Druck auf Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und
unabhängige Solidaritätsgruppen ausgeübt, denen man bisher die
Versorgung der Flüchtlinge mit allem Lebensnotwendigen überlassen hatte“
- Flüchtlinge ins griechische Gefängnis? – HelferInnen auch
„Regierung und Medien suchen die Schuld am Aufruhr der Flüchtlinge
und Immigranten bei den freiwilligen Helfern. Die Vereinbarung mit der
Türkei funktioniert nicht, Flüchtlinge landen im Gefängnis. Die
griechische Regierung hat zusammen mit der einheimischen
Medienlandschaft befunden, dass an dem Aufruhr der Flüchtlinge und
Immigranten vom Sonntag im wilden Camp am Grenzort die solidarischen
freiwilligen Helfer schuld sind. Die Jagd auf die nicht in großen
internationalen Hilfsorganisationen registrierten Helfer ist eröffnet.
In und um Idomeni finden Ausweiskontrollen aller Ankommenden statt. Es
gab am Dienstag 15 Festnahmen. Am Mittwoch gesellten sich sieben weitere
dazu“ – aus dem Artikel „Griechenland: Ausweglose Situation für Flüchtlinge“ von Wassilis Aswestopoulos am 14. April 2016 bei telepolis , worin es auch noch heißt: „Es
ist absehbar, dass die Ausweglosigkeit der Situation und die
geschlossenen Grenzen immer wieder zum Ausbruchsversuch führen werden.
Umso mehr ist die Regierung daran interessiert, die Schuldigen am
Dilemma oder zumindest einen Sündenbock zu bestrafen“. Siehe dazu
einen weiteren Bericht zu Verhaftungen und Repression gegen Helfer/innen
sowie zwei Berichte zur teils dramatischen gesundheitlichen Lage der
Geflüchteten selbst:
- EU Detains 29 Volunteers for Working with Refugees in Greece
Beitrag von René Schuijlenburg bei Revolution News vom 13. April 2016
über die Repressionswelle gegen Freiwillige, die Geflüchtete in den
katastrophalen Zuständen in Griechenland unterstützen. Im Bericht wird
von 45 Verhaftungen innerhalb von zwei Tagen gesprochen, davon 29 am 13.
April; griechische Anti-Terror-Einheiten seien im Einsatz
- Journalist Kılıç Speaks About Refugees on Macedonian Border
Bericht von Ayça Söylemez bei bianet vom 12. April 2016 ,
in dem der Journalist Bülent Kılıç zu den Bedingungen, in denen die an
Griechenlands Nordgrenze seit zwei Monaten ausharrenden müssen, so
zitiert wird: “Die Menschen stehen Schlange vor der Klinik. Sie leben
direkt neben den Klos.”
- Mit Steinen gegen Tränengas und Plastikgeschosse: Flüchtlinge in Idomeni wehren sich gegen mazedonischen Armeeeinsatz
Ohne Vorwarnung, mitten in Gesprächen – so begann der kriegerische
Angriff der mazedonischen Armee auf die Flüchtlinge in Idomeni, die
dabei sogar noch auf griechisches Gebiet eindrang. Aber die Menschen
setzten sich gegen diese Umsetzung der Vertreibungspolitik, so gut sie
konnten, zur Wehr: Unter anderem mit Steinen. Der Bericht „10.04.2016“ im Liveticker Eidomeni
macht konkret deutlich, dass die Menschen sich nicht erneut verjagen
lassen wollen. In den Tweets auf der Seite berichten ausserdem auch
Ärzte ohne Grenzen von Kindern, die sie behandelt haben, die von
Plastikgeschossen verletzt worden waren. Siehe dazu einen (überraschend:
Spiegel) Kommentar über jene, die ihren tumben Rassismus als Vernunft
zu verkaufen suchen – diese neuen Eichmänner wollen kein Mitleid,
sondern „Verfahren“ – und siehe auch zwei Erfahrungsberichte von
Soli-Projekten, die für einige Zeit nach Griechenland gereist waren:
- „Flüchtlinge in Idomeni: Wir müssen das Aushalten ausschalten“ von Oliver Trenkamp am 10. April 2016 in Spiegel-Online , worin es unter anderem heißt: „Sie
wollen unser Mitgefühl abschalten oder wenigstens dimmen. Bernd Ulrich
von der “Zeit” nennt es eine “politische Verrohungskampagne” was
Kinderaugen-Gauland und Schießbefehl-Petry seit Monaten betreiben. Und
nach einem Dreivierteljahr Flüchtlingsdebatte, nach Schließung der
Balkanroute und nach Inkrafttreten des EU-Türkei-Deals, muss man
feststellen: Es ist ihnen zumindest gelungen, den Ton in der
Flüchtlingsdebatte zu verschärfen, den Diskurs nach rechts zu rücken“
- Hellas Solidarität Bochum unterstützt Geflüchtete in Idomeni
“Wie angekündigt besuchten wir als Vertreter*innen der Hellas
Solidarität Bochum vom 30. März bis zum 3. April 2016 Thessaloniki, um
die im März von vielen Spender*innen erhaltenen 11.300 Euro direkt in
Griechenland zugunsten der Geflüchteten einzusetzen. Wir bedanken uns
ganz herzlich bei allen Spender*Innen! Ihr seid vorbildlich! Im
folgenden Text möchten wir berichten, wofür wir die Gelder eingesetzt
haben und wie unser Besuch in Thessaloniki verlief. Dabei schildern wir
auch einige persönliche Begegnungen mit solidarischen Gruppen und
Personen…” Bericht der Hellas-Soli Bochum vom 10. April 2016
- Cars of Hope #Wuppertal
“Die Fahrt nach Griechenland hat tiefe Spuren hinterlassen. Wir
werden weiterhin Geflüchtete in Europa unterstützen. Offenes Treffen am
12. April 2016 und Präsentation am 21. April 2016…” Pressemitteilung Cars of Hope #Wuppertal vom 10. April 2016 . Aus dem Text: “…
Vom 20. bis zum 28. März und vom 01. bis zum 04. April haben Menschen
aus Wuppertal und anderen Städten von der Initiative ‘Cars of Hope
Wuppertal’ Geflüchtete im griechischen Idomeni unterstützt. Die Gruppe
verteilte u.a. Nahrung, Wasser, Hygieneartikel und SIM-Karten. Auch
wurden mobile Ladestationen für Handys aufgebaut. Die Situation der
Geflüchteten in Idomeni war schockierend für die Teilnehmer der
Hilfsaktion. René Schuijlenburg, einer der Aktivisten von ‘Cars of Hope
Wuppertal’, sagt: „Eines der ersten Dinge, die wir in Idomeni gesehen
haben, als wir ankamen, waren Menschen, die alles mögliche an Grünzeug
aus dem Boden gerupft und gegessen haben. Sie hatten richtig Hunger.“…“
- Aufregung um Flüchtlinge in Griechenland
“Die Nerven liegen blank: Räumungen, Widerstand und Szenen, wie sie
die Regierung befürchtet hatte. (…) Die Regierung versucht noch ohne
Einsatz jeglicher Gewalt, die Menschen davon zu überzeugen, die wilden
Lager zu verlassen. Wie die Wasserschutzpolizei amtlich bekannt gab,
gilt es den Hafen von Piräus innerhalb von 10 bis 15 Tagen zu räumen. In
dem Statement wird auch darauf eingegangen, dass nach Ansicht der
Regierung einige zweifelhafte Hilfsorganisationen, beziehungsweise deren
Mitarbeiter, sowie einige Gruppen freiwilliger Helfer die Flüchtlinge
aufhetzen würden. In die gleiche Kerbe schlagen die meisten Medien.
Selbst die seriöse, konservative Zeitung Kathimerini kommentierte die
gesamte Situation mit einer Karikatur, die an der Grenze zur
Geschmacklosigkeit ist. Sie zeigt in verschiedenen Stadien einen Mann
der ein Baby wie ein Kugelstoßer wirft. Als Untertitel dazu steht “Es
könnte ein Flugblatt einer Hilfsorganisation in Piräus sein”.
Tatsächlich waren Flugblätter im Umlauf, in denen die Flüchtlinge sowohl
über ihre Rechte aufgeklärt, als auch indirekt zum Widerstand gegen
jeden Plan der Regierung zur Einweisung in staatliche Camps aufgerufen
werden…” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos bei telepolis vom 08.04.2016 . Siehe dazu weitere Beiträge und einen dringenden Spendenaufruf:
- Flüchtlinge auf Lesbos treten in Hungerstreik
“Aus Protest gegen ihre drohende Abschiebung in die Türkei
sind 70 pakistanische Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos in
einen Hungerstreik getreten. Die Gruppe, die im Lager Moria interniert
ist, verweigert seit Donnerstag die Nahrungsaufnahme…” Meldung in der jungen Welt vom 8. April 2016
- Weniger Flüchtlinge in Griechenland angekommen
“Abschiebungen noch immer ausgesetzt / Flüchtlinge weigern
sich, Lager zu verlassen / Griechische Regierung will Camps in Idomeni
und Piräus bis zum Wochenende räumen…” Meldung beim neuen deutschland online vom 06.04.2016
- Movement Deport Racism – Kinisi Apelaste to Ratsismo
(Griechenland): Dringender Aufruf für internationale Solidarität und
Spenden
Flüchtlingsversorgung in Griechenland wird bekanntlich zu
einemerheblichen Anteil von Basisaktivist*innen vor Ort geleistet. Die
Initiative “Deport Racism” – “Kinisi Apelaste to Ratsismo” bittet in
Anbetracht der sich verschärfenden Lage um finanzielle Unterstützung –
wir dokumentieren den Spendenaufruf vom 7. April 2016 (englisch). Das Spendenkonto:
Piraeus Bank // Number of bank account: 5018-031163-603 // Name: Kinisi
Apelaste to Ratsismo // IBAN: GR25 0172 0180 0050 1803 1163 603. Kontaktadresse: sotmart@gmail.com
- Flüchtlinge: Die Lage in Griechenland spitzt sich zu
“In den Aufnahmelagern wird die Situation explosiv. In der
Öffentlichkeit rücken wirtschaftliche Probleme und Sorgen der Anwohner
in den Vordergrund. Die in Griechenland festsitzenden Flüchtlinge und
Migranten sehen sich gleich mehrfach einem Countdown ausgesetzt. Sie
wollen eigentlich das Land so schnell wie möglich in Richtung Norden
verlassen. Tatsächlich droht vielen jedoch mit dem Monatsanfang zuerst
die Abschiebung in die Türkei, falls diese ihre Vereinbarung mit der EU
umsetzen will und kann. Zusätzlich dazu möchte die Regierung Tsipras die
wilden Lager im Land auflösen. Laut des Vorsitzenden der
Koordinationsgruppe für Flüchtlinge, Dimitris Vitsas, sollen die Lager
in Idomeni an der Grenze und in Piräus innerhalb von fünfzehn Tagen
geräumt sein. In und um Idomeni befanden sich am 31.3. gegen 8 Uhr
11.324 Personen im Camp. In Piräus leben 5.750 Menschen in Zelten und
Wartesälen im Hafengelände. Insgesamt wurden in den Camps im gesamten
Land 51.393 Flüchtlinge und Immigranten gezählt…” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos bei telepolis vom 01.04.2016
- Soliaufruf: Unterstützt die Proteste und Blockaden bei Idomeni!
“Aktuell werden bei Idomeni mehrere Straßen durch hunderte
Geflüchtete blockiert. Auch an dem Grenzübergang und in den Grenzcamps
gibt es Widerstand. Open the borders! Ist ihr wichtigster Protestslogan!
Bleiben möchte hier niemand. (…) In der Region um Idomeni gibt es
zahlreiche Orte an denen die Menschen Zelte aufgeschlagen haben und
Camps entstanden sind. In dem größten befinden sich derzeit nach
Schätzungen 12 000 Leute. Diese Camps sind meist selbstorganisiert und
werden von Aktivist_innen aus ganz Europa unterstützt. Daneben gibt es
vom griechischen Militär kontrollierte Camps – aus solch einem starteten
heute die Menschen, die jetzt auf den Autobahnen sitzen. Sie kündigen
an dort so lange zu bleiben und nichts zu Essen bis die Grenzen auf
gemacht werden. Die Situation hier an der Grenze spitzt sich täglich zu
und wird für die Menschen unerträglich! Daher: Unterstützt die Kämpfe
der Geflüchteten in Idomeni und Überall! Protest ist jetzt wichtig.
Zeigt euch solidarisch! Autobahnen und Grenzen gibt’s auch in
Deutschland! …” Soli-Aufruf bei Indymedia linksunten vom 23. März 2016 . Für aktuelle Infos lest den Twitter-Kanal vom Solikonvoi . Siehe in diesem Zusammenhang:
- Appell: Die Flüchtlinge aus Idomeni jetzt in Europa aufnehmen!
“Das Komitee für Grundrechte und Demokratie hat einen dringlichen
Appell an die Bundesregierung geschickt, die Flüchtlinge aus Idomeni
aufzunehmen. Alle können den Appell unterzeichnen, indem Sie eine Email
an das Grundrechtekomitee senden (info@grundrechtekomitee.de) und Namen
mit Wohnort angeben. Die gesammelten Unterschriften sendet das
Grundrechtekomitee dann an die Bundesregierung. Man kann sich den Appell
auch zueigen machen, ausdrucken und vor Ort oder bei den Ostermärschen
Unterschriften sammeln und diese direkt an die Bundesregierung schicken…” Info und Appell beim Grundrechtekomitee vom 23. März 2016
- Update zur Spendenkampagne der Hellas-Solidarität Bochum vom 22. März 2016 (per Email)
“… die Hellas-Solidarität Bochum macht gerade eine Spendenkampagne
für Idomeni und umliegende Lager und ist vom 30.03. bis 03.04.2016 dort,
um selbst in Kooperation mit dortigen Partnern und Initiativen
Hilfsgüter kaufen und nach Idomeni und ins Lager Cherso (Kilkis) zu
bringen. Spendet auf unser (gemeinnütziges) Konto (siehe unten). Wir
konnten zwischen 1. und 15. März bereits mehr als 9.000 Euro aus Spenden
erhalten und haben schon ca. 5000 in Idomeni eingesetzt (für Zelte,
Medikamente, Babyhygiene, Babynahrung. Gerade am Samstag wurden diese
Sachen in Idomeni verteilt. Ein Bericht darüber folgt in Kürze auf
unserer website. Das Lager in Idomeni soll zwar (laut Mouzalas gestern
im griech. Parlament) in absehbarer Zeit aufgelöst werden und die
Flüchtlinge in andere Aufnahmelager gebracht werden. Doch auch dort sind
Hilfsgüter dringend notwendig. Spenden könnt Ihr weiterhin unter Angabe
des Verwendungszwecks “Griechenland” auf folgendes Konto: BIC: DORTDE33
// IBAN: DE52 4405 0199 0091 0160 36 // Kontoinhaber: Humanitäre Cuba
Hilfe Bochum. Bei Beiträgen unter 100 Euro, reicht der Überweisungsbeleg
als Spendenquittung. Bei Beiträgen über 100 Euro kann nur ein
Spendenbeleg ausgestellt werden, wenn der/die Spender/in im Textfeld der
Überweisung seine/ihre vollständige Adresse vermerkt…“
- Die aktuelle Lage auf Lesbos am 20. März
„Die Camps werden seit heute nacht (19./20.März) geräumt mit dem
Ziel, die Flüchtenden mit Fähren nach Piräus und Kavala zu
transportieren. Das eingezäunte Moria und Kara Tepe sind weitgehend
geräumt, über PIKPA und die Noborderkitchen wissen wir noch nichts, ob
und wann sie geräumt werden. Im ‘wilden’ Camp von ‘better days of Moria’
auf dem Hügel neben dem ‘Hotspot’ Moria warten gerade (16 Uhr)
hunderte Bewohner, hauptsächlich aus Pakistan, auf den Abtransport
durch Busse zum Fährehafen und auf die (selbst zu finanzierende)
Überbringung ans griechische Festland. In den letzten Tagen kommen in
zunehmender Zahl Schlauchboote aus der Türkei an (heute nacht mit zwei
Toten). Die Flüchtenden werden vom Strand in Bussen nach Moria gebracht
und registriert, um dann je nach Asyl-Chancen an einen der drei
Sammelorte auf dem Festland gebracht zu werden (Athen, Kavala, Idomeni).
Für den Rücktransport in die Türkei wurde in Brüssel der 4.April
vereinbart. Soweit zur Situation auf Lesbos am 20.3.16, ohne Kommentar“ – Emailbericht von Claus Kittsteiner aus Mytilini/Lesbos am 20. März 2016
- Idomeni: Wenn Hoffnung alternativlos ist
“Nach dem EU-Flüchtlingsgipfel haben die Flüchtlinge von Idomeni
auch die letzte Hoffnung auf ein Öffnen der Grenze verloren. Das
Ausharren im griechisch-mazedonischen Niemandsland ist für sie dennoch
alternativlos. (…) Am Ende verliert auch Suleiman die Beherrschung.
Tagelang hat er seine Frau, die längst die Hoffnung aufgegeben hat,
beschwichtigt und versucht, sie bei Laune zu halten. Aber nun kann auch
er den Frust nicht mehr zurückhalten: “Sie haben uns vergessen. Einfach
vergessen. Wenn sie uns wenigsten sagen würden, wir sollen in Syrien
krepieren, aber nicht mal das tun sie”, schreit er in den überfüllten
Raum, der mal ein Café war – damals als Europa noch grenzenlos war…” Beitrag von Fabian Köhler bei telepolis vom 20.03.2016
- Griechenland: Viel Verwirrung an der Grenze
“Der Versuch von Flüchtlingen, aufgefordert durch ein Flugblatt,
nach Mazedonien vorzudringen, scheiterte. Am Montag, der “Kathara
Deftera”, dem Beginn der Fastenzeit in Griechenland, hatten knapp 2000
Flüchtlinge in einer Verzweiflungsaktion versucht, auf eigene Faust und
von einem dubiosen Flugblatt animiert, die Grenze zu überschreiten. Der
Versuch scheiterte. Er löste jedoch zahlreiche politische Verwirrungen
aus…” Zweiteiliger Beitrag von Wassilis Aswestopoulos (mit deutscher Übersetzung besagten Flugblatts) bei telepolis vom 16.03.2016 . Im zweiten Teil zum Artikel heißt es: “…
Die Rückkehrer berichteten nicht nur von Schlägen und Misshandlungen,
sondern auch von einem weiteren Ereignis. Demnach sollen die Soldaten
der EJR Mazedonien die Menschen mit Militärlastern in die Nähe des Camps
Eidomeni gebracht haben und dort den Grenzzaun durchschnitten und die
Menschen zurück nach Griechenland gezwungen haben. Interessant ist
zudem, dass die griechische Regierung mit den Erklärungen des
Vize-Verteidigungsministers Dimitris Vitsas die Rückkehr der
Grenzübertreter bis zum Mittag heftig dementiert hatte. Dem Vorsitzenden
der Koordinierungsstelle für Flüchtlinge Vitsas stand Pressesprecher
Kyritsis bei. Er erklärte, dass die Regierung der Nachbarrepublik einen
Antrag auf Rückführung stellen müsse und dieser dann von der Regierung
geprüft werde. In späteren Verlautbarungen der Grenzkontrollstellen
Doirani, Evzonoi und Florina hieß es, dass kein Flüchtling durch einen
der Grenzübergänge gekommen sei. Die Nachrichtenagentur Reuters hingegen
meldete die Abschiebung aller Flüchtlinge nach Griechenland.
Unzweifelhaft ist, dass der massenhafte Grenzübertritt die
diplomatischen Spannungen zwischen Athen und Skopje noch weiter erhöht
hat…” Im Klartext: das mazedonische Militär hat die eigentlich
bestehenden Regeln für die “Rückführungen” schlicht nicht eingehalten.
Wenn man Löcher in den Zaun schneidet, braucht man auch keine
offiziellen Grenzübergänge für die “Wiedereinreise”.
- Flüchtlingslager in Eidomeni: Teufelskreis aus Regen, Seuchenangst und hilfloser Politik
“Die Festung Europa versinkt im Schlamm. Ein Ortsbesuch: An der
Grenze Griechenlands zur EJR Mazedonien spielt sich seit Monaten ein
einzigartiges Drama ab. Seit der faktischen Schließung der Grenzen
Österreichs für Flüchtlinge, der von Österreich initiierten
Westbalkankonferenz und der dominoartigen sukzessiven Schließung der
Grenzen von Ungarn, Serbien und der EJR Mazedonien wurde der kleine
Grenzort Eidomeni zum Ort der Apokalypse für mehr als 14.000 Menschen.
Vom 10. bis zum 13. März beobachtete Telepolis die Situation vor Ort…” Beitrag von Wassilis Aswestopoulos bei telepolis vom 14.03.2016
- Flüchtlingsinsel Lesbos: „Stärker als so manche große EU-Nation“
“Trotz des Nato-Einsatzes in der Ägäis erreichen weiterhin Tausende
Flüchtlinge die Insel Lesbos. Dort herrscht längst bedrückende Routine.
Egal, was im fernen Brüssel diskutiert wird: Den Menschen muss geholfen
werden…” Artikel beim Handelsblatt online vom 14.03.2016
- Flüchtlinge protestieren in Idomeni: “Öffnet die Grenze”
“Im griechischen Grenzort Idomeni haben hunderte Flüchtlinge gegen
die Schließung der Grenzen protestiert. Vor allem Syrer und Iraker
setzten sich am Samstag auf die Bahngleise und riefen “Öffnet die
Grenze”. Ein Syrer trat sogar in den Hungerstreik. Der chinesische
Künstler Ai Weiwei veranstaltete ein Klavierkonzert in dem
Flüchtlingslager. Die griechische Regierung versprach eine Verbesserung
der Lage bis zum kommenden Wochenende…” Überblick über die Lage vom 13.03.16 bei Merkur.de
- Zelte für Idomeni – Update Freitag, 11.03.2016
“Der aktuelle Spendenstand beträgt heute, am 11.03.2016, 6469,29
Euro. Wir haben bereits für 2290,50 Euro Zelte gespendet, die am
Mittwoch in Idomeni verteilt wurden (40 Zelte, 160 Matten, Schlafsäcke).
Im Moment ist die Situation im Camp unklar. Es werden Busse zum Preis
von 25 Euro pro Ticket eingesetzt, um die Menschen nach Athen in Hallen
zu bringen. Weil die Wetteraussichten schlecht bleiben und die Grenze
geschlossen ist, nehmen zwar viele das Angebot an, doch gerne tun sie es
nicht, denn sie hoffen noch immer auf eine Öffnung der Grenze und eine
Weiterreise. Die Regierung in Athen hat erklärt, dass sie das Camp
räumen möchte…” Bericht der hellas-solidarität-bochum
zum Stand der Spendenaktion mit einer Fotostrecke von Vassilis
Aswestopoulos. Wir erinnern an das Konto der Hellas-Solidarität Bochum
unter Angabe des Stichworts “Spende Griechenland”, BIC: DORTDE33, IBAN:
DE52 4405 0199 0091 0160 36, Kontoinhaber: Humanitäre Cuba Hilfe Bochum
Als Spendenmotivierung: Hellas-Solidarität fährt Noch im März nach
Idomeni, um für die Verteilung der vielen Spenden zu sorgen und dort in
Kooperation mit dortigen Partnern und Initiativen Hilfsgüter zu kaufen
und zu den Camps bringen.
- „Wir sterben hier langsam“ – zur Situation in Idomeni
“Die Balkanroute ist dicht, tausende Flüchtlinge sitzen seitdem im
Grenzort Idomeni fest. Die Bedingungen dort sind erbärmlich: Durch
tagelangen Regen sind die Menschen durchnässt, die provisorische
Zeltstadt steht mitten im Schlamm. Mitarbeiterinnen des PRO ASYL –
Projekts in Griechenland RSPA berichten aus Idomeni…” Bericht vom 11.03.2016 bei Pro Asyl
- Idomeni: Immer mehr Kinder und Schwangere erkranken
“Derzeit stecken rund 14.000 Migranten und Flüchtlinge in Idomeni
fest. Ärzte ohne Grenzen hat mehr als 2.000 medizinische Konsultationen
in einer Woche durchgeführt und 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor
Ort. Die meisten Menschen sind aufgrund der hygienischen Bedingungen
und dem kalten Wetter an Atemwegsinfektionen und Magen-Darm-Grippe
erkrankt. Während sich die Erkrankungen in den vergangenen Wochen nicht
verändert haben, sehen unsere Teams immer mehr Säuglinge, Frauen im
späten Stadium der Schwangerschaft sowie Menschen mit schweren
körperlichen oder geistigen Behinderungen und chronischen Erkrankungen,
die medizinische Hilfe brauchen…” Meldung der Ärzte ohne Grenzen vom 08. März 2016
- Da sind sie aber immer noch: Flüchtlinge in Idomeni
Während Europa mit der Türkei schachert, als ginge es hier wie da um
bloße Zahlen, ist die Situation für die feststeckenden Flüchtlinge in
Idomeni/ Nordgriechenland dramatisch. Schwere Regenfälle haben das
Campgelände unter Wasser gesetzt, ein 13jähriger erlitt beim Spielen auf
der Bahnstrecke einen Stromschlag, Menschen begannen daraufhin mit
einem Hungerstreik. Die Lage schwankt zwischen kompletter
Perspektivlosigkeit und der Angst vor polizeilicher Räumung des Camps.
Siehe dazu zwei Beiträge:
- 01.03.2016: Spendet Zelte und Isomatten für die Familien an der Grenze in Idomeni!
“Die Situation der Flüchtenden in Griechenland spitzt sich weiter
zu. Ca. 25.000 Menschen können derzeit nicht nach Europa weiterreisen,
weil die Grenzen auf der “Balkanroute” geschlossen wurden. Nur wenige
Hundert werden täglich durchgelassen und so hängen die Menschen seit
Tagen in Griechenland fest. Allein an der Grenze in Idomeni sind es
bereits 10.000, viele davon sind Frauen und Kinder. Diesen Familien
wollen wir helfen und ihnen zumindest etwas Schutz und einen sicheren
Schlafplatz ermöglichen. Deshalb rufen wir zu Spenden für Zelte und
Isomatten auf. Wir bestellen die Zelte und Isomatten über ein Geschäft
in Thessaloniki. Die Zelte werden dann direkt an die Initiative
Frauenraum Thessaloniki geliefert, die sie zur Grenze bringen…” Spendenaufruf der Hellas-Solidarität Bochum vom 1. März 2016 ;
Spendenkonto: Stichwort “Spende Griechenland”, BIC: DORTDE33, IBAN:
DE52 4405 0199 0091 0160 36, Kontoinhaber: Humanitäre Cuba Hilfe Bochum
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