Der Terror der Carabineros hat nicht ausgereicht, die Protest- und Widerstandsbewegung in Chile zu beenden – nicht einmal eingedämmt konnten sie werden: Ungebrochen gehen die Aktionen weiter. Für zwei Tage ab dem 25. November 2019 ist erneut ein Protest-Generalstreik beschlossen worden. Aus Sicht der BRD – wo das Wort „Generalstreik“ Reaktionen zwischen Kaffetasse fallen lassen und Herzrasen auslöst (nicht nur in Unternehmensvorständen und Parlamentsfraktionen, sondern – gerüchteweise – auch am Sitz des DGB) scheint es überraschend, dass es eine sich ausweitende Debatte darüber gibt, ob dies so Sinn macht, oder ob es nicht an der Zeit wäre, einen unbefristeten Generalstreik zum Sturz der Regierung zu versuchen. Währenddessen reagieren die verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Lager auf die Entwicklung: Während es auf der Rechten immer mehr Aufrufe gibt, sich – angesichts des erwähnten bisherigen Scheiterns der Carabineros – selbst zu bewaffnen, debattiert die Widerstandsbewegung gegen die neoliberale Diktatur die Formen, sich zu organisieren, unter denen die Asambleas, die mehr oder minder „von unten“ organisierten Versammlungen (auf Stadt- oder Stadtteil-Ebene), eine besondere Rolle einnehmen… Zur Entwicklung in Chile der neue Aufruf zum Generalstreik, ein Bericht über den aktuellen Protest am Wochenende, zwei Beiträge über Erfahrungen der Selbstorganisation und eine Video-Dokumentation mit Interviews streikender Hafenarbeiter – sowie der Hinweis auf unseren bisher letzten Beitrag zur Rebellion in Chile:
„Convocatoria Paro Sectorial y Huelga General“ am 24. November 2019 bei der CUT Chile ist der Aufruf der Gewerkschaftsföderation zu einem erneuten, diesmal zweitägigen, Generalstreik ab dem 25. November. Dieser soll am heutigen Montag mit Branchenstreiks beginnen und am Dienstag zum Generalstreik werden, mit dem abermals die bekannten Forderungen vertreten werden sollen.
„Esa fuerza es la que tiene el pueblo, junto a su primera línea, en todas las calles de cada ciudad“ am 23. November 2019 im Twitter-Kanal von Prensa Opal ist ein Video vom Tage mit der Demonstration in Santiago, das mehr als deutlich macht, wie enorm nachwievor – oder erst recht – die Mobilsierung ist.
„Chile «Primera Línea»: experiencias de autoorganización para la lucha callejera“ von Camilo Caceres am 20. November 2019 bei Correo de los Trabajadores ist ein Beitrag, der über Erfahrungen der Selbstorganisation auf Chiles Straßen geht – hier im konkreten über die Entwicklung des gemeinsamen Verteidigungskampfes gegen Angriffe der Carabineros…
„Chile y los cabildos constitucionales“ von Jaime Yovanovic (Profesor J) am 24. November 2019 bei Clajadep-LaHaine ist ein Beitrag, der sich mit den unterschiedlichen Arten und unterschiedlichen Erfahrungen aktueller Formen der Versammlungen befasst – und dabei den Schwerpunkt auf jene legt, die der Autor als „wahrhaft autonom“ betrachtet. Was unter anderem an der Frage nach dem Wirken politischer Organisationen darin festgemacht wird – und deren Haltung zu offenen oder verkappten Kompromissen mit dem Regime.
„Chilean Dockers Speak Out About Conditions & Repression And The Boycott of Cargo At Chilean Ports“ von laborvideo am 18. November 2019 bei You Tube eingestellt, dokumentiert Interviews mit chilenischen Hafenarbeitern über ihre aktuellen Erfahrungen und ihre – unterschiedlichen – Ansichten in Bezug auf Generalstreiks, ihre Dauer und Effektivität
- Zur Widerstandsbewegung gegen Neoliberalismus in Chile zuletzt: „Die andere Antwort der chilenischen Regierung auf die andauernde demokratische Massenbewegung: Neben durchsichtigen Manövern wird vor allem auf enthemmte Repression gesetzt“ am 22. November 2019 im LabourNet Germany
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