Montag, 25. März 2019

“Ergebnisverbesserungsprogramm” soll bis zu 7000 Arbeitsplätze kosten


Dossier

Elektro-Mobilität“… Vom Genfer Autosalon meldete sich der Sprecher des Porsche-Piëch-Clans am Dienstag abend mit einer Kriegserklärung an die Belegschaft, die Gewerkschaft und den Betriebsrat von VW: Behäbig seien die Wolfsburger Autobauer. »Ich habe ja nichts gegen Mitbestimmung, aber …«, so der Enkel von Ferdinand Porsche, dem Firmengründers der heutigen VW-Tochter, und mit zwölf Milliarden Euro Vermögen einer der reichsten Männer Deutschlands. Der ganze Clan ist insgesamt mehr als 40 Milliarden Euro schwer. Die Fertigungstiefe müsse auf den Prüfstand. Der Autobauer bilde jedes Jahr 1.500 Lehrlinge aus, ohne zu wissen, wo sie eingesetzt würden. »Wir sind nicht das Paradies, sondern ein Unternehmen. Alle Investitionen müssen sich rechnen«, ließ er die Presse wissen – und meinte doch nur den Profit: Die für 2019 vorgesehene Ausschüttung von mehr als zwei Milliarden Euro an die Eigner ist ihm offensichtlich zu wenig. Es folgte eine Breitseite gegen Beschäftigungssicherung und das Volkswagengesetz: »Als Anteilseigner kann ich nur mit Nachdruck darauf verweisen, dass wir flexibler und effizienter werden müssen. Wir geben eine Arbeitsplatzgarantie bis 2025 oder sogar bis 2028 und wissen nicht, was in zwei Jahren aus China kommt. Das ist für mich problematisch.« Auch die Konzerntochter Audi habe »Speck angesetzt« und sei nicht mehr profitabel genug. (…) Der Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh erwiderte, die Auszubildenden seien nicht das Problem. ­Stattdessen machten neue ­Prüfverfahren, verschobene Fahrzeugprojekte, ­Komplexität und der Abgasbetrug dem Konzern zu schaffen. Für all das ist das Management verantwortlich. Nicht erwähnt hat der Betriebsrat Klimakollaps, Handelskrieg und Absatzrückgänge, die alle Hersteller und Zulieferer treffen…” Artikel von Stephan Krull in der jungen Welt vom 08.03.2019 externer Link: “Krach in Wolfsburg. VW-Mehrheitseigner Wolfgang Porsche reitet Attacke gegen Betriebsrat. Konzern müsse auf Kürzungsprogramme setzen. Chinageschäft entscheidend” (im Abo). Siehe dazu:
  • Wolfsburger »Sparkurs«: Klarstellung bei VW. Betriebsversammlung: Konzernpläne setzen auf Jobvernichtung. Betriebsrat fordert Arbeitsplatzgarantie bis 2028 New 
    High Noon auf der VW-Betriebsversammlung am Mittwoch in Wolfsburg. Deutlich mehr Beschäftigte als üblich wollen Klarheit über ihre Zukunft. Die Halle 11 im Stammwerk musste geschlossen werden, viele Mitarbeiter verfolgten das Geschehen draußen über Bildschirme. Konzernchef Herbert Diess stellte seine neuesten Pläne vor. Und die bergen sozialen Zündstoff. Die Volkswagen AG ist nicht arm. Die Bilanz des Automobilriesen für 2018 weist einen Gewinn nach Steuern von knapp zwölf Milliarden Euro aus. Die Dividende steigt um 25 Prozent auf 4,80 Euro pro Aktie – doch davon profitieren wenige: Die Hälfte der Stammaktien besitzt seit rund zehn Jahren der Porsche-Piëch-Clan, der VW über die Porsche-Holding im Griff hat. Dagegen nehmen sich die acht Millionen Euro Jahresgehalt für den Vorstandschef fast bescheiden aus. Der darf dafür jetzt den Jobkiller geben und kündigte kürzlich an: Neben den bereits geplanten 23.000 Entlassungen werden nunmehr bis zu 7.000 weitere Stellen in der Wolfsburger Verwaltung »eingespart«. Also vernichtet. (…) Der Vorsitzende des Gremiums, Bernd Osterloh, forderte am Mittwoch für die Kernmarke VW Pkw zehn Jahre Beschäftigungssicherung bis Ende 2028. Dies sei die Bedingung für den »digitalen Umbau des Unternehmens«. Osterloh sitzt auch im mächtigen Aufsichtsratspräsidium des Konzerns. Hat er nichts gewusst? Jetzt bemüht er sich den Unmut der Beschäftigten zu beschwichtigen. (…) Nach den durch Rabatte und eine Aufblähung der Eigenzulassungen geschönten Absatzzahlen des Jahres 2018 kann sich diese Entwicklung schnell zu einer großen Krise auswachsen – es geht in der kapitalistischen Konkurrenz immer um die Liquidierung anderer Hersteller, um selbst Marktanteile zu gewinnen. Die vereinbarte Bildung von Konsortien für die Batteriezellenproduktion oder zur gemeinsamen Vermarktung von Mobilitätsdienstleistungen sind Vorboten einer schnelleren Konzentration bzw. Monopolbildung in der deutschen Autoindustrie. Das sind keine guten Aussichten für die Beschäftigten. Jetzt soll offenbar eine weitere »Sicherungszusage« die Gemüter der Arbeiter beruhigen. Gelten solle diese für alle deutschen VW-Standorte: »Wir wollen hier gleiche Sicherheit für alle Volkswagen-Beschäftigten«, so Osterloh. Damit würden die bisherigen Regelungen angeglichen – bislang gibt es die Garantie bis Ende 2025 aus dem letzten »Sparprogramm« namens »Zukunftspakt« sowie die Beschäftigungssicherung bis Ende 2028 für die Werke Emden und Hannover…” Artikel von Stephan Krull in der jungen Welt vom 21.03.2019 (im Abo) externer Link, siehe auch den Bericht von der Betriebsversammlung bei den Rote-Fahne-News externer Link
  • [“Ergebnisverbesserungsprogramm” soll bis zu 7000 Arbeitsplätze kosten] Bernd Osterloh: VW-Markenvorstand kann eigene Zahlen nicht erklären  
    Bis zu 7000 Arbeitsplätze soll ein neues Sparprogramm bei VW angeblich kosten. Der Haken an der Sache: Der Zahl fehlt die Grundlage. Der Vorstand der Marke Volkswagen hat heute bei der Jahrespressekonferenz Pläne für ein sogenanntes “Ergebnisverbesserungsprogramm” vorgestellt. Der Volkswagen-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh äußerte sich dazu gegenüber der Presse wie folgt: „Der Vorstand hat sich bisher geweigert, die Jahrgänge nach 1961 für die Altersteilzeit freizugeben, obwohl viele Kolleginnen und Kollegen nach einem langen und harten Arbeitsleben darauf warten. Gut, wenn sich das jetzt endlich ändert. Allerdings muss der Vorstand wissen, dass es bei den Angeboten zur Altersteilzeit keinen Unterschied zwischen Verwaltung und Produktion geben kann. Der Betriebsrat will nicht, dass der Vorstand eine Zwei-Klassen-Belegschaft einführt – die einen bekommen ATZ, die anderen nicht. Für uns gibt es nur eine Belegschaft, nämlich die von VW. Wichtig ist es außerdem, den zweiten Schritt nicht vor dem ersten zu gehen. Wir müssen jetzt eine Betriebsvereinbarung abschließen, die unsere Informations- und Mitbestimmungsrechte regelt. Neu- und Weiterqualifizierung müssen dabei im Vordergrund stehen. Diese „Roadmap Digitalisierung“ haben wir übrigens schon 2017 gefordert.Beim dann möglichen Abbau von entfallenden Arbeitsplätzen über die demografische Kurve sind zwei Dinge wichtig: Unsere Beschäftigungssicherung gilt mindestens bis Ende 2025. Und Altersteilzeit kann es nur nach dem Prinzip der doppelten Freiwilligkeit geben: Die jeweilige Aufgabe muss entfallen und betroffene Kolleginnen und Kollegen müssen früher in den Ruhestand wollen. Andernfalls haben sie Anrecht auf eine andere Aufgabe, die ihren Fähigkeiten entspricht – und für die falls nötig qualifiziert wird.“ (…) Fakt ist: Hirngespinste von externen Unternehmensberatungen werden wir nicht akzeptieren.“” Pressemitteilung vom 13.03.2019 bei der IG Metall bei Volkswagen externer Link, siehe dazu:
    • Volkswagen will 7.000 Jobs streichen. VW Pkw will Profit um 5,9 Milliarden Euro jährlich steigern. Gespart wird beim PersonalDer Volkswagen-Konzern will bei seiner Kernmarke VW Pkw in den nächsten fünf Jahren 5.000 bis 7.000 Angestellte entlassen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Wolfsburg mit. Die allgemeinen Sachkosten und der Personalbedarf in der Verwaltung sollten um 15 Prozent gesenkt werden. Grund für den Stellenabbau ist die Umstellung auf Elektro – in den kommenden zehn Jahren plant der Konzern rund 70 neue Elektromodelle auf den Markt zu bringen. Statt der bisher geplanten 15 Millionen sollen dann 22 Millionen elektrisch betriebene Fahrzeuge produziert werden, vier von zehn Autos sollen dann Elektroautos sein. (…) Das Management wolle bei seinen Sparmaßnahmen »konstruktiv« mit dem Betriebsrat zusammenarbeiten. Betriebsratschef Bernd Osterloh forderte, die Altersteilzeit solle nicht nur für Mitarbeiter in der Verwaltung, sondern auch in der Produktion offenstehen. Altersteilzeit könne es zudem nur nach dem Prinzip der »doppelten Freiwilligkeit« geben: »Die jeweilige Aufgabe muss entfallen, und betroffene Kolleginnen und Kollegen müssen früher in den Ruhestand wollen.« Andernfalls hätten sie Anrecht auf eine andere Aufgabe, die ihren Fähigkeiten entspricht – und für die sie, falls nötig, weitergebildet werden müssen. Osterloh verwies zudem auf die Beschäftigungssicherung, die noch »mindestens bis 2025« betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. In den kommenden drei Jahren rechnet der fürs Tagesgeschäft zuständige Manager Ralf Brandstätter bei den wegfallenden Stellen insgesamt sogar mit rund 11.000 Arbeitsplätzen. Bereits 2016 hatte Volkswagen Kostensenkungen bis 2020 um 3,7 Milliarden Euro festgelegt. Weltweit hatte das Unternehmen dafür die Streichung von 30.000 Stellen beschlossen, 23.000 davon in Deutschland. Hintergrund ist, dass VW derzeit viel Geld in moderne IT-Systeme investiert. Das Geld dafür möchte man beim Personal einsparen…” Artikel in der jungen Welt vom 14.03.2019 externer Link
    • VW möchte bis zu 7000 Stellen streichen. Deutsche Politiker sollen davon aber nicht betroffen sein” ZDF heute-show am 13.3.2019 bei Twitter

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