Montag, 18. März 2019

Fusion von Commerz- und Deutscher Bank

Wie schön war es, als sich die Banker zurückhielten. Kurz nach der Finanzkrise 2007 standen die Geldhändler in der Öffentlichkeit nicht sonderlich hoch im Kurs. Der Bundesverband deutscher Banken hatte kurz vor der Bundestagswahl 2017 erklärt, dass die Yuppies lange »den Kopf eingezogen« hätten, doch heute sei bei dem Thema endlich wieder »die Emotionalität draußen«.
Die Gelegenheit ist also günstig: Am Sonntag trafen sich die Spitzen der Deutschen Bank und der Commerzbank, um eine mögliche Fusion auszuloten. Bislang verging kein Tag, an dem nicht über einen potentiellen Zusammenschluss spekuliert wurde. Am Sonntag bestätigten die Beteiligten das Vorhaben aber erstmals offiziell. Der Vorstand habe »beschlossen, strategische Optionen zu prüfen«, hieß es von der Deutschen Bank. Ihre »führende Position« in Deutschland und Europa könne sie nun möglicherweise mit der Commerzbank ausbauen.
Wo die Reise hingehen soll, sagen die Finanzhaie ganz unverblümt. Am Mittwoch hatte die hauseigene Forschungsabteilung »Deutsche Bank Research« Vorschläge erarbeitet, »wie das europäische Bankwesen wieder in Ordnung kommt«. Darin heißt es, angesichts »anhaltend niedriger Zinsen, zunehmender Regulierung und verminderter Rentabilität« befinde sich der Bankensektor in der Euro-Zone in einem »äußerst herausfordernden Umfeld«. Es sei ein Dilemma, dass die Kapitalmärkte in der Währungsunion nicht so weit ausgebaut seien, wie in den USA. »Wenn sich der Trend fortsetzt, könnte Europa womöglich eine weitere wichtige Branche an die US-Konkurrenz verlieren« Die Lösung sei ganz einfach: Deutsche Großbanken müssten her; die Konkurrenz geschluckt werden. In den USA teilten sich schließlich die fünf größten Banken die Hälfte aller Vermögenswerte. In der EU sei es gerade mal ein Viertel. Monopole sollen es richten. Und es müsse endlich Schluss sein mit der privilegierten Behandlung von Sparkassen, Genossenschafts- und Landesbanken. Die verzerrten den Wettbewerb und seien dafür verantwortlich, dass die Gewinne der Großen so klein ausfallen.
Die Bundesregierung rollt den Bankern den roten Teppich aus: Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat die Deutsche Bank unter Denkmalschutz gestellt. Für sie und andere Monopole wie Siemens, BMW oder BASF soll nach dem Willen des Ministers EU-Wettbewerbsrecht gebeugt werden, um »europäische Champions« zu schmieden. Nichts weniger als die Sicherung beziehungsweise die Wiedererlangung der wirtschaftlichen und technologischen Führungsposition Deutschlands und der Europäischen Union schwebt Altmaier vor. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär Jörg Kukies (SPD) – der zuvor das Deutschlandgeschäft von Goldman Sachs verantwortete – sollen den Bankvorständen ans Herz gelegt haben, ein Zusammengehen am besten noch vor der Wahl zum EU-Parlament Ende Mai zu prüfen. Wie sollen die Spekulanten bei all dem Bitten und Betteln noch nein sagen?

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