Dienstag, 19. August 2014

MLPD huldigt Nazi-Künstler

Von Günter Ackermann Das MLPD-Museum, das nach deren Säulenheiligen Willi Dickhut benannt ist, widmete vor einigen Jahren eine Sonderausstellung einem waschechten Nazi-Propagandisten und SS-Kriegs- und Naziverbrechensverherrlicher. Es handelt sich um den zuletzt in Bochum wirkenden Maler Erich Palmowski. Das Willi-Dickhut-Museum schreibt zum Tod ihres Idols: „Eine unermüdliche Schaffensperiode ist zu Ende. Der Bochumer Maler und Grafiker Erich Palmowski ist am 25. Juli 2006 im Alter von 94 Jahren gestorben. Trotz schwerer Krankheit fand bis in die letzten Lebenstage hinein Erlebtes und Beobachtetes Eingang in neue Ölgemälde und Grafiken. Nahezu ein Jahrhundert hat er die Menschen mit seinen Bildern beschäftigt, erfreut, konfrontiert.“ Ich bin kein Fan Willi Dickhuts, mich hat er nicht gemocht, denn ich tanzte, als wir gemeinsam im ZK der KPD/ML waren, nicht nach seiner Pfeife. Die Abneigung geruhte auf Gegenseitigkeit. Und viele Jahre gab er die Order an die Mitglieder seiner Organisation heraus, dass mit mir jeglicher Kontakt verboten sei. Aber Dickhut war zumindest ein entschiedener Gegner der Nazis. Und jetzt wird in dem Museum, das nach ihm benannt ist, ein waschechter Nazi-Propagandist der schlimmsten Sorte verherrlicht. Die MLPD handelte keineswegs aus Unkenntnis der faschistischen Vergangenheit des Farbschmierers Erich Palmowski. In einem Text zu Palmowski schreiben die angeblichen Marxisten-Leninisten: „Zweifelsohne war das Jahr 1933 für Deutschland und die deutsche Arbeiterbewegung eine gewaltige Zäsur. Dem arbeitslosen Palmowski eröffnete die Mitgliedschaft in der NSDAP eine lukrative Beschäftigung in der NS-Kulturgemeine in Berlin. … Er stellte sich in den Dienst der faschistischen Propaganda.“ Nicht nur Palmowski eröffneten sich „lukrative Beschäftigung“. Auch unzählige Kommunisten, Sozialisten, Gewerkschafter, Demokraten hätten sich diese Möglichkeiten eröffnet – sie ergriffen sie nicht. Sie wollten keinem Verbrecherregime dienen und landeten folglich im KZ und eine Menge auch auf dem Schafott. Nicht so Palmowski. Der wurde nicht nur freudig Nazi, der wurde mehr. Schließlich wurde er Mitarbeiter bei der Zeitung der schlimmsten Mörder, der SS, bei deren Organ „Das Schwarze Korps“. Als Kriegsberichter fabrizierte er dann markige Waffen-SS-Männer im Krieg als „Kunstwerke“. Diese wurden z.B. bei der Ausstellung „Deutsche Künstler und die SS“ gezeigt und das mit höchstem Lob des Chefs der SS-Mörderbande Himmler. Sein Ansehen bei den Faschistenführern war so hoch, dass, als Anfang 1944 in Breslau die Ausstellung „Deutsche Künstler und die SS“ gezeigt wurde, auch Palmowski seine markigen SS-Leute mit Stahlhelm ausstellen durfte. Immerhin führte der Leib- und Magenbildhauer Hitlers, Arno Breker, die Liste der Hersteller der Werke an. Letzterer zeigte eine Büste Adolf Hitlers. Die Ausstellung wurde später auch in Salzburg gezeigt. Veranstalter der Ausstellung war der Reichsführer-SS Heinrich Himmler, der auch den Geleitspruch für der Katalog lieferte: „So sind wir angetreten und marschieren nach unabänderlichen Gesetzen als ein nationalsozialistischer soldatischer Orden nordisch bestimmter Männer und als eine geschworene Gemeinschaft ihrer Sippen den Weg in eine ferne Zukunft und wünschen und glauben, wir möchten nicht nur sein die Enkel, die es besser ausfochten, sondern darüber hinaus die Ahnen spätester, für das ewige Leben des deutschen germanischen Volkes notwendiger Geschlechter“. (Geleitwort zur Ausstellung „Deutsche Künstler und die SS“ von Heinrich Himmler) 1943 kam im Völkischen Kunstverlag von Erich Palmowski eine Mappe mit 8 Farb- und 12 Schwarz-weiß-Reproduktionen heraus. Das Vorwort schrieb keine geringerer wie Gunter d’Alquen. Auch der war kein kleines Licht bei den Nazis. Der war SS-Standartenführer, Chef SS-Standarte „Kurt Eggers“ und Herausgeber der SS-Zeitschrift „Das Schwarze Korps“. Nach dem Krieg wurde Palmowski ein biederer – wenn auch gut bezahlter – Grafiker in Dienste der Stadt Bochum. Die dort regierenden Sozialdemokraten hatten ihm – anbetracht des Kalten Krieges – seine Nazi-Vergangenheit unbeachtet gelassen. Als Stadtgrafiker zeichnete der Ex-SS-Kriegsberichter nun Werbegrafiken für die Ruhrgebietsstadt. Künstlerisch waren seine Helden nicht mehr Stahlhelm- und Karabinerbewehrt, sondern mit Lederhelm und Schaufel. Gelegentlich kommt auch eine Grubenlampe ins Bild. Als Palmowski 2006 starb, schrieb die „Rote Fahne“ (Rote Pfanne) der MLPD in einem Nachruf: „Nahezu ein Jahrhundert hat er die Menschen mit seinen Bildern beschäftigt, erfreut, konfrontiert.“ Das mag ja sein, dass die SS während des Faschismus sich an seinen Machwerken mit Gewehr und Stahlhelm erfreute – die Opfer seiner Helden eher nicht. Die kamen in die Krematorien der KZs, waren Kanonenfutter für den Krieg der Krupp, Siemens, Thyssen. Weiter schreibt die „Rote Fahne“: „Die Willi Dickhut Stiftung e.V. in Gelsenkirchen hat 2004 den gesamten künstlerischen Nachlass Erich Palmowskis als Schenkung erhalten. Den Künstler damit in Ehren und Erinnerung zu erhalten, seine Werke der Nachwelt zugänglich zu machen, dies ist der Stiftung eine ausgesprochene Ehre und zugleich eine große Verpflichtung.“ Jetzt sind die „echten Sozialisten“ der MLPD auch noch Nachlassverwalter eines echten und knackigen Nazi-Künstlers. Eine schöne Aufgabe. Man muss mal sehen, wie sie das machen. Sie bereiten ein Werksverzeichnis über die Werke des SS-Malers vor. Ob darin auch die markigen Kriegsbilder zu finden sind – so nach dem Motto der Nazi-Bildmappe des Geehrten: „Wie die Pflicht es befiehlt“? Die Pflicht für den Führer zu verrecken, zu morden, zu brandschatzen. Die MLPD wird schon die Kurve kriegen, aus einem Nazi-Propagandisten einen Menschenfreund aus dem Kohlenpott zu machen. Ich frage mich allerdings, welcher Teufel die Kunstexperten der MLPD geritten hat, ausgerechnet so einen zu huldigen? Ich habe nur die eine Erklärung: Kaum einer der führenden MLPDler ist aus dem Ruhrgebiet, sondern sind wackere Schwaben, die vor Jahren den SDS in Tübingen bevölkerten. Alles, was und wie ein Bergmann aussieht, wird als solcher betrachtet und ein Maler und Grafiker, der mal einen Bergmann auf die Leinwand bannt, ist folglich ein Arbeiterkünstler – zumindest mit der Arbeiterklasse verbunden – folglich potentiell fortschrittlich, Da übersieht man schon mal geflissentlich die braune Scheiße am Hemd, selbst dann, wenn noch so stinkt. Dass eben jener Palmowski noch vor Jahren die schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte und deren Täter verherrlicht hatte, ja selbst einer von ihnen war, spielt da keine Rolle. Dass Palmowski der berüchtigten SS-Standarte „Kurt Eggers“ – einer Propaganda-Kompanie der SS, angehörte, ficht die MLPD-Häuptlinge nicht an. Willi Dickhut, der Namensgeber des Willi-Dickhut-Museums, das den Nazikünstler nun ehrt, wird sich im Grabe umdrehen. Wie schon gesagt, ich bin kein Fan des Heiligen der MLPD, aber diese „Ehrung“ hat er nicht verdient. G.A.

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