Sonntag, 16. Februar 2020

Internationaler Mindestlohnreport des WSI: Im EU-Mittel kräftige Zuwächse, in vier Ländern über 10 Euro, in Deutschland ist das Niveau rückläufig


MindestlohnDie Mindestlöhne in den 21 EU-Staaten plus Großbritannien, die über eine gesetzliche Lohnuntergrenze verfügen, sind zuletzt im Mittel kräftig angehoben worden – im Durchschnitt nominal um 6,0 und nach Abzug der Inflation um 4,4 Prozent. Beides sind die zweithöchsten Zuwächse in den vergangenen zwei Jahrzehnten. 18 EU-Staaten haben ihre Mindestlöhne zum Jahresanfang 2020 erhöht, Großbritannien wird das in den kommenden Wochen tun. Das zeigt der neue Mindestlohnbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Der deutsche Mindestlohn ist mit 9,35 Euro pro Stunde weiterhin spürbar niedriger als die Lohnuntergrenzen in den westeuropäischen Euro-Staaten, die alle 9,66 Euro und mehr Stundenlohn vorsehen. In vier Euro-Ländern beträgt der Mindestlohn nun mehr als 10 Euro, in Luxemburg sogar 12,38 Euro. Auch in Großbritannien wird der Mindestlohn ab April deutlich über dem deutschen Niveau liegen. Die kräftigeren Erhöhungen sind zum Teil Ergebnis von Debatten und einzelnen Regierungs-Initiativen, die in vielen europäischen Ländern darauf abzielen, Mindestlöhne auf ein existenzsicherndes Niveau anzuheben. Die EU-Kommission hat dieses Thema ebenfalls aufgegriffen. Bislang liegen aber nur in zwei EU-Ländern, Frankreich und Portugal, die Mindestlöhne bei mindestens 60 Prozent des mittleren Lohns. Dieses Niveau ist aus Sicht vieler Experten die Untergrenze für ein existenzsicherndes Entgelt. Der EU-Durchschnitt beträgt dagegen laut WSI lediglich knapp 51 Prozent, in Deutschland ist das Niveau mit knapp 46 Prozent noch niedriger und war in den vergangenen Jahren rückläufig…” HBS-Mitteilung vom 13.02.2020 externer Link, siehe auch den WSI-Mindestlohnbericht 2020:
  • WSI-Mindestlohnbericht 2020: Europäische Mindestlohninitiative vor dem Durchbruch?2020 könnte in Europa das Jahr des Mindestlohns werden. Erstmals hat die Europäische Kommission die Initiative für eine europäische Mindestlohnpolitik ergriffen, um überall in Europa „gerechte“, d. h. armutsfeste und existenzsichernde Mindestlöhne durchzusetzen. Zugleich werden in vielen EU-Staaten Diskussionen über eine deutlich stärkere Anhebung der Mindestlöhne auf nationaler Ebene geführt. Die Debatte in Deutschland über einen Mindestlohn von 12 Euro ist folglich kein Einzelfall, sondern fügt sich ein in ein europäisches Entwicklungsmuster, das schon seit einigen Jahren eine Tendenz zu deutlich höheren Mindestlohnzuwächsen aufweist. Eine europäische Mindestlohnpolitik könnte den Trend zu höheren Mindestlöhnen weiter beschleunigen und die verschiedenen nationalen Initiativen in eine europäische Gesamtstrategie einbetten…” Mindestlohnbericht 2020 von Thorsten Schulten und Malte Lübker vom Februar 2020 externer Link
  • Siehe auch unser Dossier: Streit um EU-Mindestlohn – Europäischer Gewerkschaftsbund diskutiert Vorschlag der Kommission
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=162868

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